In der Corona-Pandemie - Digitaler Lehrbetrieb kostet Humboldt-Uni zwei Millionen Euro

So 19.07.20 | 21:38 Uhr
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Statue von Alexander von Humboldt vor dem Hauptgebäude der Berliner Humboldt-Universität. (Quelle: imago-images/Schöning)
Video: Abendschau | 19.07.2020 | Carla Spangenberg | Studiogespräch mit Sabine Kunst | Bild: imago-images/Schöning

Der digitale Lehrbetrieb während der Corona-Pandemie hat die Berliner Humboldt-Universität rund zwei Millionen Euro gekostet. Das sagte HU-Präsidentin Sabine Kunst am Sonntag in der rbb-Abendschau.

Zusätzliche Netzkapazitäten, neue Geräte und mehr Personal

Insgesamt habe das Land Berlin für einen "Virtual Campus Berlin" zehn Millionen Euro ausgegeben. Kunst sprach in diesem Zusammenhang von einer "schnellen und guten Unterstützung". Das Geld sei verwendet worden für zusätzliche Netzkapazitäten, neue Geräte und mehr Personal für die technische Unterstützung.

Mit Blick auf die Prüfungen im kommenden Wintersemester sagte Kunst, viele Voraussetzungen seien noch nicht erfüllt worden - zum einen die erforderliche Technik, zum anderen die nötigen Praktika, die "erst jetzt und mit großer Verzögerung gemacht werden können", sagte Kunst: "Aber wir versuchen alles, um die Studierenden jetzt zum Abschluss zu bringen."

Sendung: Abendschau, 19.07.2020, 19:30 Uhr

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13 Kommentare

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  1. 13.

    "sollten wir uns als eine gemeinsame Leid tragende Gruppe innerhalb des aktuellen Universitätsbetriebs sehen"

    Völlig d'accord. Von den Lehrenden wagt es aber keine(r) so richtig öffentlich aufzumucken (me included!) und auch die politisch sonst sehr kritische (und linke) Studierendenvertretung (Ref-Rat) hat sich m. W. bislang nicht dazu geäußert, dass hier Millionen für diese Programme gezahlt wurden und werden, die das Universitätsstudium einer weiteren Verschulung und Reglementierung unterwerfen - und dies, wie sich immer mehr zeigt, möglicherweise nicht nur auf die Ausnahmesitutaion einer Corona-Pandemie begrenzt. Der Präsident der TU äußert sich bereits ganz offen in diese Richtung.

  2. 12.

    @Doz,
    "Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Im Grunde ist nur die Art der Präsentation anders" - so sagen Sie und ich behaupte, dass das so nicht stimmt. Könnte das auch an verschiedenen Fächerkulturen liegen?
    1. Wenn man asynchron aufzeichnet, neigt man dazu, ständige Verbesserungen anzubringen ("Das kannst Du noch besser erklären, also Klappe die zweite usw.).
    2. Dadurch dass den Studierenden z. T. die Bibliotheken nicht zugänglich waren, musste zusätzliches Material in Skripte/Folien und dgl. integriert werden
    3. Organisation von Online-Klausuren (an der Hu über Moodle) ist sehr aufwendig
    4. Es kommen häuifig Nachfragen, die in der VL leicht abzufangen sind, aber via E-Mail usw. sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

    Ich behaupte nach wie vor, dass eine engagierte Online-VL - wo in erster Linie ich rede und nicht einfach Aufgaben an die Studierenden delegiere - mich mindestens die doppelte Zeit kostet, wie im Präsenzbetrieb.

  3. 11.

    So sehr ich die bisherige Diskussion inhaltlich nachvollziehen kann, finde ich, dass hier das wahre Problem verkannt wird... Anstatt sich als Dozent über den eigenen zeitlichen Mehraufwand bzw. Arbeitsaufwand zu beschweren oder als Student die gegebenen Aufgaben als zu schwer bzw. zu viel und dabei zu wenig erkenntnisbringend anzuprangern, sollten wir uns als eine gemeinsame Leid tragende Gruppe innerhalb des aktuellen Universitätsbetriebs sehen:
    die Universitätsleitung bzw. das Bildungsminesterium und das Land Berlin-Brandenburg haben weder für einheitliche Lehrkonzepte oder Studiumsanforderungen in Pandemiezeiten gesorgt, noch eine transparente Entscheidungsfindung bezüglich des Universitätsalltagsmanagements in diesen Zeiten gezeigt (Dozenten und Studenten wurden größtenteils von der Gestaltung des Lehralltags ausgeschlossen und digitale Plattformen wie Zoom sollten dann einfach alles richten). Ja es existieren ja nichteinmal Lehrkurse für eventuell technisch minderbegabte Leute.

  4. 10.

    Ich bin voll bei Ihnen. Sie haben es gut erfasst. Es ist leider ein grundsätzliches Problem. Viele Lehrende sind faul geworden und spulen das Pensum ab. Daher ist es doch ganz gut, wenn diese nunmal wieder richtig sich mit der eigentlichen Aufgabe der Wissensvermittlung beschäftigen müssen. Dozenten, die in eine Vorlesung gehen mit der Schlagzeile des Tages und dazu die Stuntenden befrage und das Wissen dann in der Diskussion vermitteln sind nun gekniffen, denn sie müssen nun wieder mal echte Vorbereitungsarbeit leisten.

  5. 9.

    "Online-Lehrveranstaltung kostet in der Vor- und Nachbereitung ein mehrfaches an Zeitaufwand." Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Im Grunde ist nur die Art der Präsentation anders. Allerdings merken jetzt einige Dozenten wohl erst, dass sie auch mal was vorbereiten und nacharbeiten müssen. Statt die Arbeit den Studenten zu überlassen. Natürlich ist es viel einfacher, im normalen Lehrbetrieb sein Pensum herunterzurattern, Studenten mit einzubeziehen etc... Da ist die Veranstaltungszeit schnell herum. Online muss ich echt was anbieten, mit dem der Abnehmer sich alleine in der gesamten Zeit beschäftigen kann. Aber das ist ja eigentlich auch im normalen Betrieb erforderlich. nur dass man da eben etwas gründlich sein muss und auch aktuelle Sachen einfach mal unvorbereitet thematisiert. Also nicht jammern, sonder mal wieder richtig arbeiten. Und wem es ums Gelod geht, der sollte zu privaten Lehrbetrieben wechseln.

  6. 8.

    Liebe Dozentin, ich wollte Sie auch gar nicht angreifen! Ich wollte nur eine Perspektive aus unserer Sicht teilen und gebe Ihnen völlig recht, mit dem was Sie sagen, und weiß, dass das auch für Sie schwer zu bewältigen ist v.a. bei fehlender Unterstützung seitens der Präsidentin und anderen Vertretern und das spüren wir als Studenten leider auch. Die Konsequenzen des Online Studiums wirken sich daher auch, zumindest aus meiner Sicht, eher negativ aus, vor allem auf lange Sicht! Und das ist bei dem, was auch Sie beschreiben, leider und traurigerweise auch nicht verwunderlich! Dieses „schön“ und super reden, wie es im Bericht der Fall ist; Investionen von Millionen, davon merken wir leider nichts!

  7. 7.

    Liebe Dozentin, ich wollte Sie auch gar nicht angreifen! Ich wollte nur eine Perspektive aus unserer Sicht teilen und gebe Ihnen völlig recht, mit dem was Sie sagen, und weiß, dass das auch für Sie schwer zu bewältigen ist v.a. bei fehlender Unterstützung seitens der Präsidentin und anderen Vertretern und das spüren wir als Studenten leider auch. Die Konsequenzen des Online Studiums wirken sich daher auch, zumindest aus meiner Sicht, eher negativ aus, vor allem auf lange Sicht! Und das ist bei dem, was auch Sie beschreiben, leider und traurigerweise auch nicht verwunderlich! Dieses „schön“ und super reden, wie es im Bericht der Fall ist; Investionen von Millionen, davon merken wir leider nichts!

  8. 6.

    Liebe Studentin,
    Sie haben völlig recht. Ich stelle all das, was sie sagen, überhaupt nicht in Abrede. Das solte weder so sein, noch so bleiben und Sie dürfen sicher sein, dass ich in meiner Lehre nicht so agiere.
    Mir ging es nur um zweierlei: Einmal habe ich mich geärgert, dass im Beitrag die positiven und überwiegend negativen Erfahrungen mit der Online-Lehre allein aus Studierenden-Sicht dargestellt werden. Und zweitens kann ich es auch verstehen, dass asynchrones Lehres vielen Studierenden entgegenkommt. Aber wenn das gewollt ist, muss die Uni-Leitung die mit ihr verbundene zeitliche Belastung auch anerkennen und den Dozierenden nicht einfach erzählen: "Nun mal los". Von daher stimme ich Ihrem letzen Satz auch aus meiner Perspektive zu. Leider gibt es wenig Raum für Ilusionen: Das nächste Semester wird digital stattfinden - dafür ist schon durch die Raumvorgaben gesorgt, denen zufolge selbst im riesigen Senatssaal der HU nur eine handvoll Leute gleichzeitig sich aufhalten dürfen.

  9. 5.

    Liebe Dozentinnen/ Dozenten,

    ich studiere berufsbegleitend (zahle also für mein Studium aus meiner eigenen Tasche). Ich habe beide Arten von Dozenten/innen in diesem Semester kennengelernt. Leider waren die performanten Dozenten/innen in der Minderheit (1:4). Ich verstehe, dass die Nachbearbeitung und Umstellung auf Onlinelehre einen Mehraufwand bedeuten kann. Aber: Es entfallen dafür die Reisewege zur Uni UND die eigentliche Lehrzeit wurde in meinem Fall von 120 Stunden auf 20 Stunden (!) reduziert. Ich denke nicht, daß die Nach- und Vorbereitung der Onlinelehre dies rechtfertigt. Es wurden die gleichen Powerpointfolien, gleichen Unterrichtsmaterialien und die gleichen Floskeln wie immer genutzt. Der größte Teil der Arbeit wurde an die Studenten übergeben (in Form von Gruppenarbeiten und zig Unterlagen zum Selbstudium). Viele Dozenten/innen haben nicht ein einziges Webinar (!) durchgeführt, sondern NUR Emails geschrieben. Ja, man kann die vereinfachten Prüfungen dann natürlich trotzdem bestehen, aber es ist dann auch kein Wunder mehr, wenn die heutigen Studenten nichts mehr können. "Learning by Doing" hab ich auf Arbeit. Ich bezahle aber dafür, dass mir auch jemand etwas lehrt. Das ist leider immer weniger der Fall und "Hybridsemester" werden die Lage weiter verschlimmern. Ein Studium lebt von der Diskussion und der Philosophie. Wo bleibt der Geist der Lehre in einer digitalen Welt? Wo bleiben die Zeiten, wo man an den Lippen eines Dozenten hängt, weil er sein Wissen so wunderbar vermittelt? Machine Learning für Studenten in der schönen neuen Welt...

  10. 4.

    Nun, liebe Dozentin, da geht es vielen Studierenden aber nicht anders. Es mag Studenten geben, die sich darauf ausruhen mögen, genauso gibt es aber viele, für die das letzte Semester eine extreme Last waren, angefangen damit das man z.T. gezwungen wurde an Videokonferenzen teilzunehmen, wofür entweder nicht die nötige Technik vorhanden war, oder keine Einhaltung der Privatsphäre gewährleistet ist, erst recht, wenn man nicht alleine wohnt, Unwohlsein, etc. - bis dahin, dass man mit Aufgaben, Abgaben nur zugeschüttet wurde - und das in jedem Seminar, dass man selbst am Wochenende bis nachts dran saß, da ist die Burnout, Depressions- oder Zusammenbruchsgefahr nicht niedriger. Es gibt viele Dinge, die noch zu verbessern sind, wenn das kommende Semester auch digital stattfinden soll.

  11. 3.

    Sie wissen aber schon, lieber Student, dass gute Online-Lehre extrem zeitaufwendig ist. Das verschweigt Frau Kunst und auch die Studierenden, die sie bequem finden, machen sich häufig wenig Gedanken über den Mehraufwand der Dozentinnen und Dozenten dadurch entsteht. Denn Sie sprechen von "aufgezeichneten Lehrveranstaltungen", nicht irgendwelchen Zoom-Sessions. Für deren Vorbereitung, Aufnahme, Nachbereitung und Begleitung (Bereitstellung von Materialien, Prodzktion, Nachbereitung, Beantwortung von Nachfragen per Mail etc.) braucht man viele Stunden mehr als gewöhnlich. Da müsste man Lehrbeauftragte besser entlohnen und die Deputate der Hauptamtlichen verringern und mehr Leute einstellen - ansonsten wird das nichts. Noch ein paar Semester wie das abgelaufene und die engagierten Lehrenden gehen entweder in den Burnout oder ziehen sich darauf zurück, nurmehr das Nötigste zu tun.

  12. 2.

    Die Online-Lehre finde ich sehr hilfreich. Die Möglichkeit zu haben aufgezeichnete Lehrveranstaltungen nochmals abzuspielen finde ich besonders sinnvoll. Das sollte man beibehalten.

  13. 1.

    Bezeichnend ist, dass weder Präsidentin Kunst, noch der Beitrag auf die Belastungen für die Dozentinnen und Dozenten eingegangen wurde, sondern die Sache allein aus der – natürlich auch wichtigen – Perspektive von Studierenden betrachten. Eine gute (und asynchron stets verfügbare) Online-Lehrveranstaltung kostet in der Vor- und Nachbereitung ein mehrfaches an Zeitaufwand. Im April versprach die Präsidentin öffentlich, solchen Mehraufwand zu honorieren und zu berücksichtigen, davon ist jetzt nirgendwo mehr die Rede.

    Das ist für die mit Verwaltungsaufgaben überlasteten hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schlimm, die z.T. vor lauter Online-Lehre nicht mehr zur Forschung kommen, besonders ungerecht aber für die nicht an der Uni angestellten Lehrbeauftragten, die ohnehin für ein Butterbrot lehren (müssen). Davon aber will man aber weder an der Humboldt-Universität noch beim Wissenschaftssenator (Müller) und seinem Staatssekretär etwas hören.

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