Strenge Auflagen am 8./9. Mai in Berlin - Polizei sichert russisches Gedenken und Kriegsprotest mit Großaufgebot

Fr 06.05.22 | 19:14 Uhr
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Zwei Polizisten stehen vor der russischen Botschaft in Berlin (Bild: imago images/Christoph Hardt)
Video: Abendschau | 06.05.2022 | Dorit Knieling | Bild: imago images/Christoph Hardt

Das Ende des Zweiten Weltkrieges jährt sich an diesem Wochenende zum 77. Mal. Bei vielen Veranstaltungen und Kundgebungen steht aber der russische Angriffskrieg in der Ukraine im Fokus. Die Polizei rechnet mit Konflikten und spricht Verbote aus.

Die Berliner Polizei will die geplanten Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen zum 77. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs mit einem Großaufgebot begleiten. Insgesamt sollen rund 3.400 Polizisten am Sonntag und Montag im Einsatz sein. Das hat ein Sprecher der Polizei am Freitag bekanntgegeben.

Bereits zuvor hatte die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik erklärt, dass sie angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine eine "sehr sensible Gefährdungslage" erwartet. Es gelte, ein würdevolles Gedenken an Gedenkstätten sowie Mahnmalen zu schützen und zugleich eine "Instrumentalisierung des Gedenkens" zu verhindern, teilte Slowik mit. Ähnlich äußerte sich auch Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Freitag gegenüber der rbb24 Abendschau. Es gehe darum, "dass kein Millimeter Straße freigegeben wird in Berlin für die Verherrlichung des Angriffskrieges in der Ukraine".

Verbot von russischen und ukrainischen Flaggen

Das Ende des Zweiten Weltkrieges wird traditionell an zwei Tagen begangen. Als das Dritte Reich am 8. Mai 1945 in Karlshorst die bedingungslose Kapitulation erklärte, hatte in der Sowjetunion bereits der 9. Mai begonnen. In diesem Jahr stehen die beiden Jahrestage auch unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges in der Ukraine.

An beiden Tagen erwartet die Polizei mehr als 50 Demonstrationen und Veranstaltungen. Dabei werde die Polizei gegen "jede Form der Unterstützung, Billigung, Verherrlichung oder gar Glorifizierung des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine" vorgehen, betonte Slowik.

Es seien bereits zahlreiche Auflagen für Gedenkstätten und Mahnmale erlassen worden. So dürfen auf dem jeweiligen Gelände oder in der Nähe weder russische noch ukrainische Fahnen gezeigt werden. Ebenso sind Uniformen oder Uniformteile sowie Marsch- oder Militärlieder verboten. Untersagt ist außerdem das Z-Symbol. Der Buchstabe wird von Befürwortern des Krieges genutzt und steht für "za pobedu" ("Für den Sieg"). Ausgenommen von den Regelungen seien lediglich Veteranen des Zweiten Weltkrieges, Diplomaten sowie Vertreter und Delegationen von Staaten.

Das Verwaltungsgericht Berlin hatte kürzlich Einschränkungen für pro-russische Demonstrationen für zulässig erklärt. Zuvor hatte Anfang April ein pro-russischer Autokorso in Berlin Empörung ausgelöst: Rund 400 Fahrzeuge waren mit russischen Fahnen durch die Stadt gefahren. Am selben Tag war die Tötung von Zivilisten in der ukrainischen Stadt Butscha ans Licht gekommen.

Russische Botschaft hält Veranstaltungen geheim

In welchem Umfang in diesem Jahr die Gedenkveranstaltungen stattfinden, ist noch nicht ganz klar. Am Sonntag und Montag (8./9. Mai) würden in Berlin Kränze und Blumen an den sowjetischen Ehrenmälern und Grabstätten toter Soldaten im Tiergarten, im Treptower Park und in Pankow niedergelegt, hieß es von der Russischen Botschaft. Zudem seien Besuche an den wichtigsten Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager geplant. Die konkreten Zeiten ihrer Gedenkveranstaltungen hält die Botschaft allerdings bislang unter Verschluss. "Die genauen Termine und Orte machen wir leider aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich", teilte sie mit.

In früheren Jahren gab es an den beiden Tagen große öffentliche Gedenkveranstaltungen der Botschaft, an denen auch Berliner Politiker teilnahmen. In diesem Jahr wurden diese Auftritte abgesagt. Außer der russischen Botschaft stehen hinter manchen Veranstaltungen auch russische Initiativen.

Parallel sind in diesem Jahr anti-russische Gegenkundgebungen wegen des Krieges geplant, oft von ukrainischen Initiativen. So soll am Sonntag beispielsweise ab etwa 14 Uhr eine Demonstration unter dem Motto "Nein zum Krieg in der Ukraine" vom Brandenburger Tor aus durch das Regierungsviertel ziehen. Bis etwa 17 Uhr wird es daher zu umfangreichen Sperrungen im Bereich Potsdamer Platz, Wilhelm-, Koch-, Friedrich- und Leipziger Straße sowie Unter den Linden und dem Pariser Platz kommen.

Sendung: Abendschau, 06.05.2022, 19:30 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    "Untersagt ist außerdem das Z-Symbol. Der Buchstabe wird von Befürwortern des Krieges genutzt und steht für "za pobedu" ("Für den Sieg"). " Warum verwendet eigentlich die russische Armee einen lateinischen Buchstaben aus der englischen Umschrift des eigentlich kyrillischen Satzes mit dem weichen s (den Satz auf kyrillisch zu zeigen habe ich nach über 20 Versuchen aufgegeben, da das wohl grundsätzlich nicht durchkam)? Sowohl Rußland als auch die Ukraine verwenden das kyrillische Alphabet - was ist also der Sinn für einen Buchstaben des lateinischen Alphabets?

  2. 15.

    Na bitte geht doch mit ihnen. Und hier nochmal der Extrakt: "...seien bereits zahlreiche Auflagen für Gedenkstätten und Mahnmale erlassen worden. So dürfen auf dem jeweiligen Gelände oder in der Nähe weder russische noch ukrainische Fahnen gezeigt werden. Ebenso sind......"
    Und was war daran nun so schwierig, dass sie in #5 so getan haben als kommen sie vom Mon?
    ""Auf welcher Grundlage kann die Polizei eigentlich Staatsflaggen fremder Länder verbieten? "
    Wo wollen sie das herausgelesen haben?"
    Immer erst gründlich lesen und dann meckern, gelle?

  3. 14.

    Wer am lautesten schreit, der hat selten recht. Altes Sprichwort. Und weil sie offenabr nur selektiv lesen können, bittesehr:

    "Es seien bereits zahlreiche Auflagen für Gedenkstätten und Mahnmale erlassen worden. So dürfen auf dem jeweiligen Gelände oder in der Nähe weder russische noch ukrainische Fahnen gezeigt werden. Ebenso sind Uniformen oder Uniformteile sowie Marsch- oder Militärlieder verboten. Untersagt ist außerdem das Z-Symbol. Der Buchstabe wird von Befürwortern des Krieges genutzt und steht für "za pobedu" ("Für den Sieg"). Ausgenommen von den Regelungen seien lediglich Veteranen des Zweiten Weltkrieges, Diplomaten sowie Vertreter und Delegationen von Staaten."

  4. 13.

    DANN SOLLTEST DU AUCH ÜBEN. Am besten im zweiten Gliederungspunkt, dritter Satz.

  5. 11.

    Angesichts der Filtrationslager der Russen im Ukrainekrieg dürften die Besuche von offiziellen russischen Delegation in den ehemaligen KZs wohl an Zynismus nicht zu überbieten sein, zumal die Lager in der SBZ von ihnen Weiterbetrieben wurden und dort nicht nur Nazis eingesperrt wurden sondern auch Personen die gegen den Aufbau des sogenannten Sozialismus waren.
    Angesichts des Krieges sehe ich die offiziellen russischen Besuche als Provokationen an wg des voelkerechtswidrigen Krieges!

  6. 10.

    Russland ist nur aufgrund seiner Armee eine Grossmacht. Diese Armee stellt sich allerdings gerade als sehr marode heraus.
    Wenn der Westen in absehbarer Zeit auf russisches Gas und Öl verzichten kann, wird Russland implodieren.

  7. 9.

    Gute Entscheidung, alleine schon deswegen das Hr. Melnyk gleich wieder wütend ist:-)

  8. 8.

    Sie missverstehen etwas. Aber ein Blick in die Allgemeinverfügung hilft

    https://www.berlin.de/polizei/_assets/dienststellen/anlagen-dir-e/220504-direvst111-av-ehrenmale.pdf

  9. 7.

    Das mit dem Üben üben wir dann aber mal noch... Es werden keine "Staatsflaggen fremder Länder" verboten!

  10. 6.

    Im Beitrag !
    Wo verrate ich ihnen aber nicht. Sie sollen ja schließlich das Lesen üben.

  11. 5.

    "Auf welcher Grundlage kann die Polizei eigentlich Staatsflaggen fremder Länder verbieten? "

    Wo wollen sie das herausgelesen haben?

  12. 4.

    Sich etwas nicht vorstellen zu können, heißt nicht, dass es nicht geht. Es gibt bei der Genehmigung nämlich mögliche Beschränkungen. Ein Blick ins „Versammlungsfreiheitsgesetz Berlin“ hilft. Dort z. B. der § 14: Beschränkungen, Verbot, Auflösung…

  13. 3.

    Vielleicht sollte man einen eigenen Berliner Polizei-Kiez gründen?
    Dann wäre die Polizei immer vor Ort und das würde auch endlich die Bundesländer entlasten die immer wieder die Polizisten für Demos in Berlin stellen müssen.
    Es soll ja auch noch andere Aufgaben für die Polizei geben und, man glaubt es kaum, die sind auch nicht unwichtig.

  14. 2.

    Auf welcher Grundlage kann die Polizei eigentlich Staatsflaggen fremder Länder verbieten?

    Die Motivation mag zwar nachvollziehbar sein - eine Rechtsgrundlage, nationale Symbole souveräner Staaten zu verbieten, kann ich mir nicht so recht vorstellen.

  15. 1.

    Wozu diese Umstände? Wer sichert den Abzug von Zivilisten in Mariupol? Die Russen garantiert nicht!

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