Pflegeheime teils unvorbereitet - Wohlfahrtsverbände: Besuchslockerungen gehen zu schnell

Sa 09.05.20 | 16:00 Uhr
  7
Eine alte Frau geht am 05.12.2012 in Berlin im Seniorenpflegeheim pro Vita Haus Rheingold mit einem Rollator einen Flur entlang. (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Bild: dpa/Jens Kalaene

Die Wohlfahrtsverbände in Brandenburg haben die kurzfristige Änderung der Anti-Corona-Regeln für Pflegeheime kritisiert. Die Lockerung der Besuchsregelungen in Einrichtungen der Altenpflege sei zwar richtig, gehe jedoch "zu schnell und zu weit", erklärte die Liga der Wohlfahrtsverbände am Samstag in Potsdam. Die Möglichkeit für die Bewohner, bereits seit Samstag wieder Besucher zu empfangen, sei auf Kosten von Einrichtungen und Pflegekräften beschlossen worden.

Einrichtungen wenden ein: Besuche müssen vorbereitet werden

Pflegeeinrichtungen und Mitarbeitende könnten sich nicht "innerhalb kürzester Zeit auf den verständlichen Andrang von Angehörigen vorbereiten", betonte Bernd Mones, Liga-Vorsitzender und Caritasdirektor der Diözese Görlitz. Die Einrichtungen benötigten Vorlauf, um die nun möglichen Besuche auch abzusichern, also für die Organisation und Koordination sowie für die Schutzmaßnahmen.

Zutritt muss "gesteuert werden"

Bewohner brandenburgischer Alten- und Pflegeheime dürfen nach Angaben des Gesundheitsministeriums seit Samstag unter strengen Auflagen wieder Besuch bekommen. Zuvor galt seit Mitte März zu ihrem Schutz ein Besuchsverbot. Darunter hätten in den vergangenen Wochen viele Bewohnerinnen und Bewohner sehr gelitten.

Die Lockerung sieht den Angaben zufolge vor, dass Patienten in Krankenhäusern, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie Bewohner von Pflegeheimen und in besonderen Wohnformen nun Besuch durch eine Person empfangen können. Dabei muss der neuen Eindämmungsverordnung zufolge jedoch sichergestellt werden, dass der Zutritt gesteuert wird und unnötige physische Kontakte vermieden werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.05.2020, 14 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

7 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 7.

    Das ist eine Schande. Die alten Menschen werden hier nur verwahrt und nicht individuell betreut. Das liegt nicht am Personal, sondern an den Betreibern. Die wollen Geld verdienen und Gewinne maximieren und das vor allem mit Personaleinsparungen und schlechter Bezahlung.
    Es gibt sicher auch Ausnahmen. Leider viel zu wenige oder nur für Gutbetuchte.

  2. 6.

    Sehe ich komplett genauso und kann dieses jammern gerade der Pflege und Alten Einrichtung nicht verstehen, weil die eigentlich von Hause aus schon ein hygienekonzept haben sollten.
    Das da nun angeblich gar nichts ist und sie sich überrumpelt fühlen macht mir fast mehr Sorgen als alles andere.
    Weil es gibt hier nur ein Corona Hotspot und das weltweit und das sind nunmal die Altenheime.
    Das sollte sich doch nun langsam hier mal rum gesprochen haben.
    Hätten wir darauf unsere Konzentration gelegt, hätten wir nicht nur den wirtschaftskollaps verhindern können, sondern hätten wahrscheinlich auch eine Menge an Toten verhindern können.

  3. 5.

    So ist das eben wenn man immer nur abwartet und dann reagiert wenn andere Entscheidungen treffen. Über die Bundesliga meckern viele, dabei haben die proaktiv eigene Konzepte entwickelt und nicht gewartet bis irgendein Politiker oder Beamter sich irgendwann irgendetwas ausdenkt. Schlimm genug wenn die Wohlfahrtsverbände zugeben dass Bewohner der Heime unter Einsamkeit leiden und dann nicht aktiv Ideen entwickeln um ihren Klienten dabei zu helfen.

  4. 4.

    Das betrifft die Kitas ebenso, die plötzlich auch noch die Geschwisterkinder der angehenden Schulkinder betreuen sollen, unabhängig von einer Berufstätigkeit der Eltern.

  5. 3.

    Ich habe selbst mehrere Jahre in einem Pflegeheim als Fachkraft gearbeitet und kann mir in keiner Weise vorstellen, wie ich kontrollieren sollte, dass "kein unnötiger physischer Kontakt" aufgenommen wird. Man sollte doch annehmen, dass die Angehörigen soweit mitdenken, dass sie die Pflegebedürftigen nicht unnötig Gefahr aussetzen. Die Bewohner haben wochenlang keinen Besuch bekommen können, und nun dürfen Vater und Mutter nicht mal umarmt werden zur Begrüßung? Und wieso muss der "Zutritt gesteuert werden"? Es reicht ein Schild an der Tür, "pro Bewohner bitte nur eine Besuchsperson", und wenn ich als Pflegekraft mitbekomme, es wird sich nicht dran gehalten, fordere ich die Leute zum Gehen auf. Paul hat völlig recht, es war genügend Zeit, die Öffnungen vorzubereiten.

  6. 2.

    Wir leben seit 7 Wochen im Lockdown. Ich finde es war genug Zeit für alle Öffnungen auch entsprechende Pläne auszuarbeiten. Immer unter dem Gesichtspunkt der Abstandsregeln ließe sich alles öffnen. Nicht im altgewohnten Umfang, aber wenigstens so, dass das Leben wieder in gewohnte Bahnen kommt. Denn es muss alles öffnen bis ein Impfstoff gefunden ist. Wir werden in der Welt bewundert für unsere Disziplin und das Organisationstalent. Lasst uns gemeinsam anpacken, optimistisch sein, Unterstützung geben für die die es brauchen.

  7. 1.

    Diese unverantwortliche abrupte Aktion betrifft nicht nur die Alten- und Pflegeheime , die völlig unüberlegt mal schnell Lockerungen im Hinblick auf Muttertag erfahren sollten. Auch die Schulen wurden davon überrumpelt,dass weitere Schüler kurzfristig in die Schule können, obwohl auch dort entsprechende Vorbereitungen eine Vorlaufzeit von mind. einer Woche brauchen. Die offensichtlich praxisfernen Politiker sollten nicht einen unsinnigen Lockerungssprint hinlegen,sondern sich mit den Praktikern Vorort abstimmen,ehe sie eilig per der PK ihre unabgestimmten Pläne rausposaunen. Kommt mir vor wie ein Wettstreit,völlig unangebracht.

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren