Geflüchtete in Berlin und Brandenburg - Ukrainer haben teils Probleme Geld abzuheben oder zu tauschen

Ukrainische Währung kann in deutschen Wechselstuben nicht umgetauscht werden, aber auch das Geldabheben ist nicht gesichert. An einer Lösung des Problems wird gearbeitet. Bis dahin können die Sozialämter der Bezirke aushelfen. Von Anna Bordel
Noch können Ukrainer mit internationalen Geldkarten wie Kreditkarten auch an deutschen Bankenautomaten Geld abheben. Das teilte Sylvie Ernoult, Sprecherin des Bundesverbandes der deutschen Banken am Freitag dem rbb mit. "Das könnte sich aber stündlich ändern", so die Sprecherin. Von einigen ukrainischen Geflüchtete ist bereits zu hören, dass sie mit ihrer Visa-Karte an einem Berliner Geldautomaten kein Geld abbuchen konnten.
Ukrainisches Bargeld ist in Deutschland nutzlos
Das liege daran, dass sich die Gegenseite im Krieg befinde, so Ernoult. Wenn jemand in Deutschland von einem ukrainischen Konto Geld abhebt, muss bei der jeweiligen ukrainischen Bank jemand anderes den Vorgang autorisieren. Im Krieg gebe es laut Ernoult verschiedene Gründe, weshalb dies nicht immer möglich sei. Ein Rechenzentrum könne bombardiert werden oder aus verschiedenen Gründen kein Personal mehr vor Ort sein.
Um dieser Problematik vorzubeugen, haben viele Ukrainer vor ihrer Flucht das Selbstverständliche getan: ihre Konten leer geräumt und das Bargeld in ihren Koffern mit ins Exil getragen. In Deutschlands Wechselstuben ist der Umtausch der ukrainischen Währung Hrywnia aber derzeit nicht möglich. Zehn Euro sind umgerechnet 322,52 Hrywnia. Das Geld auf ein Konto einzahlen geht entsprechend auch nicht.
Kontoeröffnung an deutschen Banken für Ukrainer problemlos möglich
Die Deutsche Kreditwirtschaft hat sich mit dem Problem, dass die ukrainische Währung an deutschen Kreditinstituten nicht angenommen werden kann, am Freitag an das Bundesfinanzministerium und weitere Akteure gewandt, wie eine Sprecherin mitteilte. Dieses Anliege müsse nun auf politischer Ebene geklärt und eine Lösung gefunden werden.
Möglich sei es immerhin mittlerweile für ukrainische Staatsangehörige niedrigschwellig ein Konto an deutschen Kreditinstituten zu eröffnen. "Wir haben schon Anträge erhalten und auch erste Konten eröffnet", sagte die Sprecherin der Kreditwirtschaft. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht habe heute entschieden, dass Ukrainer für die Konteneröffnung nur eine ukrainische Identity Card oder einen Reisepass brauchten. Ein fester Wohnsitz in Deutschland sei nicht notwendig.
Manchen in Deutschland lebenden Russen könnte die Rente nicht ausgezahlt werden
Wenn Ukrainer nach ihrer Ankunft in Berlin ohne jeglichen Zugang zu ihrem Geld dastehen, können sie sich im Sozialamts des jeweiligen Bezirks, in dem sie untergekommen sind, als "mittellos" melden, dann bekommen sie vom Amt Bargeld ausgezahlt. Das bestätigte Falko Liecke (CDU), Stadtrat für Soziales in Neukölln.
Von diesen Bargeldzahlungen vom Sozialamt könnten im Übrigen auch in Deutschland lebende Russen Gebrauch machen, die durch die auf russische Banken erlegten Sanktionen kein Geld mehr bekommen, so Liecke. Man sei sich des Phänomens bereits bewusst, dass in Berlin Russen leben, die ihre Rente aus Russland beziehen. Durch die aktuelle Situation kann es dazu kommen, dass sie ihre Rente vorerst nicht ausgezahlt bekommen.
Zahlungsverkehr zwischen Russland und Deutschland unterliegt Sanktionen
Die Europäische Union (EU) hatte Sanktionen zum Ausschluss sieben russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk SWIFT Anfang März in Kraft gesetzt. Ziel dieser Maßnahme ist die wirtschaftliche Isolation des Landes. "Grundsätzlich ist es so, dass der Zahlungsverkehr von Russland nach Deutschland strengen Sanktionsbestimmungen unterliegt. Die Sanktionen können somit unterschiedliche Zahlungen betreffen", sagte Ernoult vom Bankenverband. Konkret habe es im Sozialamt Neukölln noch keine Anfrage dieser Art gegeben, so Liecke, aber man sei auf diese Fälle vorbereitet.