Niedrige Infektionszahlen - Brandenburg bereitet regulären Schulbetrieb nach den Ferien vor

Do 04.06.20 | 07:38 Uhr
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Schulalltag in der Corona Zeit, zum Unterricht sitzen die Schüler verteilt mit einem Sicherheitsabstand im Klassenraum. Quelle: imago images
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Wegen der Corona-Krise haben Brandenburgs Schüler seit Mitte März Heimunterricht, ein großer Teil darf bislang nur tageweise in die Schule. Nach den Plänen von Bildungsministerin Ernst könnte sich das nach den Sommerferien ändern.

Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) will alle Schulen im Land auf einen regulären Betrieb nach den großen Ferien vorbereiten. "Es geht schließlich um das Recht auf Bildung und um das Recht auf soziale Teilhabe der Kinder und Jugendlichen. Das ist ein hohes Gut", sagte Ernst der Deutschen Presse-Agentur. "Deshalb müssen wir alles dafür tun, dass die Schulen nach dem Sommer wieder zum Normalbetrieb übergehen können." 

Voraussetzung sei, dass der Verlauf der Corona-Pandemie dies zulasse, betonte die Ministerin. "Wir haben derzeit niedrige Infektionszahlen, weil sich die Bürgerinnen und Bürger verantwortungsvoll verhalten haben und wir bekommen mehr und mehr wissenschaftliche Hinweise, dass Kinder keine besonders große Ansteckungsgefahr darstellen", sagte Ernst. "Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass es vermutlich gelingt, die Schulen nach den Sommerferien wieder für den Regelbetrieb zu öffnen."

Lokale Schulschließungen weiterhin möglich

Dennoch arbeite das Ministerium an verschiedenen Szenarien, betonte Ernst, denn je nach Verlauf der Infektionszahlen müsse man sich auf verschiedene Modelle vorbereiten. "Einmal mit dem Normalbetrieb, einmal mit einer optimierten Verlängerung der jetzigen Situation und als drittes Szenario vielleicht mit einem Wechsel der verschiedenen Situationen."

Doch auch ein Regelbetrieb könne nach den Ferien nicht ohne Einschränkungen laufen, erläuterte Ernst. Denn es gebe unter den Lehrkräften und auch unter den Schülern einige, die zu den Risikogruppen zählten. Zudem könnten nach möglichen Corona-Ausbrüchen regionale oder lokale Schulschließungen notwendig sein. 

Brandenburg hat bereits neue Lehrkräfte eingestellt

Das Ministerium habe bereits 1.164 neue Lehrkräfte für das nächste Schuljahr unbefristet eingestellt, berichtete Ernst. Hinzu kämen weitere 92 feste Zusagen. "Darunter werden viele Seiteneinsteiger sein, die wir entsprechend qualifizieren", sagte Ernst. "Aber ich bin überzeugt, dass wir genügend Lehrkräfte für einen weitgehenden Regelbetrieb an den Schulen zur Verfügung haben werden."

Vor der Aufnahme des Regelbetriebs soll Bilanz gezogen werden über ausgefallenen Unterricht und auch versäumtes Lernen, kündigte Ernst an. Im kommenden Schuljahr sollen die Klassen dann wieder gemeinsam unterrichtet werden und nicht wie bislang in halbierten Lerngruppen. "Normalbetrieb, heißt Normalbetrieb", betonte Ernst. Dafür müsse noch ein Konzept für Corona-Testungen in den Schulen erarbeitet werden. "Das wird ein ganz wichtiger Baustein sein, weil Normalbetrieb heißt, dass die 1,50-Meter-Abstandsregel nicht mehr gilt."

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.06.2020, 10 Uhr

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12 Kommentare

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  1. 12.

    Ich empfehle Ihnen, sich zu informieren. Natürlich kann man an oder mit Corona sterben. Es gibt nun mal schwere Verläufe, die auch junge Menschen treffen können. Dass wir in Deutschland so glimpflich davon gekommen sind, ist einzig dem Handeln unserer Regierung zu verdanken. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte man das Leben im Normalbetrieb weiterlaufen lassen.

  2. 11.

    An Corona stirbt ja nun niemand, von vielen Ärzten und Wissenschaftlern schon lange so bestätigt worden.
    Was machen wir denn bei einer Grippe Pandemie? Nix, wir leben unser Leben weiter, wo doch nachweislich mehr Menschen an der Grippe sterben als "an" Corona.
    Und Schulpflicht ist Schulpflicht. Wir sind Vollzeit arbeiten, haben nicht den Luxus namens HomeOffice.
    Dazu möchte ich erwähnen, das wir jedes Jahr Milliarden Euro an Steuergelder in die Gehälter von Beamten stecken, daher sollen die , genauso so wie wir normalen, auch in diesen Zeiten ihren Dienst versehen. Ich bin auch in der risikogruppe, na und ..... das Leben geht weiter, so oder so!

  3. 10.

    Als Lehrerin, die zur Risikogruppe gehört und sich täglich sehr viel Mühe macht mit der Arbeit über das Homescooling macht es mich sehr traurig, dass einem unterstellt wird, man würde irgendwelchen Freizeitinteressen nachgehen. Die Gefahr, sich in der Schule zu infizieren kann keiner, der realistisch denkt, abstreiten. Um dem Risiko, an Corona zu sterben auszuweichen, gebe ich mir alle Mühe, über das Homescooling das Bestmögliche zu erreichen.

  4. 9.

    Lieber rbb,
    Die Zahl der Einstellungen der Lehrer wurde in der Form bereits im März vom Ministerium kommuniziert. Schade dass die Zahl so unreflektiert weiter gegeben wird. Denn diesen 1164 stehen (meiner Erinnerung nach) über 900 Abgänge gegenüber. Im Rest stecken noch Übernahmen von Quereinsteigern mit Zeitvertrag in feste Anstellungen. Netto fällt der Zuwachs also sehr gering aus.

  5. 8.

    In den meisten anderen Staaten gibt es eine Bildungspflicht statt Schulpflicht, so undenkbar ist das also nicht.
    Bildungspflicht heißt, dass jeder die Lerninhalte entweder in der Schule oder privat lernen muss und diese z.B. jährlich abgefragt werden. Das funktioniert in vielen Ländern sehr gut.
    Die bisherigen deutschen "Web-Schulen", die Sie ansprechen, sind nicht für Kinder mit vorerkrankten Eltern gedacht.
    Und warum glauben Sie, dass Eltern die Aufgaben der Schüler erledigen? Das wäre ja widersinnig und kontraproduktiv. Es würde dem Kind mehr schaden als helfen.
    Meine 3 Kinder haben sehr fleißig und oft sogar mit Freude alle Aufgaben selbst bearbeitet. Ich habe lediglich dem Jüngsten vorher immer grundsätzliches Neues erklärt und bei allen mal Vokabeln abgefragt oder etwas mündlich wiederholen lassen.
    Mir ging es auch nicht um einen Homeschooling-Zwang, sondern um die Wahlmöglichkeit.

  6. 7.

    Vielen Dank für Ihren Insiderblick. Als Mutter frage ich mich schon, ob das von einigen Lehrerinnen und Lehrern ausgenutzt wird. Die allermeisten, denke und hoffe ich, sind sehr fleißig und machen das beste aus der Situation. Aber ich habe ein paar Hinweise darauf bekommen, dass die offene Tür (z.B. auf der Homepage des RKI, Lehrer mit Bluthochdruck dürften jetzt nicht mehr unterrichten, könntens sich telefonisch die Krankschreibung abholen) auch schnell mal zugunsten der eigenen Freizeitbedürfnisse des ein oder anderen Lehrpersonals ausgenutzt wird. Oder durch Fehlplanung, Lehrerin ist in der Notbetreuung eingesetzt und dort kommt kein einziges Kind. Das finde ich beschämend. Denn es geht zu Lasten der Kinder, für die man diesen Beruf doch ergriffen hat. Und ja: die allermeisten Eltern und Kinder können die ganzen Zettel mit Aufgaben fürs Homeschooling nicht mehr sehen. Danke an alle engagierten Lehrer, die wieder unterrichten wollen!

  7. 6.

    Wie sollen denn die ausgefallenen Lehrinhalte nachgeholt werden. Dazu keine Aussage. In jedem Wahlprogramm der SPD wird Bildung als das Wichtigste angepriesen. Der jetzige Praxistest zeigt die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit

  8. 5.

    Es gibt Schulpflicht und nicht nur im Mai/Juni und im Schulgarten... Wer ernsthaft erkrankt ist kann die Kostenübernahme für Web-Schulen (Künstler-Kinder, Kinder mit Job in der Filmbranche, Weltreisende UND Vorerkrankte) beantragen. Das dürfte jetzt ja leichter fallen.
    "Per Email eingereichte Arbeitsergebnisse zeigen ja den Lernfortschritt." - wohl eher den der Eltern!
    Kein Homeschooling ohne Web-Schul-Konzept!

  9. 4.

    Ich kann Ihnen leider zustimmen.
    Allerdings betrifft es aus meiner Sicht, als Lehrkraft, nicht die Kollegen Ü60.
    Die wollen arbeiten und kommen arbeiten! Selbst mit Vorerkrankungen.
    Jüngere, ungebundene Kollege genießen den Frühling dank plötzlicher Krankschreibungen wegen Ängsten vor Corona etc. und keiner erreicht sie mehr.

    Auch für die Kinder würde ich mir endlich wünschen, dass wir wieder einen geregelten Schulalltag haben, da viele von ihnen aufgrund jeglicher fehlender Unterstützung zuhause und auch durch die Nichterreichbarkeit der Eltern für uns Lehrkräfte einfach immer mehr abrutschen...

  10. 3.

    Ich hoffe, dass wenigstens die Risikogruppen-Schüler und -Eltern weiterhin geschützt werden und Homeschooling ein fester Bestandteil bleibt - mindestens für die, die es schätzen.
    Per Email eingereichte Arbeitsergebnisse zeigen ja den Lernfortschritt.
    Die Bücher und Arbeitshefte hat jeder zuhause. Für jedes Fach ein Test-Buch (mit Arbeiten und Tests zum Üben) würde ich noch sinnvoll finden.
    Präsenzleistungsüberprüfung nur noch an der frischen Luft jährlich im Mai/ Juni.
    Zwischendurch Online-Abfrage.

  11. 2.

    Richtig so, denn man kann nicht ALLES andere erlauben, und Schulen und Kitas bleiben zu. Das Gehudel mit Präsenzunterricht UND Homeschooling (Aufgaben verdoppeln sich, ein Fach = 2 Themen und ggf. 4 Lehrer...)geht nicht, wenn die Eltern nicht mehr daheim bleiben. Wenigstens im Speckgürtel sind die meisten Eltern wieder im Büro, es sei denn, sie sind im ÖD. Da ist NULL Raum für Homeschooling.

    Weiterhin auf die Hotspots Brandenburgs achten - Kliniken, Altenheime (warum sind so viele Brandenburger sooo alt...), Flüchtlingsunterkünfte - und dort immer wieder testen. Und im Alltag vernünftig agieren. Dann klappt das auch.

  12. 1.

    Solange die Abstandsregeln nicht gelockert werden und die Lehrer Ü 60 freiwillig entscheiden können, ob sie unterrichten oder nicht, wird das nicht klappen. Da bleiben einige der gut bezahlten und gut abgesicherten Beamten doch lieber zu Hause. Wenn dort auch Kurzarbeit angeboten würde oder wenigstens der Sold gekürzt werden würde, sähe das vielleicht anders aus.
    Ist einfach ungerecht und schadet dem Ansehen der Lehrer und der Bildung unserer Kinder.

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