Brandenburg - Regelmäßige Corona-Tests für Lehrer und Erzieher - aber nicht für Kinder

Mi 22.07.20 | 18:58 Uhr
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Symbolbild: Eine Medizinisch-Technische Laborassistentin hält einen Korb mit Proben-Röhrchen. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Bild: dpa/Soeren Stache

Mit dem Beginn des neuen Schuljahres sollen sich Lehrer und Erzieher in Brandenburg regelmäßig auf das Corona-Virus testen lassen können. Bei Kindern und Jugendlichen soll es lediglich Stichproben geben. Das Testverfahren ruft Kritiker auf den Plan.

Alle Beschäftigten in brandenburgischen Schulen und Kitas können sich von August an regelmäßig auf das Corona-Virus testen lassen. Für die Kita-Kinder und Schüler sei allerdings nur eine einmalige Stichprobe bei bis zu einem Prozent der Kinder und Jugendlichen vorgesehen, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Mittwoch. Sie stellte eine mit der Kassenärztlichen Vereinigung vereinbarte Teststrategie vor. Die Kosten in Höhe von rund 78 Euro pro Test übernimmt der Steuerzahler. Dafür hat das Land 14,3 Millionen Euro aus dem Corona-Rettungsschirm bereitgestellt.

Anspruch auf die freiwilligen Tests haben demnach bis zu 26.900 Beschäftigte an den Schulen und 27.700 Mitarbeiter in den Kitas. Sie können sich von Anfang August bis Ende November bis zu sechs Mal testen lassen. Alle sollen entsprechende Berechtigungsscheine erhalten, mit denen sie zu ihrem Hausarzt gehen können.

Stichproben bei Kindern und Jugendlichen

Außerdem sollen für die Stichprobe knapp 3.000 Kinder und Jugendliche an den Schulen und knapp 1.100 Kinder in den Kitas ausgewählt werden. "Wir erwarten davon eine Aussage darüber, wie der Status bei den Kindern und Jugendlichen ist", sagte Nonnemacher. Nach einer Auswertung soll über eine Weiterführung der Tests entschieden werden.

Die oppositionelle Linksfraktion im Landtag kritisierte die Teststrategie als völlig unzureichend. "Deshalb halten wir unsere Forderung aufrecht, dass es mindestens ebenso umfangreiche Testungen bei den Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich geben muss, sowie bei Beschäftigten in Gemeinschaftsunterkünften und in Schlachtbetrieben", sagte der gesundheitspolitische Sprecher Ronny Kretschmer. Daher könne der jetzige Teststart nur ein erster Schritt sein.

Probleme beim Proben-Transport

Nonnemacher hatte dazu erklärt, dass die Senioren- und Pflegeheime das Angebot des Landes, Proben von Beschäftigten im Landeslabor untersuchen zu lassen, noch nicht ausreichend nutzten. Offensichtlich gebe es Probleme beim Transport der Proben in die Labore. Inzwischen habe sich aber das Deutsche Rote Kreuz bereiterklärt, bei der Logistik zu helfen.

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Björn Lüttmann verlangte, es müsse noch mehr Klarheit darüber geschaffen werden, wann Kinder aus der Kita genommen werden müssen. Eine "laufende Nase" allein könne noch kein Grund sein, sie nach Hause zu schicken. Denn die Eltern müssten jetzt wieder auf einen verlässlichen Kita-Betrieb vertrauen können.

Hoffmann: Vorkehrungen für Homeschooling treffen

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Gordon Hoffmann, sprach von einem wichtigen Baustein, für ein gutes Betreuungs- und Bildungsangebot. Mindestens ebenso wichtig seien aber Vorkehrungen für den Fall, dass Coronafälle festgestellt würden. "Wenn wir gezwungen sein sollten, einzelne Schulen vorübergehend zu schließen, muss das Bildungsministerium in solchen Fällen sicherstellen, dass das Home-Schooling auch vernünftig funktioniert."

Sendung: Inforadio, 22.07.2020, 18 Uhr

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6 Kommentare

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  1. 6.

    Ich finde es auch unmöglich dass der Steuerzahler die Tests bezahlen soll. Im Endeffekt wird doch alles vom Steuerzahler bezahlt, ob man will oder nicht

  2. 5.

    Beides in Kombination wäre ideal. Erst mal für alle den Corona- und den Antikörpertest. So weiß man, wer akut erkrankt ist und in Quarantäne muss. Außerdem weiß man, wer schon infiziert war. Diejenigen braucht man später nicht erneut zu testen. Aber wie immer wird es am Geld scheitern. Ich muss hier Mum aus Berlin (#1) Recht geben, dass Eltern aus Risikogruppen hier unnötigen Gefahren ausgesetzt werden und ihre Kinder mit mulmigem Gefühl (zwangsweise) zur Schule schicken müssen, immer im Hinterkopf habend, dass Corona sich dort unentdeckt verbreiten und irgendwann nach Hause gebracht werden kann.

  3. 4.

    Natürlich bezahlt das der Steuerzahler, darüber regt sich auch scheinbar gar keiner mehr auf, weil wir natürlich einen endlosen Strom an Geld haben, lol.
    Alternative wäre natürlich mit dem Virus genau so zu leben wie mit den tausend anderen Lebensrisiken, aber nein Angst frisst Seele.

  4. 3.

    Der Antikörpertest würde wenigstens ein bisschen was nützen. Noch mehr würde er helfen, wenn den die Schüler auch machen könnten. Außerdem wäre der auch einmalig schon viel aussagekräftiger, als wenn der Lehrer/Erzieher weiß, dass er an dem und dem Folgetag eventuell nicht infiziert war. Aber den Antikörpertest will nicht mal jeder Hausarzt machen. Wenn man ihn in der Apotheke kaufen könnte, hätten den schon viele gemacht, auch ohne Kostenübernahme. Wo sind denn außerdem all die vielversprechenden, im April angekündigten Antikörpertests, z. B. der aus Jena...?

  5. 2.

    Ich fände es viel sinnvoller einen Test auf Antikörper anzubieten statt nur auf eine eventuelle akute Infektion zu testen. Dann hätte man auch einmal verlässliche Daten zu unerkannten Erkrankungen!

  6. 1.

    Ja Dankeschön und die Kinder und Angehörigen die zur Risikogruppe gehören müssen zusehen. Ich erwarte auch ein gewissen Schutz und eine Testung für diese Gruppen.

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