Bericht des "Tagesspiegel" - BVG bringt Nulltarif für Bestandskunden ins Spiel

In einem Strategiepapier sprechen sich BVG-Mitarbeiter offenbar für die Einführung eines kostenfreien Tickets für Bestandskunden aus. Laut "Tagesspiegel" will die BVG das vom Bund geplante 9-Euro-Ticket als Schub für die Berliner Verkehrswende nutzen.
In der Diskussion um einen vergünstigten Nahverkehr zur Entlastung der preislich gebeutelten Verbraucher preschen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) laut einem Bericht des "Tagesspiegel" mit eigenen Ideen vor: Statt einem 9-Euro-Monatsticket, das die Bundesregierung 90 Tage lang ermöglichen will, bringe die BVG unter anderem einen dreimonatigen Nulltarif für bestehende Abokundinnen und -kunden ins Spiel, heißt es in dem Bericht. Der "Tagesspiegel" zitiert dabei aus einem vertraulichen Strategiepapier des Verkehrsunternehmens.
Neukunden wiederum, die bis zu einem bestimmten Monat ein Abo für ein Jahr abschließen, sollen demnach ebenfalls drei Monate davon kostenlos fahren dürfen. Die BVG äußerte sich auf Nachfrage des rbb am Freitag zunächst nicht dazu.
Länder bevorzugen Nulltarif
Der Koalitionsausschuss der Bundesregierung hatte am Donnerstag angekündigt, für 90 Tage ein bundesweit einheitliches Monatsticket für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) für 9 Euro pro Monat einführen zu wollen und damit auf die gestiegenen Benzinpreisen an den Tankstellen reagiert. Auf der Verkehrsministerkonferenz wurde die Idee zwischen Bund und Ländern am Freitag dem Vernehmen nach hitzig diskutiert.
Die Landesverkehrsministerinnen und -minister wollen mehrheitlich statt der von der Ampel-Koalition in Berlin beschlossenen Neun-Euro-Monatstickets für öffentliche Verkehrsmittel lieber ganz auf eine Bezahlung verzichten. Der Nulltarif für das auf drei Monate befristete Angebot solle "den administrativen Aufwand minimieren", hieß es in einem Beschluss der Verkehrsministerkonferenz vom Freitag. Grundsätzlich wurde die Initiative des Bundes, für die dieser die Kosten tragen will, aber begrüßt.
Deutlich mehr Busspuren in Berlin
Wie der "Tagesspiegel" weiter berichtet, fordert die BVG zudem auf 14 Kilometern Straße bereits angeordnete Spuren zu markieren, auf denen Busse Vorrang bekommen sollen. Für weitere 23 Kilometer sollen Busspuren bereits beantragt, aber noch nicht genehmigt sein.
Dem Bericht zufolge gibt es die Überlegung, längere Betriebszeiten und dichtere Takte einzurichten. Auf den wichtigsten Buslinien könnten dem "Tagesspiegel" zufolge die Busse künftig offenbar auch durch die Außenbezirke im 10-Minuten-Takt fahren. Über eine Verdichtung der Fahrpläne tagsüber und in Randgebieten sei demnach pro Tag ein zusätzliches Angebot von fast 300.000 Fahrgastplätzen möglich.
Jarasch begrüßt Entscheidung der Bundesregierung
BVG-Chefin Eva Kreienkamp hatte am Freitag das geplante 9-Euro-Ticket grundsätzlich begrüßt. "Der zeitliche Preisnachlass ist ein gutes Mittel, den Menschen den Umstieg auf den ÖPNV zu erleichtern und sie dann mit Klimaschutz und weniger Stau- und Standzeiten zu überzeugen", schrieb Kreienkamp in einem Beitrag auf der Online-Plattform Linkedin.
In einem Kommentar auf der Plattform äußerte sie sich indes differenzierter: "Preiswerte Tickets wirken nur mit signifikant gestiegenem Angebot", schrieb sie dort. "Wie wäre es denn, wenn dieser Aufschlag mit '9 für 90' der Bundesregierung dazu führen würde, den ÖPNV in Stadtrandgebieten und im ländlichen Raum drastisch auszubauen?"
Die Berliner Senatorin für Umwelt und Mobilität, Bettina Jarasch (Grüne), begrüßt die angekündigte 9-Euro-Monatskarte ebenfalls. Sie sei zwar von dem Vorschlag der Bundesregierung überrascht worden, sagte die Grünen-Politikerin, wolle aber nun schnell an der Umsetzung arbeiten. Auch S-Bahn Berlin und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zeigten sich auf Twitter überrascht. Einzelheiten zur stark vergünstigten Monatskarte sollen demnach sobald wie möglich bekannt gegeben werden. Es sei aber noch nötig, die Umsetzung "schnellstmöglich mit allen Beteiligten" zu prüfen.
Sendung: Inforadio, 25.03.2022, 21:00 Uhr