Lederer fordert Hilfe vom Bund - Freie Künstler demonstrieren für Existenzgeld in der Corona-Krise

So 09.08.20 | 18:10 Uhr
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reischaffende Kuenstler haben am Sonntag 09.08.2020 in Berlin mit einem Protestmarsch auf ihre prekaere Lage in der Corona-Krise aufmerksam gemacht. Quelle: Rolf Zoellner/www.imago-images.de
Video: Abendschau | 09.08.2020 | Felix Edeha | Bild: Rolf Zoellner/www.imago-images.de

Mit einem Protestmarsch habe freischaffende Künstler am Sonntag in Berlin auf ihre prekäre Lage in der Corona-Krise aufmerksam gemacht. Sie fordern ein Existenzgeld, das wie das Kurzarbeitergeld bei Angestellten Einkommensverluste abmildert.

In der Corona-Krise fielen fast alle Kulturveranstaltungen aus. Viele freie Künstlerinnen und Künstler erlitten komplette Einnahmeverluste. Deswegen haben sie am Sonntag in Berlin mit einem Protestmarsch auf ihre prekäre Lage in der Corona-Krise aufmerksam gemacht. Durch die Absage aller Kulturveranstaltungen seien zahlreiche freie Künstler ihrer Existenzgrundlage beraubt worden, erklärte die Initiative "Künstler! Hilfe! Jetzt!".

Die Protestteilnehmer fordern ein monatliches Existenzgeld. Die solo-selbstständigen Künstler seien beim Konjunkturpaket der Bundesregierung komplett übergangen worden, kritisierten die Veranstalter. Berlins Kultursenator Lederer (Linke) nahm an der Demonstration teil. Er fordert für die Künstler bessere Corona-Hilfen vom Bund.

Kritik an "Ungleichbehandlung"

Die solo-selbstständigen Künstlerinnen und Künstler seien beim Konjunkturpaket der Bundesregierung komplett übergangen worden, während Unternehmen unterstützt würden, erklärten die Protestveranstalter weiter und kritisierten "diese Ungleichbehandlung".

Viele Kulturschaffende seien bereits unter die Armutsgrenze gerutscht. Die Politik liefere keine Aussicht, wann freie Künstlerinnen und Künstler wieder arbeiten und mit einem regulären Einkommen rechnen könnten. Bund und Länder würden sich zudem gegenseitig die Verantwortung zuschieben und "lassen uns im Regen stehen", erklärte die Initiative.

Zudem forderten die freien Künstler mehr Wertschätzung ihrer Arbeit, Gleichberechtigung bei künftigen Corona-Konjunkturhilfen, ein zeitlich befristetes Existenzgeld für alle Kunst- und Kulturschaffenden bis zur vollständigen Aufhebung aller Corona-Maßnahmen sowie eine sofortige Aufhebung des "Singverbots in geschlossenen Räumen" in Berlin.

Lederer sieht Hauptverantwortung beim Bund

Berlins Kultursenator Lederer sieht die Hauptverantwortung für die Lage der freien Künstler unterdessen vor allem beim Bund. Die Bundesregierung zwinge Kulturschaffende in Hartz IV - "das ist bürokratischer Irrsinn nicht adäquat", betonte Lederer am Sonntag auf Twitter. Zugleich verwies er auf einen Bundesratsbeschluss, der "endlich umgesetzt werden" müsse.

Ähnlich hatte sich Lederer zuvor in der "Berliner Morgenpost" (Sonntag) geäußert und auf die schwierige Lage der freien Künstler in der Corona-Krise hingewiesen. Gerade bei den darstellenden Künsten und der Musik seien durch die Pandemie seit März sämtliche Einnahmen weggebrochen. Zwar habe das Land Berlin eine Soforthilfe für Selbstständige und Freiberufler beschlossen. "Leider ist auf Bundesebene die Öffnung der Hilfsprogramme für die Lebenshaltungskosten nicht erfolgt, das ist für viele Kunstschaffende wirklich dramatisch", sagte Lederer der Zeitung. Freie Künstler seien "schlechter gestellt gegenüber anderen Betroffenen, die über Kurzarbeitergeld aufgefangen werden".

Sendung: Inforadio, 09.08.2020, 17 Uhr

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53 Kommentare

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  1. 53.

    Danke Herr Buchenau. Es ist bitter. Die Krise hat die Künstler schon erreicht. Viele andere Berufstätige werden folgen. Wacht endlich auf Leute.

  2. 52.

    Das ist mir auch aufgestossen. Gerne die Avantgarde spielen und wenn der Sturm kommt, schnell doch unter Muttis Rock.

  3. 51.

    Zum Thema Didi Hallervorden mal Schloss Costaérès googeln. Hat er für über 1 Mio € gekauft und wohnt nur zeitweise dort. Man gönnt sich ja sonst nix ;-)))

  4. 50.

    Aha. Die alle dürfen nicht arbeiten? Der Buchautor... Sososo. Bitte etwas weniger Drama, dann konterkariert man seine Meinung nicht durch unsinnige Beispiele. Im Übrigen gehts hier um die sog. Selbständigen. Die AN in Kulturbetrieben gehören nicht dazu, also geht Ihre ganze Aussage fehl.

  5. 49.

    Man kann natürlich auch etwas in mein Kommentar hinein interpretieren, was nicht da ist. Machen diese merkwürdigen "Freiheitskämfper*innen" auch so.

  6. 48.

    Hallo Kulturkritiker
    Ihr lest keine Bücher? Geht nie ins Theater? Besucht kein Konzert? Seht niemals Filme? Ignoriert Ausstellungen? Besucht niemals einen Zirkus oder Varieté? Hört auch keine CD oder Radio? Und geht natürlich auch in kein Museum? Dann, aber auch nur dann habt Ihr recht. Alle anderen sollten mal darüber nachdenken, wer eigentlich das alles produziert, und zwar nicht nur die Schauspieler, Musiker, Autoren usw. die man sieht und hört. Sondern auch die Bühnentechniker, die Layouter und alle die, die man nicht sieht, aber ohne die kein Ton gespielt, kein Buch gedruckt, keine Galerie bestückt würde. Und das sind in der BRD rund 1,7 Millionen Menschen, die jetzt- nein, nicht arbeitslos sind, sondern zwar arbeiten wollen, aber nicht dürfen. Zumindest nicht für Geld. Und die sollen jetzt alle "anständig" arbeiten? Wo denn? Einen schönen Tag noch!

  7. 47.

    Vielen Dank. Habe mir nun die rbb24 KULTUR App runtergeladen.

  8. 46.

    "Erst wenn die letzte Musiklehrer*in ausgebrannt,
    die letzte Band aufgelöst,
    das letzte Theater geschlossen und
    das letzte Kino abgerissen ist,
    werdet ihr merken,
    dass Gesichtsmasken
    keine Freude bringen."

  9. 45.

    Hier zum Jazz noch was. Sie finden schon etwas ;-) Muss ja nicht das A-Trane sein.

    https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2020/08/musik-jazz-jazzwoche-berlin-2-atrane.html

  10. 44.

    Danke für diesen Hinweis. Übrigens, waren Sie je einmal im A-Tran? Dann wüßten Sie sicher auch, wie die dortigen Eintrittspreise sind. Von den Getränken mal ganz abgesehen. Und ich bin beileibe ein großer Jazzfan. Aber solch Lokale kann ICH mir nicht leisten. Da lobe ich doch gleich hier mal das Quasimodo. Aber eine Tour zu den anderen Orten wo Jazz aufgespielt wird, lohnt allemal.

  11. 43.

    Sie nennen jetzt echt D. Hallervorden als Beispiel für Notleidende? Wissen Sie eig, wie vermögend er ist? Der könnte locker allen etwas spenden. Oh man...

  12. 42.

    Haben Sie sich auch mal die zum größtenteil unmissverständlich negativen Kommentare über Kulturschaffende und freie Künstler durchgelesen. Zudem machen Sie sich doch nur mal hier im Forum die Mühe und schauen sich unter Kultur an, wie wenig User und Userinnen daran überhaupt ein Interesse zeigen. Aber meckern sogleich darauflos, wenn ein D.Hallervorden z.B. um mehr Unterstützung bittet. Armseelige Kulturbanausen nenne ich solch Leute schlichtweg. War aber auch hier nicht anders zu erwarten. Danke an @Malte und nochmals danke an TBS für Ihre klaren Worte.

  13. 41.

    Jetzt ist zB Jazzwoche. Sucht euch doch mal was. Kreative, die eine Lösung vom Staat wollen. Widersprüchlicher gehts wohl nicht.

  14. 40.

    Das alles kauft man für Geld von anderen Menschen. Nennt sich altmodisch Tauschhandel. Geld erhält man durch Leistung. Aber Sie pöbeln hier jeden an. Frage mich, warum Sie so beleidigen und persönlich werden. Aggressive Grundhaltung?

  15. 39.

    Ich hab jahrelang für schlechtes geld gearbeitet und mich durch Studium hochgearbeitet. Man kann einen Preis (auch für seine Arbeit) nur verlangen, wenn es der Markt hergibt. Wenn sie einer von 20 Mio Anbietern sind, müssen sie damit leben, was der Markt zahlt. Dann sind sie preisnehmer im vollkommenem Konkurrenznarkt. Ein wenig wirtschaftliches wissen täte einigen hier gut. Erarbeiten sie sich einen usp und werden im Monopol zum preissetzer. So ist Deutschland im übrigen im 19 jh gegen England aufgestiegen und das verspielen wir gerade vollkommen. Wir können nicht dauerhaft jeden und alles über Subvention durchschleifen. Wir haben h4 und keiner muss bei uns sterben. Nur die Wirtschaft muss sich nicht zwangsweise so erholen wie anfangs erhofft. Aber dann haben wir die Märkte mit Geld geflutet und keinen Gegenwert in Produktion. Die Geldmenge weitet sich auch aktuell schon schneller aus als 1923. Und ich hoffe sie wissen was damals passiert ist. Aufwachen! Wir stehen am Abgrund. In den nächsten Jahren gehen die babyboomer der 60er in Rente. Zusätzliche Ausgaben bei sinkender Lohnsteuer. Was glauben Sie eigentlich worauf wir zusteuern? Dagegen ist das heute Kindergarten.

  16. 38.

    Und Sie sind? In jedem Fall eine egoistische Geisel des Marktes, wie mir scheint. Haben Sie denn die aktuelle Pandemie wirtschaftlich eingeplant oder können Sie jetzt nur so herablassend daher reden, weil sie nicht in einem prekärem Arbeitsverhältnis (inkl. freischaffend) stehen und der Markt bisher gut für Sie gesorgt hat? Menschen wie Sie sollten solche Meinungen ab sofort um den Hals tragen, damit Ihnen zukünftig der Zutritt zu allem Kulturellem verwehrt wird. Sie können die Zeit ja dann mit Arbeit verbringen, die der Markt verlangt.

  17. 37.

    Und Sie sind ohne fremde Hilfe lebensfähig? Bauen Sie ihre Lebensmittel komplett selbst an? Haben Sie noch nie einen Arzt besucht? Haare schneiden, Stoffe weben und Kleidung schneidern Sie auch selbst? Wasser pumpen Sie aus Ihrem, von Ihnen selbst angelegten Brunnen? Ihr Abwasser entsorgen Sie selbst? Ihr Fortbewegungsmittel haben Sie ebenfalls selbst entworfen und gebaut? Die Liste ist sicherlich endlich, könnte aber noch eine Weile fortgesetzt werden.

    Keine Ahnung, wie Menschen wie Sie sich durch die Welt bewegen, aber wir sind eine Gesellschaft, die nur als solche gemeinsam funktioniert. Künstler*innen ist ein weit gefasster Begriff und diesen, für die Gesellschaft enorm wichtigen Menschen Lebensunfähigkeit zu unterstellen, sagt sehr viel über Sie aus.

    Danke an TPS für die viele Aufklärungsarbeit hier.

  18. 36.

    Es ist jetzt keine Zeit für Rührseeligkeit und Sie können die Gesellschaft auch nicht für Ihre wirtschaftliche Fehlplanung verantwortlich machen. Man muss dann eben auch schon Rücklagen bilden. Sie können froh sein, dass wir ein Sozialstaat sind und sie nicht ohne essen und kV bleiben. Aber irgendwann ist auch mal gut. Wir müssen an unsere Kinder, unsere Zukunft denken. Nicht dem schlechten Geld noch gutes hinterherwerfen. Einzelschicksale sind immer schlimm. Aber es geht hier um mögliche Massenarmut. Sie bekommen das schon hin. Sie finden schon wieder eine Beschäftigung, die der Markt verlangt. Altenpflege oder an der Kasse im Supermarkt

  19. 35.

    Danke auch. Verschwendet an Menschen wie mich. Ich bin Konferenzdolmetscherin, hatte im Januar eine atypische Virusgrippe (Covid-19?), konnte im Februar noch nicht wieder voll arbeiten. Als ich dabei war, wieder Geld fürs Auffüllen meiner Rücklagen und das Laufende zu verdienen, wurden uns ab Ende Februar uns für alle Monate ab März die Einsätze abgesagt. Statt in der Frühjahrshochsaison zu arbeiten, habe ich das Geld schändlich verprasst für Miete, Essen, Versicherungen, laufende Zahlungen für Bahncard, Software, Abos von beruflich genutzten Publikationen, Fortbildung.
    Die nächsten Konferenzanfragen haben wir für Frühjahr 2021. Kleine Aufträge nebenbei bringen 10 Prozent des Sonstigen.
    Und ja, wir sind normalweise auch Steuerzahler:innen.
    Corona-H-IV bekommen übrigens nicht alle. Wer älter ist und fürs Alter angespart hat, ist raus. Müssen Sie auf Rentenpunkte verzichten, wenn Sie Kurzarbeitergeld beziehen?

  20. 34.

    Kurzarbeitergeld wird aus der Staatskasse aufgestockt und bald komplett getragen. In der Zwischenzeit werden auch die Sozialabgaben und Geld für die Rentenkasse gezahlt.
    Freiberufliche Künstlerinnen und Künstler, aber auch Coaches, Sprachlehrerinnen und viele Berufe mit direktem Kundenkontakt und Arbeit in geschlossenen Räumen aus den Veranstaltungsbereichen sind nicht arbeitslos, die Veranstaltungen wurden schlicht verboten. Das hat juristisch eine andere Note, denn unser Grundrecht auf Berufsausübung wird eingeschränkt. In der Zwischenzeit leben wir von Stütze oder Rücklagen und können nicht fürs Alter weiter ansparen. Auch diese Mehrfachbenachteiligung fehlt in allen Diskussionen bislang.
    Gegen solche Pandemien gibt es keine Versicherungen. Auch in die Arbeitslosenversicherung kommen wir freiberuflich Tätigen normalerweise nicht.
    Wir machen das: Theater, Kleinkunstbühnen, Konzerte, Konferenzen, Bildung, Beratung.
    Dafür dürfen Sie demnächst das Fünffache bezahlen!

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