Rückkehrer aus Risikogebieten - Corona-Tests an Flughäfen: "absurd" oder "angemessen"?

Do 23.07.20 | 12:21 Uhr
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Symbolbild: Momentaufnahme am Athener Flughafen (Quelle: imago-images/Sotiris Dimitropoulos)
Bild: imago-images/Sotiris Dimitropoulos

In zweieinhalb Wochen beginnt die Schule - und bis dahin werden Zehntausende Urlauber aus Spanien, der Türkei oder Asien wieder in Berlin und Brandenburg landen. Das Corona-Risiko ist unbekannt hoch. An Flughäfen könnte es Tests geben - doch einige Fragen sind offen.

Der Berliner Amtsarzt Patrick Larscheid hat die geplanten Corona-Tests an Flughäfen für Rückkehrer aus Risikogebieten kritisiert. "Fachlich ist das überhaupt nicht nachvollziehbar", sagte der Mediziner am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Er ist als Amtsarzt für den Bezirk Reinickendorf mit dem Flughafen Tegel zuständig. "Diese Testung schafft es nicht, Sicherheit herzustellen."

Larscheid verwies darauf, dass die angestrebten Tests eine Momentaufnahme seien. Theoretisch müssten die Menschen über Tage und Wochen mehrfach getestet werden. Die Betreffenden würden jedoch nach dem Test am Flughafen von der eigentlich vorgeschriebenen 14-tägigen häuslichen Quarantäne befreit, ohne dass es Sicherheit gebe. "Das ist ein schwerwiegendes Problem. Es ist nicht sicher, dass auf diese Weise das Zeitfenster der Infektion erfasst wird." Weiteres Problem: Eine Vielzahl von Tests habe mehr falsche positive Tests zur Folge.

"Auf Kosten der Allgemeinheit"

Bestes und sicherstes Mittel sei weiter eine Quarantäne von 14 Tagen, sagte Larscheid. In dem Zeitraum könnten Menschen regelmäßig getestet werden und am Ende sicher sein, nicht mit Sars-CoV-2 infiziert zu sein. "Absurd ist, dass wir eine entsprechende Rechtsverordnung haben und nun gleichzeitig dafür sorgen, dass diese umgangen werden kann", so Larscheid. "Niemand wird gezwungen, in ein Risikogebiet in Urlaub zu fahren. Wer dieses Risiko dennoch auf sich nimmt auf Kosten der Allgemeinheit, der soll nach Rückkehr in Quarantäne gehen."

Die Gesundheitsministerkonferenz von Bund und Ländern hatte sich am Mittwoch darauf verständigt, dass Reisende aus Risikogebieten im Ausland künftig unmittelbar nach Rückkehr auf das Coronavirus getestet werden sollen. Dazu sollen an Flughäfen Teststellen eingerichtet werden. Ein Gesamtpaket zum Umgang mit Rückkehrern soll am Freitag beschlossen werden. Unklar ist bisher, wer für diese Tests zahlen soll.

Am Mittwoch wurde ebenfalls bekannt, dass sich eine vierköpfige Familie aus Cottbus mit Corona infiziert hatte. Sie war am Sonntag mit einem Flugzeug aus Mallorca in Nürnberg gelandet und dann mit dem Auto gefahren.

Die Flughafenbetreiber fordern unterdessen klare Zuständigkeiten für möglicherweise verpflichtende Corona-Tests für Reisende. Wenn diese Tests angeordnet werden, müssten sie Behörden durchführen. Flughafenmitarbeiter seien nicht befugt, Passagiere zu untersuchen. Außerdem müsse geklärt werden, wie man mit positiv getesteten Reisenden umgehen solle.

"Niemand nimmt Schaden daran"

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, sagte dem ARD-Hauptstadtstudio am Donnerstag, er finde die Tests für Rückkehrer aus Risikogebieten "vernünftig" und "angemessen". "Wenn man sie erst einreisen lässt und sie dann durch die Gegend fahren, sich in den Zug setzen, an Raststätten anhalten, dann vergeht natürlich Zeit, in der sie ansteckend sein können, dann ist es das Sinnvollste und wahrscheinlich auch Vernünftigste, sie direkt bei der Einreise zu testen." Es gehe darum, die Bevölkerung zu schützen. Es nehme niemand Schaden daran. "Wenn, dann muss man es verpflichtend machen."

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprach sich ebenfalls dafür aus. "Dringend notwendig" seien Coronatests von Urlaubsheimkehrern aus dem Ausland. "Wir sind sonst im Blindflug unterwegs" und die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Welle steige deutlich. Man solle nicht trennen zwischen Risiko- und Nichtrisikoländern. Es sei gut, wenn jeder getestet werde, auch Urlauber aus dem europäischen Ausland, sagte er insbesondere mit Blick auf Bilder aus Spanien, Österreich oder den Niederlanden, "die allesamt bestürzend gewesen sind". Er empfehle sowohl Rückkehrern im Flugzeug als auch im Auto, sich testen zu lassen.

Sendung: Inforadio, 23.07.2020, 12:00 Uhr

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27 Kommentare

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  1. 27.

    Eine baldige Exit-Strategie ist sehr wichtig.Die Verbote und Einschränkungen sind keine Lösung, sie sind Teil des Problems! Das Virus ist global unterwegs und verschwindet nicht. Auch durch Impfung nicht. Es kommt wieder.Man muss mit dem Virus so normal wie möglich leben. Aufgrund der einseitigen negativen Berichtserstattung über die Gefahren des Coronavirus wurden Millionen Menschen in Angst und Panik versetzt.Da die offiziellen Zahlen der Infizierten die sehr höhen Dunkelziffer der Infektionsrate nicht hergeben,dass das Coronavirus gefährlicher ist als ein Grippevirus.Die Studien u.a. in Heinsberg und Ischgl widersprechen diese Annahme. Statt harte Maßnahmen müss man mit intelligenten Lösungen die sehr alten und sehr kranken Menscnhen schützen.Die *Psychische Gesundheit* ist das Fundament der Körperlichen Gesundheit und eines starken Immunsystems. Die Angst, das ständige Gefühl der Bedrohung durch das Virus, die fehlende/eingeschränkte Lebensfreude schaden der Gesundheit umso mehr.

  2. 26.

    Und dann steht nicht mal fest, wo die Familie corona her hat. Muss ja nicht aus Mallorca gewesen sein. Könnte genausogut der Rastplatz in dtl gewesen sein

  3. 24.

    Und was ist mit den Busreisenden? Die Polen reißen sich im Reise-Linienbus nach Passieren der Grenze die Maske vom Gesicht, weil sie in Polen im Verkehrsmittel keine Maske tragen brauchen.

  4. 23.

    das teste ansich ist gut aber sollte von den urlaubern selbst bezahlt werden wenn sie in ein voher bekanntes risiko land gegangen sind denn sie sind das risiko freiwillig eingegangen bei den andren sollen sie teil übernommen werden .
    bei der rückker sollte alle wiederkerer dann spätestens am 2 tag getestet werden denn das virus braucht etwas zeit um sich einzunisten .

    aber davon mal abgesehen sollte alle die sich testen lassen wollen ,sich auch testen lassen können. was ja immernoch nicht so einfach geht, da man ja erst syntome haben muß, was blögdsinn ist wer syntome hat brauch keinen test sonder hilfe.

  5. 22.

    Wer Geld für Urlaub hat soll den Test selbst bezahlen

  6. 21.

    Die Idee finde ich gut, dass die Menschen aus Risikogebieten getestet werden müssen, aber es wäre noch besser, wenn man auch bei dem Abflug aus Deutschland getestet wird, wir haben in Deutschland mittlerweile über 200.000 Fälle und 10.000 Corona Tote, ich persönlich bin der Meinung, dass Deutschland auch ein Risikogebiet ist, Maskenpflicht auch für draußen, dann sind wir auf der etwas sicheren Seite, sonst wird es hier so wie in Amerika, das Land ist für Jahre nicht mehr besuchbar !!!

  7. 20.

    Cuno, Sie haben recht. Die Angst ist unterdessen so groß, dass viele dafür alle Freiheiten und Rechte aufgeben wollen. Dabei sind die Coronazahlen so gering, dass es eine einzige Familie aus Cottbus tagelang in die Schlagzeilen schafft. Wie absurd ist das denn bitte?

  8. 19.

    Bei manchen hier könnte man echt den Eindruck gewinnen die wünschen sich eine DDR zurück und zwar in noch viel schlimmerer Form.
    Und selbst sich für immer einzuschließen wird nicht vor dem Virus schützen, der ist nun mal da und wir müssen damit leben, wie mit vielen tausend anderen Krankheiten und Lebensrisiken.
    Am Ende sollte man sich immer bewusst sein, man lebt nur einmal und will man diese wirklich 50 Jahre in Quarantäne verbringen?

  9. 18.

    Ich bin für Tests am Flughafen auf Kosten der Urlauber...wer in ein Riaikogebiet fahren muss sollte auch diese kosten übernehmen. Dann eine Registrierung und 2 Wochen in Quarantäne, auch wenn der Test noch negativ ist. Somit werden wenigstens die Menschen am Flughafen schon registriert.

  10. 17.

    Danke! Ich freue mich immer wenn es noch Menschen gibt die ihren Verstand wieder benutzen! Schluss mit den Test, wer krank ist geht zum Arzt! So wie es immer war! Dieser Wahnsinn wird am Leben erhalten durch Angst.... Wenn sie dies und das nicht tun Geldstrafe, Geschäftsschliessung... Ich kann es nicht mehr hören und ich kann diese Menschen mit den offensichtlichen angewachsenen Masken nicht mehr ertragen.... Wozu wird noch getestet? Um diese Angst aufrecht zu erhalten?? Um uns weiter zu drillen auf Disziplin? Es ist vollkommen unwichtig wie viele Menschen den Virus in sich tragen, das ist es bei der Grippe doch auch! Wir haben immer Viren in uns, das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.....Wem es schlecht geht wird zum Arzt gehen, wer keine Symptome hat eben nicht. Und fertig!

  11. 16.

    die Kritik des Berliner Amtsarztes Patrick Larscheid hat Hand und Fuß , auch @GerdaDonnerstag, 23.07.2020 | 17:02 Uhr hat einen bemerkenswerten Aspekt beschrieben

  12. 15.

    Viele kommen aber zurück aus Risikogebieten übers Ausland und fahren dann von dort mit dem Zug nach Deutschland ein.

    Beispiel: Flug von Mallorca nach Warschau, 59 Euro, die Polen machen keine Tests auf dem Flughafen. Fahre dann mit der Bahn 26,60 Euro nach Hause.

    Somit wird nichts getestet. Die Forderungen nach Corona-Tests am deutschen Flughafen sind somit blödsinnig.

  13. 14.

    " Wir sind hier den ganzen Tag draußen.."

    die Infektionsrisiken bestehen an den Flughäfen, der Gepäckausgabe und natürlich im Flugzeug selbst

  14. 13.

    Ich halte Coronatests für Urlaubsheimkehrer aus aus Risikogebieten als unabdingbar. Wird das vernachlässigt schleppen diese Leute die Keime wieder ein und all unsere Bemühungen die Pandemie einzudämmen wären umsonst. Wer Urlaub machen kann, kann auch den Test bezahlen. Ich kann die ganze Aufregung und das Gemecker der Urlauber nicht verstehen. Sollte Corona bei uns wieder um sich greifen sind das die Ersten die mit Vorwürfen aufwarten und nach Hilfe des Staates rufen. Es geht um den Schutz der Allgemeinheit und nicht um irgendwelche Befindlichkeiten Einzelner.

  15. 12.

    Da ist fast nix mehr? Das jeden Tag ca. 500 neuinfizierte in Deutschland dazukommen ist wohl an ihnen vorbeigegangen.

  16. 11.

    Nicht nur für Rückkehrer aus Risikogebieten, bitte alle Testen auf eigene Kosten! Wie schnell es geht sehen wir in Cottbus, wenn da der Arbeitgeber nicht reagiert hätte dann würde sich das Virus sicher die nächsten Wochen erstmal unbemerkt ausbreiten.

  17. 10.

    Na da ist aber jemand auf Krawall gebürstet. Und ja, ich kenne die Zahlen. Und mit Coronatests habe ich finanziell nichts am Hut. Ihnen noch einen schönen Tag gewünscht.

  18. 9.

    Angemessen? Absurd? Eher trifft ein „leider notwendig“ zu. Die Angemessenheit ist relativ. Die einen verweisen auf die wenigen Fälle hier, die anderen auf die erhöhte Ansteckungsgefahr bei Kontakt mit urlaubsrückkehrern. Leider ist erst im Nachhinein zu beurteilen, welche Maßnahme richtig war. Wenn ich in der Verantwortung wäre, würde ich diese Menschen lieber testen lassen. Wir haben Corona zzt relativ gut im Griff. Und es darf nicht wieder schlimmer werden.

  19. 8.

    Wir sind u.a. nach Rhodos gereist, weil wir ansonsten hohe Stornogebühren für unsere im Januar gebuchte Reise hätten zahlen müssen. Außerdem gab es auf Rhodos bisher insgesamt 4 Fälle - und seit Wochen keinen mehr, obwohl bei der Einreise stichprobenartig getestet wird.
    Wir sind hier den ganzen Tag draußen, haben kaum Kontakt zu anderen und im Hotel wird penibel auf Hygiene (u.a. Masken, Handschuhe, keine Selbstbedienung) geachtet. Aerosole hat bei dem frischen Wind keine Chance.
    Wenn die Schule wieder beginnt, sieht es aber anderes aus: In der Schule sind keine Abstandsregeln mehr (außer zu den Kolleginnen und Kollegen) vorgeschrieben. 28 Schülerinnen und Schüler sitzen in einem mehr oder weniger gut gelüftetem Raum. Wo ist also die Ansteckungsgefahr größer?
    Ich würde es begrüßen, wenn pauschale Vorverurteilungen unterlassen würden. Allerdings denke ich auch, dass jemand, der gezielt in ein Risikoland reist, seinen Test selbst bezahlen soll.

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