Baden-Württemberger Kulturministerin Eisenmann - Ministerin kritisiert Forderung nach Lüftungsgeräten in Schulen

Mo 21.09.20 | 21:20 Uhr
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Symbolbild - In einem Klassenraum der 10. Klasse sind während des Unterrichts alle Fenster geöffnet. (Bild: dpa/Uli Deck)
Video: Abendschau | 21.09.2020 | Laura Kingston | Gespräch mit Norman Heise | Bild: dpa/Uli Deck

In Reaktion auf die Debatte um den Einsatz von Luftfiltern und Lüftern in den Klassenräumen der Berliner Schulen kommt Widerspruch auch aus anderen Bundesländern.

Susanne Eisenmann (CDU), Ministerin für Kultus, Jugend und Sport von Baden-Württemberg, spricht am 15.09.2020 bei einer Pressekonferenz (Bild: dpa/Sebastian Gollnow)
Susanne Eisenmann (CDU), Ministerin für Kultus, Jugend und Sport von Baden-Württemberg | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) erklärte am Montag, Lüftungsgeräte könnten nicht die "alleinige Lösung" sein. "Lüftungsgeräte allein in jedem Raum von Hunderttausenden von Klassenzimmern könnten das Problem nicht lösen. Die Erkenntnis, dass dies das Alleinheilmittel sei, habe ich bisher von Experten in der Breite nicht gehört", so Eisenmann im ARD-Mittagmagazin.

Stoßlüfter statt Lüfter

Damit widerspricht die Politikerin Studien, etwa der TU Berlin und der Bundesuniversität München. Eisenmann beruft sich dabei auf die zuständige Kommission des Bundesumweltamts. "Die weist darauf hin, dass Raumlüfter, auch mit hoher Qualität nicht alle Probleme lösen." Stattdessen sei zeitweises Stoßlüften noch immer die beste Variante, die man auch im Winter im Blick behalten müsse, so Eisenmann. "Es kommt auf die Organisation an, wie man das koppelt mit Unterricht und Pausen", erklärte sie.

Zwar sieht der Musterhygieneplan der Senatsbildungsverwaltung für die Berliner Schulen genau das vor, regelmäßige Stoßlüftungen mindestens einmal pro Stunde durch das Öffnen von Fenstern und Türen für mehrere Minuten. Kritiker aber warnen, dass dies angesichts der fallenden Temperaturen schwierig werde in Herbst und Winter. Deshalb empfehlen einige Wissenschaftler Raumluftreiniger auch in Klassenzimmern.

Landeselternsprecher kritisiert Lüftungsbedingungen in vielen Schulen

Der Berliner Landeselternsprecher Norman Heise sieht hier nach eigener Aussage kein Entweder-Oder, sondern fordert beides: neue Raumlüfter und ständige Raumlüfungen, wie er im rbb betonte. In der Abendschau wies er allerdings darauf hin, dass in den vielen Schulen nicht nur noch keine Raumlüfter seien, sondern dass schon die einfache Stoßlüftung durch die Fenster oft nicht möglich sei. "Es ist tatsächlich ganz klar eine Aufgabe der Bezirke, sich um dieses Thema zu kümmern und wir haben den Eindruck, dass die Bezirke nicht den Überblick darüber haben, in welcher Schule die Fenster zu öffnen sind und an welcher nicht."

In den Schulen gebe es sehr viele Fenster, die sich überhaupt nicht öffnen ließen oder die lediglich zu kippen seien und somit das geforderte Stoßlüften nicht erlaubten. Auch die Luftfilter seien hier nicht die alleinige Lösung, denn frische Luft brauche es trotz der Filterung. Die für die CO2-Messung wichtigen und durch den Senat zugesagten Geräte von zwei bis drei pro Schule allerdings werden voraussichtlich nicht reichen, um die Luftbedingungen in den Schulen angemessen messen und regulieren zu können, kritisierte Heise.

Sendung: ARD-Mittagsmagazin, 21.09.2020, 13 Uhr

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10 Kommentare

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  1. 10.

    @rbb Wann genau sollen denn die Messgeräte in den Schulen ankommen; noch in 2020?!
    "Die für die CO2-Messung wichtigen und durch den Senat zugesagten Geräte von zwei bis drei pro Schule allerdings werden voraussichtlich nicht reichen, um die Luftbedingungen in den Schulen angemessen messen und regulieren zu können"

  2. 9.

    glaubt wirklich Jemand, dass die Stromnetze der Schulen solchen Belastungen gewachsen sind?
    Das ist genau so utopisch, wie über Digitalisierung und Fortbildung zu reden, obwohl die Internetanschlüsse der meisten Berliner Schulen 16 !!!MB umfassen und keine Fortbildungen im Lisum ( Institut für Fortbildung)im Angebot sind, die für viele Lehrer kurzfristig verfügbar wären.
    Auf die Frage einer Grundschule in Schöneberg, was mit den Folgekosten für die schönen neuen Smartboards ist, die nur 3 bis 5 Jahre halten sollen, wurde die Anweisung erteilt, die abgebauten Kreidetafeln im Keller einzulagern.....
    Die Schulen sollen sich mit den Geldern aus dem Digitalpakt, so sie denn kommen selber um Glasfaseranschlüsse kümmern, weil da ja auch die Experten für solche technischen und baulichen Fragen sitzen.

  3. 8.

    Es ist eine Schande, für alles ist Geld da, aber um unsere Kinder zu schützen nicht.
    Und so etwas in einem angeblich reichenm Land.
    Die Dame soll sich mal die Schulen ansehen.

  4. 7.

    Warum in den Schulen gespart wird ist offensichtlich. Eine hoch gebildete Gesamtbevölkerung schaut den Regierenden auf die Finger. Welcher Unternehmer braucht schon Leute, die Gesetzestexte kennen, um sich nicht ausbeuten zu lassen. Schaut und hört man auf die Straße, tragen diese "Bemühungen "schon Früchte. Mit Bierflasche in der Hand und "eh alder eh".

  5. 6.

    Eine einigmaßen gut funktionierende Raumluftfilteranlage in x-verschiedene Klassenzimmer zu integrieren, die selbst nicht als Keimschleuder wirkt, ist nicht trivial. Selbst wenn die Gelder dafür da wären - woher sollen die Anlagen kommen, gibt es genügend Handwerker mit freien Kapazitäten? Ziehmlich illusorisch das ganze.

  6. 5.

    Ah, da schau her, die Schwäbin maßt sich an, über Berlins Fenstersituation zu urteilen! Klar, im Ländle weht immer ein kühler Hauch frischer Landluft durch jeden Klassenraum... sorry, wenn das hier etwas anders ist... mit etwas Glück kann man Fenster überhaupt öffnen, mit noch mehr Glück riecht man nur Mustafas Gemüsedöner. Den Rest möchte ich hier nicht aufzählen, Frau Eisenmann wäre vermutlich irritiert...

  7. 4.

    Es scheint auch niemandem klar zu sein, in welch miserablen Zustand die meisten Fenster in den meisten Berliner Schulen sind!!! Es möge doch bitte, bitte mal ein Verantwortlicher/eine Verantwortliche aus der Senatsverwaltung an die Schulen kommen und diese VON INNEN betrachten. Es regnet rein, die Fenster öffnen sich bei jedem Windstoß und es zieht wie Hölle durch die völlig maroden Fenster. Diese Zustände sind unzumutbar.
    Eine Lehrerin aus einer Steglitzer Grundschule

  8. 3.

    Wenigsten solch ein paar Lüftungsanlagen sollten unsere Kinder doch wert sein.
    Die Kinder - die Zukunft von Deutschland!
    Bekommen sie wieder nur ein Tritt in den Hintern?
    Warum wird nur an ihnen gespart?

    Für alle anderen und alles andere hat Deutschland Geld.
    Traurig

  9. 2.

    Vielleicht sollte man zumindest dafür sorgen das man die Fenster überhaupt öffnen kann. Es kommt tatsächlich öfter vor das Fenstergriffe abmontiert wurden, weil Fenster in einem so desolaten Zustand sind, das öffnen als gefährlich betrachtet wird.

  10. 1.

    Klar ist man dagegen. Könnte ja Geld kosten. Ebenso wie die Digitalisierung. Oder generell viel höhere Investitionen in Forschung und Bildung. Aber hey, wir leben in Zukunft einfach von dem ganzen Gold, Eisen und Erdöl, das wir fördern. Oder unsere tollen Hightechfirmen retten uns, die weltweit gefragte Computer und soziale Dienste herstellen.

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