Giffey rechnet mit bis zu 100.000 Anträgen - Tausende Geflüchtete beantragen Aufenthaltserlaubnis für Berlin

Die Berliner Einwanderungsbehörde geht davon aus, dass jeder zweite Geflüchtete, der aus der Ukraine in Berlin ankommt, auch dauerhaft in der Stadt bleiben möchte. Berlin stehe vor enormen Herausforderungen - und neuen Chancen, sagt der Behördenchef.
Beim Berliner Landesamt für Einwanderung (LEA) sind in den vergangenen sieben Tagen rund 11.000 Anträge von Geflüchteten aus der Ukraine auf eine Aufenthaltsgenehmigung eingegangen. Das teilte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) am Freitag mit.
Pro Tag seien etwa 2.000 solcher Anträge bei der Behörde gestellt worden. Davon seien bislang etwa 1.100 bearbeitet worden, so Giffey. Sie rechnet damit, dass in den kommenden Tagen und Wochen bis zu 100.000 Geflüchtete aus der Ukraine in Berlin Anträge auf eine Aufenthaltserlaubnis einreichen werden.
Beim LEA können Geflüchtete eine Aufenthaltserlaubnis beantragen, die nicht über das Ankunftszentrum Tegel angekommen sind, sondern privat in Berlin eine Unterkunft gefunden haben. In den kommenden Tagen werde sich zeigen, so Giffey, wie viele Geflüchtete tatsächlich schon privat in Berlin leben.
LEA-Chef: Es kommen Menschen, die wir brauchen
Die entsprechende Aufenthaltserlaubnis für sie wird vom LEA für zwei Jahre ausgestellt. Sonst gilt sie üblicherweise nur ein Jahr lang. Giffey begründete die Entscheidung mit dem hohen Aufwand der Behörden, der entstünde, wenn sie schon nach einem Jahr erneut Dokumente ausstellen müssten.
Laut LEA-Direktor Engelhard Mazanke stellten die Geflüchteten vor allem zwei Fragen an seine Mitarbeiter: nach Sprachkursen und nach Möglichkeiten, zu arbeiten. "Auch wenn das Beispiel vielleicht schief ist: Das ist ein durch Herrn Putin erzwungenes Fachkräfte-Einwanderungsverfahren. Wir bekommen jetzt Menschen in unsere Stadt als Berlinerinnen und Berliner, die wir brauchen und die wir auch willkommen heißen", sagte Mazanke am Freitag.
Das LEA rechnet damit, dass rund 50 Prozent der Geflüchteten dauerhaft in Berlin bleiben könnten. Der Behörde zufolge lassen sich die Geflüchteten grob in 50 Prozent Frauen und 50 Prozent Kinder unterteilen. Unter den bislang bearbeiteten 1.100 Anträgen seien lediglich 30 bis 40 von Männern gewesen, so Mazanke.
Nur zwei Prozent haben keinen Pass
Die große Mehrheit der Antragsteller hat laut Innensenatorin Iris Spranger (SPD) außerdem einen biometrischen Pass. Nach Schätzungen der Bundespolizei kämen rund zwei Prozent der Geflüchteten ohne Pass an, darunter Kinder. LEA-Chef Mazanke betonte außerdem: Die biometrischen Pässe der Ukraine besäßen deutlich mehr Sicherheitsmerkmale als etwa deutsche.
Um die Anträge zu bearbeiten, will das LEA 60 Mitarbeiter zusätzlich für zunächst neun Monate einstellen. Bisher arbeiten dort 645 Beschäftigte. Dabei handelt es sich um Nachwuchskräfte des gehobenen Dienstes, die sich ausschließlich mit der Bearbeitung der Aufenthaltstitel für Ukraine-Geflüchtete beschäftigen werden. Die entsprechende Einweisung dauert ein bis zwei Wochen.
Sendung: Inforadio, 25. März 2022, 18:23 Uhr
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