Auslastung in Einrichtungen - Mehr als jedes dritte Kita-Kind in Berliner Notbetreuung

Mi 27.01.21 | 17:53 Uhr
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Ein Vater begleitet sein Kind auf das Gelände einer Kindertagesstätte. (Quelle: dpa/Daniel Reinhardt)
Bild: dpa/Daniel Reinhardt

Seit Montag dürfen in Berliner Kitas nur noch Kinder von systemrelevanten Eltern betreut werden. Doch die Auslastung ist dadurch nicht etwa gesunken, wie aktuelle Zahlen belegen. Noch höher ist die Kita-Auslastung derzeit in Brandenburg.

In Berlin besucht derzeit mehr als jedes dritte Kita-Kind eine Notbetreuungseinrichtung. Das teilte die Senatsbildungsverwaltung auf rbb|24-Anfrage mit. Demnach ließen am Montag 36,9 Prozent der Eltern ihr Kind in einer Kita oder Tagespflege betreuen.

Den Senatsangaben zufolge wurde für weitere 11,6 Prozent ein Bedarf angemeldet. "Die Kinder kommen aber nicht täglich, sondern auch nur tage- oder stundenweise in die Notbetreuung", sagte Pressesprecherin Iris Brennberger. Daher sei es wichtig, für die Auslastung auf die tatsächliche Betreuung vor Ort zu schauen.

Mitte Januar lag die Auslastung der Kitas bei knapp 30 Prozent, wie die Senatsverwaltung damals mitteilte. Zu dieser Zeit konnten alle Eltern ihre Kinder in die Notbetreuung geben, wenn es keine anderweitige Möglichkeit zur Betreuung gab. Seit Montag wurden die Regeln für die Notbetreuung erneut angepasst, sodass nun eine Systemrelevanz der Eltern vorliegen muss. Hinzu kommen Kinder von Alleinerziehenden oder aus Familien in einer sozial schwierigen Situation.

Brandenburg hat deutlich höhere Auslastung

In Brandenburg gehen deutlich mehr Kinder in die Kitas: Hier liegt die Auslastung zwischen 50 und 71 Prozent, wie das Bildungsministerium auf rbb|24-Nachfrage mitteilte. Brandenburg geht allerdings bei den Kitas einen eigenen Weg: Anders als in Berlin bleiben hier Kitas und Krippen grundsätzlich geöffnet, verbunden mit dem Appell an die Eltern, ihre Kinder zu Hause zu betreuen.

Sobald die 7-Tage-Inzidenz in einem Landkreis oder in einer kreisfreien Stadt an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 300 liegt, müssen Kitas jedoch auf Notbetreuung umschalten. Aber auch unter diesem Wert können Landkreise und kreisfreie Städte in Eigenregie Kitas schließen.

Kitas bald in drei Landkreisen geschlossen

Momentan liegt die 7-Tage-Inzidenz nur im Landkreis Ostprignitz-Ruppin (362) über 300, hier dürfen Kitas nur eine Notbetreuung anbieten. Die Landkreise Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz liegen knapp unter der 300er-Marke. Trotzdem bleiben die Kitas in Oberspreewald-Lausitz vorerst bis zum 14. Februar geschlossen, wie am Mittwoch mitgeteilt wurde. Hier gibt es bis dahin nur eine Notbetreuung.

Im Spree-Neiße-Kreis werden die Kitas wohl noch in dieser Woche geschlossen. Eine Notbetreuung soll abgesichert werden, heißt es auf der Internetseite des Landkreises [lkspn.de]. Entsprechende Antragsformulare können dort heruntergeladen werden.

Berlin im Bundesdurchschnitt

Die Berliner Zahlen entsprechen dem Bundesdurchschnitt. Denn trotz des harten Lockdowns und der Appelle der Bundesregierung an Eltern, ihre Kinder zu Hause zu betreuen, geht jedes dritte Kind in Deutschland in eine Notbetreuung. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Mittwoch.

Das RND hatte Daten zur Notbetreuung aus allen sechzehn Bundesländern angefragt. Zwölf Länder lieferten dem Bericht zufolge entsprechende Angaben. Brandenburg, Baden-Württemberg, Bremen und Hessen übermittelten aber keine Daten.

Die Daten aus den jeweiligen Bundesländern weisen laut RND deutliche Unterschiede in der Inanspruchnahme auf. So sei in Hamburg im Lockdown knapp die Hälfte der Kinder im Alter von bis zu sechs Jahren in der Notbetreuung der Kitas, in Bayern seien es hingegen nur knapp 20 Prozent.

Sendung: Radioeins, 27.01.2021, 10 Uhr

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12 Kommentare

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  1. 12.

    Oh die Berliner sind gut zu Hälfte alle Systemrelevant. Sehr wichtige Stadt !
    Wir sind 8 Milliarden Menschen auf der Erde, die alle Ressourcen verbrauchen. Von Nahrungsmitteln über Wohnen bis zur Mobilität etc. Vielleicht sollten wir langsam mal aufhören immer mehr zu werden.
    Eltern zu sein bedeutet eben nicht sein Kind in einer Aufbewahrungsstation abzuliefern um sich dann selbst zu verwirklichen. Ein Kind ist Verantwortung. Wer eins in die Welt setzt, der muss sich zu aller erst auch selbst darum kümmern und mit Änderungen im Leben rechnen. Irgendwie hat sich unsere Gesellschaft davon wegentwickelt.
    Ich habe den Fun und alle anderen sollen sich um das unangenehme kümmern und auch noch zahlen.
    Ich und mein Arbeitgeber zahlen für mich von meinem Gehalt 45 Jahre lang monatlich rund 700 € Rentenbeiträge also kommt mir nicht mit "die erwirtschaften meine Rente". Ich zahle von meiner Rente wohl eher deren Jobs.
    Buchhalterisch sind das zu 50% alles meine Kinder.

  2. 11.

    Ich gebe Ihnen Recht: Empathie ist gefragt. Aber bitte für alle Beteiligten. Wir müssen in der Kita ungeschützt mit den Kinder arbeiten. Das bereitet manchen Kolleg*innen eben Sorge. Wir freuen uns daher über alle Eltern, die trotz Systemrelevanz ihre Kinder nur stunden- oder tageweise bringen. Das ist echtes Auf-einander-Zugehen. Leider gibt es aber auch die Eltern, die erst gar keine andere Möglichkeit oder gar solidarisches Verhalten gegenüber anderen Kindern/Eltern in Betracht ziehen und uns den Betreuungsbedarf: Mo - Frei von 7:00 Uhr bis 16:00 Uhr „hinknallen“. Die sehen leider immer nur sich selbst und ihre Bedürfnisse. Traurig!

  3. 10.

    "Nein, es ist nicht Aufgabe der Eltern ihre Kinder parallel zum Home-Office zu leisten." Was bedeutet dieser Satz? Vielleicht könnten Sie ihn sich durchlesen, kurz nachdenken und dann schreiben, was Sie damit sagen wollen? Denn ich verstehe ihn nicht.

  4. 9.

    Empathie verlangt man anscheinend nur von den Gebern (uns). Man könnte ja auch allen Familien lebenslang Hartz 4 zahlen. Dann brauchen wir auch keine Kitas mehr. Sinnfreier Mensch!

  5. 8.

    Lassen Sie mich raten: Sie sind nicht betroffen! Nein, es ist nicht Aufgabe der Eltern ihre Kinder parallel zum Home-Office zu leisten. Wer nach 12 Monaten Pandemie das immer noch nicht versteht, tut mir sehr leid. Empathie wird immer wichtiger.

  6. 7.

    Ja, das ist wirklich toll. Viele machen wirklich mit.
    Fakt ist, dass der einzige Schutz den Erzieher im Moment wirklich haben, kleine Kindergruppen sind. Jedes Kind weniger verringert das Risiko. Außerdem sollen ja die Kitas zu höchstens 50% ausgelastet sein. Das sollten die Kitas durchsetzten und mit den anwesenden Eltern gut absprechen.
    Und bietet den Erziehern und Lehrern doch die Impfung bitte früher an! Wer offene Schulen und Kitas haben möchte, sollte dem Personal dort den besten bisher möglichen Schutz geben.

  7. 6.

    Also ich finde diese Rechnung wieder typisch für Berlin, bei uns sind es ca.80 Prozent und in den kitas in der weiteren Umgebung auch ca.80 Prozent

  8. 5.

    Man kann für Berlin nicht auf eine Durchschnittsberechnung vertrauen. Sie ist nicht aussagekräftig. Es gibt in einigen Bezirken Kitas mit einer Betreuungsquote von über 80 %, während andete kitas im Schnitt bis zu 10 % der Kinder betreuen. Die Entscheidungen müssen unterschiedlich getroffen werden, um die Teams zu entlasten. Das Wechselmodell, das bereits vorgeschlagen wurde, wäre eine gute Alternative, an der sich aber auch berufstätige Eltern, je nach Möglichkeit, beteiligen sollten.

  9. 4.

    Was sicherlich auch die Aufgabe der Eltern ist denn es sind die Kinder der Eltern und nicht der Erzieher. Erzieher sollten ohnehin besser geschützt werden, leider sind sie durch die Notbetreuung weiter dem Risiko ausgesetzt an Covid19 zu erkranken.

  10. 3.

    Das verstehe ich auch nicht.
    Es ist mir auch völlig unverständlich, wie manche sagen können: Ach Sie sind im Homeoffice, dann können Sie ja die Kinder selber betreuen. Aber bei ca. 7h Videoterminen pro Tag, alle zwischen 9 und 16 Uhr, wie soll das gehen????

    Und die sogenannten Notbedürftigen, was machen die denn soooo wichtiges? Es können doch nicht, wie bei uns in der Kita 80% Auslastung, alle so einen systemrelevanten Job haben.. Kann ich mir echt nicht vorstellen.

  11. 2.

    In Bayern lohnt die Notbetreuung nicht - da muss man MITTAGS die Kinder abholen, zu Hause beköstigen, und darf sie nachmittags wieder bringen, also nur für Hausfrauen gedacht, die zwischendurch auf die Weide müssen... sorry, ich war entsetzt, als ich das im Elternforum vernahm.
    Hier in Berlin ist durch die Liste natürlich klar, dass unendlich viele die Notbetreuung buchen dürfen. Wenn man Kita-Gebühren zahlt und ne enge Wohnung hat, ist das sicherlich ne Alternative vorm Ausrasten... denn Homeoffice UND Kitakind sind wirklich kein Spaß!
    Problem ist - alle die, die das Kind unterbringen konnten, gehen dann ins Büro... zu den x Kollegen im Großraumbüro...

  12. 1.

    Die Überschrift sollte lauten: mehr als 60% der Kita-Kinder werden aktuell von ihren Eltern zu Hause betreut. Wahnsinn, was für eine Solidarität! Respekt für alle Familien, die in der fünften Woche ihre Kinder parallel zur Arbeit zu Hause betreuen.

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