Nach Verwirrung in Kitas - Bildungssenatorin: Gesundschreibungen sind nicht erforderlich

Mo 13.07.20 | 13:48 Uhr
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Symbolbild: 24.04.2019, Brandenburg, Wandlitz: Ein Junge und ein Mädchen schauen sich in einem Kindergarten Kinderbücher an (Quelle: dpa/Skolimowska)
Bild: dpa/Skolimowska

Zuletzt haben manche Kitas in Berlin Gesundschreibungen für Kinder verlangt, die nach überstandener Erkältung in die Einrichtung zurückkehren wollten. Jetzt stellt die zuständige Senatorin klar: Ein Attest ist nicht nötig. Gefragt sind allerdings die Eltern.

Die Berliner Bildungsverwaltung hat sich nach großer Verunsicherung unter vielen Eltern und Kita-Trägern nochmals per Brief an die Betroffenen gewandt. Sobald ein Kind nach einer überstandenen Erkältung mit Corona-ähnlichen Symptomen zurück in die Kita kommt, müssen demnach Eltern keine Gesundschreibung bei Kinderärzten beschaffen.

In dem Schreiben, das Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bereits am Freitag an die Kitaträger in Berlin geschickt hatte, heißt es dazu, bei der Wiederaufnahme sei in solchen Fällen kein ärztliches Attest erforderlich. Eltern müssten aber schriftlich bestätigen, dass ihr Kind in den vergangenen 48 Stunden vor Rückkehr in die Kita keine Corona-typischen Symptome hatte. Den Trägern lägen Musterschreiben vor, die dann zum Einsatz kommen müssten, so Scheeres.

Corona-Infizierte brauchen ärztliche Bescheinigung

Grundsätzlich bleibe es dabei, dass Kinder mit Corona-ähnlichen Symptomen nicht die Kita besuchen dürfen. Hinweise auf eine Covid-19-Erkrankung könnten Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Fieber und Kurzatmigkeit sein. In solchen Fällen dürften Kinder nicht in die Einrichtung kommen, heißt es in dem Schreiben. "Hiervon zu unterscheiden sind die einfachen Erkältungskrankheiten, verbunden mit einem Schnupfen oder Husten ohne Fieber. In diesen Fällen gibt es zunächst keinen unmittelbaren Anlass, das Kind nicht aufzunehmen oder die Betreuung nicht fortzuführen", heißt es in der Mitteilung.

Sollte ein Kind sich tatsächlich mit dem Coronavirus angesteckt haben, brauche es vor der Rückkehr in die Einrichtung in jedem Fall eine ärztliche Bestätigung, dass eine Weiterverbreitung nicht mehr zu befürchten sei.

Geballte Kritik von Eltern und Medizinern

In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass viele Kita-Träger in Berlin Gesundschreibungen für Kinder verlangten, die nach überstandenen Erkältungen in die Einrichtungen zurückkehren wollten. Dabei bezogen sie sich auf den Musterhygieneplan der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Dort heißt es: "Bei Symptomen einer Atemwegserkrankung, u.a. Fieber, Husten, Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit/Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Schnupfen, Halsschmerzen, Geruchs- sowie Geschmacksstörungen zu Hause bleiben."

Da der Plan keine Verordnung, sondern nur eine Empfehlung ist, handelte jede Kita eigenverantwortlich. Viele Eltern waren verunsichert und kritisierten die allgemeine Formulierung des Musterhygieneplans sowie seine weitreichenden Konsequenzen. Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hatte deutliche Kritik geübt. Eine Gesundschreibung für jedes dieser Kinder sei "medizinisch unsinnig und teuer für die Eltern, weil das keine Kassenleistung ist", sagte der Sprecher des Verbands, Jacob Maske, dem rbb.

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24 Kommentare

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  1. 24.

    "Was soll eine Mutter denn tun, wenn ihre Krankheitstage aufgebraucht sind, aber sie Angst hat Ihren Job zu verlieren?" Vielleicht sollte in diesem Fall einfach der Papa bzw. das andere Elternteil die Krankheitstage verwenden und mit dem kranken Kind zuhause bleiben? Muss ja nicht immer die Mama sein. Oder?

  2. 23.

    In Zeiten von COVID 19 von "sinnfreien Vorstellungen" zu sprechen, finde ich sehr ärgerlich. Leider hat man den Eindruck, dass auch ihr Verband sich dieser Problematik nicht bewusst ist und die Sicherstellung der Versorgung nun auf die Erzieher*innen gerne delegieren möchte, was leider aufgrund der Ahnungslosigkeit der Senatsverwaltung teilweise gelungen ist. Die Feststellung, ob es sich hier um COVID 19 oder nicht handelt, obliegt den Ärzte - nicht nur aufgrund ihrer so gepflegten Therapiehoheit.

    Es kann nicht sein, dass Erzieherinnen darüber urteilen müssen, ob eine "tropfende Nase" a la rbb (sehr unbedarft) ein Risko darstellt - da die Symptome von Covid19 auch Schnupfen und Husten umfassen - oder harmlos sind. Es geht hier also nicht um eine sich "selbstbefriedigende Behörde", sondern um die Absicherung der Kita-Versorgung in Corona-Zeiten. Wer das nicht begreift, sollte vielleicht einen anderen Beruf ergreifen.

  3. 22.

    Als gesunder Mensch hat man keine laufende Nase. Vielleicht ist man Allergiker, dann ist es natürlich nicht ansteckend. Die Nase läuft, weil die Schleimhäute gereizt bzw. entzündet sind. Kleine Kknder sind wesentlich empfindlicher..da kann schon mal durch eine Zigarette in der Nähe oder Dampf vom Braten in der Pfanne oder einige eingeatmete Tröpfchen Haarspray reichen. Und die gereizte Schleimhaut ist dann Angrifffläche für Erkältungskeime, die die gesunde Schleimhaut weggesteckt. Trotzdem können Kinder dabei fidel sein. 100% gesund sind sie nicht.

  4. 21.

    Wer sowas macht ist wirklich unverantwortlich. Aber wir reden hier von eitznasen, die kinder oftmals den Herbst über begleitet. Sowas muss eine Kita ertragen können. Ganz normal. Kommt noch ein anderes Symptom dazu, gehört ein Kind auch ins Bett... aber nur schnupfen..

  5. 20.

    So ein Quatsch! Wie sind Sie denn drauf. Schön wie voreingenommen Sie den Eltern aus Berlin gegenüber sind. Ich musste mein Kind auch abholen. Die Nase lief klar. Nicht gelb oder grün. Dennoch sollte ich mein Kind mitnehmen, obwohl quietschfidel. Schön, dass man auch als gesunder Mensch keine laufende nase haben darf. Und bloß niemals Niesen.

  6. 19.

    Ich verstehe die Bildungsenatorin nicht.... klar Schulen, Kitas auf Normalbetrieb...ne Gesundmeldung besucht man auch nicht mehr. Ich habe leider im Bekanntenkreis erfahren wie schnell ein Corona erkranktes Kind eine fast komplette Kita inkl Eltern angesteckt hat. Kinder sind genauso Überträger wie Erwachsene. Nun stelle man sich vor alle Kinder gehen ohne Abstand wieder in die Kita und in die Schulen. Auf die Schule meines Kindes gehen 1300 Schüler. Diese haben alle Eltern und sie sehen auch Ihre Großeltern wieder. Das kann nicht lange gut gehen.

  7. 18.

    Ganz ehrlich ich verstehe diese Diskussion nicht und kann die Erzieher und auch Lehrer sehr gut verstehen. Ich selber Mama von 2 Kindern und kenne die Einstellung mancher Eltern wenn Kinder krank sind. Zäpfchen rein und ab in die Kita und in die Schule. Kinder haben eben in dieser Zeit zuhause zu bleiben und auch später ne Gesundschreibung mitzubringen. Ich befinde mich gerade im Schwarzwald im Urlaub und habe auch Familie in Bayern. Auch hier ist die Regel wenn Kind, Schwester oder ein Elternteil krank sind, auch bei einen Schnupfen, müssen die Kinder zuhause bleiben und das machen die Eltern hier auch mit. Klar den Berlinern ist das wieder zu viel. Kinder sind eben ne Verantwortung und man kann in diesem Falle nicht die Verantwortung in die Kita und in die Schule geben.

  8. 17.

    Eine Verbesserung , wäre die Erhöhung der Anzahl der jährlichen Betreuungsfehltage für Mütter und Väter und eine Möglichkeit der Übertragung der Tage an den Partner, wenn dieser sie nicht zur Betreuung eines erkrankten Kindes wahrnehmen kann.

  9. 16.

    Zumindest kommt der Amtsschimmel wieder in den Stall. Doch das Problem der Fremdbetreuung von Kindern alleinerziehender Mütter ist damit bei weitem nicht gelöst. - Und, wer meint, dass die betroffenen Kinderseelen unter diesen Umständen nicht leiden, ist nicht von dieser Welt.

  10. 15.

    Sie bringen die Ursache des Problems auf den Punkt. Es spricht ja nichts dagegen, dass Frauen und Mütter arbeiten gehen. Aber muss es wirklich sein, solange die Kinder noch so klein sind und die Mama eigentlich nötiger hätten als eine fremdbereuung? Es würde doch reichen, Kinder mit 3 oder 4 Jahren in die Kita zu geben. Einschulung sollte auch nicht zu früh sein. Der Ernst des Lebens fängt immer früher an und Familie zählt kaum noch. Hauptsache jeder verdient Geld.

  11. 14.

    Ich stimme Ihnen zu - es muss zwingend eine gesellschaftliche Diskussion her zu dem Mythos Vereinbarkeit von Karriere/Beruf und Kind her. Denn unser gesellschaftlicher Anspruch ist es, dass Frauen arbeiten und sich selbst versorgen. Das sie einen Beitrag zum Sozialstaat leisten und nicht durch den Partner versorgt werden.

    Leider funktioniert das nur begrenzt mit kleinen Kindern. Statt Mütter/Eltern anzupragern, sollte es Lösungen geben. Was soll eine Mutter denn tun, wenn ihre Krankheitstage aufgebraucht sind, aber sie Angst hat Ihren Job zu verlieren? Es gibt leider aktuell keine angemessene Lösung sondern nur Verachtung... Das ist doch nicht der Weg.

  12. 13.

    Ich kann Marion nur Recht geben, ich arbeite selbst in einer Kita und was man da oft erlebt ist einfach nur zum Kopfschütteln. Im Moment sind locker 1/3 der Kinder krank, und ich rede nicht vom üblichen Schnupfen, an den man sich schon gewöhnen musste.

    Alle Eltern wurden belehrt dass das Kind z.B. nicht kommen darf wenn einer in der Familie ungeklärtes Fieber hat. Trotzdem wird das eine Kind gebracht obwohl das Geschwisterkind mit Mama zuhause ist. Natürlich wird das so in der Kita nicht kommuniziert. Nein, da wird auf Nachfrage zugegeben das man ein Zäpfchen reingeschoben hat und dann war das ja gut.

    So etwas erleb ich jeden Winter, weinende Kinder die dann erzählen "Mama hat gesagt ich soll durchhalten und wenn sie kommt gibt es wieder ein Zäpfchen". Natürlich betrifft das nicht alle Eltern, aber gute 20% würde ich schon schätzen. Ich habe Verständnis das es nicht immer leicht ist mit Beruf und Kind, aber das muss nicht das Kind ausbaden.

  13. 12.

    Es ist Fakt, dass sich eben nicht alle Eltern ihrer Verantwortung gegenüber ihren Kindern bewusst sind und genau diese Kinder werden auch jetzt schon gesundheitlich vernachlässigt. Manchmal sollte man seine Komfortzone verlassen und den Mut haben, über den Tellerrand zu schauen und sich fragen, wo der Kinderschutz anfängt.Sich selber nur als positives Beispiel in den Mittelpunkt zu stellen, hilft den betroffenen Kindern nicht.

  14. 11.

    ... und eine Bestätigung das ein Kind frei von jedweden Krankheitskeimen ist, ist wirklich sinnfrei.

    Es kann auch keiner bestätigen, das mit diesem Auto kein Unfall passieren kann.

    Die Kita-Infektfrei-Bescheinigungen dienen zur Selbstbefriedigung einer absicherenden Bürokratie.

  15. 10.

    Als Kinderarzt in eigener praxis kann ich bestätigen dass es viele sinnfreie Vorstellungen gibt:
    - Kind hustet beim Mittagsschlaf
    - Kind hat dick-grünen Schnupfen
    - Kind hat verklebte Augen
    alles ohne Fieber. JA das sind die kleinen Problemchen.
    Richtig, dtl. fiebernde Kinder gehören nicht in die KITA, auch nicht solche, die dtl. im Alltagsgeschehen eingeschränkt sind.
    Aber ein Kind das 1x Erbrochen hat, ist auch in einer Kinderarztpraxis wenig auffällig. Was soll der Arzt dann bescheinigen.
    Es gibt dtl. Krankheiten, da bleibt man daheim, aber Kinder mit häufiger Rotznase muss eine Kita lernen zu ertragen. In der heutigen Aktusprechstunden in meiner Praxi waren evt. 20% wirklich krank, 80% minimalst beieinträchtigt.

  16. 9.

    Ihr Kommentar macht doch überhaupt keinen Sinn. Natürlich müssen Eltern die Möglichkeit haben sich zu informieren und auch Programme sind sinnvoll. Wir sind ja nun mal keine Ärzte. Aber zu unterstellen, dass alle Eltern fahrlässig handeln ist doch absurd. Wir sind die Generation der Helikoptereltern. :-)

  17. 8.

    Leider kann ich die Erfahrung von M. nur bestätigen. In den Wintern vor Covid ging es Anfang November los und zog sich in den März. Schüler/innen, die ab 11/12 Uhr fiebrig wurden, weinten, nach Hause wollten. Also dann, wenn der Fiebersaft bzw. das Zäpfchen nachlässt. Eltern für Lehrerin nicht erreichbar. So bitter es ist- was hilft ist, wenn man als Schulleitung auf die Mailbox spricht und mitteilt, dass das Kind in 30 Minuten ins Krankenhaus gebracht wird. Im oben erwähnten Zeitraum macht man 5 -8 solcher Anrufe täglich und in den letzten 10 Jahren mussten wir nur 2 Kinder ins Kh bringen lassen...die Eltern konnten dann doch. Die Anzahl der auf diese Weise vernachlässigten Kinder ist natürlich in den Berliner Grundschulen je nach Lage unterschiedlich. Ein nicht geringer Prozentsatz der Erziehungsberechtigten übernimmt zu wenig Verantwortung für die Kinder. Auch deshalb wünschen sich sehr viele Schulen eine halbe Stelle Schulkrankenschwester.

  18. 7.

    Ich weiß nicht, was Sie für ein Bild von Müttern /Eltern haben. Ja, man kann sehr gut erkennen, ob einem Kind die Nase läuft und es sonst gut drauf ist und kein Fieber hat. Und ja, man merkt sehr schnell, wenn ein Kind krank ist. Sonst wird uns immer Helikoptertum vorgeworfen und aktuell hält jeder Eltern für bekloppt. Sind wir nicht und viele geschulte Erzieher auch nicht.

  19. 6.

    Das Affentheater, das derzeit auf dem Rücken von Kindern und berufstätigen Müttern veranstaltet wird, ist eine Frechheit.
    Ich finde auch schlimm, dass diese Bevölkerungsgruppe bei der Corona-Bewertung völlig wegradiert wird.
    Alles super, Deutschland hervorragend durch die Krise gekommen usw.

  20. 5.

    Wenn man soviel Vertrauen in alle Eltern hat, dann sind auch Gesundheitspräventionsprogramme für Eltern in Familiencafes nicht mehr wichtig oder etwa doch? Irgendwie macht es den Eindruck, als wird hier bewusst der Kinderschutz ignoriert.

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