Asylbewerberleistungsgesetz - Wie Brandenburg Ukraine-Flüchtlinge medizinisch versorgen will

Di 08.03.22 | 20:31 Uhr
  7
Patienten warten im Wartezimmer einer Arztpraxis. (Quelle: dpa/Sina Schuldt)
Video: Brandenburg Aktuell | 08.03.2022 | Carsten Krippahl | Bild: dpa-Symbolbild/Sina Schuldt

Brandenburgs Landesregierung und der Landesverband der Kässenärzte sehen die Gesundheitsversorgung im Land gut vorbereitet, die Geflüchteten aus der Ukraine medizinisch zu versorgen. Auch die Finanzierung der Versorgung sei gesichert.

Ärzte und Landespolitik in Brandenburg sehen sich für die Versorgung von Flüchtlingen aus der Ukraine gut vorbereitet.

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Peter Noack, sagte Brandenburg Aktuell vom rbb am Dienstag, der genaue Status der Flüchtlinge werde vom Land geklärt. Es gebe aber einen Vertriebenenstatus für diese Flüchtlinge. Auf dieser Basis könne das Asylbewerberleistungsgesetz wohl angewendet werden.

Das Brandenburger Gesundheitsministerium versicherte am Dienstag, das die Geflüchteten aus der Ukraine schnellstmöglich eigene Gesundheitskarte und Zugang zum Gesundheitssystem bekämen. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Bü‘90/Grüne) bestätigte den Anspruch der Geflüchteten auf der Grundlage des Aslybewerberleistungsgesetztes.

Umfangreiche Behandlungen um Impfungen nötig

Die Flüchtlinge hätten dementsprechend Anspruch auf Krankenbehandlung und auf Arzneimittel, so Noack. Diese Regel habe auch schon für die Flüchtlinge gegolten, die 2015 und 2016 nach Brandenburg gekommen seien. Es bestehe zudem Anspruch auf alle nötigen Schutzimpfungen. Auch die Impfung gegen das Corona-Virus sei möglich, sagte der Vorsitzende. Hier müsse geprüft werden, welche Impfungen die Flüchtlinge möglicherweise schon haben. Es könne sein, dass Impfstoffe verwendet wurden, die in der EU nicht zugelassen sind.

Ärzte könnten auch alle nötigen Medikamente verschreiben. Die Flüchtlinge seien von Zuzahlungen befreit, sagte Noack.

Nonnemacher versichert: Gesundheitsversorgung erfolge unbürokratisch

Schon jetzt würden alle Kosten für die notwendige gesundheitliche Versorgung übernommen, so Ministerin Nonnemacher. Ankommende Menschen würden auf Wunsch medizinisch untersucht. Auch die Gelegenheit, sich auf Corona zu testen und sich impfen zu lassen werde angeboten. Genau darauf liege auch ein besonderes Augenmerk. Nonnemacher spricht von einer „nicht unerheblichen Positivrate" unter den getesteten ankommenden Flüchtlingen. Als Ursache nannte sie die katastrophalen Fluchtbedingungen und eine niedrige Impfquote in der Ukraine. Dort seien vor Kriegsbeginn nur 37 Prozent der Menschen vollständig geimpft gewesen. Nur 1,7 Prozent seien geboostert.

Die Ministerin machte gleichzeitig deutlich, dass diese Fragen momentan hinter der Frage der schnellen und unbürokratischen Unterbringung der Flüchtlinge zurückstehen müssen. „Man muss auch mal sehen, dass Menschen, die vier Tage und vier Nächte unterwegs sind, ein Dach über dem Kopf und was zu essen haben. Und erst dann kann man über Impfungen nachdenken“, so Nonnemacher.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 08.03.2022, 19.30 Uhr

7 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 7.

    Sehr interessant … also, soweit ich die Pressemitteilungen der letzten Monate aufmerksam verfolgt habe … haben wir weder Lehrer, Erzieher oder Pflegekräfte, von Wohnraum ganz zu schweigen. Berufstätige Mütter können teilweise nicht arbeiten gehen, da sie immer noch auf der Warteliste stehen. Auf den Punkt gebracht, es funktioniert in den Bereichen eigentlich gar nichts, weil man gerade da, jahrelang alles kaputt gespart hat. Auch will niemand mehr diese Berufe ausüben (zurecht)… . Mal abgesehen davon, hat die Ukraine 44 Millionen Einwohner, man rechnet im Moment nur mit 4 Millionen, zurzeit sind es nur über 2 Millionen, die geflüchtet sind. Das kann alles nicht funktionieren ohne Unsummen an Geldern bereit zustellen.

  2. 5.

    Im östlichen Polen sind da aber nicht so gut vorbereitet, und auch hier sieht es etwas anders aus wenn die Zahlen weit steigen. Was übrigens ein Beispiel dessen warum ich für staatliches Konzept dessen, dass z.B. flott Lazarett für Zivilisten aufgestellt, mit welchem lokales Krankenhaus unterstützt werden kann, wie z.B. auch in manchen Ländern nach Erdbeben.

    Und dazu noch Fragen bzg. Atomkraftwerken, wo ob man sagt, dass Putin übertreibt*, und/oder sagt, dass Putin nicht ganz von der Logik der internationalen "Terrorismusbekämpfung" abweicht (in welcher so manche Regeln frei ausgelegt wurden), und/oder das ganze Vergeltung weil manchen Oligarchen auf die Füße getreten wurde**, da im schlimmsten Fall noch z.B. ganzes östliches Polen als Flüchtlinge.

    *
    https://jewishunpacked.com/the-azov-movement-lets-talk-about-ukraines-nazi-problem/
    **
    https://kyivindependent.com/national/how-zelensky-administration-moves-to-dismantle-press-freedom-in-ukraine/

  3. 4.

    Habe mich etwas gewundert, die Menschen fliehen vor Bomben und sie bringen den Begriff Touristen ins Spiel. Hoffe für mich und für Sie niemals in so einer Situation zu sein

  4. 3.

    Das klingt gut, lässt aber für mich Fragen offen.
    Reichen die Krankenkassenbeiträge oder müssen diese oder der Bundeszuschuss - #Schulden - dann erhöht werden?
    Ich sehe es nicht ein, dass machtlose Bürger, wie bereits beim Gas und Öl (Abhängigkeit von Russland) - wo sich jetzt Gas- und Ölhändler eine goldene Nase verdienen - ständig die Zeche zahlt.
    Aber natürlich war ich ja als Privatperson nur zu blöd um am Rohstoffmarkt vorausschauend zu investieren - zu doof.
    Die HIlfen (www.bmwi.de/Navigation/DE/Home/home.html)wirken 2023, die Preise steigen aber JETZT. Oder irre ich?

  5. 2.

    Da ich gelesen und im TV gehört habe, dass die Impfquote in der Ukraine sehr niedrig ist - werden Infizierte (ich wohne in LOS) z. B. in Eisenhüttenstadt in die Corona-Statistik übernommen? Gilt die Impfpflicht auch für die Flüchtlinge?
    Interessiert mich deshalb, weil ja die Maßnahmen sich nach Infizierten-Quote richten.

    MfG Klaus Dittrich

  6. 1.

    Also das Bundesinnenministerium lässt die Ukrainer als Touristen über die Grenze. Sie können sich deshalb frei in Deutschland bewegen, auf eigene Kosten. Wenn sie etwas vom Staat wollen, dann muss der Staat sie registrieren und einen anderen Status zuweisen.

Nächster Artikel