Veränderte Arbeitswelt durch Corona - Forderungen nach flexiblen ÖPNV-Tickets wegen Home-Office

So 20.12.20 | 18:00 Uhr
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Fahrgäste sitzen in einer U-Bahn (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Bild: dpa/Christoph Soeder

Durch die Corona-Pandemie hat sich die Arbeitswelt verändert: mehr Home-Office statt Büro. Deswegen brauche man flexible Fahrscheine, fordern Vertreter der Berliner Regierung - und auch der Opposition.

Aus den Reihen der Berliner Regierung gibt es Vorschläge für Änderungen im Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) in der Corona-Pandemie. So forderte der SPD-Politiker Tino Schopf beispielsweise eine Karte, die Fahrgäste flexibel an zehn Tagen im Monat nutzen können. Denkbar sei auch ein Modell wie die Bahncard, mit der man Fahrscheine verbilligt kaufen kann, so der Politiker in der "Berliner Morgenpost" [Bezahlinhalt]. Auch der verkehrpolitische Sprecher der Linken-Fraktion, Kristian Ronneburg, forderte in dem Bericht neue Ticketangebote im öffentlichen Nahverkehr.

Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zeigte man sich für die Vorschläge aufgeschlossen. Man brauche Angebote, die den aktuellen Veränderungen in der Arbeitswelt gerecht werden, sagte VBB-Geschäftsführerin Susanne Henckel.

FDP aufgeschlossen, CDU weist Vorschlag zurück

Auch der infrastrukturpolitischer Sprecher der FDP im Berliner Abgeordnetenhaus Henner Schmidt bezeichnete die Flexibilisierung von Abo-Tarifen einen "sinnvollen Ansatz". "Ein flexiblerer Tarif erleichtert den Wiedereinstieg in die ÖPNV-Nutzung nach dem Ende der Corona-Maßnahmen", sagte Schmidt am Sonntag. Damit könne man zudem auf das dauerhaft veränderte Verhalten der Nutzer reagieren.

Die Berliner CDU wies dagegen die Vorschläge nach neuen Tarifen zurück und forderte stattdessen eine Entschädigung für Abonnenten. "Insbesondere deshalb, weil Grünen-Senatorin Günther in der ersten Welle der Pandemie veranlasst hat die Nahverkehrsangebote durch längere Takte zurückzufahren", teilte der verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion Berlin, Oliver Friederici am Sonntag mit.

FDP schlägt Taxi-Gutscheine für Senioren vor

Der Berliner FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja schlug seinerseits vor, Taxi-Gutscheine an Senioren auszugeben, da diese in der Corona-Pandemie als besonders gefährdete Gruppe gelten. "Der Gesundheitsschutz muss an vorderster Stelle stehen, deswegen müssen wir alles tun, um Menschen aus Risikogruppen vor Situationen zu schützen, die ein erhöhtes Infektionspotenzial haben", sagte Czaja der Deutschen Presse-Agentur. Dazu gehöre das Fahren in vollen Zügen oder Bussen.

"Es genügt dabei nicht, die Taktung der Linien zu erhöhen", meinte der FDP-Politiker. "Wir fordern daher, dass der Berliner Senat den Risikogruppen ein entsprechendes Angebot an Taxi-Gutscheiden für Fahrten zum Arzt, zur Familie oder auch für Besorgungen bereitstellt. Dabei kann auch die Flotte des Berlkönigs miteinbezogen werden."

Taxipreis pro Fahrt um die Hälfte vom Senat

Nach den Vorstellungen Czajas könnte das Angebot gerade zu Weihnachten älteren, womöglich einsamen Menschen helfen. "Weihnachten ist das Fest der Familie und des Zusammenhalts - keiner kann ernsthaft verlangen, dass die Berlinerinnen und Berliner in diesen Tagen allein zu Hause bleiben."

Aber auch über die Feiertage hinaus seien solche Taxi-Gutscheine ein Beitrag zum Infektionsschutz, bis sich die Corona-Lage in Berlin wieder verbessert habe. Zur praktischen Umsetzung schlägt Czaja vor, den Rentenausweis als Gutschein zu verwenden. Wer ihn vorzeige, könne den Taxipreis pro Fahrt um die Hälfte reduzieren. Die andere Hälfte solle der Senat bezahlen.

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27 Kommentare

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  1. 27.

    Wir haben in Dtl. eine wegeabhängige Maut: sie heißt Mineralölsteuer. Die bürokratisch nutzlose LKW-Maut, da haben Sie recht, wird mit jedem "Jogurt Becher" mitbezahlt und nutzt nur einem Konsortium. Die Spritsteuer berücksichtigt indirekt auch das Fahrzeuggewicht: nämlich über den Spritverbrauch. Damit wird auch die Leistung indirekt berücksichtigt: das Leistungsgewicht beeinflusst den Verbrauch. Die E-Autos haben einen zu kleine Anteil, zahlen aber an der Ladesäule einen (Steuer)Stromaufpreis "jenseits von gut und böse": größer 30 Cent/kWh weil oft nach Ladedauer abgerechnet wird - zu Gunsten der Kommunen, Stromanbieter und Ladesäulenaufsteller. Das ist jetzt sehr oberflächlich schnell beantwortet, trifft aber den Kern der Aussage - worauf es ja ankommt.

  2. 26.

    "Hier scheint gerne ein Forum gegen Autos zu entstehen. Die Autofahrer zahlen schon eine ganze Menge, überall ist der Staat dabei. Wenn es keine Privaten Autos mehr gibt, wird das Geld für Strassenausbesserung, für Beamte und Politiker uns Sonstiges einfach fehlen und schreien alle Wieder".

    Ich unterbreche ja ungerne die Detlefsche Märchenstunde aber ihre Milchmädchenrechnung ist schnell widerlegt. Autofahrer zahlen nur einen Bruchteil der Kosten, die sie verursachen. Den zahlt die Allgemeinheit.

    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/studie-autofahrer-verursachen-hoehere-kosten-als-sie-abgaben-zahlen-12085783.html

    "Ist das gleiche wie mit Tabak und Alkoholsteuer .... Ohne diese Einnahmen wäre der Staat Pleite, oder jeder Bürger müsste insgesamt viel mehr an den Staat abgeben".

    Die gleiche Milchmädchenrechnung. Fragen sie mal die Krankenkassen was für die Behandlung und Spätfolgen von Alkohol- und Nikotinsucht ausgegeben werden muß.

  3. 25.

    Überhaupt erstmal Aboangebote für alle Berliner wären ja schon ein Fortschritt. Eine Kurzstrecken-Monatskarte gibts zum Beispiel bis heute nicht, obwohl es DAS Ticket für alle wäre, die den ÖPNV mit anderen Verkehrsmitteln kombinieren. Für kurze ÖPNV-Strecken lohnt sich nunmal keine Umweltkarte.

  4. 24.

    1. Die Straßen werden durch Mineralölsteuer, LKW Maut und Anlieger finanziert. Wo die sonstigen Abgaben für Autos verteilt werden habe ich auf die schnelle nicht gesucht. Die Straßen werden nicht durch die Fahrzeugsteuer finanziert und Mineralölsteuer zahlen nicht nur Autofahrer. Die LKW Maut wird auf die Belieferten umgelegt.
    2. Tabak- und Alkoholsteuer sollten in die Gesundheitsfinanzierung gehen. Passiert, wenn überhaupt, nur minimal. Raucher finanzieren zum Beispiel die Sicherheit Deutschlands mit.

    Autofahrer zahlen zu wenig und rein technisch würde es Sinn machen die Straßen nach Gewicht der Fahrzeuge zu besteuern, da die Straßenabnutzung mit steigenden Gewicht exponentiell zunimmt. Die E-Autos werden da ein schönes Finanzierungsloch reißen, weil sie weit schwerer sind als Benziner und bis auf Lauföl keine Mineralölsteuer abgeben werden.

    Die Autofahrer sollten sich endlich mal sinnvoll beteiligen anstatt nur über "Benachteiligung" zu klagen.

  5. 23.

    Oder wir setzen uns wieder gemeinsam ans Lagerfeuer und beginnen noch mal von vorne. Ironie off. Natürlich haben Sie vollkommen recht.

  6. 22.

    Ich erachte eine Abgabe für alle mit Wohnhaft in Berlin für den ÖPNV für sinnvoll. Im Gegenzug sollte dann die Nutzung für diese Menschen kostenlos sein. Da der ÖPNV über Berlin hinausgeht muss dann natürlich auch für die Menschen im weiteren Bereich eine kostenequivalente Teilnahmeoption gegeben sein. Dann kann man auch die Preise für alle anderen Besucher der Stadt erhöhen und die Gebiete innerhalb Berlins, die nur schlecht oder gar Nicht am ÖPNV angebunden sind, müssen dann auch ausgebaut werden.
    Genau genommen haben wir aber keinen ÖPNV, sondern einen PÖPNV (Privaten ...)was zusätzliche Schwierigkeiten ergibt.
    Interessant ist, dass die wirtschaftsfreundliche CDU hier so gar Nicht wirtschaftsfreundlich ist (die Teilnehmerzahlen sind massiv gesunken).Wirtschaftfreundlich ist diese Forderung nur für die Autoindustrie und da macht es wieder Sinn dass die CDU das fordert.
    Der FDP sollte man sagen, dass Berlin nicht Tübingen ist.Das funktioniert hier absehbar eher schlecht als recht.

  7. 21.

    Hier scheint gerne ein Forum gegen Autos zu entstehen. Die Autofahrer zahlen schon eine ganze Menge, überall ist der Staat dabei. Wenn es keine Privaten Autos mehr gibt, wird das Geld für Strassenausbesserung, für Beamte und Politiker uns Sonstiges einfach fehlen und schreien alle Wieder. Ist das gleiche wie mit Tabak und Alkoholsteuer .... Ohne diese Einnahmen wäre der Staat Pleite, oder jeder Bürger müsste insgesamt viel mehr an den Staat abgeben

  8. 20.

    Wenn alle privaten PKW s ihre Zeche zahlen müssten und nicht die Allgemeinheit, wäre genug Geld da: Brandbekämpfung wegen Klimawandel, Hitzetote, Sanierung nach Überschwemmung und Stürmen... außerdem Behandlung von Asthmakranken, Allergien, Herzinfarkt durch Lärm usw usw

  9. 19.

    Warum nur flexibel an zehn Tagen im Monat ? EIne Jahreskarte, die ich flexibel an bis zu 180 Tagen pro Jahr nutzen kann wäre doch viel sinnvoller.

  10. 18.

    Warum nur denkbar? Mit der BahnCard kann ich doch bereits jetzt günstiger fahren, auch in Berlin. Wenn man mehr Vergünstigungen möchte, warum bietet man dann nicht einfach Studententickets für alle an? Ein Jahr ÖPNV zum Preis eines Studenten/Schülertickets.

  11. 17.

    Noch so eine Posse. Man kann nur noch darüber lachen.
    Man sollte ein Buch schreiben über solche Possen von unsern sogenannten Politikern, wär bestimmt ein Bestzeller.

  12. 16.

    Was soll denn eine Karte, die man an zehn Tagen im Monat "flexibel" nutzen kann?
    Und wenn ich mal DREI Wochen im HomeOffice bin und im nächsten Monat nur EINE Woche ???

    Eine Alternative zum "normalen" Umweltticket gibt's doch schon:
    Nennt sich 4-Fahrten-Karte (früher mal "Sammelkarte") und ist fahrtgenau flexibel einsetzbar, da kann man sogar morgens bei schönem Wetter zur Arbeit laufen und - bei Regen oder Eile - die Heimfahrt mit dem ÖPNV erledigen.
    Ist günstiger als vier Einzelfahrscheine, vielleicht sollte man die erstmal günstiger machen - geht bestimmt ganz schnell...

    Oder gleich ein System, wo man sich mit einer Karte oder Handy bei Fahrtbeginn in Bus/Bahn an- und bei Fahrtende wieder abmeldet. Bezahlt wird dann monatlich nur das, was man gefahren ist - auch ganz flexibel!

  13. 15.

    Ihnen ist bekannt, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland finanziert wird?

    Übrigens muss ich mit meinen Steuern auch Schulen, Autobahnen, Brücken, Theater oder Sozialeinrichtungen mitfinanzieren, die ich überhaupt nicht nutze. Eine Finanzierung, die auch deshalb völlig in Ordnung ist, weil ich indirekt davon profitiere, dass es diese Dinge gibt.

    Man sollte eben auch mal über den eigenen Tellerrand hinausschauen und aufpassen, dass der heute so beliebte Egoismus nicht selbstzerstörerisch wird.

  14. 14.

    Is mir egal, die sollen weg. Verstopfen mit den Busspuren 10 Minuten die Infrastruktur, weil da 3 Sekunden von den 10 Minuten mal ein Bus fährt. Voll destruktiv. Ja ok Taxi, ist ja kein Individualverkehr stimts.
    Endlich wieder gleiches Recht für alle. Auch in der StVO.
    Dass Städte keine Fahrradstädte sind sieht man daran, dass die Bürger mit Auto nur mit "Gewalt" aus der Stadt verdrängt werden können aber keinesfalls freiwillig/demokratisch.

  15. 13.

    Sie schreiben doch hier auf einem Medium mit Pflichttiket. Das Recht auf Selbstbestimmung scheint also irgendwie nicht zu funktionieren. Sie müssen die Blase finanzieren, selbst, wenn diese nicht Ihre Zustimmung findet oder Ihre politischen Ziele bekämpft. Und was Ihre Zustimmung zu finden hat, entscheiden andere für Sie. Nennt sich repräsentative Demokratie.

  16. 12.

    Leute, die BVG ist quasi pleite und das seit Jahren, weil die Tiketpreise eh schon viel zu tief sind. Die Politik traut sich nicht kostendeckende Preise zu erheben genauso wie bei Mieten, weil sie dann weg vom Fenster ist. Und den Wählern, besonders denen des momentanen Senates, ist es egal wo das Geld herkommt oder wer bezahlt, hauptsache nicht er selber. Am Ende ist alles dermaßen krass hoch verschuldet und unfinanzierbar, das es stark eingeschränkt bzw. privatisiert wird. Geschichte wiederholt sich. Die Politik ist einfach beratungsresistent, besonders RRG versucht mit allen Mitteln besonders in Berlin, der prestigeträchtigen Hauptstadt, an der Macht zu bleiben. Koste es was es wolle und ohne Rücksicht auf Verluste... im wahrsten Sinne des Wortes.

  17. 11.

    Für’s Arbeit im Büro abgeben/abholen streiche man in den Bedingungen des Einzelfahrscheins bitte einfach den Passus: „Gültig für eine Fahrt mit Umsteigen in eine Richtung. Rund- und Rückfahrten sind ausgeschlossen“. Und lasse das Ticket zudem dann 3 Stunden gelten.

  18. 10.

    Das sind ja Zustände in Berlin.
    Schönen 4. Advent aus der Mark Brandenburg.

  19. 9.

    Pflichtticket würde gegen das Recht der Selbstbestimmung verstoßen, wer den ÖPNV nutzen möchte kann gerne bezahlen.

  20. 8.

    Wen interessiert den unausgegorener Schwachsinn übermotivierter Politiker. Meistens kam man an der Zurechnungsfähigkeit derselben zweifeln. Rechtlich sowieso nicht möglich.

  21. 7.

    Die SPD und die anderen Regierungsparteien haben schon viele lustige Vorschläge, gemacht: viel mehr Busspuren, Straßenbahnausbau, .... nehmen sie nur leider selbst nicht so ernst. Umsetzung - höchstens verspätet - vielleicht 2050?! , so wascheinlich auch hier: "Um den Umstieg auf Busse und Bahnen attraktiver zu machen, will die Berliner SPD-Fraktion ein 365-Euro-Ticket einführen. Das beschlossen die Abgeordneten am Samstag bei ihrer Klausurtagung in Nürnberg."

  22. 6.

    Weil sich F D.P. Czaja offenbar in letzter Zeit ein neues Wähler-Klientel bei Rentnern und Pensionären verspricht. Dies ist nicht der erste Blindflug dieses Mannes nach TXL.

  23. 5.

    War nicht von Seiten des Senats eigentlich mal eine generelle ÖPNV-Jahresticket-Pflicht für alle Berliner angedacht worden?

  24. 4.

    Man benötigt ein neus, fahrscheinloses Finanzierungskonzept mit weniger Bürokratie. Stattdessn sattelt man immer weiter oben drauf und macht alles nur noch komplizierter. Aber ich bin davon überzeugt, dass in den nächsten 20 Jahren der ÖPNV ganz toll ausgebaut wird, die Straßen nicht mehr verstoopft sind, es alternative, an den tatsächlichen Bedarf orientierte - auch individuelle - Beförderungsmöglichkeiten usw. usf. geben wird. Da bin ich mir aber sowas von sicher...

  25. 3.

    Taxi fahren ist nicht immer ohne Risiko. Die letzten zwei Mal musste ich den Fahrer fast zwingen, eine Maske aufzusetzen. Man tut das sehr widerwillig, Begründung: Die Brille beschlägt sich, oder: Ich habe mich ja gegen Grippe impfen lassen...

  26. 2.

    Ich denke man wird es auf Ärzte, Pflegepersonal und alle Risikogruppen ausweiten können. Jedoch muss sich dafür die Politik auch erstmal bewegen. Hier ist die SPD- Grüne- Linke Landesregierung gefragt, dass auch umzusetzen - und gleichzeitig den Taxifahrern zu helfen, welche bei den Corona- Hilfeszahlungen durch das Raster.

  27. 1.

    Warum wird im Hinblick auf Risikogruppen immer nur von Senioren gesprochen?
    Auch viele jüngere oder sogar junge Menschen mit diversen Erkrankungen gehören zur Risikogruppe!

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