Ukraine-Krieg - Brandenburger Landwirte beklagen drastisch gestiegene Kosten

Do 05.05.22 | 16:47 Uhr | Von Christoph Hölscher
Symbolbild: Ein Trecker in der Uckermark pflügt ein staubtrockenes Feld. (Quelle: imago images/Serienlicht)
Audio: Antenne Brandenburg | 04.05.2022 | Torsten Sydow | Bild: imago images/Serienlicht

Die stark gestiegenen Energie- und Düngemittelpreise machen den märkischen Bauern zu schaffen. Der Landesbauernverband rechnet allein dafür mit Mehrkosten von rund 200 Millionen Euro. Was bedeutet das für die Verbraucher? Von Christoph Hölscher

Russland und Belarus gehörten bislang zu den größten Exporteuren für Düngemittel in die Europäische Union. Durch Krieg und Sanktionen hat sich der Weltmarktpreis für diese Produkte verdoppelt, teilweise sogar verdreifacht. So sind für eine Tonne Harnstoff, der in der Landwirtschaft als Dünger verwendet wird, inzwischen 1.200 Euro fällig. Im Februar waren es noch 400.

Zahlen, die Bauernverbandschef Henrik Wendorff am Mittwoch im Agrarausschuss des Landtags präsentierte, um für die schwierige Situation der Bauern zu sensibilisieren: Nach den Belastungen der letzten Jahre durch Trockenheit, Afrikanische Schweinepest und niedrige Erzeugerpreise sei die Kapitaldecke vieler Betriebe gefährlich dünn.

Wenn sie ihre Mehrkosten durch den Krieg in der Ukraine nicht durch deutlich höhere Verbraucherpreise refinanzieren könnten, drohten ernste wirtschaftliche Probleme.

Da die Bauern außerdem bei den Betriebskosten in Vorleistungen gehen müssten, die Verkaufserlöse dagegen erst in einigen Monaten hereinkämen, müsse auch die Politik helfen, so Wendorff.

Minister Vogel fordert zügige und differenzierte Auszahlungen

Unterstützung sei schon auf dem Weg, erklärt Cornelia Berns, Vertreterin des Bundeslandwirtschaftsministeriums, im Landtagsausschuss. Zusätzliche 120 Millionen Euro für Hilfsmaßnahmen für die Bauern in Deutschland infolge des Ukraine-Kriegs seien in einem Ergänzungshaushalt eingeplant. Allerdings müsse diese Summe noch vom Bundestag beschlossen werden, so Berns. Dazu kämen noch weitere 60 Millionen Euro aus EU-Mitteln.

Geld, das die Betriebe schnell brauchen, stellt auch Brandenburgs Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne) fest. Er fordert von der Bundesregierung deshalb eine zügige Auszahlung der Hilfen, sobald sie vom Bundestag beschlossen sind. Dabei dürfe nicht "mit der Gießkanne" verteilt werden, so Vogel: Die Betriebe, die am meisten von den gestiegenen Kosten betroffen seien, müssten auch am meisten von den finanziellen Hilfen profitieren.

Verbraucher müssen sich auf steigende Preise einstellen

Den oppositionellen Linken genügt das nicht. Deren parlamentarischer Geschäftsführer Thomas Domres fordert zusätzliche Maßnahmen des Landes Brandenburg, um die Liquiditätsengpässe vieler Agrarbetriebe zu verringern. Das sei etwa durch Steuerentlastungen oder zinslose Darlehen möglich.

Immerhin: Die Versorgung mit Lebensmitteln in Brandenburg ist wohl gesichert. Darin sind sich Politiker und Verbandsvertreter einig. Die Verbraucher müssen aber wohl mit deutlich höheren Preisen für Agrarprodukte rechnen. Das wird zwar die Haushaltskassen vieler Brandenburger belasten - hier aber anders als in vielen Entwicklungsländern nicht zu Hungersnöten führen.

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Beitrag von Christoph Hölscher

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