Digitaler Fernunterricht - Schulplattform "Lernraum Berlin" zum Lockdown-Beginn nicht erreichbar

Mo 21.12.20 | 14:48 Uhr | Von Sebastian Schöbel
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Symbolbild: Ein Systemadministrator am 22.10.2020 in einem Berliner Rechenzentrum. (Quelle: dpa/Britta Pedersen)
Video: Abendschau | 16.12.202 | L. Kraemer | Bild: dpa/Britta Pedersen

Ob man es Remote-Learning, Hybridunterricht oder Home-Schooling nennt: Ohne digitale Unterstützung ist in der Pandemie kein Schulunterricht aufrechtzuerhalten. Genau dafür gibt es die Plattform "Lernraum" des Berlin Senats. Nur diese war ausgerechnet zum Lockdown ... down. Von Sebastian Schöbel

Die Server der digitalen Schul-Lernplattform "Lernraum Berlin" sind am Mittwoch kurz nach Unterrichtsbeginn um 8 Uhr nicht mehr erreichbar gewesen. Wie die Verantwortlichen auf Twitter mitteilten, gab es Verzögerungen bei der Anmeldung. "Die Senatsbildungsverwaltung und die zuständigen externen Dienstleister arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung", teilte ein Senatssprecher auf rbb-Nachfrage mit. Die Schulen sind seit Mittwoch zur Eindämmung der Corona-Pandemie geschlossen, der Unterricht soll aber digital weiter stattfinden.

Wie die Bildungsverwaltung am späten Nachmittag mitteilte, lag es offenbar nicht an zu vielen Zugriffen; am Montag und Dienstag hätten jeweils mehr als 32.000 Nutzer die Plattform genutzt, ohne Probleme. "Die Login-Störung ist offenkundig nicht auf Kapazitätsprobleme zurückzuführen", so ein Sprecher der Bildungsverwaltung. Es stünden genügend Ressourcen am Standort der Server im Zuse-Institut zur Verfügung. "Die Firewall des Zuse-Institute Berlin wird derzeit erneut überprüft und mit weiteren Ressourcen ausgestattet." Man bedauere die Störung sehr.

Das Zuse Institut wies die Darstellung allerdings zurück. Es sei "keine der Plattformkomponenten verstärkt oder überarbeitet" worden, sagte der IT-Leiter, Carsten Schäuble, dem rbb. "Auch nicht die Firewall. Die Anlage ist selbst zu Spitzenzeiten wenig bis mittel belastet und ist in der Hardwaretechnik problemlos höher skalierbar."

Der "Lernraum Berlin" ist die zentrale Online-Lernplattform des Landes Berlin für die allgemeinbildenden Schulen. 108.000 Nutzerinnen und Nutzer sind dort aktuell angemeldet. Nach rbb-Informationen wird das Programm von über 600 Berliner Schulen zumindest teilweise genutzt, es kommen aber auch andere Systeme wie die vom Hasso-Plattner-Institut entwickelte "Schulcloud" zum Einsatz. "Die Nutzung des datensicheren 'Lernraum Berlin' ist nicht verpflichtend, wird aber vom Land Berlin empfohlen", so ein Sprecher der Bildungsverwaltung.

Leitprojekt für digitalen Unterricht

Das Projekt "Lernraum" steht seit 2005 allen Berliner Schulen zur Verfügung und wird als Leitprojekt des eEducation-Masterplans geführt. Die Server im Zuse-Institut der TU-Berlin bieten datenschutzkonforme Dienstleistungen an - im Gegensatz zu zahlreichen anderen Onlineservices wie Whatsapp oder Zoom. Seit Beginn der Pandemie war die Zahl der Anmeldungen stark gestiegen, zuletzt waren täglich rund 25.000 Nutzer auf der Plattform aktiv. In diesem Jahr wird mit Kosten von rund 470.000 Euro gerechnet.

Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisierte, dass der Lernraum nur als Modellprojekt für 32 Schulen entwickelt worden sei. "Es ist versäumt worden, den Lernraum rechtzeitig so auszubauen, dass er die Belastungen eines erneuten Lockdowns trägt", so GEW-Sprecher Markus Hanisch. "Abgesehen davon ist der Lernraum auch immer noch nicht durch die Beschäftigtenvertretungen mitbestimmt."

Bildungsverwaltung soll Positivliste mit Programmen erstellen

"Das ist natürlich mehr als ärgerlich, die Lehrkräfte haben sich darauf verlassen", sagte die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Regina Kittler. Sie kritisierte, dass die Bildungsverwaltung noch immer keine Liste mit zulässigen digitalen Lernmttel erstellt hat. "Ich kann die Lehrkräfte und Schulen damit nicht alleine lassen. Es ist wichtig, dass die jetzt eine Positivliste bekommen."

Auch die Datenschutzbeauftragte von Berlin, Maja Smoltczyk, hatte Anfang Dezember das Fehlen einer solchen Liste mit freigegeben Lern- und Unterrichtsprogrammen kritisiert. Anbieter gibt es viele, nicht nur für spezielle Lernsoftware, sondern zum Beispiel auch für Videokonferenz-Dienste und cloudbasiertes Dokumentenmanagement. Bislang aber habe die Bildungsverwaltung die Anbieter nicht evaluiert. "Kinder und Jugendliche benötigen einen geschützten Raum zum Lernen", so Smoltczyk. "So wie ihnen im Klassenzimmer kein Unternehmen über die Schulter guckt, müssen sie auch im digitalen Raum sorglos und unbeobachtet lernen dürfen." Smoltczyk verwies darauf, dass sie bereits diverse Videokonferenzanbieter geprüft habe und es durchaus datenschutzkonforme Produkte gebe.

Auch andere Lern-Plattformen hatten zum Beginn des Lockdowns Probleme. So brach etwa das System "Mebis" der bayerischen Landesregierung am Mittwoch unter der Vielzahl von Zugriffen zusammen.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikel hatten wir berichtet, dass das Zuse Institut dur TU Berlin gehöre. Dem ist nicht das, das Institut gehört zu keiner Universität. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

Sendung: Inforadio, 16.12.2020, 10 Uhr

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Beitrag von Sebastian Schöbel

48 Kommentare

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  1. 48.

    @Alt-Westberlinerin hat recht.
    GENAU SO ist es bei meiner Tochter in der Schule immer gewesen und ist es noch. Graue Kopien von anno Dutt, fade ohne Ende. Kaum Motivation, kaum Engagement seitens etlicher Lehrer. Das gibt es ganz oft.
    Das bedeutet natürlich nicht, dass JEDER LEHRER so ist. Warum muss man das extra betonen? Es sind aber zu viele so. Es dürfte kein einziger Lehrer so sein, die Verantwortung des Lehrers wird von Vielen komplett unterschätzt.

    Wenn Sie - @Lehrerin - keine "Graue-Kopien-Austeilerin" sind, dann ist das doch toll. Dann müssen Sie doch nicht so verletzt zurück schießen. Sie können aber mal glauben, dass hier in Deutschland an den vielen Schulen richtiger Mist unterrichtet wird - und damit meine ich das Was (staubiger Lehrplan) und das Wie.

  2. 47.

    Moment, das war letzten Mittwoch. Ist da jetzt was Neues passiert oder sind die immer noch down?
    Da bekommt doch "Bitte ein Bit!" 'ne ganz andere Bedeutung.

  3. 46.

    Die vielen kreativen digitalen Insellösungen der Lehrer an der Front sind nur deshalb möglich, weil auf Grund des hohen Durchschnittsalters alle Betriebssysteme durchlebt und angewendet wurden. Die Verwaltungen sind ganz erstaunt und überlegen schon, wie man dies für sich (aus)nutzen kann (Brainstorming). Individuelle Arbeitsblätter zu erstellen ist aufwendig (Datenschutz/Rechte der Verlage usw.) und ein Feedback zu geben nicht ganz leicht - bei über 200 Schülern/Lehrer. Das erklärt auch, warum Lehrer auf 50-60 Stunden die Woche an 7 Tagen außerhalb der Ferien kommen. Den Eltern sei empfohlen: wenigstens den Chatverlauf z.B. in Untis u.a. Mail´s lesen (Stichwort: 69 (!) ungeöffnete Mail´s sagt alles). Auch können die Kinder (noch) nicht mit den digitalen Medien umgehen, wenn es nicht intuitiv klappt. Bsp: pdf-Dateien in der richtigen Größe und Reihenfolge erstellen; verschiedene Formate ohne Drucker umwandeln und warum(Screenshot reicht nicht) usw. - aber dafür geht man ja zur Schule.

  4. 45.

    bei Win 3.11 sagte mein damals u30-jähriger Chef, das brauche er nicht mehr lernen, dafür habe er Leute... *~* vor zwei Jahren traf ich ihn wieder und er war stolz, auf Xing seine Weisheiten zum Geschäft (selber) zu "posten". Er arbeitet in einem ganz großen deutschen Technik-Unternehmen... ja ok, ich meine - woher soll´s denn kommen? Unsere Kinder würden das technisch locker packen ;-) aber die können ja nicht durch die Schulen und Ministerien rennen und alle ü40 äh... k.o. schlagen...

    Und wir wissen doch - Deutschland scheitert schon daran, dass der Baumarkt geschlossen ist gerade - eine Alternativ-Lieferadresse über Google zu finden scheint schier unmöglich! Ohne Aufreißer an Konserven und Reißverschlüssen an Streukäsetüten ("Jürgen-Verschluss" ist unsere heimliche Bezeichnung, sorry, Jürgen...)würde Deutschland verhungern!

    Ich möchte nicht an die Logistik hinter der Impfkampagne denken, das alles auf Excel2013...

  5. 44.

    Damit haben Sie wohl Recht. Allerdings könnten für die Berlin-Brandenburger kleine Lern-Videos a la Lehrer Schmidt, und das vom eigenen Lehrer verfasst, die "Stimmung" bei den Schülern wesentlich heben und sie motivieren, die kopierten Aufgabenblätter zu bearbeiten...
    Wir haben ein Kind im Bekanntenkreis, das eine ECHTE Web-Schule (Bochum) "besucht", das läuft super, aber gefühlt ist das 1:1 Betreuung. Alles, was SuS braucht, ist ein Internetfähiges Endgerät (für Skype...). Und eine Schule, die einen Server jenseits des Zuse hat, und keine Scheu vor Technik. Um gut zu sein, reicht es nicht, Aufgabenblätter zu verschicken. Und keine Rückmeldung zu geben.

  6. 43.

    Meine Güte, was los da bei Zuse, wie lange dauert das jetzt noch. Ich komme selbst aus der IT und das Unternehmen in dem ich Arbeite betreut erfolgreich ein System für mehrere Schulen in Berlin. Vielleicht sollte der Senat mal ein wenig aufmerksamer sein bei der Evaluierung Ihrer Partner werden. Aber Dank unserer Vetternwirtschaft in der Politik werden wir solch stümperhaftes Vorgehen leider weiterhin ertragen müssen. Es ist wirklich kein Hexenwerk redundante Systeme mit vernünftiger Lastenverteilung zu bauen die dazu noch eine hohe Ausfallsicherheit bieten. Aber ja das kennen wir ja, das unsere Politik das Geld gerne für Schrott rausschmeißt.

  7. 42.

    1994 ....
    Win NT 3. X , Win 3.11 for Workgroups, danach der "Sprung" auf W 95. Ja, das waren harte Zeiten ;-).

    Zu der Zeit war schon das LGX (Yggdrasil Linux) von einer Live-CD bootbar.


  8. 41.

    Bereits im ersten Lockdown ist das System zusammengebrochen. Ich bin froh, dass unsere Schulen eigene Systeme nutzen und nicht abhängig von zentralen LMS-Plattformen der #SenBJF sind.

    Wiederkehrende Fehlermeldungen (siehe Beitrag hier) erzeugen Unzufriedenheit und Unsicherheit bei den betroffenen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern, wenn es keine Serviceleistung gibt. Fehlender Support fördert die Frustration der Betroffenen und kann zum Ablehnen des digitalen Lernens führen.

    Wir haben 10 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der #DigitaleBildung. Wir begleiten Schulen beim Umstieg auf eigene stabil laufende Systeme und Übernehmen den notwendigen Support - Sehr geehrte Frau Scheeres, wann sollen wir endlich anfangen? Im Lockdown 1 haben wir auch schon keine Antwort erhalten und selbst da haben unsere Server stand gehalten und alle SuS durchgebracht.

  9. 40.

    "Doch, siehe da, plötzlich entdeckt auch Frau Scheeres ihre Qualitäten, für den Endspurt im großen Preis der Inkompetenz. Armes Berlin, was musst Du noch alles ertragen ?!"

    Anscheindend solche dummen "Kommentare".

    Außer Spesen, ähhh Häme nichts gewesen? Blödsinnige Schmäkritik, vor allem wenn man von Bayern liest die auch mit "Neuland" überfordert sind.

  10. 39.

    Im Übrigen, trotz meiner Computeraffinität halte ich nicht viel von Fernunterricht und digitalem Lernen, denn der Lerneffekt ist nachweislich sehr gering. Das weiß man schon seit der IT-Blase.

  11. 38.

    Die LehrerIn dürfte zwischen 50 und 60 sein. Im Prinzip Ihr Alter. Aber es gibt halt immer noch Menschen, die einen Aufreißer (Nippel) an der Konserve brauchen, um nicht zu verhungern aufgrund ihrer Technik-Ferne...

  12. 37.

    Nachdem die uneinholbar vorne liegende Frau Lompscher sich selbst aus dem Rennen nahm, Frau Breitenbach damit Windschatten und Tempo verlor, schienen es zwischenzeitlich Frau Pop und Frau Kalayci unter sich auszumachen. Doch, siehe da, plötzlich entdeckt auch Frau Scheeres ihre Qualitäten, für den Endspurt im großen Preis der Inkompetenz. Armes Berlin, was musst Du noch alles ertragen ?!

  13. 36.

    Es war ja nur eine Frage der Zeit wann der der erste *piiiep* aufschlägt um gegen RRG zu hetzen... *gähn* Und der nick ist auch noch geklaut. Na, von welcher Fraktion kennen wir das?

    Das Radförderprogramm ist mit Sicherheit nicht das gleiche wovon die Schulplattform finanziert wird. Aber das ist ja auch egal, Hauptsache man kann mal wieder voll blinden Hass hetzen, gelle?

    Der Schenkelklopfer "Datenautobahn" war der Brüller, man merkt also deulich wo die Defizite in der Schulbildung vergangener Tage waren aber auch da schafft es die Fraktion mit dem kräftigen rechten Arm sicher das RRG anzuhängen.

  14. 35.

    Ob nun E13 oder E8, völlig egal, wenn der Rot-Dunkelrot-Grüne Senat seine Priorität auf die Einrichtung von Pop Up Radwege legt und dafür Geld rausschmeißt. Auch der Begriff "Datenautobahn" ruft bei einigen Koalitionspartner fürchterliche Gefühle auf.
    Da wäre es besser, den derzeitigen digitalen Zustand in Berlin mit "Datenfahrradweg" zu beschreiben.

  15. 34.

    Hallo Namensvetter,
    wenn die Z1 wieder dafür angefahren wird, dann werden die Anweisungen von den Schulämtern aber auch mit der Enigma verschlüsselt an die Schulen rausgegeben.

  16. 33.

    Sie können auch nichts anderes, als pauschal gegen uns Lehrkräfte zu wettern. Es ist nicht unser Versageb, wenn der Lernraum überlastet ist.
    Zudem ignoriert Ihr respektloser Kommentar unser Bemühen darum, dass es dieses Mail besser läuft. Unsere Schule hat aus eigenem Antrieb massiv investiert und bestens ausgestattet. Wir haben Weiterbildungen gemacht, Konzepte entwickelt und mit den Schülern digitalen Unterricht geübt.
    Aber immer schön drauf auf uns Lehrer, nicht wahr?

  17. 32.

    Das ist doch traurig und beschämend zu gleich! Da werden Verordnungen und Verbote in die Welt gesetzt und die Voraussetzungen für einen Notbetrieb sind noch nicht einmal geschaffen worden! Der rot, rot, grüne Senat hat ein halbes Jahr lang Zeit gehabt, sich auf solche Situationen vorzubereiten! Fehlanzeige, die Umbenennung von Straßen war ja wichtiger, als die Bildung unserer Zukunft! Pfeu, kann man da nur noch sagen!

  18. 31.

    Die Schule meiner Kinder nutzt Google Classromm fürs Homeschooling. Das ist auch nicht der Weisheit letzter Schluß, es ist vor allem von den Funktionen eingeschränkt, aber wenigestens läuft es stabil. Man muß ja nicht das Rad neu erfinden, wenn es schon ein funktionierendes System gibt.

  19. 30.

    Ob nun E13 oder E8, völlig egal, wenn der Rot-Dunkelrot-Grüne Senat seine Priorität auf die Einrichtung von Pop Up Radwege legt und dafür Geld rausschmeißt. Auch der Begriff "Datenautobahn" ruft bei einigen Koalitionspartner fürchterliche Gefühle auf.
    Da wäre es besser, den derzeitigen digitalen Zustand in Berlin mit "Datenfahrradweg" zu beschreiben.

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