Corona-Sperrstunde - Berliner Gastronomen bekommen bis zu 3.000 Euro Soforthilfe

Do 15.10.20 | 13:17 Uhr
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Das Restaurant Datscha in Berlin-Prenzlauer Berg. Seit dem 09.10.2020 gilt zur Eindämmung der Cotona-Pandemie eine Sperstunde ab 23 Uhr. Quelle: T.Seeliger/www.imago-images.de
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Berliner Gastronomen leiden unter der Corona-Krise besonders - vor allem wegen der Sperrstunde, die wegen der hohen Corona-Zahlen gilt. Der Senat gewährt ihnen jetzt bis zu 3.000 Euro Soforthilfe - als Zuschuss für ihre Mietkosten.

Restaurants, Cafés und Kneipen in Berlin, die wegen der nächtlichen Sperrstunde zur Eindämmung der Corona-Pandemie in ihrer Existenz bedroht sind, können bis zu 3.000 Euro staatliche Soforthilfe erhalten. Das Geld soll als Zuschuss für Mietkosten fließen, wie der Senat am Donnerstag bei einer Schaltkonferenz beschloss.

Adressaten sind laut Wirtschaftsverwaltung bis zu 2.500 Bars und Gaststätten. Sie können den Zuschuss bei der Investitionsbank Berlin (IBB) beantragen und müssen dabei existenzbedrohende Einbußen im Vergleich zum Vormonat "plausibel machen". Das Programm ist auf die Dauer der verschärften Corona-Regeln beschränkt, also zunächst bis 31. Oktober.

Behörden führen Neuinfektionen auch auf Feiern zurück

"Mit diesem schnellen und zielgenauen Hilfsprogramm für Betriebe der Schankwirtschaft unterstützen wir insbesondere diejenigen, die ihren bisherigen Hauptumsatz am späten Abend und nachts erwirtschaften", erklärte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne).

Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) sagte, das Programm könne grundsätzlich auch verlängert werden und müsse eine echte Soforthilfe sein. "Es verzichtet bewusst auf komplizierte Bescheinigungsverfahren, auch muss kein Steuerberater eingeschaltet werden. Deshalb sind wir optimistisch, dass wir rasch helfen können."

Die Industrie- und Handelskammer kritisierte die Soforthilfe bereits vor dem Beschluss: Sie sei "besser als nichts", aber nicht ausreichend. FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja sagte, die Mietzuschüsse seien eher "aktive Sterbebegleitung" als tatsächliche Hilfe. Durch die Sperrstunde drohe eine ganze Branche zu ersticken.

Behörden führen Neuinfektionen auch auf Feiern zurück

Der Senat hatte die seit vergangenem Samstag geltende Sperrstunde von 23 bis 6 Uhr für Gastronomie und Handel vor dem Hintergrund stark steigender Corona-Infektionszahlen beschlossen. Behörden führen das Infektionsgeschehen nicht zuletzt auf private Feiern und illegale Partys im Freien mit viel Alkohol zurück. Während der Sperrstunde müssen alle Gaststätten und fast alle Geschäfte schließen.

Beschlüsse darüber hinaus fasste der Senat am Donnerstag nicht. Weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, über die am Mittwoch auch beim Treffen der Länderchefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beraten wurden, sollen bei der regulären Senatssitzung am nächsten Dienstag besprochen und gegebenenfalls beschlossen werden.

Müller: "Es kommt auf jeden Einzelnen an"

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) appellierte im rbb an die Eigenverantwortung der Bürger. Es werde gerade im privaten Bereich darauf ankommen, dass die Menschen den Ernst der Lage wieder erkennen: "Wer seine Oma, seinen Opa oder andere Familienmitglieder nicht gefährden will, der macht jetzt einfach auch keine Feiern mit 30, 40 Leuten im privaten Raum bei sich zu Hause", sagte Müller im rbb-Inforadio.

Man dürfe sich nicht in Sicherheit wiegen, sondern müsse die Corona-Entwicklung in Staaten betrachten, "die sich erst mal zurückgelehnt haben". Dort seien die Zahlen explodiert. "Das darf uns nicht passieren, wenn wir alle miteinander weiter einschneidende Maßnahmen verhindern wollen. Es kommt jetzt auf jeden und jede Einzelne an."

Merkel und die Ministerpräsidenten hatten sich am Mittwoch auf einheitliche Regeln für Städte und Regionen mit hohen Infektionszahlen verständigt. Dazu gehören eine Ausweitung der Maskenpflicht, eine Begrenzung der Gästezahl bei privaten Feiern, Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum und eine Sperrstunde für die Gastronomie. Viele der Maßnahmen waren in Berlin bereits beschlossen worden.

Kulturverwaltung beschließt Hilfe für Religionsgemeinschaften

Die Kulturverwaltung kündigte an, dass für kleine Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, die durch die Corona-Pandemie in finanzieller Notlage sind, ein neues Hilfsprogramm gestartet wird. Gefördert werden könnten Miet- oder Personalkosten sowie coronabedingte Sachausgaben, etwa für Desinfektionsmittel.

In Berlin gab es am Mittwoch weitere 503 Corona-Neuinfektionen. Am Dienstag war mit 706 Neuinfektionen der höchste Tageswert seit Beginn der Pandemie im Frühjahr gemeldet worden. Laut dem Corona-Lagebericht liegt Berlin mit 76,3 über dem kritischen Schwellenwert von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen.

Sendung: Inforadio, 15.10.2020, 12 Uhr

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32 Kommentare

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  1. 32.

    Es ist schon erstaunlich, mit welchem Nachdruck darauf bestanden wird, daß alles immer so bleiben soll, wie es schon immer war.
    Evtl. sollten wir uns mit dem Gedanken vertraut machen, daß wir uns gerade in einer Phase der grundsätzlichen Änderung befinden.
    Wenn wirs nicht selbst tun, freiwillig und bedacht, dann wirds eben mit uns getan. Viren, Krankheiten, Hunger und Klimawandel lassen sich auf Dauer nicht dadurch beheben, daß wir den Sand in den Kopf stecken.
    Wie ein fränkischer Kleindenker einmal so schön treffend formulierte.
    Oder so.

  2. 31.

    Dann aber schnell sein, falls der Topf wieder nach 120 Stunden leer ist.

  3. 30.

    Was mich interessiert, was ist mit dem Eilantrag geschehen?
    Braucht die RRG Regierung so lang oder sind unsere Gerichte so langsam?
    Ich würde mich freuen, wenn unser Rechtssystem diesen Schmarrn kippt. 3000Euro? Das reicht bei manchen noch nicht mal für die kalte Miete... wie Realitätsfremd ist dieser Senat mit Frau Popp?

  4. 29.

    Ich bin mit 50 Jahren auch Ü30! :)) Ich schließe mich Ihnen an. Mein Arbeitgeber gestattet mir, meine Arbeitszeit selbst zu wählen. Da muss man nicht schon um 23.00 Uhr im Bett liegen...

  5. 27.

    Ich bin kein "junges Gemüse" mehr, falls Sie das annehmen, Karsten. ;) Ich schließe mich nur nicht freiwillig abends zuhause ein mit Ü30, wie so manch anderer, der das als Status Quo begreift. Und gerade in einer Großstadt trifft man doch häufig Menschen an, welche ebenfalls, trotz "gehobeneren" Alters noch gern ausgehen. Einen Mittagsschlaf halten sie vielleicht trotzdem, so ist man abends noch munterer.

  6. 26.

    Wie weltfremd Sie sind! 23 Uhr ist eine ganz normale Zeit, da sitze ich für gewöhnlich im Restaurant noch beim DIgestif oder Espresso nach dem Essen. Als würden alle um 5 Uhr früh auf die Maloche gehen und spätestens 21 Uhr ins Bettchen...*augenroll*Auch Sie werden älter,warten Sie also mal ab.Dann ist z.b. auch ein Mittagsschläfchen kein Fremdwort mehr.

  7. 25.

    Keine Sorge liebe Pandora, mein Arbeitsplatz ist sicher, ich arbeite nicht in der Gastronomie oder im Kulturbereich. :) Aber ich habe soviel Mitgefühl und Menschenverstand, um zu sehen wo die weiteren Repressalien gegen die Gastronomen hinführen werden. Peinlicher Egoismus ist für mich etwas anderes...
    Man könnte das mit dem 2. Lockdown auch einfach lassen, wissen Sie? In den "rutscht" man nämlich nicht einfach hinein, der wird aktiv ausgerufen, die Akzeptanz bei der Bevölkerung dürfte dieses Mal nur um einiges schlechter sein.

    Was halten Sie eigentlich von dem klugen Vorschlag von Lars hier im Strang, die 3000€ für Sicherheitspersonal zur Einhaltung der Regeln in den Lokalen auszgeben. Fänden Sie das nicht sinnvoll, anstelle der Sperrstunde?

  8. 24.

    Hirnlose Idioten kann man durch nichts aufhalten, deswegen heißen sie ja hirnlos. Sie präsentieren sich täglich auf Gehwegen vor Kneipen (nennt die Dinger bitte nicht Bars, das wäre eine Beleidigung für Bars) und hier im Netz.
    Ich möchte von meinen Steuergeldern keine Aufpasser für diese Hirnies finanzieren.

  9. 23.

    Der letzte Absatz zeigt, dass Sie aber auch garnix verstanden haben. Die Maßnahmen werden getroffen, damit Deutschland nicht in einen zweiten Lockdown rutscht, denn der wäre dann nicht mehr finanzierbar und auch Sie befänden sich unter den Arbeitslosen. Aber bitte, jeder ruiniert sich sein Leben so gut erkann.
    Achso von wegen Peinlichkeit - Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt - sie wird von peinlichen Egoisten ruiniert und versaunt Generationen die Lebensqualität.

  10. 22.

    Das sind die Schmuddelkinder, mit denen man nicht spielt, die brauchen einen Kontrolleur in der Bar, weil sie nicht allein in der Lage sind, sich an Regeln zu halten und sich zu benehmen.

  11. 21.

    Aha, nach der Nachtschicht in die Kneipe, wie die Arbeiter früher im Osten.

  12. 20.

    For the record:

    Der Senat hatte die seit vergangenem Samstag geltende Sperrstunde von 23 bis 6 Uhr für Gastronomie und Handel vor dem Hintergrund stark steigender Corona-Infektionszahlen beschlossen. Behörden führen das Infektionsgeschehen nicht zuletzt auf PRIVATE Feiern und ILLEGALE Partys im Freien mit viel Alkohol zurück. Während der Sperrstunde müssen alle Gaststätten und fast alle Geschäfte schließen.

    Kann mich mal wer aufklären was Covidioten davon abhalten soll bis 21 Uhr im Supermarkt einkaufen zu gehen und danach die ganze Nacht zu saufen?

    Ist es nicht sinnvoller solche hirnlosen Idioten sozusagen unter Aufsicht saufen zu lassen?

  13. 19.

    Das fände ich sogar eine wirklich sinnvolle Nutzung des Geldes! Den Lokalen, in denen sich eh bereits an die Regeln gehalten wurde, würde es helfen diese weiter zu befolgen, und die anderen müssen es dann endlich mal lernen.

    Nur scheinen einigen Leuten, wenn man nach den Kommentaren hier geht, Bars und Kneipen, und das "verlotterte" Jungvolk was in diesen verkehrt, ein genereller Dorn im Auge zu sein, nach dem Motto "Da kehre ich selbst nicht ein, mir doch egal ob die alle pleite gehen.". Traurig...

  14. 18.

    Wie weltfremd Sie sind! 23 Uhr ist eine ganz normale Zeit, da sitze ich für gewöhnlich im Restaurant noch beim DIgestif oder Espresso nach dem Essen. Als würden alle um 5 Uhr früh auf die Maloche gehen und spätestens 21 Uhr ins Bettchen...*augenroll* Und ein Wochenende hat in ihrer Lebens"realität" wohl auch niemand?

    Sperrstunde ist eh eine Peinlichkeit für eine Metropole, aber noch früher wäre es unaushaltbar.
    Die Soforthilfe für die Gastronomen ist ein lächerlich geringer Tropfen auf den heißen Stein, und eher eine Klatsche für die Lokalitäten die sich an die Regeln hielten!

    Ich zitiere mich selbst: "Mal schauen wie es den Steuerzahlern gefällt für das Gros an Arbeitslosen und Insolventen vor allem aus dem Kulturschaffenden- und Gastronomiebereich aufzukommen.
    Ich fürchte mich wirklich vor den gesellschaftlichen Entwicklungen - Corona bringt auch ganz ohne Infektion das Schlimmste in vielen Bürgern hervor."

  15. 17.

    Mich beruhigt nur, das es nur mit dem Nachweis eines Umsatzrückgangs ausgezahlt wird. Das können die in den meisten Fällen gar nicht bringen. Warum? Weil hier manipuliert und gemauschelt wird was das Zeug hält.
    Also bitte genau hinschauen! Dann wird das gar nicht so teuer für den Steuerzahler.

  16. 16.

    Tja, statt öffentliche Bars zu kontrollieren vertreibt man das Partyvolk jetzt in private Räumlichkeiten, die nicht mehr zu kontrollieren sind. Stoff kaufen kann man ja vor 23 Uhr.
    Für die „bis zu 3000€“ kam man auch einen Kontrolleur in jede Bar stellen und bezahlen , der aufpasst , dass die Corona regeln eingehalten werden. Schafft sogar Arbeitsplätze!
    Im privaten Haushalt geht das nicht.

  17. 15.

    "23 Uhr ist sowieso für die Arbeitende Bevölkerung undenkbar. "

    Es gibt auch die "Arbeitende Bevölkerung", die nicht um 5 oder 6 mit der Arbeit beginnt.

  18. 14.

    Ich hoffe das die, die die Covid 19 zahlen mit ihren Partyleben nach oben treiben nichts von den Kuchen abbekommen. Die sich an die Regeln gehalten haben müssen jetzt für diese Idioten mitbezahlen und um 23Uhr schließen. Berlin hat mehr zu bieten als nur Partys.

  19. 13.

    Und wenn der zweite Lockdown kommt? Was bringen die 3.000€ dann noch? Deutschland wird sich dieses Jahr wesentlich verändern wenn es so weiter geht.

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