Altflughafen Tegel - Ready for take-off als Ankunftszentrum

Sa 19.03.22 | 11:14 Uhr
  11
Das Ankunftszelt für die Busse in Tegel (Quelle: Thomas Rautenberg)
Audio: Inforadio | 19.03.22 | Thomas Rautenberg | Bild: Thomas Rautenberg

Künftig wird es für Geflüchtete aus der Ukraine einen zentralen Anlaufpunkt in der Stadt geben: Das Ankunftszentrum im früheren Flughafen Tegel ist betriebsbereit. Voraussichtlich ab Sonntag sollen Busse die Menschen vom Hauptbahnhof aus direkt nach Tegel bringen. Von Thomas Rautenberg

Die Klimaanlage im Terminal A des Alt-Airports Tegel brummt wieder. In den früheren Geschäften sind Spielsachen, Sanitärartikel und palettenweise Wasserflaschen gelagert. Auf den Fluren haben die Hilfsorganisationen Informationspunkte eingerichtet. Wer Unterstützung benötigt, dem wird hier auch in der Muttersprache weitergeholfen.

In der früheren Bäckerei haben Elisabeth Sow und ihre Helferinnen und Helfer ein riesiges Kinderparadies eingerichtet. Stolz blickt die Erzieherin vom Deutschen Roten Kreuz in die Runde. "Pädagogen haben uns gewarnt, dass sich die Kinder nicht von ihren Eltern trennen würden", sagt Sow. "Doch unsere Erfahrungen sind andere. Die Kleinen spielen, weil sie merken, dass sie sicher sind, und die Eltern haben endlich mal ein paar Minuten Ruhe."

Um die vielen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu versorgen, registrieren und weiterverteilen zu können, hat Berlin die Anlagen des früheren Flughafens Tegel reaktiviert. Voraussichtlich ab Sonntag sollen Busse die Menschen vom Hauptbahnhof aus direkt dorthin bringen.

Wandel vom Altflughafen zum Ankunftszentrum

"In nur wenigen Tagen haben die Hilfsorganisationen mit der Revitalisierung Tegels eine riesige Aufgabe bewältigt", sagt Projektleiter Detlef Cwojdzinski. Dabei hätten alle eine klare Aufgabenteilung: Der Arbeiter-Samariter-Bund organisiert beispielsweise die gesamte Logistik sowie die Ausgabe von Hygiene-Artikeln. Die Malteser leiten das Informationsmanagement und die Johanniter kümmern sich um die Sprachmittler. Das DRK ist mit vielen Kreisverbänden vor Ort und organisiert beispielsweise die medizinische Betreuung. Die Hilfsorganisationen haben auch einzelne Bereiche der Unterbringung übernommen.

Kurze Wege und schnelle Entscheidungen im Ankunftszentrum

Die Shuttle-Busse, die die Geflüchteten hauptsächlich vom Hauptbahnhof nach Tegel bringen werden, kommen auf dem ehemaligen Vorfeld an. Im Ankunftszelt wird bereits die sogenannte Verteilentscheidung getroffen: Bleiben die Menschen in Berlin oder reisen sie ins Bundesgebiet weiter, erläutert Cwojdzinski den Ablauf.

Diejenigen, die ins Bundesgebiet weiterreisen, steigen gleich in bereitstehende Busse um. In Berlin bleiben nur ungefähr fünf Prozent der ankommenden Flüchtlinge. Die kämen zuerst zu einem Medizincheck ins Flughafenterminal A und anschließend in die Unterkunftsbereiche in den Flughafenterminals A und B.

Insgesamt 2.600 Schlafplätze stehen zur Verfügung. Nach maximal drei Tagen sollen die Geflüchteten dann in anderen Gemeinschaftsunterkünften der Stadt untergebracht werden.

Medizinische Versorgung gesichert

Der Mediziner Wolfgang Schubert, früher Oberarzt am Humboldt-Klinikum und nun eigentlich im Ruhestand, hat gerade eine mobile Praxis bezogen. Fünf Ärztinnen und Ärzte werden hier rund um die Uhr für die medizinische Versorgung der Neuankömmlinge zur Verfügung stehen. "Über den Monat gerechnet benötigen wir etwa 60 Mediziner", sagt Wolfgang Schubert. Die zu rekrutieren sein keine leichte Aufgabe.

Start des neuen Ankunftszentrum für Sonntag geplant

Voraussichtlich am Sonntag sollen die ersten Busse mit den geflüchteten Menschen den Altflughafen Tegel ansteuern. Von da an werden sich rund um die Uhr mehrere Hundert Ehrenamtliche und Angestellte um die Neuankömmlinge sorgen. Projektchef Detlef Cwojdzinski sieht sich und seine Leute gut vorbereitet. "Die Menschen sollen Berlin als Ort der Hilfe in Erinnerung behalten", wünscht sich der 67-jährige Krisenmanager.

 

Sendung: Abendschau, 20.03.22, 19:30 Uhr

11 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 11.

    Kontrolliert wird, wie üblich, an der Schengen-Außengrenze, also bei der Einreise nach Polen.

  2. 10.

    Ich glaube, vielen ist es nicht klar. Deutschland nimmt die Flüchtlinge aus der Ukraine ohne Asylverfahren auf. Das ist gut und richtig. Trotzdem müssten eigentlich m. E. Menschen, die über unsere Grenze kommen, überprüft werden. Denn auch Nicht-Ukrainer finden den freien Eintritt nach Deutschland gut.

  3. 9.

    Peter, Du irrst.

    Die ukrainischen Flüchtlinge haben Anspruch auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Sie können Asyl beantragen. Jedoch stellt das BAMF diese Anträge zurück. Das hat auch zur Folge, dass das BAMF wohl keine Sprachkurse anbieten darf. Dies ist nur im Asylverfahren möglich. Dieser Anspruch ruht jedoch bis Kriegsende. Erst danach lebt der Antrag auf Asyl auf.

    Flüchtlinge können die Angebote der VHS nutzen

  4. 8.

    Wir hatten neulich Flüchtlinge, die nach Ankunft 11 Tage der Registrierung entzogen wurden.

    Bitte bedenken Sie, dass es sehr viele Ukrainer gibt, die wegen Einreiseverbot oder einreisesperre nicht kommen dürfen. Es ist im Nachhinein sehr schwer, diese Personen aufzufinden. Daher erst zum Zelt, zur Registrierung und dann weiter ..

  5. 7.

    Chris, ich tue schon genug im Dienst. Kein Wunder, dass der Krankenstand bei uns so extrem steigt. Ohne Schutz und ohne Test ...

  6. 6.

    Kleiner Tipp: es wird deutsche Asylrecht angewandt. Die Absprachen innerhalb der EU setzen deutsches Recht nicht außer Kraft

  7. 5.

    Dann kommen Sie doch von ihrem hohen BeamtenRoss herunter und helfen und beraten Sie vor Ort am Flughafen Tegel, gern auch nach Dienstschluss.

  8. 4.

    „Ebenso sollten Helfer nicht mehr Flüchtlinge der Registrierung entziehen“

    Warum sollte das jemand tun? Nur so haben die Menschen doch schließlich Anspruch auf Sozialleistungen und eine Krankenversicherung …

  9. 3.

    Es wäre toll, wenn Helfer den Flüchtlingen keine rechtlichen Ratschläge oder Empfehlungen geben, die oft falsch sind. Wir Mitarbeiter der Sozialbehörde erleben immer wieder, was für unsinnige Gerüchte kursieren und durch Helfer angeheizt werden. Rechtliche Hilfe und Beratung gibt's nur bei uns Mitarbeitern.

    Ebenso sollten Helfer nicht mehr Flüchtlinge der Registrierung entziehen

  10. 2.

    Wie kann man denn Herrn W. Schubert erreichen, falls man seine ärztliche, russischsprachige Hilfe anbieten möchte?

  11. 1.

    Vielen Dank allen haupt- und ehrenamtlichen Helfern; vielen Dank, Berlin!

Nächster Artikel