Corona-Krise - Berliner Senat plant Sommerschulen für benachteiligte Kinder

Mo 18.05.20 | 19:19 Uhr
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Archivbild: Eine Schülerin der Evangelischen Schule Berlin Mitte, sitzt am 06.09.2019 auf ihren Platz im Klassenraum. (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Audio: Inforadio | 18.05.2020 | Christoph Reinhardt | Bild: dpa/Annette Riedl

Schüler aus finanzschwachen Familien und ohne Computer haben es in der Corona-Krise besonders schwer. Der Senat plant jetzt für benachteiligte Kinder ein Angebot in den Sommerferien - freiwillig und für einen Teil der Ferien.

Der Senat plant Sommerschulen für mehr als 10.000 benachteiligte Schülerinnen und Schüler. Sie sollen in den großen Ferien in Kleingruppen den Stoff nachholen können, den sie wegen der Corona-Krise versäumt haben, sagte ein Sprecher der Bildungsverwaltung am Montag dem rbb.

Das Angebot ist freiwillig und reicht auch nur für einen Bruchteil der rund 360.000 Berliner Schülerinnen und Schüler: Das Programm "Sommerschule 2020" soll in den Sommer- und Herbstferien für die Jugendlichen der Jahrgangsstufen 7, 8 und 9 sowie für Kinder der Jahr-gangsstufen 1 und 2 angeboten werden. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie rechnet nach eigenen Angaben damit, dass hiermit kurzfristig bis zu 8.000 Jugendliche und bis zu 4.800 Kinder erreicht werden können.

Unterrichten sollen Honorarkräfte

Die Sommerschulen für Jugendliche werde vor allem Unterrichtsinhalte in den drei Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch an, die am Ende der Jahrgangsstufe 10 Prüfungsfächer im Mittleren Schulabschluss darstellen, heißt es in einer Mittelung der Bildungsverwaltung. Für die Kinder der Jahrgangsstufen 1 und 2 gehe es neben einem guten Ankommen in der Schule vornehmlich um die Alphabetisierung, die Lese- und Schreibförderung sowie um den Erwerb mathematischer Grundkompetenzen. Unterrichtet werden soll von Honorarkräften, aber auch von Lehramts-Studenten und pensionierten Lehrerinnen und Lehrer.

Dafür sollen Lerngruppen mit jeweils acht Schülern gebildet werden, die in vier Wochen jeweils 15 Stunden lang unterrichtet werden. So sollen dann die gröbsten Wissenslücken geschlossen werden. Für Jugendliche soll es ein Angebot von mindestens zwei Wochen in den Sommerferien und von ein oder zwei Wochen in den Herbstferien geben. Das Lernangebot für Kinder der 1. und 2. Jahrgangsstufe erfolgt in der Regel in den Stammgrundschulen oder in einer Nachbarschule.

Auch Berufsschulen und Oberstufenzentren sollen Sommerschulen anbieten

Hinzu kommen die beruflichen Schulen und Oberstufenzentren, die ebenfalls Sommerschulen
anbieten werden. Das Angebot richtet sich in diesem Bereich an Schülerinnen und Schüler, die
eine Präsenzzeit benötigen. Insbesondere in der Berufsvorbereitung und in den Willkommensklassen sollen sie Unterstützung in den Kernfächern, in der Entwicklung der beruflichen Handlungskompetenz sowie in der Sprach- und Digitalkompetenz erhalten.

Mehrere Millionen Euro eingeplant

Ausgewählt und vorgeschlagen werden die Kinder von den Klassenlehrern. Ein Kriterium bei der Auswahl könnte sein, wer zu Hause nicht die Voraussetzungen und technischen Mittel hat, um sich den Stoff im Home-Schooling anzueignen. Es können aber auch Schülerinnen und Schüler ausgewählt werden, die aufgrund der Corona-Pandemie in eine Problemlage geraten sind, die zur Verursachung eines Lernrückstandes beigetragen hat.

Die Bildungsverwaltung plant für die Sommerschulen Ausgaben von mehreren Millionen Euro ein. Der Senat muss das Programm noch beschließen.

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14 Kommentare

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  1. 14.

    Ich bin so enttäuscht. Heute ist der letzte Schultag und es gibt immer noch keine Infos zum Thema Sommerschule. Wir wissen rein gar nichts. Auch gab es keinerlei Gespräche zwischen den Fachkräften der Sommerschule und den Lehrern der Kinder zum Thema Wissensstand, Nachholbedarf in welchen Bereichen etc. Wenn es denn (theoretisch) Anfang der Ferien losgehen soll, wie soll man sich so kurzfristig organisieren, gerade wenn man mehrere Kinder hat. Es ist echt ein Trauerspiel, da werden Gelder bereit gestellt und dann hapert es mal wieder an der Organisation, Personalmangel in Berlin etc.

  2. 13.

    Nein, auch ein Kind muss lernen, wenn es die Leistung nicht gebracht hat, dass es diese nachholen muss.
    So ist es auch wenn das Kind erwachsen ist.
    Sie scheinen eindeutig zu diesen hier genannten Haushalten zu gehören, denn anders kann man ihre Lernresistenz nicht erklären.
    Ich gehe sogar so weit, dass diese Kinder per Gesetz gezwungen werden sollten. Denn was soll später aus ihnen werden?
    Dann ist das Geschrei wieder groß, wenn ihre primitive Tätigkeit durch eine Maschine ersetzt wurde, sie aber für höhere Tätigkeiten nicht mal ansatzweise geeignet sind.

  3. 12.

    In andern Ländern sind Sommerschulen völlig normal, um zu lernen, was übers Schuljahr nicht geschafft wurde.
    Dort gibt es auch regulär Ganztagsschulen. Lernen ist ein Privileg. Kindern einzureden, Bildung sei eine Strafe, ist auch eine bösartige Form sozialer Ausgrenzung, Abgesehen davon ist es ein Armutszeugnis, dass es immer noch Kinder gibt, die keinen Zugang zu digitalen Lernmitteln haben.

  4. 11.

    Das habe ich auch gedacht, es trifft wieder einmal die armen Kinder..ich würde mein Kind NICHT bringen, egal ob wir arm sind oder reich. Auch arme Kinder haben ein Recht auf Ferien!!

  5. 10.

    Marion, Berlin, Montag, 18.05.2020 | 16:00 Uhr:
    "Eine 5 zu bekommen, in der 4. Klasse, nur weil man kein WLan zuhause hat und nicht selber ausreichend für die Hausaufgaben per Handy im Internet recherchieren kann, ist demotivierend."

    Wer hat wo von wem "eine 5 bekommen, in der 4. Klasse, nur weil man kein WLan zuhause hat und nicht selber ausreichend für die Hausaufgaben per Handy im Internet recherchieren kann, ist demotivierend"???

    Bitte Fakten statt Verschwörungswahn!

  6. 9.

    Auf freiwilliger Basis. Na mal sehen wie viele Eltern das ihren "benachteiligten" Nachwuchs antun werden.

  7. 8.

    Honorarkräfte und Studenten sollen jetzt die Arbeit der Lehrer übernehmen.
    Dazu noch in den Sommerferien.
    Das ist ja wohl der Gipfel.
    Da schon das Management nach dem Lockdown von zahlreichen Eltern bemängelt wird, sehe ich für einen sinnvollen Ferienplan eh schwarz. Die Schulen können in den Ferien zubleiben.
    Lehrplan ausdünnen reicht.
    Die Schulleiter möchten bitte wieder die Arbeitsfähigkeit der Schulen herstellen.
    Die Restaurants prügeln sich um ihre Kundschaft und machen alles Erdenkliche möglich.

  8. 7.

    Na prima! Die Benachteiligten machen Ferienschule, die Anderen fahren schick in den Urlaub!

  9. 6.

    Sorry, aber von diesem Berliner senat kommt im Moment nur Sche.....

  10. 5.

    Wie schon so oft geschrieben: Alle SuS hatten Nachteile- alle brauchen guten Unterricht im nächsten Schuljahr. Das ist die Aufgabe, die zu lösen ist. Jetzt werden noch mehr Unterschiede hergestellt. Ab August haben die Lehrerinnen dann die SuS mit und ohne private Nachhilfe, mit und ohne tablet, mit und ohne Sommerschule in den Klassen. Jeder hat was anderes gelernt und alle brauchen systematischen Unterricht.
    Vielleicht sind gute Ferienfreizeitangebote in kleinen Gruppen für Kinder, die auch sonst nicht verreisen können und immer darauf warten, dass die Schule aufmacht, besser. Das kann in schulischen Räumen stattfinden und Musiker, Künstlerinnen und Studierende verdienen Geld. Jetzt hat die Behörde gerade noch 2 und einen halben Monat Zeit für ein Rahmenkonzept für alle.

  11. 4.

    Lieber die Lehrer besser schulen. Eine 5 zu bekommen, in der 4. Klasse, nur weil man kein WLan zuhause hat und nicht selber ausreichend für die Hausaufgaben per Handy im Internet recherchieren kann, ist demotivierend. Berlin 2020

  12. 3.

    Das kann doch wirklich nicht wahr sein.
    Wo bleibt die Gleichbehandlung? Es haben in der Zeit alle nichts gelernt.

    Darf ich privat einen Lehrer beschäftigen und die Rechnung dem Schulamt schicken,?

    Ich möchte das mein Kind eine gute Bildung erhält und da es ein Recht auf Bildung und eine Schulpflichtig gibt müsste es mir wohl bezahlt werden.

  13. 2.

    Und Kinder, die nicht von Hartz4 leben, aber im Homeschooling Mathe auch nicht verstanden haben, müssen das bei Mutti oder dem bösen Onkel lernen? Wo bleibt die Gleichbehandlung? Ne, dafür sind ja die Mütter zuständig...

  14. 1.

    Sommerschule für benachteiligte Kinder / Samstagsunterricht …. freiwillig … da hat doch mal wieder einer lange Weile im Hause Scheeres. Nichts gegen unkonventionelle Vorschläge um die systematische jahrzehntelange Benachteiligung von Kindern in unserem kaputtgesparten Bildungssystem endlich auf den Weg zu bringen. Aber Vorschläge dieser weltfremden Art, von Politikern erdacht die komplett realitätsfremd sind möchte niemand mehr hören. Schwachsinn !! Fangt endlich an zu arbeiten ...

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