Rückgang wegen Corona-Pandemie - Berlin nimmt 2020 rund ein Viertel weniger Geflüchtete auf

Di 12.01.21 | 16:37 Uhr
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Smybolbild: Geflüchtete mit Mundschutz, 2020 (Quelle: dpa/Stephen Zenner)
Bild: dpa/Stephen Zenner

Im vergangenen Jahr hat Berlin deutlich weniger Flüchtlinge aufgenommen als 2019. Das Landesamt für Flüchtlinge führt dies auf die Corona-Pandemie zurück. Auch bei den Herkunftsorten der Menschen gibt es Veränderungen.

Im vergangenen Jahr sind in Berlin deutlich weniger Asylsuchende aufgenommen worden, als noch im Jahr zuvor. Konkret waren es 4.589 Geflüchtete, was einem Rückgang von rund 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, wie das Berliner Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) am Dienstag mitteilte.

Trotz des deutlichen Rückgangs seien mehr Menschen angekommen als zu Beginn der Corona-Pandemie vermutet, heißt es in der Mitteilung weiter. Durch die Schließung der Grenzen lag demnach der Zulauf im Frühjahr bei rund 250 bis 300 Personen pro Monat. Im Juli sei dann wieder ein Niveau von fast 1.000 Erstmeldungen erreicht worden.

Bei den Herkunftsländern ergeben sich laut LAF leichte Veränderungen: Erstmals kamen auf das Jahr gesehen die meisten Asylsuchenden aus Moldau (541), gefolgt von Syrien (535), Afghanistan (530), Türkei (380), Irak (155) und Iran (108).

"Infektionsgeschehen weitgehend unter Kontrolle gehalten"

Das Coronavirus habe die Behörde insgesamt vor große Herausforderungen gestellt, bilanzierte LAF-Präsident Alexander Straßmeir: "Das vergangene Jahr stand auch für uns im Zeichen der Bewältigung der Pandemie - sowohl in den Unterkünften als auch in unseren Publikumsbereichen." Straßmeir betonte aber: "Anders als zu Beginn der Pandemie von manchen befürchtet, konnten wir das Infektionsgeschehen bislang weitgehend unter Kontrolle halten."

Neuankommende seien umfassend getestet und von Dolmetschern informiert worden, in den Unterkünften sei ein gutes Quarantäne-Management durchgeführt worden, so Behördenchef Straßmeir. Zudem hätten die Unterkunftbetreiber "sehr eng" mit den Gesundheitsämtern der Bezirke zusammengearbeitet.

Insgesamt sind von den knapp 19.000 in den Unterkünften des LAF lebenden Menschen bislang 1.016 positiv auf das Coronavirus getestet worden (Stand: Montag, 11. Januar 2021), wobei es vier Todesfälle gab, allesamt in Verbindung mit Vorerkrankungen. Das sagte Sprecher Sascha Langenbach am Dienstag auf Nachfrage von rbb|24.

Platzprobleme wegen der Hygieneregeln

Durch die pandemiebedingten Hygiene- und Abstandsregelungen seien die Kapazitäten im Ankunftszentrum in Reinickendorf zum Jahresende stark ausgelastet gewesen, hieß es vom LAF. Deshalb sei im November zusätzlich eine provisorische Unterbringung, das sogenannte Tempohome, auf dem Gelände bezogen worden. Außerdem sei der Neubau ("Modulare Unterkunft für Flüchtlinge", kurz MUF) des Ankunftszentrums früher als geplant bereits im Dezember 2020 in Betrieb genommen worden.

Auch andernorts in Berlin wurden im vergangenen Jahr MUF-Neubauten in Betrieb genommen, teilte das LAF mit. So wurden in Steglitz-Zehlendorf und Marzahn zwei solcher Gebäude neu eröffnet. Insgesamt seien im Jahr 2020 knapp 1.500 Unterkunftsplätze neu entstanden, daneben über 400 Kurzzeit-Plätze im Neubau des Ankunftszentrums. 2021 sollen weitere MUF eröffnet werden, zunächst in der Falkenberger Straße in Pankow.

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37 Kommentare

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  1. 37.

    Die Gründe für eine Flucht mögen absolut vielfältig sein und ich kann durchaus verstehen, wenn man für sich und seine Familie dort leben will, wo man den besten Schutz und die beste Versorgung bekommt.
    Perspektivisch wird sich Deutschland mit dem Zuzug vieler Menschen aus außereuropäischen Ländern zunehmend wandeln. Die Implikationen dieser Entwicklung sind bereits jedoch bereits erkennbar. Es gibt einerseits freundliche und hilfsbereite Zuwanderer, die es geschafft haben, sich zu integrieren und ein Teil dieser Gesellschaft zu werden bzw. diese durchaus auch bereichern. Allerdings macht mir die zunehmende Islamisierung aufgrund des verstärkten Wirkens von Islamisten und Salafisten in Berlin tatsächlich Sorgen. Ich wünsche mir vom Senat, die Aufnahme der Asylanten noch weiter und zwar strikt zu reduzieren und sich eher verstärkt um eine bessere Integration der bereits hier lebenden Zuwanderer zu kümmern.

  2. 36.

    Es ist absolut menschenverachtend, dass trotz freier Plätze in Berlin Geflüchtete in Bosnien und auf den griechischen Inseln so entsetzlich leiden müssen, obwohl wiederholt diese Plätze dem Bund angeboten wurden!! Heimathorst ist weder christlich, noch sozial. Überhaupt ist es ein Märchen, dass Deutschland im europäischen Vergleich viele Geflüchtete aufnehmen würde, 2019 standen wir gerade mal an 10. Stelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156549/umfrage/asylbewerber-in-europa-2010/

  3. 35.

    In dem (von Ihnen erkannten) Widerspruch liegt das Problem eines jeden Demokraten. Auch ein „Radikaldemokrat“ kann diesen Widerspruch voraussichtlich nicht auflösen. (Wenn die Problemdarstellung nur „Geschwurbel“ wäre, könnte der Radikaldemokrat wieder mehr Hoffnung schöpfen.)

    PS: Bitte beachten Sie auch die Zuschrift Nr. 15. Sie liefert auch einen Widerspruch.

  4. 33.

    Da sieht man wie vergiftet eine Demokratie sein kann wenn der eine dem anderen etwas unterstellt was nicht so ist. Nachdenken!

  5. 32.

    Es wäre der Sache sehr dienlich, wenn die ganzen Protagonisten ihre persönlichen finanziellen Aufwendungen mal nachvollziebar detailliert auflisten würden. Da scheidet sich ganz schnell die Spreu vom Weizen. Solange die Kosten vom Steuerzahler getragen werden, haben alle gut reden.

  6. 31.

    Wer ist denn " uns " ? Alle anderen, nur nicht ich ? ! Ferner wäre es sehr interessant, wenn Sie Ihre eigene Frage " Was wäre passiert " mal beantworten würden.

  7. 30.

    Ja - wat denn nu? Zwei Sätze die sich inhaltlich widersprechen. Das mit dem kleinem Latrinum hat ja ganz gut geklappt. Wenn sie jetzt noch die Güte hätten ihr Geschwurbel verständlich darzulegen wäre das einem Idealisten angemessen.

  8. 27.

    "Als Wirtschaftsflüchtling muß man sich der Frage stellen können, ob sich das lohnt - und zwar für uns."

    Was wäre passiert wenn wir 1989 und davor auch so gedacht hätten. Die Prager Botschaftsflüchtlinge wären nicht hier und 17 Millionen Wirtschaftsflüchtlinge auch nicht. Oder gab es in der DDR Krieg?

  9. 26.

    "Grenzschliessungen sollte man wieder einführen.. Nicht nur gegen corona hilfreich... " meinen Rechtsextremisten.

  10. 25.

    Und sie bezahlen auch deren Kosten oder? Und nicht jeder Berliner denkt wie Sie, jeder Mensch hat da seine Meinung und sollte sie auch haben in einer Demokratie!

  11. 24.

    In einer Demokratie Zuflucht suchen sollte nur der, der auch nach dem Demokratie leben will und Sie an vor dem Glaube stellt. Sonst wird die Demokratie nur vergiftet.

  12. 23.

    Ich habe aber keine Gründe zu fliehen. Deutschland kann nicht jeden aufnehmen. Andere Länder handeln genauso. Warum kommen jetzt Menschen aus Moldau? Herrscht da Bürgerkrieg? In Syrien ist der Krieg in 90% der Landesteile beendet.

  13. 22.

    Es wäre dann auch zu wünschen und richtig, daß die Flüchtlinge auf alle Stadtbezirke verteilt werden. Es ist aber seit Jahren so, daß pro 100.000 Einwohner doppelt so viele in den Ostteil geschickt werden, besonderns nach Pankow, Lichtenberg und Marzahn-Hellerdorf.

  14. 21.

    „Radikaldemokrat“ soll heißen: Mensch, der „von der Wurzel her“(lat.) eine Gesellschaft anstrebt, die in all ihren Bereichen nach dem demokratischen Prinzip „Herrschaft des Volkes“ organisiert ist. Ein „Radikaldemokrat“ ist vermutlich ein realitätsferner Idealist, der nicht einsehen will, dass die „Demokratie“ in vielen Ländern der Welt keine Chance mehr hat.

  15. 20.

    Die Antwort liegt in ihrem gewählten Pseudonym: Radikaldemokrat! Was ist das eigentlich?
    Radikal war noch nie gut, ich überlege lieber.

  16. 19.
    Antwort auf [Lackmeyer] vom 12.01.2021 um 11:55

    Und wenn Sie mal fliehen müssten .. WAS rettet Sie dann? Das kann jedem passieren. Ihrer konsequenten Logik zufolge müssten Sie sich dann als überall abzuweisender superglücklich fühlen

  17. 17.

    Und wenn Sie mal Flüchtender sind und man Sie mit dieser "perfekten" Reaktion abspeist, sind Sie geanuso begeistert, weil DAS ja Ihre Rede seit Jahren ist. das Grundgesetz scheint Ihnen egal zu sein, wo "leider" drinsteht, dass vor dem Gesetz ALLE gleich sind und dass die Würde DES Menschen UNANTASTBAR ist. Warum beanspruchen Sie Ihr Privileg, über das Leben anderer entscheiden zu wollen? Das klappt nur dann halbwegs, wenn einem Corona, der Klmawandel, der Umwelt- und Naturschutz egal ist, weitgehend nicht beachteter Tierschutz kommt noch hinzu. Wohin das alles führt, hat die Welt ausgehend von Deutschland 12 Jahre leidvoll bis zum Untergang erleben müssen

  18. 16.

    Da stelle man sich vor, Sie hätten Gründe zu fliehen und man würde Ihnen die Aufnahme mit so einer "perfekten" Reaktion verweigern. Würden Sie das akzeptieren und weiterhin als gute Entscheidung bewerten?

  19. 15.

    Fluchtgründe gibt es leider genug: keine Aussicht auf Allgemeinbildung oder auf Berufsausbildung oder auf einen Arbeitsplatz, blanke Armut, primitives Gesundheitswesen, Verfolgung aus politischen, rassistischen oder religiösen Gründen, Verletzung von elementaren Menschen- und Bürgerrechten, Bedrohungen durch den Klimawandel, Mangel an Trinkwasser, zu wenig Lebensmittel zu u.a. Millionen von Menschen leben in Not und Verzweiflung. Sie brauchen Hilfe und Unterstützung! Egal, ob sie aus dem Balkan(Kosovo, Serbien ...), Osteuropa (Belarus, Ukraine, Moldawien, Russland ...), Irak, Iran, Afghanistan, Bangladesch, China oder Afrika, Südamerika oder sonst woher kommen.
    Deutschland muss sie alle aufnehmen und menschengerecht versorgen. Denn Deutschland ist immerhin „Moralweltmeister“ und muss es bleiben. Mit fliegenden Fahnen unterzugehen, ist besser als ohne Fahnen. Das gilt primär auch für Deutschlands Hauptstadt.

  20. 14.

    "Geflüchtete", "Asylsuchende"
    Hier wird alles vermengt.
    Mich würde interessieren, wie viele Asylantragsteller, also nach GG §16a, unter den Neuankömmlingen sind.
    Und, ob sich deren Zahl verändert hat.
    Das hätte für mich persönlich einen Aussagewert.

  21. 13.

    "Erstmals kamen auf das Jahr gesehen die meisten Asylsuchenden aus Moldau (541)."

    Das waren dann wohl diejenigen, denen es nicht gelungen ist, sich einen rumänischen Pass zu verschaffen. Fluchtgründe gibt's dort auch nicht wirklich. Gut, das Land ist arm. Aber obwohl manche das ungern hören: Armut ist kein Asylgrund. Meine Vermutung: Anerkennungsquote null Prozent?

  22. 12.
    Antwort auf [Lackmeyer] vom 12.01.2021 um 11:55

    Das ist überhaupt keine gute Nachricht. Zum Glück gibt es Aufnahmeprogramme, welche auch Berlin hat.
    Der Bodensatz der Gesellschaft freut sich vielleicht. Aber wir Berliner helfen gerne und wir werden auch weiterhin aufnehmen. 2021 wird es wieder mehr werden und das ist gut so.

  23. 11.

    Das ist absoluter Blödsinn und rechte Propaganda.

    Asyl gibt es nach Paragraph 3 oder Paragraph 4 AsylG oder Schutz nach Paragraph 60 AufenthG.

    Da stehen vielleicht 20 Gründe für Asyl. Krieg ist einer davon.

  24. 10.

    Und da sind sie wieder hier in den Kommentaren...die selbst ernannten Flüchtlingsexperten und -"kritiker". Ihr wisst genau, was man als "Kriegs- oder Wirtschaftsflüchtling tut..." nee ist klar. Schämen solltet ihr Euch. Schwadroniert hier über das Schicksal von Menschen und freut Euch darüber, dass Berlin weniger Geflüchtete aufgenommen hat. Das ist zumindest armselig. Hättet ihr, wenn ihr Euch in die Jugend und Kinderzeit Eurer Groß- und Urgroßeltern, aus den ehemaligen "Ostgebieten" versetzt, auch so verhalten? Oder liegt es daran, dass die Geflüchteten von heute eine andere Sprache sprechen, andere Haar- und Hautfarben, andere Gewohnheiten haben als ihr es gewohnt seid!? Was an den Grenzen der EU passiert ist pervers und inhuman. Wie Menschen dort gehalten werden, möchte man niemandem wünschen. Freut ihr Euch auch darüber!?

  25. 9.

    Ein in vielen Punkten rechtextremer Kommentar: Er richtet sich gegen Geflüchtete selbst, delegitimiert Asyl und Migration insgesamt, richtet sich gegen staatliche und nichtstaatliche Organisationen, die mit der Verwaltung beschäftigt sind und nicht zuletzt teilt er Menschen in Personen mit unterschiedlichen Menschenrechtsgütern ein - selbstredend nehmen Sie sich wichtiger als Andere. Solche Kommentare sind blanke Hetze - von legitimer Meinung weit entfernt.

    Das Thema, das Sie ebenso verfehlt haben, ist beileibe kein so harmonisch darzustellendes. Die Unterkünfte, insbesondere, die Corona-Ausbrüche, die Zwangsunterbringungen und -beschränkungen sprechen eine eigene Sprache des selektiven und bewusst entmenschlichenden Umgangs mit Geflüchteten. Hinzukommen menschenrechtswidrige Abschiebungen in Bürgerkriegsländer und die Weigerung sich der steigenden Zahl Geflüchteter anzunehmen. Stattdessen rechtsextreme Politik mit mehr Entrechtung und Abschottung.

  26. 8.

    endlich mal eine gute Nachricht

  27. 6.

    Warum werden in Corona Zeiten, Flüchtlinge aufgenommen. Ich hoffe das diese Menschen erstmal Isoliert werden und nach Corona untersucht werden. Politik die keiner verstehen muss. In Deutschland alles verbieten aber......

  28. 5.

    Als Flüchtling ist man in der Regel Kriegs- oder Wirtschaftsflüchtling.
    Als Kriegsflüchtling läßt man Frau und Kind nicht zurück.
    Als Wirtschaftsflüchtling muß man sich der Frage stellen können, ob sich das lohnt - und zwar für uns.

  29. 4.

    Die Consigliere der Linken und Grünen werden jetzt schon an einem Plan sitzen das zu ändern. Da bin ich mir ziemlich sicher.

  30. 3.

    ... Und von Spanien oder Italien ist die Entfernung in die BRD auch mehr als 15 km... Übrigens beides risikogebiete..

  31. 2.

    Der Tenor bei der WELT zum selben Thema ist ein anderer: Hauptgrund für die immer noch im historischen und internationalen Vergleich starke Asylzuwanderung ist die unerlaubte Weiterreise von Asylbewerbern aus anderen EU-Staaten in die Bundesrepublik. Laut den europäischen Asylverträgen sollen sie in der Regel in ihrem Erstaufnahmeland ihr Asylverfahren durchlaufen. ...Rücküberstellungen gelingen aber nur in wenigen Tausend Fällen pro Jahr und von den Zurückgebrachten reist später ungefähr ein Drittel erneut nach Deutschland...Laut der EU-Analyse stellen viele über das Mittelmeer nach Spanien kommenden Asylbewerber keine Asylanträge dort und ziehen in andere Staaten weiter.

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article223918488/Migration-103-000-Asylantraege-trotz-Corona-im-Jahr-2020.html

  32. 1.

    Grenzschliessungen sollte man wieder einführen.. Nicht nur gegen corona hilfreich...

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