Ministerpräsident positiv getestet - BER-Eröffnungsgäste nach Woidkes Corona-Infektion in Quarantäne

Di 03.11.20 | 16:56 Uhr
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Flughafenchef Engelbert Lütke-Daldrup (r) redet bei der Zeremonie zur Eröffnung des Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg «Willy Brandt» (BER) und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD, 2.v.r.), Carsten Spohr (l), Chef der Lufthansa, sowie Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU, 2.v.l.) hören zu. Der Flughafen wurde nach langjähriger Verzögerung am Samstag eröffnet. (Quelle: dpa/T. Schwarz)
Video: Abendschau | 03.11.2020 | Tobias Schmutzler | Bild: dpa/T. Schwarz

Der Brandenburger Ministerpräsident Woidke ist an Covid-19 erkrankt. Jetzt gehen mehrere Personen in Quarantäne, die mit dem Politiker an der BER-Eröffnungsfeier teilgenommen hatten. Unter ihnen ist auch der Regierende Bürgermeister Müller.

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das wurde am Dienstagvormittag bekannt. Wie Regierungssprecher Florian Engels mitteilte, würden nun Personen identifiziert, die seit vergangenem Freitag Kontakt zu Woidke hatten. Der Politiker habe nach ersten Erkältungserscheinungen am Sonntag keine Diensttermine mehr wahrgenommen, hieß es von Engels.

Woidke nahm allerdings am Samstag an der BER-Eröffnung teil. Daher begaben sich am Dienstag andere Ehrengäste der Zeremonie in Quarantäne - so Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), bei dem ein erster Schnelltest negativ ausfiel, sowie Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup.

In Quarantäne befinden sich seit Dienstag außerdem der brandenburgische Innenminister Michael Stübgen (CDU) und Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne), wie ihre jeweiligen Häuser mitteilten. Gemeinsam mit ihnen hatte Woidke am Freitag eine Pressekonferenz gegeben.

Ein Schnelltest bei Nonnemacher war den Angaben zufolge negativ. Sie bleibe aber zu Hause, bis das Ergebnis eines ebenfalls vorgenommenen PCR-Tests vorliege.

Brandenburg, Schönefeld: Flughafenchef Engelbert Lütke-Daldrup (3.v.l.), Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD, 3.v.r.), Easyjet-CEO Johan Lundgren (2.v,r.), Carsten Spohr (l), Chef der Lufthansa, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD, r) und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU, 2.v.l.) klatschen bei der Zeremonie zur Eröffnung des Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg «Willy Brandt» (BER). Der Flughafen wurde nach langjähriger Verzögerung am Samstag eröffnet. (Quelle: dpa/T. Schwarz)
| Bild: dpa/T. Schwarz

Müller arbeitet vorerst von zu Hause aus

Am Dienstagnachmittag begab sich auch der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD) in häusliche Quarantäne. Müller führe die Amtsgeschäfte vorerst von zu Hause aus, teilte Vize-Regierungschef und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Dienstag mit. Laut Senatskanzlei begab sich Müller vorsorglich in Selbstisolation und unterzog sich einem Corona-Test, dessen Ergebnis spätestens am Mittwoch vorliegen soll.

Zudem müsse im Zusammenwirken mit dem Gesundheitsamt geklärt werden, ob Müller, der mit Woidke am Samstag an der Eröffnung des Flughafens BER in Schönefeld teilnahm, als Kontaktperson ersten Grades einzustufen ist. Dann müsste er auch im Falle eines negativen Tests zur Sicherheit 14 Tage in häusliche Quarantäne.

Lederer zufolge gehen Müller selbst und der Senat aber bislang nicht davon aus. Die Entscheidung habe das Gesundheitsamt zu treffen. Als Kontaktperson ersten Grades gilt zum Beispiel, wer in einem Raum einem Infizierten für längere Zeit sehr nahe gekommen ist.

Nach Bekanntwerden des positiven Corona-Tests bei Woidke hatte Müller eine Senatssitzung verlassen, die zu dem Zeitpunkt laut Lederer etwa 20 Minuten andauerte. Dann setzte der Senat die Sitzung unter Leitung Lederers fort. Anschließend traf die Senatorenriege mit Vertretern der katholischen Kirche um Berlins Erzbischof Heiner Koch zusammen - ohne Müller.

Lütke Daldrup rechnet nicht mit großer Gefahr für andere

Weitere Ehrengäste bei der BER-Eröffnung am Samstag waren Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr und Easyjet-Chef Johan Lundgren. Spohr sagte eine für Dienstag geplante Reise nach Berlin ab und wollte sich noch am selben Tag testen lassen.

Lütke Dalrup betonte am Dienstag, er gehe nicht davon aus, dass Woidkes positives Ergebnis für die übrigen Anwesenden große Konsequenzen haben werde. "Wir haben sehr genau darauf geachtet, dass Abstand eingehalten worden ist. Die Gäste haben Maske getragen, und wir hatten auf der Veranstaltung ein Hygienekonzept", sagte er. Mit Punkten am Boden sei den Teilnehmern bei dem Ereignis angezeigt worden, wo sie sich mit genügend Abstand aufstellen sollten. Zudem sei ein sogenannter Hygienewächter dabei gewesen, der auf Fehlverhalten achten sollte. Zur Sicherheit werde man aber alle rund 50 Gäste informieren.

Sondersitzung im Landtag am Freitag

Regierungschef Woidke hatte am Freitagvormittag auch an einer Corona-Sondersitzung des Landtags teilgenommen. Dort gilt Maskenpflicht, im Plenarsaal kann die Bedeckung bei Einhaltung des Mindestabstands und bei geeignetem Schutz abgenommen werden. Am Freitagnachmittag äußerte sich Woidke nach einer telefonischen Kabinettssitzung in einer Pressekonferenz mit Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) und Innenminister Michael Stübgen (CDU), wo er laut Regierungssprecher Maske trug, wenn er nicht am Mikrofon stand.

Das Gesundheitsamt Spree-Neiße forderte laut SPD-Fraktionschef Erik Stohn alle, die mindestens 15 Minuten direkten Kontakt zu Woidke hatten, zu Quarantäne auf. Woidke hat seinen Wohnsitz in Forst im Kreis Spree-Neiße. Staatskanzleichefin Kathrin Schneider habe sich in Quarantäne begeben, sagte Stohn.

Fraktionssitzung abgebrochen

Eine Fraktionssitzung der Brandenburger SPD im Potsdamer Landtag wurde nach Bekanntwerden der Meldung am Morgen sofort abgebrochen und als Videokonferenz weitergeführt. Auch hier läuft nun die Nachverfolgung der Kontakte.

Woidke geht es nach eigenen Angaben "den Umständen entsprechend gut". Er habe leichte Erkältungssymptome. Der Regierungschef ist der erste Politiker der Brandenburger Landesregierung, bei dem ein positives Testergebnis auf das Coronavirus bekannt wurde.

Sendung: Brandenburg aktuell, 03.11.2020, 19:30 Uhr

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87 Kommentare

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  1. 87.

    Ja, immer wieder hohe Corona Fälle, Corona und der Sport, immer wieder mussten sich zuletzt Spitzenpolitiker in Quarantäne begeben. Bei Prominenten geht das Virus auch nicht vorbei. "Das Virus lauert überall, überall, überall." Ich wünsche allen, alles Gute und einen möglichst symptomfreien Verlauf.

  2. 86.

    Ich wünsche Herrn Woidke erstmal eine gute Besserung.

    Aber in den Tagen vorher wurde der Bevölkerung gepredigt, dass man Kontakte vermeiden sollte und am besagten Wochenende agieren sollte als wäre bereits der Lockdown.
    Gleichzeitig wird der Flughafen mit 50 teilweise eingeflogen Gäste feierlich eröffnet.
    Da muss man etwas Häme und Schadenfreude abkönnen.
    Politiker müssen sich auch an ihren Taten messen lassen.
    Weitere Beispiele sind die Oben-ohne-Fotos von Laschet und Borjans.

  3. 85.

    Man kann auch aus solchen Posts herauslesen, was man möchte.
    ICH kann Nancy da voll verstehen! Sie hat ihre Mutter verloren ohne sie noch einmal sehen zu dürfen!
    Und da wird ihr jetzt verboten, zu trauern, wie es normal üblich ist?
    Jeder Trauerberater sagt dir, dass du nicht allein sein sollst, dich nicht verkriechen sollst, über den Verlust reden und versuchen sollst, zu leben.
    Einzelschicksale lassen sich eben nicht in Schubladen stecken!
    Sie fordern Solidarität mit allen - lassen davon aber selbst irgendwie nichts spüren

  4. 84.

    auf dem Foto trägt keiner eine Maske.

  5. 83.

    Ich hoffe die betreffenden Politiker wurden angezeigt und werden zur Rechenschaft gezogen!

  6. 82.

    WER sagt denn, dass Woidke sich am BER infiziert hat ?

  7. 81.

    "...Laut Flughafenchef wurden alle Hygiene-und Coronabestimmungen eingehalten!!..."

    Auf allen Bahnhöfen, Flughäfen etc. gilt Maskenpflicht, egal ob man der einzige im Umkreis von 500m ist, egal ob der "Bahnhof" nicht mal ein Dach hat (ein Bekannter wurde neulich von der Polizei ermahnt, weil er als einziger auf einem offenen Bahnsteig keine Maske trug). Ob dieses Dogma sinnvoll ist oder nicht sei mal dahingestellt.

    Aber es gilt, somit auch für die Prominenz, uneingeschränkt. Außer man argumentiert mit: "es war doch noch gar kein richtiger Flughafen weil nicht eröffnet.."
    Solche rechtlichen Spitzfindigkeiten würden mich aber nicht mal verwundern...

  8. 80.

    Die Veranstaltung am BER war nicht nötig. Dabei predigen doch die Landesregierungen, unnötige Kontakte sind zu vermeiden. Das hat also nichts mit Schadenfreude zu tun sondern mit falschem Vorbild.

  9. 79.

    Ihre Zeilen verhüllen die dahinter scheinbar treibende Arroganz allerdings auch nicht einmal oberflächlich. Aus diesem Anlass möchte ich Ihnen folgendes mit auf Ihren weiteren Lebensweg geben:

    Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger. (Kurt Tucholsky)

    Beste Grüße

  10. 78.

    Man hätte die BER Eröffnung auch digital haben können.. Kontakte reduzieren und so... Ueber soviel lngnoranz und Arroganz kann man nur den Kopf schütteln..

  11. 77.

    Sofort hat sich der BER als Coronahotspot erwiesen, was zu erwarten war. Damit unterliegt die überflüssige "Neu" eröffnung den Coronaregeln. Dieser Flughafen ist somit zumindest für Nov zu schließen. Gute Besserung und Einsicht für Herrn Woidke.

  12. 76.

    Laut Flughafenchef wurden alle Hygiene-und Coronabestimmungen eingehalten!!
    Muss man denn die Öffentlichkeit in Lockdownzeiten auch noch zusätzlich als dummdödelig verhöhnen..??
    Hat ja beim BER Tradition!!

  13. 75.

    Wie sagt die Politik, Abstand halten und Maske tragen, tolle Vorbilder !!!

  14. 74.

    Danke an unsere Vorbild-Politiker, die sich reihenweise anstecken und scheinbar nichts von Abstand 1,5 m gehalten haben. Wasser predigen und Wein sa...

  15. 73.

    LMAO!! Sauber Nancy! "Andere haben auch Corona, wieso soll ICH mich dann noch einschränken!" auf so eine bestechende Logik muss man erstmal kommen. Als wäre die Coronainfektion irgendein Preis den es zu erhaschen geht... :'D

  16. 72.

    Alle Achtung Nancy, schön gegen die Maßnahmen rebellieren und Ihre Kontakte nicht einschränken, und das Kind natürlich auch nicht - weil das wäre ja fies. Wissen Sie was ihr Goldschatz ebenfalls fies fände? Im selben Jahr seine Oma UND seine Mutter an Covid zu verlieren! Bei manchen Sachen kann man sich nur an den Kopf fassen...
    Selbst wenn man eher nicht so helle ist (die Tatsache, dass Sie hier mit Klarnamen schreiben verrät mir das leider schon), AUS TROTZ gegen die Coronaregeln zu rebellieren...ja, da kann man eigentlich nur einen Darwin-Award verleihen.
    Denken Sie wenigstens an ihr Kind! Möchten Sie ihm wirklich eine Infektion zumuten, nur damit SIE es dem bösen Staat mal so richtig gezeigt haben? Unglaublich...

  17. 71.

    Wer, verdammt noch mal, hat denn die BER-Lüftungsanlage abgenommen? Gute Besserung Herr Woidke und immer daran denken: alle Fenster auf und immer eine Decke und Schal griffbereit halten - in den Schulen bleiben so alle gesund...dank dieser großartigen (Hygiene-)Leistung unserer Frau Ernst im BM. Und wenn noch etwas Zeit ist zum nachdenken, hier ein Vorschlag, warum wir nicht in einer selbstherrlichen Diktatur leben: Warum hat wohl das Gericht das Beherbungsverbot gekippt?

  18. 70.

    Wissen Sie wie schwer es mein Kind hat.... Wir haben Ostern OHNE seine geliebte Oma gefeiert.... Wir hätten Sie zu uns holen sollen, sie ist leider im August ganz schnell an Krebs gestorben.... ganze 7 Wochen nach der Diagnose..... Weihnachten wird dieses Jahr für uns definitiv ausfallen. Also werde ich ein Sch... tun und irgendwelche Kontakte, die er jetzt ganz dringend braucht einzuschränken.....

  19. 69.

    Das kann ich Ihnen sagen. Möglicherweise um sich selbst zu schützen. Oder sind Sie der Meinung: "Das haben die nun davon, dass ich krank werde. Das gönne ich denen!"

  20. 68.

    Es geht nicht nur darum, dass sich Woidke angesteckt hat.
    Es geht vielmehr darum, dass den partygeilen VIPs bekannt sein musste, dass jeder sich mit dem Virus infizieren kann, jeder infiziert sein kann und daher die AHA-regeln strikt einzuhalten sind.
    Somit haben durch den Verstoß, die nicht Masketragenden eventuell sogar vorsätzliche Körperverletzung begangen.
    Sie sollten zur Verantwortung gezogen werden, wie Meyer, Schulz, Müller, ....

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