Schulen in Berlin und Brandenburg - Abschlussprüfungen nach regulären Standards – trotz Pandemie

Fr 22.01.21 | 19:52 Uhr
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Luisa Regel, Abiturientin (Quelle: rbb)
Video: Abendschau | 22.01.2021 | Ulrich Crüwell | Zu Gast: Sandra Scheeres, Bildungssenatorin | Bild: rbb

Lange ist unklar geblieben, wie es mit den Abschlussprüfungen der Schüler in diesem zweiten Corona-Jahrgang weitergehen soll. Nun ist klar: Sie sollen stattfinden. Wenn auch mit einer gewissen Flexibilität. Und sie sollen den üblichen hohen Standards entsprechen.

Bis mindestens Mitte Februar bleiben die Schulen wegen der Corona Pandemie weiter geschlossen – auch wenn die Abschlussklassen in Brandenburg und teils auch in Berlin durchaus noch Präsenzunterricht erteilt bekommen. Seit Donnerstag steht fest, dass es trotz der Pandemie und den unterschiedlichen Voraussetzungen auch in diesem Jahr Abschlussprüfungen an den Schulen geben soll. Das haben die Kultusminister der Länder beschlossen [tagesschau.de].

Grundsätzlich handelt es sich bei der Verabredung der Kultusminister um einen rechtlich nicht bindenden gemeinsamen Rahmen. Die Bundesländer sind für Schulpolitik selbst verantwortlich und entscheiden am Ende selbst, wie genau sie - auch in der Pandemie - weiter vorgehen.

Brandenburgs Bildungsministerin hat Vorsitz

Die Prüfungen zum Abitur, zum Abschluss der 10. Klasse sowie zum Berufsschulabschluss werden auch im Corona-Jahr 2021 stattfinden, sagte Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst nach der Schaltkonferenz der Kultusminister, deren Vorsitzende Ernst derzeit ist. Die Abschlüsse sollten trotz der Situation "hochwertig" sein, so Ernst. Sie sollten zudem nicht nur unter den einzelnen Bundesländern vergleichbar sein, sondern auch mit dem Abitur aus dem Vorjahr und auch mit denen der kommenden Jahren. "Deshalb halten wir an den Standards fest".

Brandenburg gehöre zu den Bundesländern mit den frühen Sommerferien (Beginn am 24. Juni) in diesem Jahr, sagte Ernst, "insofern können wir nicht beliebig nach hinten verschieben". Man könne den Schulen aber anbieten, Nachschreibetermine zu nutzen.

Prüfungstermine dürfen zur Not aber verschoben oder Prüfungs-Hinweise präzisiert werden. Außerdem können Schüler die Möglichkeit bekommen, das Schuljahr zu wiederholen.

Berliner Abitur soll auch in diesem Jahr überall anerkannt werden

Trotz der aktuellen Situation sollen die Berliner Schüler ein "in Deutschland und im Ausland anerkanntes Abitur machen", sagte die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Als Erleichterung soll es etwa möglich sein, die Zahl der Klausuren zu verringern. Obwohl die Prüfungstermine verschoben werden können, sind derzeit nach Angaben der Bildungssenatorin aber keine Abschlussprüfungen in den Sommerferien im Gespräch.

Berliner Abiturientinnen und Abiturienten bekämen aber in jedem Fal mehr Lernzeit, ergänzte Scheeres am Freitag in der Abendschau des rbb: "Eigentlich ist der 23. März der letzte Schultag, wir schieben das für die Abiturienten um eine Woche hinten, damit sie eine Woche mehr Präsenzunterricht haben und dann in den Osterferien lernen können", so Scheeres. Zudem gäbe es ein Rücktrittsrecht vor der Abiturprüfung und pro Prüfung 30 Minuten mehr Zeit.

Die Entscheidungen der Kultusminister seien Schritte in die richtige Richtung, sagte Luisa Regel, Mitglied des Berliner Landesschülerausschusses am Freitagvormittag im rbb. Es sei aber "generell immer noch zu wenig", so Regel weiter. Die Schüler hätten so viel Stoff versäumt, der nicht nachgeholt werden könne. Da sei die Chance, die Prüfungen nach hinten zu verschieben, zwar auf jeden Fall wichtig, um etwas dafür zu tun, die entgangene Unterrichtszeit wiederaufzuholen. Sie forderte jedoch, dass mit den einzelnen Schulen "ganz konkret" zusammengearbeitet werden müsse, um passende Lösungen zu finden. "Sodass möglichst viele Schüler ein vergleichbares Abitur schreiben können". Es sei wichtig, dass gemeinsam mit allen Bundesländern Kompromisse gefunden würden für die Situation. "Es darf keine Alleingänge von Berlin oder Brandenburg geben".

Nachteile sollen nicht entstehen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist zufrieden mit dem Beschluss der Kultusminister, dass die Abschlussprüfungen in Schulen und Berufsschulen auch in diesem Corona-Jahr stattfinden sollen – fordert aber Fördermöglichkeiten für benachteiligte Schüler.

Nachteile sollen den Prüflingen in spe aber keine entstehen, so die Kultusministerkonferenz. Das Infektionsgeschehen soll trotz der Wahrung der regulären Standards und der landeseigenen Regelungen berücksichtigt werden. Prüfungen seien auch in geschlossenen Schulen möglich, hieß es. Im Ausnahmefall könnten mündliche Prüfungen sogar über Video abgelegt werden.

Die Kultusministerkonferenz hat sich darauf geeinigt, dass die 16 Bundesländer den Schülern und Schülerinnen die Möglichkeit eröffnen können, das Schuljahr zu wiederholen ohne, dass dies auf die Verweildauer angerechnet wird. Das freiwillige Wiederholen eines Schuljahres ist auch jetzt schon möglich. Mancherorts wird es allerdings als "Sitzenbleiben" gewertet. Das bedeutet, dass ein Schüler unter Umständen die Schule verlassen muss, wenn er freiwillig wiederholt und seine Leistungen am Ende des Wiederholungsjahres nicht für eine Versetzung reichen.

Sendung: Abendschau, 22.01.2021, 19:30 Uhr

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15 Kommentare

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  1. 15.

    Es ist schade, dass man seitens der Politik nicht oder nur wenig darüber nachforscht, wieviel Unterricht tatsächlich versäumt wurde. Im 2.Abitur-Semester gab es tatsächlich nur im Februar und den halben März 2020 Unterricht. Nach Öffnung der Einschränkungen im Mai 2020 gab es 2 Tage Präsenzunterricht bis zu den Sommerferien. Also fast nichts! Als im August 2020 der Unterricht im 3.Abi-Semester startete und die neuen Abi-Richtlinien veröffentlicht wurden, kehrte Ruhe ein. Doch aufgrund diverser Quarantänen und Selbstisolation, fand seit Anfang Dezember fast kein Unterricht statt und das zieht sich jetzt durch bis mindestens Mitte Februar 2021. Für mich persönlich zu viel Unterrichtsausfall...und dann sollen die Schüler ein gutes Abitur ablegen. Warten wir es ab. Den Touch "Corona-Abitur" hat es für mich bereits jetzt schon.

  2. 14.

    Die Sache mit Einsteins Noten ist nur eine Legende. Einstein hatte in der Schweiz die Matura gemacht und da sind die Noten um so besser, je höher der Zahlenwert ist !

  3. 13.

    Kanzleramtsminister Braun hat den Länderchefs mangelnde Konsequenz im Kampf gegen die Pandemie vorgeworfen. Dass manche von ihnen entgegen gemeinsamer Beschlüsse Präsenzunterricht erlauben, hält er für gefährlich. (Quelle: Tagesschau.de)

  4. 12.

    Sorry, aber die Schüler in NRW machen nie den MSA am Gymnasium! Also was ist bitte (im Föderalismus) vergleichbar???

  5. 11.

    Ohne Prüfung könnte es eben sein, dass der Abschluss nicht überall anerkannt werden würde. Andere Länder und Bundesländer machen Prüfungen. Warum sollten die ein Berliner Abschluss ohne Prüfung anerkennen? Und ja, es gibt Schüler, die wollen sie Prüfungen, um eben einen vollwertigen Abschluss zu bekommen. Sollen diese benachteiligt werden?

  6. 10.

    Na klar müssen Abschlussprüfungen nach regulären Standards erfolgen.
    Der Mensch muss doch im späteren Beruf unabhängig von Pandemie oder sonstwas, Wissen haben, um zu bestehen.
    Allerdings soll man die Note nicht überbewerten.
    letztendlich zählen Fleiß, Motivation, Interesse, usw.
    Rein von den Schulnoten her wäre aus Einstein auch nichts geworden :-)

  7. 9.

    Ich sehe das auch so und nicht nur ich, sondern viele weitere Schüler, Eltern und Lehrer. Wir haben deshalb eine Petition unter folgendem Link ins Leben gerufen.

    https://www.openpetition.de/petition/online/aussetzung-oder-weitere-einschraenkungen-der-pruefungen-am-ende-der-jahrgangsstufe-10

    Einige Kommentare weisen darauf hin, wie ernst die aktuelle Lage ist.

  8. 8.

    So wenig regulären Unterricht, wie Sie es darstellen, hatten die SuS nun auch nicht. Sowohl das erste, als auch das dritte Semester hat regulärer Präsenzunterricht stattgefunden. Da es mehr Aufgabenvorschläge bei den zentralen Abiturprüfungen geben wird, als normalerweise, haben die SuS die Chance Themen zu wählen, die im Präsenzunterricht vermittelt wurden. Die mündlichen Prüfungen werden ohnehin vom Prüfer erarbeitet und können von diesem entsprechend dem erteilten Unterricht angepasst werden. Eine Verschiebung der Prüfungen wäre sinnvoll und würde auch dem mehrheitlichen Wunsch meiner SuS entsprechen, aber die Prüfungen als solches sind durchaus machbar.

  9. 7.

    Reiche Eltern koennen Nachhilfe crash Kurse usw zahlen.. Kinder deren eltern wegen der Politik ihre Existenz verlieren sind krass benachteiligt bei den Prüfungsvorbereitungungen..

  10. 6.

    @Vorort und @Kritik, ich stimme Ihnen absolut zu. Das gilt übrigens auch für die 10. Klassen an Gymnasien. Durch die Prüfung kann man sich kaum verbessern, da die Vornote zu 60 % in die Abschlussnote zählt. Dann müsste die Prüfungsnote ja 2 Noten über der Vornote liegen - das ist unrealistisch. Es ist eher wahrscheinlich, dass die Schüler die zentralen Prüfungen aufgrund der coronabedingten Defizite verhauen und sich dadurch in der Abschlussnote verschlechtern. Die aktuellen 10. Klassen sind doppelt benachteiligt: Lerndefizite aus dem 2. Halbjahr der 9. Klasse und aktuell ungenügende Prüfungsvorbereitung - wo ist da die Bildungsgerechtigkeit? Die 10. Klassen in 2020 hatten wenigsten bis Mitte März ein normales Schuljahr und durch die verschobenen Prüfungen mehr Zeit zur Prüfungsvorbereitung. In 2021 die üblichen hohen Standards für die zentralen Prüfungen anlegen ohne die üblichen hohen Standards für Präsenzunterricht u. Prüfungsvorbereitung anzubieten - das ist einfach unglaublich.

  11. 5.

    Der Wille allein, ein vergleichbares Abitur zu erhalten, reicht nicht. Corona ist nun mal Teil unseres Lebens geworden. Das gilt für Deutschland und den Rest der Welt. Die persönlichen Wünsche unserer Bildungsministerin stehen leider nicht im Einklang mit der Realität. Das hilft den Schülern auch nicht.

    Die diesjährigen Abschlussklassen werden immer die Leidtragenden sein, weil sie seit einem Jahr kaum regulären Unterricht hatten. Jeder, der das Gegenteil behauptet, verschließt die Augen vor der Wirklichkeit. Tatsache ist leider, dass seit März letzten Jahres der komplette Unterricht nur im Notfallmodus stattfindet. Für das diesjährige Abitur am Gymnasium heißt das, die Schüler hatten von den 2 Jahren gerade mal ein halbes Jahr NORMALEN Unterricht, der Rest lief unter Coronabedingungen mal mehr, mal weniger gut. Von "vergleichbar" sind wir ziemlich weit entfernt.

    Die Abschlussklassen stehen derzeit unter dem enormen Druck, in Rekordzeit noch nicht vermittelte Lerninhalte durchzuhecheln. In der Regel im Selbststudium (trotz Präsensunterricht) und mit der Angst, gerade dieses Thema könnte Teil der Abschlussprüfung sein.
    Ohne das große Engagement der Lehrkräfte wäre dieses Vorgehen zum Scheitern verurteilt. Und so werden wieder die Lehrer mit aller Kraft Schlimmeres zu verhindern wissen. Den Lohn bekommt das Kultusministerium. Hat ja alles super funktioniert.

  12. 4.

    Finde ich gut! Es gibt immerhin Eltern, die sich private Lehrkräfte leisten, damit ihre Kinder bloß den Anschluss an elitäres Gehabe nicht verpassen.
    Wenn sich dann in ein paar Jahren der Frust der Abgehängten entlädt, darf sich gewundert und mit Unverständnis reagiert werden.

  13. 3.

    Richtig wäre, wenn die Schulleiter und Lehrer im Wechselunterricht notwendiges Prüfungswissen vermitteln dürfen, denn sie wissen wie es geht...das Abi "hochwertig"; "vergleichbar" und mit dem Vorjahr? Na dann müsste ja in der Verwaltung bei den Vorgaben mit "eisernem Besen aufgeräumt werden". Oder wie ist das mit dem Absenken der Noten (Pkt.ebewertungen); der Abschaffung des Pflichtfaches und anderer Entwertungen von Jahr zu Jahr? Es hat einen politischen Grund, warum "links/grüne Länder" immer auf den letzten Plätzen zu finden sind. Was für ein Drama für gute Schüler und der verpassten Chancen, weil das "belächelte" Abi zu "Abwertungen" führt wenn man aus so einem Land kommt. Langsam haben wir etwas anderes verdient...die Schüler könnten es dann beweisen.

  14. 2.

    Prüfungen nach den üblichen hohen Standards? Es fand aber kein Unterricht nach den üblichen hohen Standards statt !
    Interessiert es niemanden wie viele dabei ... unverschuldet...auf der Strecke bleiben werden?

  15. 1.

    Nur um jetzt eine völlig unwichtigen MSA zu schreiben und GRUPPENprüfungen dabei abzuhalten, werden die 10. Klassen in die Schulen getrieben. Wenn man die 10. Klasse ohne sitzenbleiben besteht, geht man entweder in die Oberstufe oder ab. So, und was braucht man da mehr als ein Zeugnis? Beworben wird sich doch eh mit dem jetztigen Halbjahreszeugnis...
    Es hat Jahrzehnte lang geklappt, Schüler aus Realschulen und Hauptschulen ohne Abschlussprüfung zu entlassen, weil sie keine Numerus Clausus Note für die Uni brauchten. Es gibt keine Zugangsdifferenzierung (nirgendwo), wofür man den MSA braucht.

    so wtf?

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