Unterricht nach den Herbstferien - Deutliche Kritik an Scheeres' Schul-Stufenplan wird laut

Fr 23.10.20 | 12:26 Uhr
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10.08.2020, Berlin: Sandra Scheeres (SPD), Bildungssenatorin, spricht mit der 7-jährigen Lea (r) während Nay (l) mit ihrer Lehrerin in der Nürtingen-Grundschule in Kreuzberg auf dem Bildschirm lernt. (Quelle: dpa/Pedersen)
Audio: Inforadio | 23.10.2020 | Interview mit Norman Heise | Bild: dpa/Pedersen

Landeselternausschuss, Schulleiter und die Gewerkschaft der Lehrer und Erzieher (GEW) kritisieren den Corona-Stufenplan für Berlins Schulen. Dorn im Auge ist ihnen vor allem der späte Zeitpunkt, zu dem er in Kraft tritt - sie verweisen auf das hohe Infektionsgeschehen.

Der Berliner Landeselternausschuss hat sich skeptisch geäußert, dass die Maßnahmen des Stufenplans der Senatsverwaltung zur Eindämmung der Corona-Pandemie an den Schulen ausreichen.

Dass Schülerinnen und Schüler der Oberstufe sowie an Berufsschulen auch im Unterricht zunächst ab Montag Masken tragen müssen, wie es am Donnerstag von der Senatsverwaltung beschlossen wurde, werde nicht überall reichen. In einigen Bezirken sei das Infektionsgeschehen schon jetzt sehr hoch, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Norman Heise, am Freitag im rbb.

Schulen sollen schon jetzt eingeschätzt werden

Wegen der hohen Infektionszahlen müssten die Gespräche mit den Schulen schon jetzt - und nicht wie geplant - erst am kommenden Donnerstag beginnen, was der Landeselternausschuss dem Senat auch kommuniziert habe, sagte Heise im Inforadio vom rbb.

Er forderte zudem mehr Transparenz auch über unter Quarantäne gestellte Schüler und Lehrer – damit die Öffentlichkeit etwaige Maßnahmen besser nachvollziehen könne. Außerdem sieht er Probleme in der Personallage der Schulen. Denn die Situation verschärfe sich, weil der Herbst ohnehin eine Zeit mit vielen Ausfällen bei Schülern und Lehrkräften sei.

Vorwurf: Scheeres habe zu spät reagiert

Auch Eltern, Schulleiter und Gewerkschafter hatten sich zu Wort gemeldet und bekundet, dass Scheeres zu spät reagiert habe, um der wachsenden Verunsicherung adäquat entgegenzutreten, berichtete der "Tagesspiegel" am Donnerstag. Ralf Treptow vom Verband der Oberstudiendirektoren hatte das Vorgehen der Bildungsverwaltung deutlich kritisiert. Es sei, "angesichts der dramatischen Entwicklung der Infektionszahlen" schon am Ende der ersten Woche der Herbstferien klar gewesen, "dass man nicht mit der grünen Stufe starten" könne.

Treptow hatte zuvor schon dem rbb gesagt, dass der von Scheeres initiierte Stufenplan für die Schulen auch dahingehend Schwächen aufweise, dass allein das Gymnasium in Pankow, an dem Treptow Schulleiter ist, von Schülern und Lehrern aus sämtlichen Berliner Bezirken frequentiert werde. Bei der wöchentlichen Absprache zur Infektionslage, die es ab dem kommenden Donnerstag geben soll, müsse er sich theoretisch also mit mindestens zwölf Gesundheitsämtern abstimmen. Er votierte dafür, dass die Schulleitungen die Einschätzung der Schulen allein vornehmen sollten.

Auch die Gewerkschaft hat ihre Zweifel bekundet

Der sogenannte Corona-Stufenplan der Senatsbildungsverwaltung ist laut der Berliner Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schon vor dem Ende der Herbstferien veraltet. Schon vor dem Schulstart kommende Woche sei man längst nicht mehr im grünen Bereich des "Corona-Stufenplans", heißt es von der GEW. Das zeige ein Blick auf das Infektionsgeschehen in Berlin. Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte wüssten deshalb nicht, wie die Schulen am Montag wieder öffnen können.

Das Schweigen von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) vergrößere die Sorgen umso mehr. Die GEW fordert einen Mix aus Präsenz- und Fernlernen, damit Schulen später nicht komplett geschlossen werden - außerdem fordert sie kleinere Lerngruppen.

Bei der GEW äußerte man nach Informationen des "Tagesspiegels" auch "Zweifel, dass jedes Gesundheitsamt alle seine rund 60 Schulen genauestens im Blick haben und individuelle Beurteilungen vornehmen kann".

Sendung: Inforadio, 23.10.2020, 08:25 Uhr

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29 Kommentare

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  1. 29.

    Ich gehe mit Ihnen, wenn die Schulen geöffnet bleiben, sollten es die Eltern selber entscheiden ob Präsenzunterricht oder Homeschooling. Ob das in Irland was bringt wenn Schulen geöffnet bleiben, wird sich erst noch zeigen. Es ist so, dass wenn die Schulen schließen auch der ÖPNV entlastet wird und hier auch Infektionen verhindert werden. Es ist ihnen sicher auch aufgefallen, wie viele Schüler im Bus und in der Bahn ohne Maske fahren. Prof. Drosten hat das übrigens mal schön erklärt, wie das mit der Ansteckung bezüglich Kinder ist. Ich bin der Meinung, dass man Kinder auch nicht zur Schule schicken sollte, wenn sie nur Husten und Schnupfen haben denn damit müssen sie ihre Mitschüler auch nicht anstecken, kranke Kinder gehören Zuhause betreut.

  2. 28.

    Ach und da soll jetzt wiedermal die Schule als erstes schliessen?

    Da bin ich absolut dagegen.
    Jeder der Angst kann sein Kind gern daheim lassen und Homeschooling machen.

    Das die Lehrer wieder mal nicht wollen, war klar.

    Diesmal streike ich auch mit.
    Evtl sollten dann mal alle Eltern nicht mal arbeiten gehen, mal sehen wie die Oberen das finden würden

  3. 26.

    Man liest immer wieder in der Presse das Kinder keine Rolle bzw. eine untergeordnete Rolle bei der Übertragung spielen...die message ist bei vielen angekommen ,wie man einigen Kommentaren hier entnehmen kann.
    Erschreckend ..

  4. 25.

    Wundert mich, dass Ihr Beitrag hier veröffentlicht wurde, finde ich schon sehr beleidigend. So geht man nicht mit berechtigten Sorgen von Menschen in der Pandemie um.

  5. 24.

    Warum kommen Sie mir jetzt so, von wegen ich hätte eine tiefe Abneigung gegen die Jugend? Das ist Quatsch, wo ich doch gerne sehen würde, dass Kinder sich keinem Risiko aussetzen sollten und auch für ihre Eltern nur das Beste will. Fakt ist, dass sich Kinder genauso anstecken wie Erwachsene und somit auch das Virus in die Familien bringen. In vielen Haushalten wohnen auch Oma und Opa und gerade ältere Menschen gilt es zu schützen. Oder wollen Sie die Alten lieber isolieren und vereinsamen lassen?

  6. 23.

    "Irland macht es vor .... alles schließt ausser Schulen" - unser Problem ist aber, dass NICHTS schließt außer der Puff, und IRGENDWO MUSS die Kette unterbrochen werden, wenn schon nicht bei der Gastronomie, den heimlichen Hochzeitsfeiern und den privaten Zusammenkünften! Wer feiern will, soll wenigstens seine Blagen daheim lassen! Auf deren Keime kann ich gut verzichten!

  7. 22.

    Warum haben Kinder ein geringes Risiko, sich anzustecken? Das ist eine Sch...hausparole wie anfangs, als es hieß, Masken schützen nicht. Nur, weil es keine Masken gab! Weil wir Schwachmaten alles aus China importieren!
    Und nun drohen die Arbeitgeber, und schwups sind Kinder nicht ansteckend und gefährden weder Eltern noch deren Kollegen noch Großeltern? Dass diese Leute alle dann KRANK ausfallen, und zwar 5 Wochen und 6 Tage, dass überreissen diese Nappels natürlich nicht. Und ob Lohnfortzahlung sich en masse rechnet???
    Schulen sind wie bei Grippe Zentren der Virenverteilung. Schaut euch endlich die Grippe-Karten des RKI an und gleicht sie mit den Schulferien ab!

  8. 21.

    Schön dass sie auch Bayern als Beispiel nennen, denn das ist genau das Land was die höchste ansteckungsrate hat, sprich diese ganzen extrem übertriebenen Maßnahmen bringen nämlich gar nichts.
    Daher sollte Berlin schon anders agieren und nicht so ein schwachsinn wie Masken Pflicht im freien einführen.
    Aber viele scheinen vor lauter Angst nicht mal mehr die Zahlen richtig lesen zu können oder wurden wahrscheinlich von Söder irgendwie injiziert, grausam.

  9. 19.

    Diese Stufenplan ist der größte Schwachsinn. Bis dahin bis Maßnahmen ergriffen werden ist schon alles außer Kontrolle. In Bayern herrscht überall Maskenpflicht, auch im Unterricht schon seit Monaten, sogar in den Dorfschulen. In Berlin werden kaum Massnahmen ergriffen und wenn viel zu spät. Ich bin echt am überlegen ob ich mein Kind am Montag überhaupt in die Schule schicke. Das ist mir alles zu wischiwaschi.

  10. 18.

    Klar ist das so das Kinder sich genauso anstecken... diesen Bären den man uns Eltern aufbinden möchte, von wegen Kinder sind keine Überträger, habe ich schon der Logik keinen Glauben geschenkt. Oder bekommen Kinder auch kein Grippe, keinen Magen-Darm-Virus? Und stecken sie damit nicht ihre Eltern an? Das ist ein riesen Schwachsinn was man uns Eltern da erzählen möchte. Das hat alles mit wirtschaftlichen Hintergründen zu tun., die Schulen sollen offen bleiben...ich halte es selber als Mama für sehr gefährlich in einer Großstadt wie Berlin.

  11. 17.

    Ich arbeite an einer Berliner Schule und kann nur sagen, dass sich Kinder durchaus anstecken. Dies mag zwar - es gibt hier durchaus widersprüchliche Studienergebnisse- im Verhältnis zu Erwachsenen evtl. so sein, heisst aber dennoch lange nicht, dass alles so weitergehen kann in der Schule. Die letzten Wochen vor den Ferien hatten wir x Corona Fälle und jedesmal gingen 4 bis 7 Lehrer mit in Quarantäne. Seit über einem Monat vor den Ferien ist schon nichts mehr normal (nicht das ohne Corona alles normal wäre es fehlen hinten und vorne Lehrer, Erzieher und Platz für diese ganzen Schüler) der Staat und auch der Berliner Senat haben zu spät an Sanierung und Neubau von Schulen gedacht.... und jetzt wo wir an allen Ecken und Enden schon Mangel haben kommt noch Corona, wie soll da Schule funktionieren. Theoretisch müssten viele 2 Jahre wiederholen....

  12. 16.

    Für Grundschulen mag das ja zutreffen, aber es gibt verschiedene Schularten und Bildungsgänge. Ab Klasse 9 oder 10 können Schüler* innen durchaus zwischen Präsenzunterricht und homeschooling wochenweise wechseln.
    Wenn allen Schüler* innen unkompliziert noch Endgeräte zur Verfügung gestellt würden, stünde dieser Art der Beschulung nichts mehr im Weg. Durch W-Lan in den Schulen- ach das gibt es ja nicht, sorry!
    Es wird eine Menge Unterricht ausfallen, weil viele Beteiligte immer abwechselnd in Quarantäne sein werden. Manchmal ist weniger mehr!

  13. 15.

    Falsch. Gerade Kinder haben ein besonders geringes Risiko, sich zu infizieren und andere anzustecken. Außerdem sind die angeordneten Maßnahmen nutzlos, denn da sich die große Masse dran hält, müssten die Zahlen ja nach unten gehen - das Gegenteil ist der Fall. Das Einzige was ich aus Ihrem Post herauslesen kann ist eine tiefer Abneigung gegen die Jungend an sich - aber das gibt es ja schon seit Platon.

  14. 14.

    Das ist den vielen, alten Menschen mit eingeschränkten Urteilvermögen nicht zu vermitteln.

  15. 13.

    Bitte sperren Sie sich mit ihrer paroniden Lebensangst selbst in den Keller und bleiben Sie dort bis zum jüngsten Tag wenn Sie sich dort sicherer fühlen, aber bitte hören Sie auf für Ihre hysterischen Wahnvorstellungen die Gesellschaft und die hilflosen Kinder und Schüler in Geiselhaft zu nehmen. Es steht Ihne frei sich als erwachsener, mündiger Bürger selbst von anderen Menschen fernzuhalten wenn ihnen so viel daran liegt.

  16. 12.

    "Dorn im Auge ist ihnen vor allem der späte Zeitpunkt, zu dem er in Kraft tritt". Klar, sicher! Jetzt beschweren sich diese Leue also nicht darüber das Schüler gequält werden sondern darüber das sie nicht schon viel früher gequält wurden. Man merkt diesen realitätsfernen Beamten und Angestellten an dass es schon sehr lange her ist das sie selbst die Schulbank drücken mussten. Unglaublich wie gerade unserer Zukunft, die Kinder, von den Entscheidungsträgern in der Pandemie wie der letzte Dreck behandelt werden.

  17. 11.

    Von mir aus macht die Maske in der gesamten Schule zur Pflicht, aber lasst sie offen! Nochmal Homescooling geht gar nicht, außer man hat gute Nerven und/oder keinen Job. Ich find's auch gut, wie andere das regeln. Schulen und Co müssen offen bleiben damit die Eltern arbeiten gehen können. Wenn es stimmt, dass Schulen keine Infektionsherde sind, sehe ich auch keine Notwendigkeit zur Schließung (außer es gibt kein Personal mehr aber dann sollte es ja auch keine Aufgaben für zu Hause geben)...

  18. 10.

    Nun, leider sind nicht alle Eltern in der Lage Home-Schooling zu machen. Ich würde behaupten, nicht mal die Hälfte aller Eltern.

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