Brandenburger Tor - Tausende Menschen singen in Berlin gegen den Krieg in der Ukraine

Auch einen Tag nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine haben in Berlin wieder Tausende Menschen gegen den Krieg protestiert. Am Freitagabend kam es zu einem Gänsehaut-Moment vor dem Brandenburger Tor. Von G.Lieder und G.-S. Russew
Tausende Menschen haben sich am Freitag erneut an mehreren Orten in Berlin versammelt, um gegen den Krieg in der Ukraine zu protestieren.
Emotionaler Höhepunkt war am Abend das gemeinsame Singen des Landesmusikrates Berlin vor dem Brandenburger Tor. Die Veranstalter rechneten nur mit einer Hand voll Leute. Gekommen waren aber 3.500 Berlinerinnen und Berliner, um unter dem Motto "Kultur gegen Krieg" mit Chören und Ensembles, Musikerinnen und Musikern zu singen. rbb-Reporter berichteten davon, dass man in den Pausen zwischen den Liedern hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können.
"Sag mir, wo die Blumen sind" von Marlene Dietrich
Eines der Lieder, welches von den 3.500 angestimmt wurde, war "Sag mir, wo die Blumen sind", ein Song von Marlene Dietrich aus dem Jahr 1962. Es ist ein Lied, dass nach 60 Jahren noch immer die Dramatik beschreibt, die sich aktuell in der Ukraine abspielt. "Sag, wo die Soldaten sind, über Gräbern weht der Wind" - und weiter wird die Sinnlosigkeit des Krieges beschrieben: "Wann wird man je verstehen? Wann wird man je verstehen?" Das Konzert schloss mit "Freude, schöner Götterfunken" ab.
Demos in Schöneberg und vor dem Kanzleramt
Bereits am Freitagvormittag hatten sich nach Anmeldung des Bezirks Tempelhof-Schöneberg 200 Menschen vor dem Rathaus Schöneberg zu einer Solidaritäts-Veranstaltung mit der Ukraine versammelt. Dafür wurde auch die Freiheitsglocke geläutet.
Am frühen Freitagnachmittag verlagerte sich das Protestgeschehen vor das Kanzleramt. Die Polizei sprach von rund 600 Teilnehmern. Eingehüllt in ein Meer aus Blau und Gelb, den ukrainischen Nationalfarben, skandierten die Demonstranten, dass mit scharfen Sanktionen Putins Vorgehen ein Ende gesetzt werden solle. Demonstranten trugen Transparente mit Aufschriften wie "Ukraine - not for Putin", "Lieber frieren als Gas von Putin" oder "Stoppt den Krieg".
450 Menschen hielten am Rosa-Luxemburg-Platz direkt an der Berliner Volksbühne eine Mahnwache ab, die von der Partei Die Linke organisiert wurde.
1.000 Menschen vor russischer Botschaft
Zu einer Kundgebung gegen die Auflösung der russischen Menschenrechtsorganisation "Memorial" versammelten sich am späten Freitagnachmittag vor der russischen Botschaft in Deutschland laut Polizei knapp 1.000 Menschen.
Die Demo wurde bereits vor zwei Wochen angemeldet. Eigentlich sollte gegen das Verbot der Menschenrechtsorganisation durch ein russisches Gericht Ende Dezember protestiert werden. Nun wandte sich der Protest gegen den Krieg. Die Demonstranten verlangten von Wladimir Putin, dass er das "Morden sofort einstellt".
20.000 Demonstranten am Sonntag erwartet
Am Sonntag soll es in Berlin dann zu einer Großdemonstration mit 20.000 Menschen kommen. Zahlreiche Organisationen wollen gegen den Angriff Russlands auf die Ukraine protestieren. Der Titel lautet: "Stoppt den Krieg. Frieden für die Ukraine und ganz Europa". Zu dem Bündnis gehören unter anderen der Deutsche Gewerkschaftsbund und Verdi und die Umweltschutzorganisationen Greenpeace.
"Inmitten Europas herrscht Krieg - direkt in unserer Nachbarschaft", heißt es im gemeinsamen Aufruf. Russlands Präsident Wladimir Putin verletze "in dramatischer Weise" das Völkerrecht. "Wir fordern die russische Regierung auf, sofort alle Angriffe einzustellen, sich aus der Ukraine zurückzuziehen und deren territoriale Integrität wieder herzustellen." Putins Krieg gelte auch Europa, der deutschen Demokratie und dem freiheitlichen Wertesystem.
Sendung: Abendschau, 25.02.2022, 19:30 Uhr