Teststellen an Flughäfen - Gesundheitsminister wollen Corona-Tests für Rückkehrer aus Risikogebieten

Mi 22.07.20 | 20:28 Uhr
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Symbolbild: Corona-Test (Quelle: imago images/Christoph Reichwein)
Video: Abendschau | 22.07.2020 | Sylvia Wassermann | Bild: imago images/Chritoph Reichwein

Reisende aus sogenannten Risikogebieten im Ausland sollen künftig unmittelbar nach ihrer Rückkehr in Deutschland auf das Coronavirus getestet werden. Dazu sollen an Flughäfen Teststellen eingerichtet werden. Auf diese Linie verständigten sich die Gesundheitsministerkonferenz von Bund und Ländern nach Angaben des Vorsitzlandes Berlin am Mittwoch bei einer Schaltkonferenz, ohne zunächst einen formalen Beschluss zu fällen.

Bezahlen müssten die Reiserückkehrer die Tests nicht, so Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD), "die Kosten werden übernommen".

Zudem gebe es eine Vereinbarung mit der Kassenärztllichen Vereinigung (KV), dass Reisende, die nicht mit dem Flugzeug sondern mit Bus oder Bahn nach Berlin reisen, die Tests auch in den sogenannten Corona-Praxen machen lassen können.

Die KV stellte gegenüber der rbb-Abendschau allerdings klar, dass die Vereinbarung mit dem Senat nicht vorsehe, dass nur die Corona-Praxen Tests durchführen sollen. Denn die seien vor allem für Patienten mit Symptomen gedacht. Ob sich Patienten ohne Symptome letztlich auch von Hausärzten testen lassen sollen, sei noch in der Klärung.

Quarantäne wird oft nicht eingehalten

Am Freitag wollen sich die Minister erneut zusammenschalten, um weitere Details zum Umgang mit Reiserückkehrern zu besprechen und ein Gesamtpaket dann auch zu beschließen. Eine Rolle dabei dürften Finanzierungsfragen spielen. Die Tests sollen verpflichtend sein.

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums ging es bei der Schalte nicht nur um die Frage, ob und wie Rückkehrer aus Risikogebieten getestet werden. Thema sei auch gewesen, "wie Quarantäneerfordernisse besser durchgesetzt werden". Bisher müssen Menschen, die aus stark vom Coronavirus betroffenen Staaten zurückkehren, in Deutschland zunächst 14 Tage in häusliche Quarantäne. Ob sie das tatsächlich immer tun und sich bei den zuständigen Gesundheitsämtern melden, ist aber fraglich. Deshalb will die Politik hier nachjustieren.

Flughäfen fordern Tests durch Behörden

Die deutschen Flughäfen sehen in Hinblick auf die angedachten Corona-Tests noch offene Fragen. "In jedem Fall gilt: Sollten die Gesundheitsbehörden einen - wie auch immer gearteten - Schnelltest anordnen, müsste dieser von den Behörden durchgeführt werden", erklärte die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen.

Mitarbeiter der Flughäfen seien nicht befugt, Passagiere auf ihren Gesundheitsstatus hin zu überprüfen. "Auch muss dann festgelegt sein, wie mit positiv geprüften Reisenden umgegangen werden soll."

Weltweit stuft das Robert Koch-Institut (RKI) derzeit den größten Teil der Staaten als Corona-Risikogebiet ein. Das betrifft zum Beispiel die USA, Russland oder Brasilien. Keine Quarantänepflicht gilt dagegen für Einreisende aus fast allen EU-Staaten - Ausnahme ist Luxemburg - und einigen anderen europäischen Ländern wie der Schweiz.

Sorge um Mallorca-Urlauber

Weltweit stuft das Robert-Koch-Institut [rki.de] derzeit den größten Teil der Staaten als Corona-Risikogebiet ein, unter anderem die Länder Brasilien, Türkei, Russland und die Vereinigten Staaten. Keine Quarantänepflicht gilt dagegen für Einreisende aus fast allen EU-Staaten und einigen anderen europäischen Ländern.

Momentan sind viele Deutsche etwa in Spanien, Frankreich, Italien oder Griechenland im Urlaub - Ländern also, die nicht als Risikogebiet eingestuft sind. Gleichwohl kann dort erhöhte Ansteckungsgefahr mit Sars-CoV-2 bestehen. Zuletzt hatten ungezügelte Partys von Urlaubern ohne Maske und Abstand auf Mallorca für Schlagzeilen gesorgt und auch die Politik aufgeschreckt.

Offen ist, ob Bund und Länder auch hier Handlungsbedarf sehen. Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Theurer, fordert eine zwischen Bund und Ländern abgestimmte Teststrategie auch für Urlaubsrückkehrer etwa vom Mittelmeer. "Deutschland kann sich kein zweites Ischgl leisten." Feiern im österreichischen Skiort Ischgl gelten als ein Ausgangspunkt für die Verbreitung von Sars-CoV-2 auch in Deutschland.

Sendung: Inforadio, 22.07.2020, 19:00 Uhr

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8 Kommentare

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  1. 8.

    Derjenige packt sich im Mallorca-Bomber eben dann eine FFP2 oder FFP3 aufs Schnäuzchen und wird sich mit hoher Sicherheit auch dann nicht infizieren. Man kann doch, bei aller Gefährlichkeit dieses Virus, jetzt nicht alles verbieten und blockieren. Wer sich wirklich diszipliniert und umsichtig verhält, kann die Gefahr einer Infektion auf ein fast nicht mehr vorhandenes Minimum reduzieren. Ich gehöre selbst zur Risikogruppe, aber ich weigere mich, jetzt in absoluter Panik zu verfallen, auch wenn ich natürlich auf Vieles momentan auch verzichten muss. Das Leben muss trotzdem weiter gehen und diese pauschale Verteufelung von eigentlich normalem Verhalten, lehne ich ab.

  2. 7.

    Und wie kommt sie dahin? Wohl kaum mit dem Fahrrad. Sie sitzt also im Mallebomber inmitten der sauftouristen. Hin und zurück. Die Zeit auf der finca ist nebensächlich

  3. 6.

    "wann begreifen die Leute endlich, das Problem liegt nicht Outdoor sondern Indoor und das ist auch der große Unterschied zwischen Mallorca und Ischgl."
    Die überfüllten Bars in Berlin-Mitte und die Partymeile am Ballermann betreffen Indoor! Deshalb wurde am Ballermann alles geschlossen.

  4. 5.

    Ihre Argumentation ist immer die gleiche und wird langsam langweilig, weil schon seit Monaten angeblich die zweite Welle kommen soll, aber weder nach Demonstrationen, Kitaöffnung oder Partys ist irgendwas passiert in der Richtung.
    Im Gegenteil es kann im Sommerurlaub kein zweites Ischgl geben, wann begreifen die Leute endlich, das Problem liegt nicht Outdoor sondern Indoor und das ist auch der große Unterschied zwischen Mallorca und Ischgl.

  5. 4.

    Warum hacken immer alle auf mallorca Urlauber rum?
    Es sind nicht alles Touristen die sich besaufen wollen.
    Meine Kollegin hat sich eine Finca in der Mitte der Insel gemietet ....einsam

  6. 3.

    Es sollte dabei künftig das Verursacherprinzip gelten:
    Wer freiwillig in Risikogebiete reist, muss auch für den Corona-Test nach der Rückkehr finanziell aufkommen.

  7. 2.

    Jetzt, ach doch schon? Die ersten Rückkehrer sind doch längst durch und wohl auch wieder - ungetestet - am Arbeitsplatz. Auch die Auslandsurlauber,die nicht aus deklarierten Risikogebieten kommen aber wie z.B. Mallorca schon Schlagzeilen mit Feierorgien gemacht haben. So ein Test ist eine Momentaufnahme,mehr Sicherheit würde nur die häusliche Quarantäne bringen.
    Und sieht man die Partytypen in Berlin,die weder von den Barbesitzern,dem Ordnungsamt oder der Polizei gestoppt werden,scheint jetzt schon klar,wie das ausgeht.

  8. 1.

    Ich weiß nicht, was ein Test bringen soll. Das ist immer nur eine Momentaufnahme. Heute negativ u am nächsten Tag positiv. Wäre für Quarantäne bei Urlaubsrückkehrern!!!

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