Registrierung Geflüchteter - 164 Mitarbeitende der Berliner Verwaltung melden sich nach Aufruf

Do 17.03.22 | 15:45 Uhr
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Helfer:innen für Corona-Tests stehen im früheren Flughafen Tegel für Geflüchtete aus der Ukraine bereit (Bild: dpa/Paul Zinken)
Bild: dpa/Paul Zinken

Für die Registrierung von Geflüchteten aus der Ukraine im künftigen Ankunftszentrum am ehemaligen Flughafen Tegel haben sich bis Donnerstagmittag 164 Mitarbeitende der Berliner Verwaltung freiwillig gemeldet. Das teilte die Finanzverwaltung mit.

Am Montag hatte die Regierende Bürgermeisterin in einem Schreiben alle Beschäftigten des Landes gebeten, jeweils für drei Wochen bei der Registrierung im Ankunftszentrum mitzuhelfen. Insgesamt würden rund 400 Kräfte für den Drei-Schicht-Betrieb benötigt.

Die Bereitschaft, sich kurzfristig zur Verfügung zu stellen, sei höher als erwartet, sagte der Sprecher der Finanzverwaltung, Frederick Bombosch. Die Sorge von Bezirkspolitikern, dass sich zahlreiche ihrer Beschäftigten freiwillig melden könnten zulasten der Aufgaben in den Bezirken, sei anhand der Meldungen nicht nachzuvollziehen.

Von den bisher 164 Freiwilligen seien lediglich drei in Bezirken beschäftigt. In jedem Fall müssten die Vorgesetzen mit dem Einsatz außerhalb des normalen Arbeitsplatzes einverstanden sein.

Bezirke reagieren mit Unverständnis

Einige Bezirke hatten mit Unverständnis auf den Aufruf von Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) reagiert. Das Schreiben sei vorab nicht abgesprochen gewesen, sagte der Sozialstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Arne Herz, dem rbb.

"Ich finde es sehr unsensibel, insbesondere an die Beschäftigten der Bezirk heranzutreten", sagte Herz. "Ich hoffe, man weiß auf Senatsebene, wie belastet die Bezirke gerade sind." Zwar sei es nachvollziehbar, in der aktuellen Lage alle verfügbaren Ressourcen zu mobilisieren. Auch die Leistung der Senatsverwaltung für Soziales und des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten wolle er nicht schmälern, so Herz.

"Aber ein Aufruf an die bezirklichen Beschäftigten, sich jetzt möglichst in Tegel zu engagieren, hat für viel Aufruhr speziell bei den Beschäftigten im Sozialamt gesorgt." Auf Bezirksebene kämpfe man in fast allen Bereichen schon jetzt mit Personalmangel, sagte der CDU-Politiker.

Kritik auch aus Neukölln und Tempelhof-Schöneberg

Ähnlich äußerten sich auch die Sozialstadträte von Neukölln und Tempelhof-Schöneberg, Falko Liecke und Matthias Steuckardt (beide CDU). Sie verwiesen auf die mehreren hundert Kriegsflüchtlinge, die in den letzten Tagen bereits Anträge auf Sozialhilfe gestellt hatten.

Der sozialpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Tobias Bauschke, verteidigte den Aufruf der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). In Krisenzeiten gehe es nur miteinander. Die Kritik der CDU-Sozialstadträte sei dagegen parteipolitisch motiviert. Der Liberale regte seinerseits an, verbeamtete Lehrkräfte an den Wochenenden im Ankunftszentrum einzusetzen.

Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) wiederholte am Mittwoch ihre Forderung, die Ausgabe von Sozialleistungen an die ukrainischen Flüchtlinge umzustrukturieren, damit die Sozialämter entlastet werden. "Uns wäre es lieber, sie würden über das Sozialgesetzbuch 2, sprich Hartz IV eingestuft, dann wären die Jobcenter die Anlaufstellen."

Genau das aber sieht man in den Sozialämtern anders: Auf rbb-Nachfrage heißt es aus mehreren Bezirken, dass die Daten der bereits bewilligten Anträge technisch für die Jobcenter gar nicht nutzbar seien. Den Menschen aus der Ukraine, die bereits ihre Anträge gestellt haben, drohe laut Sozialstadtrat Herz, dass sie ihre Anträge bei einem Wechsel der Verantwortung zu den Jobcentern dort erneut stellen müssten.

Sendung: Abendschau, 16.03.2022, 19:30 Uhr

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20 Kommentare

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  1. 20.

    dann empfehle ich, dass Sie den Artikel in der Welt einmal lesen. Die schlechte Zusammenarbeit mit der Berliner Sozialverwaltung wird nicht nur von der Berliner Polizei angeprangert. Der Artikel ist allerdings hinter einer Paywall. Qualitätsjournalismus kostet eben.

    Ferner habe ich niemanden beschuldigt, sondern lediglich einen möglichen Zusammenhang dargestellt! An Hand ihrer vehementen Ablehnung des Zusammenhangs haben Sie sich allerdings bereits selbst in die "ideologische" Ecke gestellt. Ansonsten hätten Sie eine inhaltliche Auseinandersetzung gesucht.

    Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass sämtliche Berliner Behörden, vor allem jene mit Straßen-, Tief- & Hochbaubezug, nur noch ein Schatten ihrer selbst sind. Teilweise auch aus ideologischen Gründen (Fußgänger und Radfahrer über alles). Die Brücken sind nur ein Symptom dafür...

  2. 19.

    Die typischen Fake News aus der immer gleichen Ecke... Das ist nicht die Argumentation DER Polizei, sondern der des Landesvorsitzenden der GdP, Norbert Cioma.

    Weiter steht dort: "Einen Artikel der "Welt" vom Mittwochmorgen, der unter anderem die Kritik der Polizei am beschleunigten Aufnahmeverfahren wiedergab, bezeichnet Kipping als "Fake News". Sie erklärt weiter, was ihrer Meinung nach schief gelaufen sei in der Kommunikation. Ein bis zwei Tage dauere normalerweise die Registrierung mit medizinischen und sicherheitsdienstlichen Maßnahmen, das sei bei 10.000 Menschen am Tag ein Kapazitätsproblem. Deswegen stelle man die bundesweite Verteilung der Registrierung voran."

    Unterlassen sie es also falsche Beschuldigungen aus ideologischen Gründe aufzustellen!

  3. 18.

    vielleicht ist der Hintergrund auch ein ganz anderer.
    Man sucht bewusst Freiwillige aus anderen Behörden als der eigentlich zuständigen Sozialverwaltung, weil diese aus ideologischen Gründen gar nicht registrieren wollen. So zumindest die Argumentation der Polizei. Der entsprechende Artikel ist hier zu finden und steht durchaus im Zusammenhang mit diesem Artikel
    https://www.rbb24.de/politik/thema/Ukraine/beitraege/berlin-streit-polizei-senat-registrierung-kriegsfluechtlinge-ukraine.html

  4. 17.

    Die Diskussion über die Freiwilligen, die bereits im ÖD beschäftigt sind (und nicht rumstehen), ist ja lustig. Es gibt an einigen Stellen wirklich Welche, die man kurzfristig entbehren kann ohne das Andere dadurch einen Nachteil haben. Ich frage mich nur, warum man Leute bittet, die bereits einen Job haben und auch Aufgaben zu erfüllen haben. Wie immer, wenn Freiwillige gesucht werden, frage ich mich, warum sich nicht viel mehr Arbeitslose melden, die an sich doch Zeit haben.

  5. 16.

    Natürlich müssen die Dienstkräfte des Landes Berlins hier ran gezogen werden, nur sollten es die sein, die nicht täglich für die Bürger und Bürgerinnen da sind. Die Bezirksämtern müssen weiterhin für Bürgerinnen und Bürger da sein. Daher sollten die Dienstkräfte der Senatsverwaltungen und nachgeordneten Behörden jetzt ihren Einsatz zeigen und in den Ankunftszentren und am Hauptbahnhof UNTERSTÜTZEN.

  6. 14.

    Lassen Sie solche Kommentare wie die hier zu lesenden nicht zu nah an sich ran.
    Ich verstehe nicht, wie scheinbar Ahnungslose grundlos mit Wortgiftpfeilen schießen ... wenn man sonst keine Probleme hat ...
    Ich möchte mich herzlich bedanken für die selbstverständlichen Dienste, die Sie leisten.
    Wären Menschen wie Sie nicht aktiv, würde wohl tatsächlich die momentan hoffnungslos überbelastete Infrastuktur des Berliner Senats kollabieren.

  7. 13.

    Dann gehören Sie zu den Leuten, die auf Grund des Personalmangels Ihren Dienst für eine saftige Gehaltserhöhung verlängert haben? !
    Und dann setzten ausgerechnet Sie so einen Post auf?
    Was ist nur los in dieser Stadt !

  8. 12.

    Egal was passiert, die Wahrheit wird immer zuerst geopfert, niemand will sie hören!
    So kann das doch nicht weitergehen!
    Einen schönen Abend !

  9. 11.

    Das stimmt. Ich bin seit Juli pensioniert, habe im Krisenstab des Flüchtlingsmanagements 15 Monate und im Krisenstab Corona 19 Monate Dienst getan und helfe jetzt ehrenamtlich am Hauptbahnhof. Noch Fragen?

  10. 10.

    Danke denen, die dabei sind! Ihr denkt weiter als die sich "übergangen" fühlenden Führungskräfte (CDU)!

  11. 8.

    Da das Zelt am Hbf steht, braucht man dort auch keine Helfer mehr. Außerdem müssen die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst erstmal ihre dienstlichen Verpflichtungen erledigen. Die Berliner Verwaltung wurde ja Jahrzehnte lang kaputt gespart

  12. 7.

    Na wenn Sie so gut Bescheid wissen, dann fahren sie doch zum Hauptbahnhof und unterstützen sie die Freieilligen vor Ort!!
    Das wäre wirklich eine tolle Maßnahme!!
    Ansonsten gibt es Menschen, die hätten gern einen Personalausweis oder Reisepass, ihr Elterngeld bearbeitet, sich umgemeldet, einen Termin zur Hartz IV- Berechnung, wollen Coronaüberbrückungsgeld beantragen, Kinder in verwahrlosten Wohnungen melden, Suchtsprävention betreiben usw.
    Naivität am laufenden Meter.....!

  13. 6.

    Lieber @ Ursus Lyck, es ist Krieg in der Ukraine! Lieber Ursus Lyck, die "öffentlich Bediensteten" haben sich auch vorher nicht vor Langeweile an den Füßen gespielt. Beispiel Gesundheitsämter während der Pandemie.

  14. 5.

    Sie haben keine Ahnung vom ÖD. Sie sind in der Zeit stehen geblieben, wo im ÖD ordentlich verdient wurde und man sich nicht überarbeitet hat. Der ÖD heute bedeutet Personalmangel, reichlich Überstunden und die Bezahlung ist auch nicht berauschend. Niemand aus der freien Wirtschaft möchte zu diesen Bedingungen in den ÖD wechseln. Das ist eine Tatsache. Aber träumen sie ruhig weiter und verbreiten falsche Tatsachen, es ist ja so schön einfach..,

  15. 4.

    Und die eigentlichen Aufgaben der Beschäftigten bleiben liegen? So ein Unsinn.

    Das Zelt neben dem Hbf ist in Betrieb und wird von einer Hilfsorganisation im Auftrag des Landes Berlin betrieben und teuer bezahlt. Dort fahren auch die Busse ab.

    Auch in Tegel braucht es keine ehrenamtliche mehr. Auch dort übernimmt eine Hilfsorganisation die auskömmliche Betreuung und Versorgung. Diese Aktion hätte sich die Dame sparen können

  16. 3.

    Was ist daran unsensibel, Staatsbedienstete zur freiwilligen Hilfe zu animieren???? Die ehrenamtlichen Helfer tun es mit Hingabe und opfern sich täglich auf und das kostenlos.... Ich fände es auch toll, wenn sich die ukrainische Botschaft engagieren würde für ihre Landsleute und nicht nur Forderungen stellen würde...

  17. 2.

    Liebe öffentlich Bedienstete, es ist Krieg! Hört auf zu klagen und springt über eure Schatten! Hat Frau Giffey sich nicht an Menschen gewandt, die alles geben, um ihren Job zu tun? Jetzt muss mehr getan werden, besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Wer zweifelt, möge zum HBhf. fahren und sehen, wie ausschließlich Ehrenamtliche sich um die Ankömmlinge kümmern. Was meint Ihr denn, wieviel Menschen im Senat sofort zur Verfügung stünden? Da wartet auch keiner auf Sonderaufgaben ... .

  18. 1.

    Die Forderung , den Jobcentern die Sozialleistungen für ukrainische Flühchtlinge zu übertragen, das wird wohl nicht so einfach sein. Die Bundesagentur für Arbeit ist nur zur Auszahlung von ALG 1 und ALG2 zuständig, wobei ALG2 nur an Arbeitsuchende (mit Grundsicherung- Anspruch) ausgezahlt wird. Was die ukrainische Flüchtlinge betrifft, müssten diese ernsthaft zu Arbeitsaufnahme bereit und fähig sein, inklusive Kinderbetreung etc.

    Forderungen und Aufrufe sollten wohl überlegt werden, damit dem Land Berlin chaotische Zustände erspart bleiben.

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