Corona-Lage in Berlin - Senatorin Kalayci sieht steigende Infektionszahlen mit Sorgen

Mo 14.09.20 | 11:11 Uhr
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Archiv - Dilek Kalayci (SPD), Berliner Gesundheitssenatorin, äußert sich am 01.09.2020 bei der Pressekonferenz nach der Sitzung des Berliner Senats. (Bild: dpa/Bernd von Jutrczenka)
Audio: Inforadio | 14.09.2020 | Dilek Kalayci im Interview | Bild: dpa/Bernd von Jutrczenka

Zuletzt haben sich in Berlin vor allem junge Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die Gesundheitssenatorin warnt im rbb: Unter ihnen könnten "Superspreader" sein, die das Virus in die Breite streuen könnten. Auch der Regierende Bürgermeister bleibt besorgt.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) warnt davor, angesichts derzeit geringer Patientenzahlen in Krankenhäusern die Corona-Pandemie zu unterschätzen. Laut Senat [berlin.de/corona] lagen Ende vergangener Woche in Berlin 43 Corona-Patienten in Krankenhäusern. 14 Menschen lagen auf Intensivstationen, davon zehn in der Charité. Nach Angaben der Charité hatten sich alle Betroffenen bereits während der ersten Pandemiewelle infiziert.

Kalayci bemerkte dazu am Montagmorgen im Inforadio des rbb, dies sei kein Zeichen für Entwarnung. Ihr machten die drastisch steigenden internationalen Zahlen in Indien, den USA, Frankreich, Spanien und Großbritannien "große Sorgen". Auch in Deutschland und Berlin stiegen die Infektionszahlen seit Wochen stabil an.

Kalayci warnt vor "Superspreadern"

Dass derzeit nur so wenige Corona-Patienten in Krankenhäusern lägen, sei zwar eine gute Nachricht. Das liege am noch jungen Alter der zuletzt Infizierten, so Kalayci. Wenn jedoch diese Zahlen aus dem Ruder liefen, seien auch die Älteren wieder in großer Gefahr.

Kalayci betonte, die Strategie sei und bleibe, Krankheiten zu vermeiden. Die SPD-Politikerin widersprach auch Positionen, wonach Neuinfektionen unter jungen und damit weniger gefährdeten Menschen eine weitreichende Immunisierung der Bevölkerung mit sich bringen könnten. "Diese Position missachtet wesentliche Faktoren. Wenn jüngere Menschen stärker betroffen sind, können darunter Superspreader sein, die Infektionen in die Breite bringen", warnte sie.

Müller warnt vor Gefahren durch die kalte Jahreszeit

Auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) warnte am Montag im rbb davor, die Gefahr durch das Coronavirus zu unterschätzen. Er habe die Sorge, dass es in Berlin gerade bei privaten Feiern zu größeren Ausbrüchen kommen könnte, sagte er dem Radiosender rbb 88.8. Grund sei, dass sich die Menschen in der kühleren Jahreszeit wieder in geschlossenen Räumen aufhielten und weniger lüfteten. An Österreich oder Frankreich sehe man, wie schnell die Infektionszahlen wieder nach oben gehen könnten.

Müller appellierte an die Menschen in Berlin, weiter diszipliniert zu sein: "Wir haben die Situation noch nicht überwunden und müssen diesen Weg weitergehen. Es kommt jetzt auf Eigenverantwortung an“, so Müller. Er rechne noch sehr lange damit, dass es bei der aktuell in Berlin geltenden Maskenpflicht bleiben werde.

Kalayci wirbt um Fachkräfte für Gesundheitsämter

Zur nach wie vor angespannten Personalsituation in den Berliner Gesundheitsämtern betonte Gesundheitssenatorin Kalayci im Inforadio, es müssten mehr Anstrengungen unternommen werden, Menschen für die offenen Stellen zu gewinnen. "Wir haben bei der Bezahlung die Lücke zu den Krankenhäusern geschlossen, wir haben eine bessere Besoldung, es gibt Zulagen. Und trotzdem sind wir noch nicht ganz zufrieden", räumte Kalayci ein.

"In unserem Mustergesundheitsamt sind 2.020 bis 2.030 Stellen vorgesehen, 200 fehlen immer noch. Allein in Reinickendorf wurden 47 Stellen noch nicht einmal eingerichtet, also noch nicht ausgeschrieben", kritisierte die Gesundheitssenatorin. "Wir müssen hier noch ein Zacken zulegen", so Kalayci.

Sendung: Inforadio, 14.09.2020, 7:25 Uhr

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99 Kommentare

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  1. 99.

    Das ist das Ergebnis von nichts tun. Ich hoffe, das Wetter wird schlechter und die Berliner zieht es nicht mehr so ins Umland. Durch eine eher kleine "Party- und Eventszene" und Disziplin sind wir Brandenburg kaum betroffen.

  2. 98.

    Dann sollten sich die betroffenen Branchen zusammenschließen und ebenfalls rechtlich dagegen vorgehen.

  3. 97.

    In Sachen Prostitution ist man nur einem drohendem Gerichtsentscheid zuvor gekommen.
    In Hamburg hat vor kurzem das Gericht entschieden .... generelles Verbot von Prostitution ist nicht mehr verhältnismäßig.

  4. 96.

    https://www.tagesschau.de/sport/sportschau/regelung-stadien-corona-101.html
    Der Sport braucht wieder Einnahmen, auf Probe.

    "Wie schafft man es so richtig doof dazustehen?" Warum so gereizt, man kann es auch anders sagen.
    Steht doch da, ist nicht von ihr. Würde nie zum Menschen sagen, dass er doof ist. Denn lieber gruselig. Kein Mensch ist perfekt. Kein Mensch.
    Am 16.09.2020 "Wien" zum Risikogebiet
    https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-wien-budapest-risikogebiete-100.html

  5. 95.

    "Und das Narrativ wird auf dem Konjunktiv-2 aufbauen: Hätten wir nicht Panik verbreitet, wären die schlimmsten Voraussagen eingetroffen."
    Wenn ich nicht immer in die Hände klatschen würde, würden die Elefanten aus dem Dschungel kommen. Dass sie es nicht tun, beweist, dass das Klatschen wirkt. Schweden zeigt: es geht auch anders ohne Kollateralschäden
    Schäuble hat eh schon offenbart: es geht um Transformation.

  6. 94.

    Da muss ich Sie jetzt aber enttäuschen. Ihre kognitiven Fähigkeiten in Ehren, aber für tiefere Denkvorgänge bringt es nichts, lediglich die Sinnesorgane zu nutzen, um seine Umwelt zu perzipieren. Das kann jeder Primat oder jedes andere Tier genauso gut. Wichtig ist überdies, korrekte Schlüsse zu ziehen, also den Intellekt zu bemühen. Und hierzu bedarf es zweifelsfrei Intelligenz.

  7. 93.

    Dass es an der ein oder anderen Stelle Versäumnisse gibt, wie z. B. keine Maskenpflicht im Klassenzimmer oder die von Ihnen erwähnte Stagnation, will ich gar nicht in Abrede stellen. Grundsätzlich jedoch halte ich am Sinn der Maßnahmen fest. Bei so etwas wie faktischen Berufsverboten allerdings müsste die Politik ein wenig nachjustieren und zumindest einen eingeschränkten Betrieb zulassen, insbesondere vor dem Hintergrund der allmählich wieder öffnenden Bordelle. Nichts gegen Prostitution, aber diese Lockerung ist gegenüber anderen Branchen, in denen es zu wesentlich weniger Körperkontakt kommt, nicht gerade fair.

  8. 92.

    Oh es kann noch viel besser kommen.
    Es klagen ein paar tausend Gastwirte auf Schadenersatz, weil es im Seuchenschultz..bla bla eine Passage gibt, die nicht so mit den Maßnahmen überein stimmt.
    Kommen diese Klagen durch wird selbstverständlich rückwirkend ab inkraftreten dieser Maßnahmen der Schaden berechnet.... und dann hängen sich auch die Veranstalter mit dran....das könnte eine fette Rechnung werden.
    Und wie heißt es so schön und treffend .... Blödheit schützt vor Strafe nicht.

    Schauen wir mal was draus wird.

  9. 91.

    Ja, Entschuldigung! Aber vielleicht wird es ja auch gar nicht so schlimm. Es wird wohl bald darauf hinauslaufen, dass die Politik nach und nach einräumen wird, Ängste provoziert und geschürt zu haben. Dazu gehört eben auch das unseriöse Verbreiten von absoluten statt relativen Fallzahlen. Und das Narrativ wird auf dem Konjunktiv-2 aufbauen: Hätten wir nicht Panik verbreitet, wären die schlimmsten Voraussagen eingetroffen. So weit klar. Dafür sind aber Dinge eingetroffen, die nicht vorausgesagt wurden: Geplatzte Lebensträume, vernichtete Existenzen, vereinsamte an Gram verstorbene Betagte, zerrissene Freundschaften, eine unsägliche Spaltung der Gesellschaft und vor allem eine nie dagewesenes Misstrauen gegen die Politik - bis hin zur Verachtung. Ja, es könnte durchaus sein, dass das Schimpfwort "Covidioten" auf die zurückfällt, die es erfunden haben.

  10. 90.

    Sie haben das Wichtigste vergessen.....
    Die Anwesenden müssen 1,5 Meter Abstand halten .... ist doch kein Restaurant das private Wohnzimmer.
    Um das Ganze aufzulockern ..... Corona Bingo ..... 9 Felder im Quadrat .... beschriften mit 2. Welle ... Lockdown..... usw. Dann Anne Will oder sowas anmachen und wenn diese Worte fallen abstreichen auf der Karte ..... 3 in einer Reihe Bingo....als Preis eine neue Maske !
    Ob bei den 1,5m Abstand zu Hause die Zustimmung bei über 80% liegt .....

  11. 89.

    Na lieber Eric, Sie haben sich ja wirklich eine Menge Gedanken zum Thema gemacht. Das wird die Restaurantbesitzer aber freuen, dass sie sich eigentlich keine Sorgen machen müssen. Die Weihnachtsgans holen wir dann auch ab und verlegen die Weihnachtsfeiern ins eigene Wohnzimmmer, aber Achtung! Hygienekonzept ausarbeiten und Kontaktliste auslegen. Man kann sich ja auch im öffentlich rechtlichen Fernsehen die aktuellen Hochrechnungen der Infektionszahlen gemeinsam ansehen. Und jedes Mal, wenn es wieder einer sehr schweren Fall gibt, prostet man sich zu. Falls bis dahin Alkohol noch erlaubt ist. Und nicht vergessen: auf dem Weg zum Klo immer schön die Maske auf, falls sich im Flur nicht doch ein Superspreader versteckt hat. Armes Deutschland, gute Nacht!

  12. 88.

    Der anfängliche Kommentar bzw. die Frage eines Schreibers hier war..... durch die maßnahmen ist doch niemand der hier ist eingeschränkt.
    Ich glaube dadurch ist die Frage beantwortet.....abholservice, lieferservice usw.
    Na schauen wir mal was mit den ganzen Klagen der Gastronomen passiert die nun auf Schadenersatz klagen.

  13. 87.

    Also ich kenne viele Resaurants die sowas gemacht haben und zum Anfang kann man auch einen Abholservice einrichten. Hängt halt auch davon ab, wie beliebt das Restaurant ist, wenn vorher schon wenig Gäste dort waren, dann hat man es als Liefer-/Abholservice auch schwer. Ein Problem sehe ich aber noch bei den Getränken, die kann man nicht mehr überteuert verkaufen, und diese sind eine wichtige Einnahmequelle.

  14. 86.

    Ein Tipp .....
    Die Leute die sich schützen wollen ...nehmen Masken die sie selbst vor Viren schützen und hören auf zu heulen, das die Welt auf sie Rücksicht nehmen soll und der Rest läuft ohne rum.

  15. 85.

    Die gigantische Todeswelle durch Lockdown, Wirtschaftszerstörung, Hunger, Kriegseinsätze und Überbevölkerung sowie die Verschweigung dieser Probleme ist weitaus größer.
    Hätte man zudem in den letzten Jahren mehr Geld in Forschung und Gesundheitsforschung investiert sowie sich um Seuchenvorsorge gekümmert, hätten wir weniger Probleme mit Krankheiten und deren Bekämpfung.

  16. 84.

    Sie fragen echt, warum man noch Masken tragen muss? Sie sollte sich nochmal informieren wie sich Corona verbreitet. Kleiner Tip wäre, dass die Verbreitung auch ohne Symptome geht.

  17. 83.

    Sehe nichts gruseliges bei Herrn Müller. Ihr Vorwurf von Unwissenheit würde aber ehr auf gruselig zu treffen.

  18. 82.

    Also ich habe von der Materie schon wenig Ahnung aber bei ihnen fehlt es ja komplett.....einen Lieferservice mal so nebenbei einfach so starten ....klar...man das muss ich ihm unbedingt sagen .... da bedient er Gäste und könnte es so viel einfacher haben.
    Wenn jemand krank ist sollte er natürlich zu Hause bleiben ..... wenn er krank ist !

    Und wenn es keinen Abstand geben würde..... tja bleibt eine bloße Vermutung das dann kaum jemand in solche Restaurants gehen würde.

  19. 81.

    Wie schafft man es so richtig doof dazustehen ?
    Man äußert seine Besorgnis, das die Zahlen steigen ... wie schlimm es ist....
    Und ab sofort dürfen in alle Stadien wieder Fans rein....gerade in den Nachrichten gekommen....

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