Viele Neuinfektionen in Berlin - Kalayci für nächtliches Alkoholverbot in Spätis und Restaurants

Sa 03.10.20 | 16:22 Uhr
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Eine Frau steht am 03.02.2016 nach Einbruch der Dunkelheit an einem Kiosk in Berlin im Stadtteil Friedenau (Quelle: dpa/Wolfram Steinberg)
Audio: Inforadio | 03.10.2020 | Aurelie Winkler | Bild: dpa/Wolfram Steinberg

Droht die Corona-Pandemie in Berlin aus dem Ruder zu laufen? Die Gesundheitssenatorin jedenfalls macht sich "große Sorgen" - und fordert nun schärfere Maßnahmen, um die Zahl der Neuinfektionen in der Hauptstadt zu senken.

Angesichts eines rasanten Anstiegs der Corona-Infektionszahlen in Berlin fordert Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) für die Hauptstadt ein Ausschank- und Verkaufsverbot für Alkohol von 23 bis 6 Uhr. Dieses müsse für Restaurants, Bars, Clubs und für Spätis gelten, sagte die Politikerin am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Gleichzeitig erneuerte Kalayci ihre schon vor einigen Tagen vorgebrachte Forderung nach weitergehenden Kontaktbeschränkungen. Nach den Vorstellungen der Senatorin sollten die Begegnungsmöglichkeiten auf zwei Haushalte oder fünf Personen begrenzt werden, um die weitere Ausbreitung der Pandemie zu bremsen.

Kalayci: "Wir müssen frühzeitig handeln"

"Der Zeitfaktor ist jetzt wichtig", mahnte Kalayci. "Wir haben schon zu Beginn der Pandemie im Frühjahr gesehen, dass wir in einer Stadt wie Berlin frühzeitig handeln müssen." Um Schlimmeres zu verhindern, sei auch jetzt wieder der Zeitpunkt für rasches Handeln. "Wir haben nicht die Zeit zu sagen, wir gucken mal. Die Uhr tickt."

Zuletzt breitete sich das neuartige Coronavirus in Berlin nach offiziellen Zahlen stark aus. Die Gesundheitsämter meldeten am Freitag 339 Neuinfektionen - laut Gesundheitsverwaltung ist das der höchste Zuwachs seit Beginn der Pandemie im Frühjahr. Zwar wurden damals weniger Menschen getestet, so dass der Anstieg zumindest teilweise auf vermehrte Tests zurückzuführen sein kann. Aber: Nach den Worten Kalaycis ist der Anteil der positiven Befunde - etwa 2 von 100 - heute deutlich höher als damals.

Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg sind Corona-Hotspots

Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen lag zuletzt bei 34,5 und damit über der Grenze von 30, ab der bei Politik und Behörden die Alarmglocken klingen. In fünf von zwölf Bezirken liegt der Wert über 40. Spitzenreiter ist Mitte (59,6), auch in Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln liegt der Wert über 50. Und: In der Altersgruppe 20 bis 29 beträgt diese sogenannte Inzidenz 66.

"Das alles macht mir sehr große Sorgen", sagte Kalayci. Das Infektionsgeschehen breite sich nicht länger nur in der Innenstadt aus und sei immer schwerer einzuschätzen. Bei nur noch 20 Prozent der Corona-Infektionen sei der Ausbruch klar lokalisierbar. Für einen solchen Fall habe sich die Ministerpräsidentenkonferenz am 29. September auf konsequente lokale Beschränkungen verständigt. "Das müssen wir in Berlin jetzt umsetzen. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten, dass der Staat in der Pandemie handelt."

Behörden warnen vor Feiern und Alkohol

Als Infektionsherde sehen die Behörden nicht zuletzt illegale Partys und private Feiern mit reichlich Alkoholkonsum. "Alkohol wirkt enthemmend, und beim Beisammensein werden Abstandsregeln nicht eingehalten", sagte Kalayci. Deshalb sei es wichtig, hier stärker anzusetzen.

Seit Samstag gelten in Berlin bereits neue Beschränkungen, die der rot-rot-grüne Senat vor wenigen Tagen beschlossen hatte. Private Feiern im Freien mit mehr als 50 Teilnehmern sind verboten. In geschlossenen Räumen gilt eine Obergrenze von 25 Teilnehmern. Ab zehn Teilnehmern müssen bei den Feiern deren Daten dokumentiert werden, um eine Nachverfolgung von Kontakten im Falle einer Infektion sicherzustellen. Neu ist auch eine Maskenpflicht in Bürogebäuden.

Sendung: Inforadio, 03.10.2020, 8.45 Uhr

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69 Kommentare

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  1. 69.

    Stellen sie sich vor auch meine Kinder wissen sich zu benehmen und komischerweise die Freunde meiner Kinder auch.
    Die Lehrer unserer Grundschule haben in der Schliesszeit bequem zurück gelehnt, was ich von diesen Lehrern halte( die angeblich ihren Job lieben), möchte ich lieber nicht kundtun.

    Natürlich gibt es auch Schwierigkeiten mit einigen Kindern, aber das weiss man vorher, wenn man diesen Beruf wählt.
    Ich bin ehrenamtlich im Schwimmverein tätig, wenn man Kinder mit Anstand und Respekt behandelt, dann klappt das schon.

  2. 68.

    Ich finde es unmöglich das auf den Lehrern rumgehackt wird. Tagtäglich betreuen Lehrer zun Teil Ihre verzogenen Kinder und müssen sich zu Coronazeiten mit den Kindern auseinander setzen wie man eine Maske aufsetzt und wie man sich die Hände wäscht. Das wäre eigentlich die Aufgabe Eltern. Ich selber bin Vater und meine Kinder wissen wie sie sich in der Schule zur Zeit zu benehmen haben, viele Kinder wissen das leider nicht und das schadet nicht nur den Lehrern sondern es stört auch viele Kinder. Ich verstehe die Lehrer das sie sich sorgen machen dicht an dicht mit teilweise spuckenden und respektlosen Kindern den Schulalltag bewältigen. Also bevor hier auf den Lehrern herumgehackt sollten sich mal lieber manche Eltern an die eigene Nase fassen und Ihren Kindern gewissen Respekt vor der Situation beibringen, dann haben die Lehrer auch kein Problem.

  3. 67.

    Ein neues Kapitel aus Schilda. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen.

  4. 66.

    Möglicherweise liegt das daran, dass unsere Polizei kaum Befugnisse hat, brachial durchzugreifen. Ich sag's doch immer wieder: Wer nicht hören will, muss fühlen! Das haben wir nun von unserer antiautoritären Erziehung: verzogene und hochmütige Gören, die vor nichts und niemandem Respekt haben, und nur noch "aber ich, ich, ich!" kreischen.

  5. 65.

    Aber ein simples Partyverbot wird nicht funktionieren. Zumal ja die Maßnahmen noch für die nächsten 1-2 Jahre so weitergehen werden, kam eben wieder im TV.

    Die Politik muß endlich von denen lernen, wo es besser läuft und nicht das nachmachen, was in F und E nicht funtioniert.
    Was wurde eben bei heute als Problem der Franzosen benannt? Langes Warten auf Testergebnisse und mangelhafte Kontaktnachverfolgung. Genau da haben wir auch akuten Handlungsbedarf.

  6. 64.

    Ich gebe Adrian vollkommen Recht und meine das alles was an Festlegungen, Maßnahmen etc. vorhanden bzw. erlassen worden ist mit mehr Konsequenz durchgesetzt werden müßte. Überarbeitung der Kontrollmechanismen sind hier dringend geboten, aber nicht mit Frau Kalayci- in meinen Augen "Inkompetent-Vertrauensschwund"

  7. 63.

    Und die Anführer sind auch nur Menschen, genau wie diejenigen, die Ihre Vorgaben durchführen - anders formuliert: Egal in welcher gesellschaftlichen Position wir uns befinden, der Selbstzerstörungstrieb wird obsiegen.

    Philosophie hin oder her: Verantwortungsbewusstsein und Vernunft von (jungen) wohlstandsverwahrlosten Partygängern zu erwarten, ist einfach zu viel verlangt. Das habe ich bereits in einem anderen Kommentarstrang erleben müssen.

  8. 62.

    Initiiert von den Anführern, durchgeführt von denen, die deren Vorgaben nicht kritisch hinterfragen.

    Wie heißt es z.B.: "Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln."

  9. 61.

    Der Zug, die Menschen zu motivieren und im Kampf gegen C. mitzunehmen, etwa wie in Schweden, der ist hier lange abgefahren. Dazu hat die Politik mit ihren Verordnungszwang-Bußgeld-Wahn zuviel Vertrauen der Bürger verbrannt; und sie tut ja auch alles, um sich auch in Bereichen der Gesellschaft, wo sie bisher Unterstützung hatte, Feinde zu machen (etwa in der Wirtschaft mit den neuesten Berliner "Geniestreich" namens Maskenpflicht in Büro- und Verwaltungsgebäuden - da sind die Unternehmen mit eigenen Hygienekonzepten schon lange viel weiter. Wenn sie da auf die Politik gewartet hätten, wären wahrscheinlich schon viele Firmen wegen C. Schließungen pleite).
    Da paßt der Vorschlag, den Spätis den Alkoholverkauf ab einer gewissen Zeit zu untersagen, genau ins Bild - kein Plan und keine Begründung. An der Tankstelle 100 Meter weiter gibt's harte und weiche Spirituosen 24/7. Mir erschließt sich die Idee hinter den Vorschlag jedenfalls nicht.

  10. 60.

    "Das menschliche Wesen selbst wird völlig vergessen ..."

    Stimmt. Wie bereits die Frankfurter Schule so treffend feststellte: Es liegt in der Natur des Menschen, sich selbst zu zerstören bzw. sich gegenseitig auszulöschen.

  11. 59.

    Nein, bei denen, die die Anordnungen erlassen. Würde die Politik eine klare Linie fahren und durchdachte Maßnahmen erlassen und diese nachvollziehbar begründen, dann würden die Leute das auch akzeptieren. Stattdessen gibts Basta-Politik mit Begründungen wie "wir müssen die Zügel anziehen". Maßnahmen, die woanders schon nicht erfolgreich waren werden trotzdem stur angeordnet anstatt von denen zu lernen, wo es besser funktioniert.

    Das menschliche Wesen selbst wird völlig vergessen und den Maßnahmen untergeordnet: Zu befehlen, für 1-2 Jahre auf jegliche Party zu verzichten, wird genauso erfolgreich sein, wie sich am Seeufer hinzustellen und zu versuchen, das Wasser zu stapeln. Aber anstatt geeignete Alternativen zu bieten wird das einfach ignoriert.

    Wir sind Menschen und keine Roboter, und das soll auch so bleiben.

  12. 58.

    Falls Ihre Schlussfolgerung zutreffen sollte, liegt das Problem dann nicht eher bei den völlig irrational agierenden, weil unbelehrbaren und uneinsichtigen Menschen?

  13. 57.

    "Im Übrigen sage ich Ihnen jetzt mal die Wahrheit: Keine Regierung kann Corona stoppen."

    Ach was? Echt? Tja, dann sollten wir sämtliche Bemühungen um einen Impfstoff und alle Maßnahmen unverzüglich einstellen sowie uns jetzt endlich allesamt gegenseitig anstecken. Wird auch langsam mal Zeit mit der Durchseuchung. In den Altenheimen hat das schließlich auch funktioniert! Und gestorben wird sowieso immer!

    Jetzt mal ohne bitter-bösen Sarkasmus: Dass man den Virus nicht ausrotten rsp. besiegen kann mit einem pathetischen "Mission Accomplished!" Schild im Hintergrund, dürfte klar sein. Etwas anderes haben seriöse Virologen nie behauptet. Influenza kann man ja auch nicht ausrotten - aber man kann sich dagegen impfen lassen und somit viele schwere Krankheitsverläufe vermeiden, was eine Epidemie auf jeden Fall beherrschbarer macht. Darum geht es!

  14. 56.

    Wenn Sie Bluthochdruck haben, sollten Sie dies ärztlich behandeln lassen.
    Kindern Bildung zu verwehren, lässt für die Zukunft erheblich mehr Risikogruppen entstehen.
    Sollten Sie nicht mehr arbeiten können oder dies erscheint Ihnen zu gefährlich, müssen Sie in den Vorruhestand oder Hartz4-Bezug.
    Ich verstehe das auch nicht: Wieviele Schulden sollen wir denn noch machen?
    Haben unsere Kinder gar kein Recht auf eine Zukunft in Wohlstand? Die werden es eh schon schwer genug haben mit den Zuständen, die auf uns zurollen.

  15. 55.

    Ich stelle mir in diesem Zusammenhang immer wieder die Frage, warum Spanien und Frankreich, wo bekanntermaßen die strengsten Hygieneregeln und Ausgangsbeschränkungen gelten, gleichzeitig die Länder sind, die die stärksten Anstiege an die Positiv-Nachweisen haben. Und andersherum, warum z.B. in Sachsen-Anhalt, wo es kein Bußgeld für Maskenverstöße gibt, die Nackweiszahlen seit Wochen auf sehr niedrigen Niveau verharren? Ganz einfach: weil die Kette Maßnahme-Pflicht-Zwang, nächste Maßnahme pflicht Zwang usw. nicht funktioniert.
    Vielleicht ist meine Theorie falsch: Die Menschen in ES und FR haben die Maßnahmen seit Wochen ohne Erfolg. Der Frust darüber steigt bei den Menschen, man versucht diesen abzubauen, u.a. durch Partymachen, was bei kühleren Temperaturen in Innenräumen passiert, mit gesteigerten Übertragungsrisiko. Zahlen steigen weiter, nächste Zwangsmaßnahme, mehr Frust usw.
    Schlußfolgerung: Die Maßnahmen verstärken indirekt die Steigerung der Zahlen anstatt sie zu reduzieren.

  16. 54.

    Ich als Selbständige mache mir mittlerweile Sorgen um unsere finanzielle Zukunft. Noch eine Schliessung der Geschäfte kann ich mir nicht leisten, dann bin ich insolvent.

    Desweiteren kann ich diese ganzen Sch...Verbote nicht mehr ertragen. Hätten sie im Frühjahr und Simmer kontrollierte Partys stattfinden lassen, wäre es gar nicht so weit gekommen.
    Ausserdem ist die Situation in den öffentlichen Verkehrsmitteln untragbar. Dicht an dicht gedrängte Menschen, aber in Kinos und Theatren auf 1,5 m Abstand bestehen, ein Hohn für alle Betreiber.

    Nun zu der Frau Lehrerin....ich kann das Geheule nicht mehr ertragen, wenn sie angeblich Risikopatientin sind, würde ihr Arzt sie auch krankschreiben.
    Es ist nun mal ihr Job, die können auch kündigen.
    Ich bin im übrigen Schwerbehindert und muss mein Geld verdienen. Ich konnte im Lockdown bei vollen Bezügen nicht die Füsse hochlegen, ich hatte und habe Angst um meine Existenz.

  17. 53.

    Die Gesundheitssenatorin ist für mich unerträglich! Ständig kräht sie nach neuen Maßnahmen und Verboten... Das ist der pure Aktionismus, so wie die schwachsinnige Maskenpflicht in Bürogebäuden. Als ob dort der Hotspot der Infektionen läge... Überall wird gemeldet, dass die Partykultur ein Zentrum der Infektionen sei, was wird dort getan? Wir haben aber, wie bei so vielen Dingen hier kein Regelungsdefizit sondern ein Vollzugsdefizit! Wenn man sich mal umschaut in Kneipen und Bars in den Szenebezirken: Die Menschen stehen dicht an dicht, da braucht es keine Regel, es muss lediglich die Bestimmung umgesetzt werden, dass Bewirtung nur mit Abstand und im Sitzen erfolgen darf. Aber ist ja einfacher, mal wieder mit Getöse neue Verbote zu verhängen, die dann auch wieder niemand kontrolliert!

  18. 52.

    Die Gesundheitssenatorin sollte mal endlich handeln. Ich lese immer nur was getan werden soll aber es passiert nichts. Das was dann ausgesprochen wird, wird aber nicht durchgesetzt.

  19. 51.

    Bluthochdruck allein ist kein Risikofaktor allein, um als Risikogruppe zu zählen. Dann würden heute nicht mal mehr die Hälfte der Bevölkerung arbeiten. Tut mir leid, aber das Gejammere der Lehrer ist unerträglich. Keine andere Berufsgruppe jammert mehr und will wegen Kleinigkeiten Frei gestellt werden. Da schließe ich natürlich die wirklich kranken von meiner Kritik aus. Und um irgendwelchen dämlichen Diskussionen vorzubeugen, ich bin im Schuldienst tätig!

  20. 50.

    Das sehe ich als Mutter auch so. Jeden Tag sitzen die Kinder dicht an dicht in der Schule vereint zwischen hunderten von Haushalten. Diese Regelung als Risikogruppe zuhause zu bleiben funktioniert in keiner von mir bekannten Schule. Auch mein Sohn muss trotzdem ich zur Risikogruppe gehöre am normalen Untericht teilnehmen. Es gibt keine gesonderte Unterrichtung für diese Kinder. Ich schätze mal diesen Lehrern geht es genauso. In den Schulen muss es zum Schutz der Kinderm Eltern und Lehrern Handlungsbedarf geben.

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