7.500 Schlafplätze für Flüchtlinge geplant - Berlin errichtet am Flughafen Tegel eine Zeltstadt mit Tausenden Betten

Mo 14.03.22 | 18:33 Uhr
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Auf dem Flughafengelaende Tegel entsteht ein neues Ankunftszentrum fuer Kriegsfluechtlinge aus der Ukraine. (Quelle: www.imago-images.de/Jens Schicke)
Audio: Inforadio | 14.03.2022 | Sebastian Schöbel | Bild: www.imago-images.de/Jens Schicke

Rund 10.000 Menschen aus der Ukraine hat Berlin in den vergangenen Tagen bereits in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Doch es kommen weiter Kriegsflüchtlinge an. Im ehemaligen Flughafen Tegel werden die Schlafmöglichkeiten nun massiv ausgebaut.

Das neue Ankunftszentrum für ukrainische Kriegsgeflüchtete auf dem ehemaligen Flughafen Tegel soll schnell auf bis zu 7.500 Schlafplätze ausgebaut werden. Das teilte ein Sprecher des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) am Montag dem rbb mit. Demnach sollen zusätzlich zu 2.500 Plätzen im Flughafengebäude weitere 5.000 Plätze in einer Zelt- und Containerstadt auf dem ehemaligen Rollfeld entstehen. Die Aufbauarbeiten dazu seien im Gange, so der Sprecher.

Bislang existieren in Tegel 500 Schlafplätze. Am Montagmittag waren diese Kapazitäten bereits belegt, daher wurden ukrainische Geflüchtete vor allem zur Messe gebracht. In der Messe gibt es 900 Schlafplätze. Diese waren laut LAF in der Nacht zu Montag zwar belegt, sollten aber im Laufe des Tages wieder freigezogen werden. Für Montag waren zehn Busse angekündigt, die die Menschen in andere Bundesländer bringen sollen, unter anderem nach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Die Notunterkunft in Tegel mit 500 Betten war in der Nacht zu Sonntag in Betrieb genommen worden, weil es wiederum an der Messe zu Engpässen gekommen war.

Im ehemaligen Flughafen Tegel soll - neben den Schlafmöglichkeiten - ein sogenanntes Ankunftszentrum für ukrainische Flüchtling entstehen, in dem sie beraten, registriert und dann weiterverteilt werden sollen. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) äußerte am Sonntag die Hoffnung, dass das Ankunftszentrum in rund einer Woche mit voller Kapazität laufen kann. Giffey zufolge sollen in dem Zentrum täglich Tausende Menschen versorgt und registriert werden können - bis zu 15.000 Menschen oder im Notfall noch mehr.

Beim Umbau von Tegel sollen im Flughafengebäude die Terminals A, A2 und B, die ehemalige Mietwagenzentrale, ein Hangar sowie diverse Parkplatz- und Vorfeldflächen genutzt werden, teilte die Tegel Projekt GmbH weiter mit. Für die Versorgung der Unterkünfte und des Ankunftszentrums sei ein provisorisches Trinkwassernetz eingerichtet, die Lüftungs- und Brandmeldeanlage wieder in Betrieb genommen, die Heizung hochgefahren, eine Notstromversorgung organisiert und die ersten Aufzüge reaktiviert worden.

Die einstigen Counter und Ladenflächen sollen laut Tegel Projekt GmbH als Infopunkte für Beratungsangebote, Kiosk, Waschsalon, Suchdienst, Schließfächer oder für Handy-Ladestationen genutzt werden. In der Haupthalle von Terminal B entstehe eine Kinderbetreuung sowie ein medizinisches Versorgungszentrum, hieß es. Die Polizeiwache werde wieder in Betrieb genommen. Ein eigener Busbahnhof soll künftig die koordinierte Weiterfahrt von Geflüchteten, die nicht in Berlin verbleiben, erleichtern.

200 Busse mit Kriegsflüchtlingen könnten täglich vom Hauptbahnhof zum Flughafen Tegel fahren, schilderte Giffey die Pläne. Im alten Terminal würden um die 100 Schalter für die Registrierung eingerichtet. In den Verwaltungen und landeseigenen Betrieben werde derzeit nach Mitarbeitern gesucht, die im Ankunftszentrum eingesetzt werden können. Wichtig sei aber, dass Kollegen von der Bundesebene mithelfen, betonte die Regierende Bürgermeisterin. "Wenn die Zahlen weiter steigen, werden wir diese nationale Verteilung in alle anderen Bundesländer nicht allein mit unserem Personal stemmen können."

Um die große Menge an Ankommenden zu versorgen, sollen 20 Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für eine Woche nach Tegel entsandt werden, um hier Mitarbeiter einzuarbeiten, teilte Giffey mit. Perspektivisch sollten im Ankunftszentrum Tegel bis zu 2.000 Beschäftigte arbeiten.

Aktuell sind Giffey zufolge in landeseigenen Unterkünften über 10.000 Menschen untergebracht. Das ist nur ein Bruchteil derer, die in Berlin in den vergangenen Tagen angekommen sind. Der Senat geht davon aus, dass zwischen 50.000 und 60.000 Menschen aus der Ukraine über Berlin nach Deutschland gekommen sind. Einen Gesamtüberblick habe sie nicht, da es keine Gesamtregistrierung gebe, sagte die Regierende Bürgermeisterin.

Zusätzlich soll das Terminal 5 am ehemaligen Flughafen Schönefeld mit 25.000 Quadratmetern in Betrieb genommen werden. "Wir werden jetzt zusätzlich die Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne ans Netz nehmen und auch auf dem alten Flughafen Schönefeld ein Terminal als Notunterbringung nutzen", kündigte Giffey auch an.

Giffey teilte am Montag mit, dass demnächst Sonderzüge aus Polen an Berlin vorbeigeleitet werden sollen, um die Hauptstadt zu entlasten, vor allem nach Hannover. Dennoch rechne Berlin mit Tausenden Menschen pro Tag.

Sendung: Abendschau, 14.03.2022, 19:30 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Ja, sehr traurig. Die friedlichen Friedensforscher*innen kommen leider nicht zu Wort. Zumindest kaum hörbar im öffentlichen Diskurs. Das neue Wettrüsten hat längst begonnen, statt intensiver friedliche Möglichkeiten der Kooperation zu entwickeln.
    Immehin klappt die grenzenlose Aufnahme dieser geflüchteten Menschen jetzt besser.

  2. 13.

    "Das macht uns nackt gegenüber dem Verbrecher Putin. Und die schlimmsten Verbrecher zu unseren Kumpanen"

    Punkt. Satz. Sieg.

  3. 12.

    Liebe Brandenburger Kollegen,

    seit ihr so unterfordert? Gibt's in Eurer Landesverwaltung keinerlei Rückstände bzw unbearbeitete Anträge?

    Ein Bundesbeamter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge

  4. 11.

    Die reale Welt, die ist so, wie ich sie beschrieben habe. Mein iInformationsgrad geht weit darüber hinaus, als was die deutschen Medien berichten.

    Was die Linke anbetrifft, von deren Ideologie halte ich genauso viel, wie von anderen ehemals angeblich Sozialistischen politischen Vertretern.

    Übrigens, die Welt aufgeteilt in die "Guten und die Bösen", das ist die Märchenwelt der Kinder, und ganz sicher nicht die Welt eines mündiegen Erwachsenen.

  5. 10.

    Ich möchte eine Welt, in der ich aus einer Toilette trinken kann, ohne Ausschlag zu kriegen. Ich möchte eine Welt in der Pinguine ohne Aufnahmeprüfung Polizisten werden können...

    Spaß beiseite... Sie vergessen auch die NATO, bzw. NATO Staaten haben völkerrechtswidrige Angriffskriege geführt. Fakt ist aber auch ohne NATO wäre Putin schon längst im Baltikum einmarschiert.

  6. 9.

    Ich bin dieser Argumentation müde Herr /Frau Topas. In meinem 62. Jahr. Bitte beschäftigen Sie sich mit Geschichte, Praxis, Funktion, Politik der NATO. Sie ist der Kaiser Wilhelm beim gegen den Zar in den Krieg ziehen. Ich will eine dritte Wahl. Weder für zar noch Kaiser.
    Versuchen Sie Perspektiven von Menschen zu verstehen die so sind wie Sie. Aber halt im Jemen von der Air Base Ramstein gelenkt bombardiert werden. Im Verbund mit Riad. Das dieser Tage an einem Tag 81 Menschen exekutierte. Und auch schon Mal einen Gegner in ihrer Botschaft zersägt. Ich muss Ihnen das wahrscheinlich alles nicht einmal sagen. Es ist an Ihnen zu überdenken, weshalb Sie die NATO dennoch für einen Verbündeten bei der Errichtung von Demokratien halten.
    Einer faktisch-wissenschaftlichen. Einer ökonomischen. Einer redlichen politischen Überprüfung hält Ihr Grossmut gegenüber NATO-EU-USA-Praxis nicht stand. Das macht uns nackt gegenüber dem Verbrecher Putin. Und die schlimmsten Verbrecher zu unseren Kumpanen

  7. 8.

    Ich wünsche mir eine Welt, in der die NATO nicht mehr nötig wäre. Dass sie aber nötig ist, wurde auf grauenvolle Art und Weise durch die russische Führung unter Beweis gestellt. Für den Angriffskrieg gibt es keine Rechtfertigung.

  8. 7.

    ...und ja. Es gibt durchaus vieles was man an den Standpunkten der DIE LINKE positiv sehen kann. Weils ja ganz einfach auch positiv ist. Gibt auch einiges - wo sie praktisch Umsetzung von Politik bestimmen kann - dass man nur begrüssen kann. Findet der Mehrheitsverhältnissse wegen halt vor allem in Landes- und Kommunalpolitik statt.
    Das DIE LINKE als Partei und ansonsten in jämmerlichem Zustand ist - das steht auf einem anderen Blatt.
    Aber das sich unsere Existenz nicht Kriegsdividenden, Immobilienspekulation, dem militärischen Denken und handeln unterordnen sollte, ist schon Mal gute Agenda. Von den angeblich erhabenen nationalen Gefühlen, irgendeiner von Oben geliehenen oder verliehenen "Identität" zum Nationalismus und Chauvinismus ist es eben nicht weit.
    Sind Sie so sicher, mit der NATO zu den Guten zu gehören?

  9. 6.

    Ich glaube Sie sind so richtig nicht informiert. Sonst wüssten Sie wie falsch der Satz ist "das es ohne NATO nicht geht" Würden mindestens in Erwägung ziehen, dass diese Annahme möglicherweise zu hinterfragen ist.

    Sie wüssten das Putin nicht "unberechenbar" ist. Ebenso wie in Klimafragen ignoriert hier die Politik seit Jahrzehnten alle fachlichen, wissenschaftlichen, unabhängigen Warnungen. Bricht Verträge und Abmachungen. Wer das sagt, der gilt als Wehrkraftzersetzer zugunsten eines verbrecherischen Angriffskriegers. Der aktuell das oligarchisch-kapitalistische Putinrussland ist. Historisch gesehen kein neuer Mechanismus. Geraten kapitalistische Grossmächte im Kampf um Ressourcen, Gelände und Einfluss aneinander. Dazwischen ist die ansässige Bevölkerung der Ukraine nur Funktion. Schlachtfeld. Ihrem Drang bewaffnet zu sein entgegne ich: Die Wahl ist Zar oder Kaiser Wilhelm. Zur Wahl steht nicht eine NATO der gerechten Welt. Nato-Politik ist selbst Teil der Eskalation. Lange schon.

  10. 5.

    Ich würde es begrüßen, wenn aktiv auch Brandenburger*innen aus dem öffentlichen Dienst in diese Berliner Nothilfe eingebunden werden würden.

  11. 4.

    Was die Stadt bzw. die verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da auf die Beine stellen, ist beachtlich. In diesen Dimensionen braucht es natürlich auch die Hilfe von anderen Organisationen und vielen privaten Helfenden. Auch von diesen wird Unglaubliches geleistet. Vielen Dank an Alle!

  12. 3.

    Einer ganz bestimmten Senatorin, die nur ihren Job macht, Respekt und Dank entgegenzubringen, das sei ihnen unbenommen. Es ist das erstemal, wo man hier solche überschwengliche Töne des Lobes vernimmt, zumal auch die LINKE und ihre politische Standpunkte als etwas positives dargestellt werden

    Nun haben wir den Krieg in der Ukraine, und den beweis, dass es ohne die Nato nicht geht, dass Putin unberechenbar ist, und dass alle ehemaligen Ostblockländer, die der Nato beigetreten sind die richtigen Russland und Putin versteher waren.

  13. 2.

    Möchte anlässlich der Sozialsenatorin meinen Respekt und Dank zum Ausdruck bringen.
    Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken. Keiner ihrer Mitarbeiterinnen sein. Da ist Arbeitszeitordnung und irgendwer anders ist schuld, gerade wohl absolut nicht Stellenbeschreibung.
    Finde da wird einmal mehr Ausserordentliches geleistet. Wie von allen den üblichen freiwillig Verdächtigen sowieso.
    Hätte Katja Kipping gewünscht die Haltung von DIE LINKE gegen die weltweite Militarisierung der Politik, hätte mehr Gehör gefunden.
    Keine Ahnung warum wer glaubte, dass die seit Jahrzehnten warnenden Fachleute in Ökonomie, Geostrategie, Politik besseres, oder eher Gehör finden würden, als WissenschaftlerInnen die Klimakrise seit Jahrzehnten ungehört beschreiben.
    Stattdessen musste man sich anhören, man sei "für Putin" oder "gegen NATO" Statt gegen Neuordnung der Welt einmal mehr nur noch mit Krieg. Auf den Trümmerbergen die Einen. Im Renditehoch die anderen.
    "Im Westen nichts Neues"

  14. 1.

    Einen windigeren Platz konnte man nicht finden? Wie wäre es mit dem Olympia-Park und den Katakomben des O-Stadions?

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