Strategiewechsel - Berlin ändert Corona-Teststrategie - und will deutlich mehr testen

Mo 04.05.20 | 14:27 Uhr
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Eine Ärztin hält ein Abstrichstäbchen in einer ambulanten Corona-Test- Einrichtung in der Hand. (Quelle: dpa/Britta Pedersen)
Bild: dpa/Britta Pedersen

"Testen, testen, testen" soll jetzt das Motto in Berlin sein, kündigte Gesundheitssenatorin Kalayci am Montag an. Demnach sollen jetzt weitere Personengruppen getestet werden, auch wenn sie keine Symptome zeigen.

Berlin weitet den Kreis der Menschen aus, die auf das neue Coronavirus getestet werden sollen. Die Teststrategie werde gerade geändert, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montag im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses.

Alle Menschen mit entsprechenden Symptomen sollen demnach getestet werden; ebenso alle Kontaktpersonen von bestätigten Fällen, auch wenn sie keine Krankheitsanzeichen aufwiesen. "Unser Motto ist testen, testen, testen", betonte Kalayci. Die Kapazitäten dafür gebe es. Die Senatorin sprach von einer "sehr deutlichen Erweiterung".

Fokus auf Kitas, Krankenhäuser und Pflege

Zu den Corona-Tests machte Kalayci deutlich, dass Krankenhäuser, stationäre und ambulante Pflege, aber auch Schulen und Kitas im Blick seien. Beispielsweise sollen stichprobenartig Pflegeheime und -dienste getestet werden - zwei Einrichtungen pro Bezirk.

Krankenhäuser und Pflegeheime gelten als Orte, an denen Infektionen großen Schaden anrichten können. Die geltenden Kontaktbeschränkungen können dort weniger umgesetzt werden, zugleich dürften viele Patienten und Bewohner wegen Alter und Vorerkrankungen besonders anfällig sein für schwere Krankheitsverläufe.

Mitarbeiter von Krankenhäusern und Pflegeheimen getestet

Screenings auf Covid-19 gebe es an zwei Krankenhäusern. Die Charité habe alle Mitarbeiter durchgetestet. Auch Antikörpertests seien an der Universitätsklinik vorgenommen worden - davon verspreche man sich repräsentative Erkenntnisse. Der landeseigene Klinikkonzern Vivantes teste eher die Risikobereiche wie Notaufnahme, Onkologie und Geriatrie, schilderte Kalayci.

Auch Mitarbeiter und Bewohner zweier Vivantes-Pflegeheime wurden ihr zufolge vorsorglich getestet - alle Ergebnisse seien negativ gewesen. Unabhängig von Vivantes gingen Tests in Pflegeheimen und Pflegediensten weiter: Ziel sei es, sich pro Bezirk zwei Einrichtungen vorzunehmen, kündigte Kalayci an. Außerdem soll es Screenings an Schulen und in Kitas geben. Details dazu nannte die SPD-Politikerin nicht.

Bisherige Möglichkeiten für Tests

Seit Mitte März können Menschen, die eine Infektion befürchten, via App einen Fragebogen ausfüllen und so eine Empfehlung bekommen, ob ein Arztbesuch oder Test sinnvoll ist. Hinzu kommt eine Videosprechstunde, damit nicht jeder Patient vor Ort erscheinen muss.

Um sich testen zu lassen, können Menschen, die fürchten, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben, in ein Corona-Drive-In fahren. Bei den Drive-Ins sollen Menschen getestet werden, die Krankheitssymptome zeigen oder flüchtigen Kontakt zu nachweislich Corona-Infizierten hatten.

Zuvor soll es ein Beratungsgespräch mit einem Mitarbeiter des Gesundheitsamtes geben. Dann werde gegebenenfalls ein Termin vergeben, wie es in einer Mitteilung der Berliner Verwaltung hieß.

Was mehr Tests bringen können

Aktuell gehen Wissenschaftler und Ärzte davon aus, dass sich Menschen mit dem Coronavirus infizieren können und danach keine Symptome zeigen. So steigt das Risiko, dass sie die Krankheit unbemerkt weitergeben können. Mit mehr Tests könnten auch mehr Infektionen erkannt und Erkrankte isoliert werden – was eine weitere Ausbreitung des Virus verlangsamen könnte.

Sendung: Inforadio, 04.05.2020, 12.20 Uhr

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15 Kommentare

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  1. 15.

    Fr. Kalayci, Ihre Aktionen sind doch mittlerweile ein Hohn. Seit Beginn frage ich mich, wieso es keinen behördenübergreifenden Kommandostab gibt, der alle Maßnahmen koordiniert. Statt dessen machen wir es wie immer im Berlin der letzten 5 Jahre. Prinzip Hoffnung und mal lustig durch die Gegend mäandert.

    Vor 4 Wochen stampfte nach Bittgesuchen des RKI und des Landeslabors, die Firma Bayer eine 100-köpfige Mannschaft aus dem Boden, stellte Räumlichkeiten und Equipment bereit, etablierte Prozesse. 800 Testungen pro Tag sind möglich. Getestet werden sollten lt. Abpsrache mit dem RKI, Mitarbeiter von Feuerwehr, Polizei, medizinisches Personal, etc.
    Nach 4 Wochen sitzt die Hälte der Projektgruppe wieder an ihrer originären Arbeit, weil weder das Landeslabor, noch die Gesundheitsämter ausreichende Proben zum testen liefern.
    Und jetzt kommen Sie um die Ecke und wollen mehr testen? In der Krise offenbart sich die Führungskraft.

  2. 14.

    Sie können sich jederzeit testen lassen, kostet halt nur gewissen Betrag, ich glaube aber schon unter 50 €.
    Also hier nicht neidvoll auf die Bundesliga blicken, die bezahlen das auch alle selber, Test Kapazitäten sind in Deutschland mehr als genug vorhanden!

  3. 13.

    Dem kann ich nur zustimmen, ging mir ähnlich.
    Habe bei der Corona App der Charité den Fragebogen zweimal ausgefüllt. Als ich "med.Personal" angekreuzt hatte, hätte ich sofort eine Test bekommen, ohne dieses Kreuz leider nicht.
    Aber ich gehöre zu der nicht geringen Zahl von pflegenden Angehörigen, die einkaufen, Rezepte bei Ärzten/Apotheken abholen/einlösen usw. Jedesmal komme ich, auch jetzt trotz Maske, mit einem unguten Gefühl nach Hause. Mein soziales Leben ist komplett auf Eis gelegt, um jedes Risiko zu vermeiden.
    Und wenn ich dann lesen muss, dass für die 1.+2. Bundesliga über 1.700 Tests durchgeführt wurden und bei Aufnahme des Spielbetriebes für die 36 Vereine diese Tests zweimal wöchentlich erfolgen sollen, könnte ich ko....
    Schließlich sind die Testkapazitäten immer noch sehr gering, da kann nicht Hinz und Kunz kommen und einen Test bekommen.

  4. 12.

    Ich wollte mich früh testen lassen, weil ich covidähnlich Symptome hatte. Wurde von meiner Hausärztin abgelehnt: ich sei ja nicht in einem Risikogebiet gewesen und das Fieber sei nicht hoch genug. Anruf beim Gesundheitsamt zwecklos. Von Arzt und Politik allein gelassen! Und jetzt plötzlich?

  5. 11.

    Wann werde ich als Altenpfleger endlich getestet? Oder ist es nicht gewollt?

  6. 10.

    Ich stimme zu! Auf z.B. Schutzanzüge warten wir immer noch, in der Behindertenhilfe/Pflege. Geht gar nicht.

  7. 9.

    Keine Antwort bekommt man von Fr Kalayci ob man auch plant Mitarbeiter und Bewohner von Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderungen zu testen. Also entweder interessiert es sie nicht oder es wird einfach vergessen.

  8. 8.

    Also, irgendwie werden die alle im Senat verrückt. Wass soll der Mist denn jetzt?! Langsam reicht es jetzt.
    Seit zwei Monate sitze ich zu Hause und mache nur Einkäufe, jetzt möchte ich mal meine Freiheit wiederhaben und nun auf einmal Maske tragen und testen lassen, die im Senat spinnen doch.

  9. 7.

    Dann müsste man auch die getestet werden wo im Pflege Bereich die nachhause zu den Patienten gehen oder fahren.

  10. 6.

    Wird ja auch Zeit. Nutzt mir zwar wirtschaftl. nicht allzuviel, weil mein Berufszweig nach wie vor für Monate trockengelegt ist, aber so ein Zwischenergebnis würde mir schon helfen um evtl. berufl. Alternativen zu überdenken oder sich sogar an die Coronafront zu begeben (wenn Test positiv). Woanders bekommt man eh gerade keinen Job. Außer als Erntehelfer unter absolut widrigen Bedingungen. Dann lieber putzen o.ä. im Krankenhaus. Sitze ja nun seit 2 Monaten daheme, da dürfte ich ja das schwerste überstanden haben, wenn ich denn infiziert war....

  11. 5.

    Jupp, von uns - eine Verwaltungseinheit am CCM, die allerdings auch Kolleginnen und Kollegen an den anderen Campus hat - wurde bisher auch niemand aufgrund des Mitarbeiter-Status getestet.

  12. 4.

    Also in Spandau wurde in der Strahlentherapie noch niemand getestet, jedenfalls keine MTA. Liegt vielleicht auch daran, dass das ein MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) ist und das Personal nur zum Teil zu Vivantes gehört.

  13. 3.

    Lieber Herr Spahn,

    erstens sind die erwerbbaren Serientests (ELISA), die nicht dem RKI oder den Forschungsvirologen gehören und NICHT serienreif sind, noch nicht validiert und liefern noch nicht vollkommen zuverlässige Ergebnisse.
    Zweitens weiß man nicht, ob mit Antikörpern Immunität besteht bzw. wie lange.
    Und drittens gibt es Leute wie mich, die positiv waren, aber KEINE Antikörper aufweisen. Fehlerhafter Test?

    Alles nur Absichten, die jetzt noch nicht zu beurteilen sind!

  14. 2.

    Der Abstrichtest ist nur eine Momentaufnahme. Man lässt sich testen, Ergebnis negativ. Im nächsten Moment kann man sich infiziert haben.
    Wer ein Immunitätsausweis braucht um irgendwo einzureisen, der sollte sich erstmal infizieren.

  15. 1.

    Jo, das kommt ja früh... Nachdem man sich die Wochen zuvor geziert hat, zu testen. Es werden deutlich mehr Menschen erkrankt (gewesen) sein, die nicht erfasst wurden, weil schlicht nicht getestet wurde. In Brandenburg wurde diese Aufgabe zuerst den Hausärzten übertragen, die hatten keine Ausrüstung und die Gesundheitsämter waren überfordert.
    Nun gut, was soll es nun bringen, die zu späte wilde Testerei?

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