Vorstandsvorsitzender des "Deutsch-Russischen Forums" -

Der ehemalige Ministerpräsident von Brandenburg, Matthias Platzeck (SPD), hat den russischen Angriff auf die Ukraine scharf kritisiert.
Der Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums zeigte sich am Freitag fassungslos. Man werde aller Voraussicht nach eine Eiszeit erleben, die an dunkelste Kapitel des letzten Jahrhunderts erinnern, nämlich den Kalten Krieg, sagte Platzeck dem rbb.
"Ich hätte nie gedacht, dass er (Putin) zu den Mitteln der Gewalt greift und ein souveränes Nachbarland - noch dazu ein Land, dass er selber als sein Brudervolk bezeichnet - überfällt", sagte Platzeck auf RadioEins. "Das ist eine Tragöde, bei der ich im Moment noch fassungslos bin. Das hätte ich nicht für möglich gehalten", hieß es weiter.
Platzeck: Mehrheit des russischen Volkes ist gegen den Krieg
Man müsse aber zwischen dem russischen Volk und der Putin-Regierung unterscheiden, so Platzeck. Nach seiner Wahrnehmung sei die Mehrheit der russischen Bevölkerung gegen diesen Krieg. Das solle man nicht vergessen.
Wie man nach dem "Kulturbruch" wieder in den Austausch kommen könne, wisse er derzeit noch nicht, sagte Platzeck. Aber klar sei auch, dass man Russland als größtes Land der Erde bei der Bewältigung anderer Probleme, wie zum Beispiel des Klimawandels, nicht ignorieren könne.
"Sie stehen vor einer Wand und haben das Gefühl: Das war alles völlig sinnlos"
Das Deutsch-Russische Forum setzt sich nach eigenen Angaben für den Dialog mit Russland ein und organisiert Dikussionsforen, Konferenzen und Sprachaustauschprogramme.
Man habe nicht für oder gegen Putin gearbeitet, sondern mit der russischen Gesellschaft. Dies alles habe Putin durch diesen Einmarsch in sein Nachbarland völlig entwertet. "Sie stehen vor einer Wand und haben das Gefühl: Das war alles völlig sinnlos", sagte Platzeck. Man werde in irgendeiner Form weitermachen. Wie man aber nach dieser Gewaltanwendung wieder in ein Fahrwasser komme, dass "irgendwie in Richtung Zukunft weist", sei ihm aktuell rätselhaft, so Platzeck.
Sendung: RadioEins, 25.02.22, 9:10 Uhr