Botschafter der Ukraine im rbb - Melnyk: "Das ist ein rettender Schirm für viele Städte"

Mo 28.02.22 | 07:47 Uhr
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Andrij Melnyk, der ukrainische Botschafter in Deutschland, am 27.02.2022 im rbbSpezial. (Quelle: rbb)
Video: rbb SPEZIAL | 27.02.2022 | Bild: rbb

Deutschland vollzieht in seiner Russland-Politik eine Kehrtwende und beliefert die Ukraine nun doch mit Waffen. Beim ukrainischen Botschafter in Deutschland trifft dieser Umschwung auf große Erleichterung.

Der Botschafter der Ukraine, Andrij Melnyk, hält die Zusage der Bundesregierung, Waffen in die Ukraine zu liefern, für einen "ersten, aber sehr wichtigen Schritt", um das Leben von Zivilisten in der Ukraine zu schützen. Die Entscheidung Deutschlands, Defensivwaffen zu liefern, sei "ein rettender Schirm für viele Städte, um dafür zu sorgen, dass dieser Angriff abgewehrt werden kann", sagte Melnyk am Sonntag in der Sendung rbb-Spezial.

Die Bundesregierung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Samstag in der Diskussion über Waffenlieferungen eine Kehrtwende vollzogen und will nun Waffen aus Bundeswehr-Beständen an die Ukraine liefern.

Melnyk: "Wir verstehen die Sorgen der Menschen"

Melnyk betonte, es habe niemand glauben wollen, dass mitten in Europa ein Krieg ausbrechen könne, "so plötzlich, unnötig und unprovoziert". Jetzt wisse man in der Ukraine, dass die Deutschen zu einer Neubewertung fähig seien.

Mit Blick auf die angekündigten Waffenlieferungen äußerte Melnyk zugleich Verständnis für Bedenken in der deutschen Bevölkerung. "Wir verstehen die Sorgen der Menschen. Wir wollen keine Schuld zuweisen. Jetzt aber ist eine andere Welt da", sagte Melnyk.

"Krieg könnte sich noch sehr in die Länge ziehen"

Der Krieg in der Ukraine könne sich noch sehr in die Länge ziehen, daher werde die Ukraine ihre deutschen Partner auch zukünftig um Hilfe bitten. Allerdings versuche seine Regierung alles daran zu setzen, dem Blutvergießen ein Ende zu setzen.

"Die Ukraine hat den Krieg nicht begonnen, aber wir sind bereit, alles zu tun, um ihn zu beenden", sagte Melnyk. "Die angebotenen Gespräche mit Russland zeigen, dass Putin mit seinem Blitzkrieg am Donnerstag gescheitert ist. Wir werden auf das Angebot eingehen."

In der Nacht auf Montag hielten die Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und die zweitgrößte Stadt des Landes Charkiw an. Am Montagmorgen wollten sich Delegationen beider Länder im Grenzgebiet der Ukraine zu Belarus treffen. Mit einem Durchbruch wird dabei aber nicht gerechnet. Alle Entwicklungen in der Ukraine können Sie auf dem Liveblog der Tagesschau nachverfolgen.

Sendung: rbb Spezial, 27.02.2022, 20:15 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Die Diskussion "Ukraine versus Putin" beschäftigt die User von rbb24, die Linke etc. schon seit Jahren.
    Es ist festzuhalten, dass der Osten des Landes, sich vom dem westlichen Teil mehr als deutlich unterscheidet!

  2. 23.

    Ja, ja, die Ostdeutschen ...
    so ein undankbares Völkchen!

    P.S. Wie man von einem "Berliner Im Umland" auf Ostdeutschland - also die Zeit mehr als 30 Jahre zurückdreht - erschließt sich mir nicht so ganz.

  3. 22.

    Wie Hätte es die Ukraine machen sollen, damit es zur ihrer Zufriedenheit ist.

    Es ist schon bemerkenswert, dass gerade in Ostdeutschland, also ehemahligen Ostblockland, dass ohne in Vorleistung zu gehen, sich über Nacht in der EU und NATO wiederfand, und nun solche ungönnehafte Töne gegen ehemalige Bruderstaaten von sich gibt.
    Das Völkerrecht gilt für alle Staaten.

  4. 21.

    Alles richtig. Trotzdem hat die ukrainische Regierung nicht ihren Job gemacht und Putin es zu leicht gemacht. Und nun kommen die nächsten Forderungen: EU Beitritt ohne Pflichten und Hausaufgaben, damit die Geldströme fließen .... für Oligarchen und Korruption? Das war bisher der Grund für Zurückhaltung. Das Auftreten und die Forderungen sind sehr bedenklich. Die Situation sollte trotzdem Solidarität ermöglichen, nur nicht so wie der Botschafter es will. Beobachten Sie genau, wie er was sagt...

  5. 20.

    Schön, dass man doch nicht mit seiner Meinung allein ist - vielleicht mal doch mehr andere Medien, als unsere (RBB), z.B.: ORF sehen, ganz andere Berichterstattung - sehr sachlich.

  6. 19.

    Zusehen, wie ein Irrer…hatten wir schon mal….die Welt zerstören will. Dann!! würde ich mich schämen!! Putin ist mit allen möglichen Mitteln in die Knie zu zwingen. Auch unsere Jugend fordert zurecht einen Frieden soweit möglich und durchsetzbar. Und der Rest der Welt ist in der Pflicht! Für die Freiheit, Frieden. Nicht mehr und nicht weniger. Auch Verwandte von mir sind im zweiten Weltkrieg gefallen. Sollte doch jedem erspart bleiben, wo auch immer.

  7. 18.

    Ich muss mich nicht schämen…ich war noch nicht“im Sack meines Vaters“, da auch er noch ein Kind war. Dass Deutschland eine geschichtliche Verantwortung hat..keine Frage. Dass Aufarbeitung immer wieder neu stattfinden muss..keine Frage. Dass alles dafür getan werden muss, dass genau das nicht mehr passiert wie im dritten Reich…keine Frage. Und genau diese Situation besteht hier. Ein narzisstischer Typ, der die Geschichte nicht verkraftet, greift den Weltfrieden an. Was soll die Weltpolitik tun.

  8. 17.

    Wer auf einen Beitrag antwortet, sollte sich die Mühe machen zu registrieren, ob es eine Antwort war auf einen User, oder einfach nur ein Kommentar geschrieben wurde..
    Die Nachbarn Deutschlands sind nun mal Polen und Tschechien, Russland ist weit weg.

  9. 15.

    Haben wir nicht eine ebensolche Verantwortung gegenüber Rußland? 27 Millionen tote Sowjetbürger - Männer, Frauen, Kinder? 900 Tage Blockade Leningrads durch die Wehrmacht mit dem expliziten Ziel, die Bevölkerung auszuhungern? Entmenschlichung der Menschen durch Propaganda ("der Russe" als "jüdisch-bolschewistischer Untermensch")? "Ausrottung" wegen der Herkunft? Hat das in den vergangenen 30 Jahren jemanden gejuckt? Im vergangenen Jahr jährte sich der deutsche Überfall auf die Sowjetunion zum 80. Mal. Wie viele Politiker haben doch gleich noch diesen Gedenktag begangen?

  10. 14.

    Gerade wegen unserer Vergangenheit haben wir eine besondere Verantwortung gegenüber der Ukraine. Die war zu oft Spielball von Großmächten.

  11. 13.

    Wollen Sie einen Krieg gegen Russland anzetteln und auch noch gewinnen ?
    Das haben schon Manche versucht.
    Die weißen Tauben sind tot , die Falken übernehmen das Kommando. Wenn alles in Schutt und Asche liegt kommen
    unsere Freunde aus Gottes eigenem Land und bauen alles wieder auf. So läuft das nunmal in der "freien Welt".
    Die Zeche bezahlen alle und Mister B. lacht sich schief über
    klein Anni und ihren Olaf.

  12. 12.

    Ein herzliches Dankeschön für die Meinungsvielfalt bezüglich meines nicht veröffentlichten Kommentars in der Kausa Botschafter der Ukraine. Sicher herrschen Medial andere Spielregeln in einem Krieg. Deshalb wird aus einer schamlosen Lüge noch lange keine Wahrheit nur weil der Botschafter persönlich nicht müde wird Diese in jede zur Verfügung stehende Kamera zu posaunen. Abgesehen davon lässt seine Kinderstube sehr zu wünschen übrig.

  13. 11.

    Bin hierbei absolut Ihrer Meinung. Erschreckend auch, daß Produkte aus den deutschen Waffenschmieden an Kopfab-Diktaturen auf der arabischen Halbinsel geliefert werden, auch an Länder, die im Jemen seit Jahren einen Krieg führen, der den deutschen Medienkonsumenten genausowenig interessiert wie die deutschen Politiker, und die dabei eine der furchtbarsten Hungerkatastrophen angefacht haben. Aber wie gesagt: Interessiert hier niemanden. #standwithyemen? Jemen-Fahne auf dem Brandenburger Tor? Großdemos? Drastische Sanktionen? Überlegungen zur Aufnahme des Jemen in die NATO? Fehlanzeige. Diese Scheinheiligkeit ist ekelhaft. Dabei ist JEDER Krieg furchtbar. Überall!

  14. 10.

    Auch mich hat die Entscheidung des BT überrascht und beunruhigt.und es kommen weitere beunruhigende Forderungen seitens des ukrainischen Präsidenten. Z.B. sofortige EU Aufnahme. Sind denn jetzt alle Aufnahmelkriterin erfüllt? Was kommt dann? Aufnahme in die NATO? Bündnisfall und wir haben den Weltkrieg vor der Tür. Es macht nur noch Angst.

  15. 9.

    Merkwürdige Logik: weil die Ukrainer nach Ihrer Meinung kein Volk geworden sind, darf Putin die mit der russischen Armee völkerrechtswidrig angreifen. Ein dreieiniges russisches Volk aus Großrussen, Kleinrussen (also den Ukrainern) und Belarussen wurde dort schon immer abgelehnt, jedoch immer wieder versucht, eine Nation zu bilden Gerade gegenüber den Ukrainer haben wir eine besondere Verantwortung, waren die schon oft Spielball der Großmächte, sei es Österreich-Ungarn, die Sowjetunion (mehrere Million Verhungerte) , das Dritte Reich (sechs Mio verschleppte oder ermordete Zivilisten) und seit einigen Jahren der Russen.

  16. 8.

    Diese Argumentation ist nachvollziehbar. Aber haben wir nicht gerade wegen unserer Geschichte eine besondere Verantwortung, insbesondere in Hinblick auf unsere östlichen Nachbarn? Wenn ich da mal an Polen oder Tschechien denke …?

  17. 7.

    Ich denke Herr Putin wird selbst wissen dass er sich in mehrfacher Hinsicht verpokert hat. Trotz allem sollte man versuchen den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen und ihm einen Weg aus diesem Dilemma zu signalisieren statt ihn noch weiter in die Enge zu treiben. Letzteres könnte am Ende der gefährlichere Weg sein.

  18. 5.

    Klingt jetzt etwas dankbarer und milder als in den letzten Tagen. Es ist so, dass die Deutschen nicht in einen Krieg hineingezogen werden wollen und sollten. Aus gutem Grund!
    P.S. Was der ukrainischen Führung nicht gelungen ist, aber nun durch den Krieg entsteht: Das Zusammenrücken zu EINEM Volk.

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