Große Hilfsbereitschaft - Frankfurt (Oder) und Cottbus empfangen hunderte Geflüchtete

Zahlreiche Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sind am Freitag in Brandenburg eingetroffen. In Frankfurt (Oder) und in Cottbus wurden Ankunftszentren errichtet, die private Hilfsbereitschaft ist groß. Der Innenminister nimmt aber auch den Bund in die Pflicht.
Am Bahnhof von Frankfurt (Oder) ist am Freitag der erste Flüchtlingszug aus Polen angekommen. Etwa 300 Menschen aus der Ukraine waren an Bord, vor allem Frauen und Kinder. Die Stadt hat ein Willkommens- und Infozentrum errichtet, wo die Menschen auch von Dolmetschern in Empfang genommen werden. Auf dem Bahnhofsvorplatz stehen Zelte zum Aufwärmen und Versorgen bereit.
Der Beigeordnete für Soziales und Gesundheit, Jens-Marcel Ullrich (SPD), sagte Brandenburg aktuell vom rbb, man kläre zunächst, wer in Brandenburg bleiben wolle und wer Hunger oder gesundheitliche Probleme habe. Deshalb sei der Katastrophenschutz vor Ort. Die Deutsche Bahn stellt ab sofort täglich sechs Sonderzüge für Flüchtlinge von Frankfurt/Oder nach Berlin bereit.
In Frankfurt (Oder) kommen Geflüchtete teilweise zu Fuß über die Stadtbrücke. Die meisten Menschen aus dem Kriegsgebiet reisen von hier aus in Richtung Berlin. Von dort geht es dann in andere deutsche Städte und europäische Länder.
"Mein Mann ist dort geblieben, er kämpft"
"Sehr müde sind wir. Mein Kind weint täglich und hat einen nervösen Tick bekommen. Mein Mann ist dort geblieben, er kämpft", erzählte eine geflüchtete Ukrainerin am Bahnhof von Frankfurt (Oder) dem rbb. Helfer geben den Reisenden warme Getränke und informieren sie über Unterkünfte und Weiterfahrten. Das Technische Hilfswerk und das Rote Kreuz sind vor Ort.
In der Region stehen zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten bereit. Zudem werden Menschen ohne gültigen Aufenthaltstitel aus der Ukraine in die Zentrale Aufnahmestelle nach Eisenhüttenstadt gebracht. Die Stadt Frankfurt hat auch eine Hotline für Hilfsangebote (0151 179 175 23) geschaltet. Sie ist von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr erreichbar.

Cottbus richtet Ankunftszentrum ein
In Cottbus bereitet sich der Verwaltungsstab der Stadt auch auf die Ankunft vieler Geflüchteter aus der Ukraine vor. Die Stadt rechnet in den kommenden Tagen mit rund 3.500 Flüchtlingen, die mit der Bahn kommen. Der erste Zug wurde für Freitagabend erwartet, weitere sollen am Wochenende folgen. Am alten Spreewaldbahnhof wurde ein Ankunftszentrum eingerichtet.

Erst nach der Abfahrt werde klar sein, wie viele Menschen tatsächlich kommen, teilte die Stadt am Freitag mit. "Wir bereiten alles vor, auch wenn wir an vielen Stellen noch im Nebel stochern", sagte Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU). Es werde alles getan, um den Kriegsflüchtlingen zu helfen.
Für die Fahrt nach Deutschland steht unter anderem auch der Kulturzug Berlin - Breslau bereit, der nach aktuellem Stand in den kommenden Tagen zwischen Cottbus und Breslau pendeln wird. Normalerweise fährt er nur an den Wochenenden.
Für die kurzfristige Unterbringung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine steht in Cottbus eine der beiden Messehallen bereit. Für den Transport zwischen beiden Standorten Ankunftszentrum und Messehalle ist ein Shuttlesystem vorgesehen.
Innenminister Stübgen dankt für Hilfsbereitschaft
Der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen dankte am Freitag den vielen engagierten Freiwilligen für ihre große Hilfsbereitschaft. "Brandenburg präsentiert sich von seiner besten Seite. Wir empfangen Menschen in Not mit offenen Herzen und offenen Häusern. Der persönliche Einsatz unzähliger Bürgerinnen und Bürger, die spenden, helfen und aufnehmen ist bewegend und von unschätzbarem Wert", betonte der Minister.
Beim Brandenburger Integrationsministerium seien bereits mehr als 240 Angebote für etwa 700 Unterbringungsplätzen für Ukraine-Flüchtlinge eingegangen. Vor allem Privatpersonen meldeten sich bei der am Mittwoch geschalteten E-Mail-Adresse, sagte Ministeriumssprecher Gabriel Hesse am Freitag auf Anfrage.
Die Angebote werden nach den Angaben an die jeweiligen Landkreise und kreisfreien Städte weitergeleitet, die die Unterbringung vor Ort koordinierten. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sei überwältigend, hieß es. Sehr viele Menschen wollten helfen, spendeten Geld oder folgten Spendenaufrufen von Hilfsorganisationen und Initiativen.
Stübgen: Bund müsse weitere Antworten liefern
Die Grundlagen zur Bewältigung der Flüchtlingswelle könne aber nur der Bund schaffen, so Stübgen. Es sei gut, dass man sich auf europäischer Ebene endlich auf die allgemeine Anerkennung der Kriegsflüchtlinge geeinigt habe. Nun müsse der Bund aber auch zur Registrierung, Verteilung und Finanzierung der ankommenden Flüchtlinge weitere Antworten liefern.
Bis dahin habe Brandenburg eine Übergangsregelung geschaffen, die Aufenthaltstitel, finanzielle Unterstützung und Gesundheitsvorsorge für die Flüchtlinge absichere, so Stübgen. Besonders entscheidend werde in den kommenden Tagen vor allem eine gut koordinierte Weiterverteilung der Flüchtlinge in die anderen Bundesländer sein. "Bei uns kommen mehr Menschen an, als wir hier vor Ort unterbringen können, da braucht es eine detaillierte logistische Koordinierung. Auch daran arbeitet unser Krisenstab mit Hochdruck", sagte der Brandenburger Innenminister.
Sendung: Brandenburg aktuell, 04.03.2022, 19:30 Uhr