Boni-Zahlungen in Berlin - Nicht jede Pflegekraft bekommt die Corona-Prämie

Mi 15.07.20 | 06:05 Uhr | Von Ute Schuhmacher
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Symbolbild: Eine Pfelgerin schaut mit einer Seniorin aus dem Fenster. (Quelle: dpa/T. Weller)
Bild: Audio: Inforadio | 15.07.2020 | Ute Schuhmacher

Wer in Berlin als Pflegekraft arbeitet, kann sich über eine Corona-Dankesprämie freuen. Die fällt allerdings unterschiedlich aus. Manche Kräfte bekommen 1.500 Euro, andere 450 und manche gehen völlig leer aus. Über die Unterschiede berichtet Ute Schuhmacher.

Als die Nachricht kam, dass Pflegekräfte bis zu 1.500 Euro bekommen sollen, saßen im Vivantes-Klinikum Am Friedrichshain die Pflegekräfte gerade in einer Besprechungsrunde. Die Stationspflegeleiterin Andrea Fuchs erinnert sich noch, wie die Info aufgenommen wurde: "Die Pflegekräften dachten, sie kriegen jetzt 1.500 Euro. Und dann habe ich gesagt: Nein, Vivantes und Charité sind anders verblieben, jeder Mitarbeiter bekommt drei Monate lang 150 Euro." Anschließend sei in der Runde noch darüber diskutiert worden, so Fuchs.

Die Antwort auf die Frage warum, wieso und weshalb lautet: Die 1.500 Euro bekommen ausschließlich Pflegekräfte in der Altenpflege, nicht die in Krankenhäusern, so hat es der Bundestag beschlossen. Für Krankenhauspflegekräfte gibt es in Berlin wiederum eine Prämie von insgesamt 450 Euro. Aber nur dann, wenn sie bei Vivantes oder der Charité arbeiten, eben den Krankenhäusern, die dem Land Berlin gehören. Private oder konfessionelle Krankenhäuser in Berlin oder etwa die DRK-Kliniken gingen leer aus.

Große Enttäuschung

Das macht wütend, sagt Juliane Blume. Sie leitet das Personal der DRK-Schwesternschaft. "Wenn es tatsächlich mal eine Chance gibt, Wertschätzung in Form einer Prämie zu zeigen, dann kriegen wir das nicht hin. Das ist eine Enttäuschung - nachdem eigentlich suggeriert worden ist, wir wollen die Pflege aufwerten."

Enttäuscht ist auch der stellvertretende Geschäftsführer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin, Martin Hoyer, weil er es ungerecht findet, dass die einen Pflegekräfte Prämien bekommen und die anderen nicht. Dass Altenpfleger aber grundsätzlich eine höhere Prämie erhalten sollen als Pflegekräfte in Krankenhäusern, kann er schon nachvollziehen. Tatsächlich sei es richtig, wenn von der Bundesebene her gesagt werde, dass die Gehaltsunterschiede zwischen Altenpflege und Krankenhauspflege erheblich seien. "Aber wenn es um die Frage der Anerkennung geht, dann muss doch die Grundsatzfrage, ob alle was bekommen können, zuerst beantwortet werden."

Corona-Dankesprämien werden noch festgezurrt

Und weil es darauf noch ganz offensichtlich keine befriedigende Antwort gibt, wird weiter diskutiert. Noch ist bei einem Teil der Prämien ja auch nicht klar, wie genau sie finanziert werden. Darüber soll im Abgeordnetenhaus nach der Sommerpause debattiert werden. Denn über den zweiten Nachtragshaushalt sollen dann die Corona-Dankesprämien endgültig festgezurrt werden.

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Beitrag von Ute Schuhmacher

15 Kommentare

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  1. 15.

    ich glaub ich lese nicht richtig. Weniger gearbeitet weil OPs zurückgesetzt wurden. Ich glaube die Verfasserin sollte sich mal bei den Pflegenden in den Krankenhäusern, Psychiatrien usw. erkundigen. Es wurden Stationen gesperrt um sie für Corona Fälle zur Verfügung stellen zu können. Die Patienten wurden auf die anderen Stationen verteilt und das bei der Aussetzung der Mindestbesetzung auf Station. Es kam zu drastischen Überbelegungen. Was ist mit den Pflegekräften die auf Intensivstationen und Corona Stationen vor Ort gearbeitet haben. Es fehlte an Schutzmaterial hinten und vorne. Teilweise mussten Pflegekräfte ausgetauscht werden, da sie nicht mehr konnten und das Limit bei weitem überschritten hatten. Was ist mit den Pflegekräften in der Psychiatrie, wo es übrigens auch nicht wenige Corona Infektionen gab. Kein Wunder. Sagen sie mal einem hoch psychotischen, manischen oder depressiven Patienten das er einen Mindestabstand halten oder sich desinfizieren soll.

  2. 14.

    Ja, das habe ich nun auch erfahren dass wir da leer ausgehen. Wir leisten oft noch mehr durch die Mehrfachbehinderunen und diese die ganzen Maßnahemen garnicht verstehen. Abstandsregelungen nicht immer so einzuhalten sind und unsere Bewohner darunter leiden nicht in die Werkstätten gehen zu können, nicht zu ihren Familien und keine Besuche, wie es am Anfang gewesen ist. Das ist nicht nur körperliche schwere Arbeit sondern auch psysisch enormer Stress. Einen Spitzenlohn erhalten wir genaus wenig wie in der Altenpflege.

  3. 13.

    Alle !!! Pflegekräfte in Altenheimen und geschützten Einrichtungen sollten die volle Prämie bekommen. Das Personal in den Krankenhäusern hat in der Zeit des Lockdowns eigentlich weniger gearbeitet als sonst. Alle geplanten OP's wurden abgesagt, um Betten freizuhalten.
    Eine Wertschätzung sollte es generell und nachhaltig geben, da macht auch ein Prämie keinen Sinn.

  4. 12.

    Meine Frau ist Pflegekraft in einem Brandenburger Krankenhaus . Eine Prämie als Anerkennung für die Leistungen während der Corona-Zeit ist dort kein Thema.
    Ihnen wurde zum Dank das Urlaubs- und Weihnachtsgeld gestrichen.
    Hut ab vor soviel Respekt gegenüber den Pflegekräften.

  5. 11.

    Ja so ist es nun mal in diesem Staat Pfleger ist nicht gleich Pfleger. Hauptsache die lieben Politiker streichen sich Ihre hohen Diäten ein und sorgen dafür daß Ihre Lobby Freunde in den Vorständen gut versorgt sind ob Autobrange Fleischindustrie U.S.W. Was interessiert mich daß gemeine Volk.
    Hochachtungsvoll Stoll Karl-Heinz

  6. 10.

    Ich denke es geht hier nicht nur um die Bezahlung von Pflegekräften in der corona zeit, sondern generell um die Bezahlung für den Dienst am Menschen, egal ob mit oder ohne corona. Die Arbeit an Maschinen wurde in diesem Land schon immer besser bezahlt.. ist leider so. Ich denke in den corona Zeiten haben viele ihre Arbeit gemacht, auch Familien die z.B. Ihr behindertes Kind pflegt, weil die Betreuung dieser Kinder ebenfalls nicht zugänglich war. Dafür hat übrigens niemand applaudiert.... Nicht nur Pflegekräfte machen ihren Job, Millionen andere Menschen auch! Ohne Applaus!

  7. 9.

    Man hat den Eindruck, als wenn wir für die Politik überhaupt nicht existieren. Bei den Bonuszahlungen nicht und auch nicht wenn es um regelmäßige Tests geht.

  8. 8.

    Mein Kind (14 Jahre alt) hatte bei diesen ganzen Debatten mal gesagt "....naja wenn wir hier nicht so wichtig sind, stellen wir den Strom einfach ab ....." .
    Ich selber arbeite als Elektriker und hatte ihn ab und zu mal dabei.
    Finde es wunderbar wie sich unsere Politik um solche Betufsgruppen kümmert, wir waren DIE GANZE ZEIT arbeiten, es hat niemanden interessiert ob Corona da ist oder nicht, da wurde nicht gefragt, es gibt viele solcher Berufsgruppen, aber darüber redet niemand !
    Natürlich soll die Pflege für Ihren unermüdlichen Einsatz belohnt werden, aber dann Bundesweit und nicht als einzigste !

  9. 7.

    Das kann man so pauschal ja wohl nicht sagen. Ich habe die Leistung nicht eingefordert und schon gar nicht die Millionenausgabe für ein "Reservekrankenhaus", das nie gebraucht wurde und auch keine überteuerten MNS, die Herr Spahn bis heute noch nicht bezahlt hat. Da wir jetzt auf den Dingern sitzen, wird die Pflicht zwanghaft unter allen Umständen aufrechterhalten!

  10. 6.

    Entscheidend ist, dass Altmaier und Co ihre Spezies bedienen wie Tönnies. Die ganzen Zuschussorgien sind reine Augenwischerei, um die Schäfchen zu beruhigen. Bei der Endabrechnung, die wir noch im Laufe dieses Jahres erfahren werden werden viele lange Gesichter machen. Auch die Eltern und die vielen neuen Hartz IV Empfänger.

  11. 5.

    Und wieder einmal stellt die aktuelle Politik und deren Akteure unter Beweis, das die Spaltung zwischen den Menschen weiter vorangetrieben wird. In diesem Fall Pflegekräfte gegen Pflegekräfte. Die Aufregung ist (für den Moment)wieder groß, aber nichts wird geschehen. Keine Spur von Solidarität. Keine Zusammen stehen. Nichts.
    Wann beginnen wird endlich Menschen in politische Verantwortung zu wählen, die nicht nach dem Prinzip "Teile und Herrsche" agieren und regieren.
    Wir haben uns daran gewöhnt das Politik uns enttäuscht und vorführt.
    So lange uns das nicht ernsthaft umtreibt, werden solche Nachrichten in denen das Prinzip "Alle Menschen sind gleich, aber manche Menschen sind eben gleicher" als Ergebnis präsentiert werden, nicht aufhören.

  12. 4.

    Wäre die bundesweite Bezahlung nach ( nach Oben angpassten, ortsüblichen ) Tariflöhnen der bessere Schritt die Leistungen in den Pflegeberufen anzuerkennen ? - Der große Rest der systemrelevanten, nichtpflegenden Kollegen wird sowieso wiedermal auf das Paradies vertröstet. - Und bezahlen muss eh der Steuerzahler, zu Recht, denn Er hat die Leistungen eingefordert und in Anspruch genommen.

  13. 3.

    1500,- € nicht für alle.......
    Es ist wirklich mehr als traurig wie in unserem Land mit Pflegepersonal umgegangen wird. Ich dachte wirklich, dass jeder/jede die in diesem Beruf tätig ist, wenigstens ein einziges Mal eine "Belohnung" erhalten wird.
    Aber ganz wichtig ist natürlich, dass große Firmen und Konzerne Zuschüsse in Millionenhöhe bekommen.
    Schämt euch!!! KEINE Partei wird jemals wieder von mir eine Stimme erhalten!
    (Ich bin nicht in der Pflege tätig, dies nur als Hinweis)

  14. 2.

    Große Enttäuschung und Wut, das kann man verstehen! Velleicht mach man in Berlin mal eine Demo dafür? Für die Menschen im eigenen Land mal zu demonstrieren wäre mal eine echte Maßnahme.

  15. 1.

    Die MitarbeiterInnen in Heimen der Behindertenhilfe gehen völlig leer aus. Dabei versorgen und betreuen diese ebenfalls Menschen die ein hohes Risiko haben an Covid 19 zu erkranken...Leider wurden wir bei dieser Bonuszahlung völlig übersehen,obwohl unsere Arbeit vergleichbar ist.

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