Verlängerter Lockdown - Brandenburger Bildungsministerin weist Kritik an Schulschließungen zurück

Mi 06.01.21 | 12:28 Uhr
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Symbolbild: Ein leeres Klassenzimmer in einer Schule
Audio: radioeins | 06.02.2021 | Lea Brinkschulte | Bild: picture-alliance/ANP

Der verlängerte Lockdown trifft auch die derzeit geschlossenen Schulen in Brandenburg. Während Kinderärzte und der Bildungsverband VBE die Schließungen kritisieren, verteidigt Bildungsministerin Britta Ernst das Vorgehen. Der Stufenplan sorge für Planungssicherheit.

Die Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hat die Kritik an den bundesweit weiter andauernden Schulschließungen zurückgewiesen.

Die Schließungen seien für Schulen und Kitas eine hohe Belastung, erklärte die aktuelle Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK) am Mittwoch im Interview mit Radioeins, der von der KMK vorgelegte Stufenplan für den Schulunterricht sorge allerdings für Planbarkeit.

"Das ist eine gute Planungssicherheit für die Schulen, weil sie wissen, welcher Schritt als nächstes kommt. Wir können nur leider nicht sagen, wann es soweit ist, weil wir in den Bundesländern unterschiedlich hohe Infektionsraten haben", so Ernst.

Der Stufenplan sieht demnach vor, dass als nächste Gruppe die Grundschülerinnen und Grundschüler in den Unterricht zurückkehren. Im Anschluss folgten dann die weiterführenden Schulen, vorrangig im Wechselmodell.

"Präsenzunterricht auf Dauer unverzichtbar"

Laut der Bildungsministerin habe die Kultusministerkonferenz das klare Signal gegeben, dass Präsenzunterricht auf Dauer unverzichtbar sei, um Benachteiligungen in Bildungsbiografien zu verhindern.

Die KMK-Vorsitzende wies zudem die Kritik zurück, dass man im Sommer und im Herbst eine bessere Vorplanung verschlafen habe: "Alle Schulen und Kitas haben dezidierte Hygienepläne, die mehrfach überarbeitet worden sind, alle Schulen haben Notfallkonzepte für Präsenz- und Wechselunterricht, die auch zuletzt angewendet worden sind".

Kinderärzte kritisieren Schulschließungen

Kritik an den bundesweiten Verlängerungen der Schulschließungen übte zuletzt Kinderärzte-Präsident Thomas Fischbach.

Je jünger die Kinder sind, desto wichtiger sei der Präsenzunterricht, sagte Verbands-Präsident Fischbach der Neuen Osnabrücker Zeitung. Unter Wahrung angemessener Hygieneregeln müssten die Schulen zumindest dort so schnell wie möglich wieder aufmachen, wo die Inzidenzwerte nicht im tiefroten Bereich seien.

Bildungsverband VBE sieht Klärungsbedarf

Weiteren Klärungsbedarf bei den beschlossenen Regelungen sieht der Verband Bildung und Erziehung (VBE) - insbesondere mit Blick auf den Unterricht von Abschussjahrgängen. Laut dem Verband konzentrieren sich die Regelungen zu sehr an Abitur-Jahrgängen.

"Tatsächlich gibt es aber auch in der 9. und 10. Klasse Abschlussprüfungen und vielerorts werden an einer Schule sowohl sogenannte Schnellläuferklassen unterrichtet, die nach 12 Jahren Abitur machen, als auch diejenigen, die es nach 13 Jahren erlangen. Im Endeffekt sind damit bis zu vier Jahrgängen in den Schulen – und auch im öffentlichen Nahverkehr unterwegs.", so der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann in einer Mitteilung des Verbandes von Mittwoch.

Zudem seien keine Regelungen erlassen worden, in welcher Form dieser Unterricht dann stattfindet. Damit herrsche beispielsweise Unklarheit über Infektionsschutzmaßnahmen.

Beckmann forderte außerdem, dass sich die getroffenen Maßnahmen einheitlich an den jeweiligen Inzidenzwerten orientieren: "An jedem Ort, an dem die gleiche Inzidenz auftritt, müssen auch die gleichen Maßnahmen greifen". Nur so seien die Maßnahmen gut vermittelbar.

Verschärfter Lockdown bis 31. Januar

Am Dienstag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gemeinsam mit den Ministerpräsidenten eine Verlängerung und eine Verschärfung des bundesweiten Lockdowns beschlossen. Das Brandenburger Kabinett will voraussichtlich am Freitag über die Beschlüsse beraten.

Sendung: radioeins, 06.01.2021, 10:00 Uhr

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36 Kommentare

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  1. 36.

    Ja aber erst ab 2022/23.
    Wer weiß wenn das ganze Theater nicht aufhört, brauchen wir noch so lange bis alles wieder von vorne anfängt.

  2. 35.

    Der Stichtag wurde doch schon in BRB auf den 31.5. verlegt. Das war auch gut so, denn wenn auch die 5 jährigen mit dem Unterrichsstoff gut mitkamen, waren sie doch bei den sozialen Kompetenzen unterlegen.

  3. 34.

    Das kann man entschärfen wenn man mit dem Unsinn aufhört 5jährige einzuschulen. Einfach den Stichtag für den 6ten Geburtstag wieder vom 30.09. auf 31.05. setzen.
    Zusätzlich individuell bewerten wer eventuell nicht wiederholen muss. Gibt ja genug die das ganze mit links auch ohne Schule durchziehen. Die müssen natürlich nicht ein Jahr warten.
    Und für den Rest findet sich auch eine Lösung die besser ist als das was man jetzt macht.

  4. 33.

    Aha, jeder macht was er will, weil es keine "Stufen" und keinen "Plan" mit fixen Grenzwerten gibt, ab wann passiert genau was? Oder zählt jede (dumme) Meinung, wenn sie nur laut genug ist? Wir vermissen: neues aus Organisation, Erkenntnisgewinn des Infektionsverlaufes, Details zum Wechselunterricht mit Stundenzuweisungen, wie Hygieneanweisungen in den Schulen (nicht)umgesetzt werden, Ergebnisse aus der neu angeschafften Hard-u. Software (bevor die Schulen etwas (ab)bekommen), Konzepte für digitales Lernen, Absprachen/Finanzierungen bei den Verlagen für digitale Lehrinhalte usw.
    Ja, wir haben jetzt die Zahlen, vor denen im Frühjahr gewarnt wurde. Was passiert mit einem Schulleiter, wenn er die Schule schließt, weil er nicht genug lüften kann, Abstand wie im Landtag einhalten kann, nicht reinigen/desinfizieren lassen darf/kann usw? 20 Seiten über das Lüften oder über Hygiene mag eine "Alibifunktion" im BM erfüllen, eine Maßnahme des BM ist es aber nicht.

  5. 32.

    „Und wenn insbesondere junge Kinder mit Coronavirus infiziert sind, das ist ausreichend gut belegt, kommt es seltener zu einer Weitergabe der Infektion“, sagte Berner der Funke-Mediengruppe. Er zitierte Kenntnisse der Europäischen Gesundheitsbehörde: „Kinder sind nicht die Treiber der Pandemie“, sagte Berner.

    Herr Woidke, gibt es Sie noch?

  6. 31.

    Dass man sich scheut, das Schuljahr zu wiederholen, hat einen einfachen Grund (und diesmal ist das böse Volk wirklich schuld daran) : Doppeljahrgänge in den unteren Klassen, für die kein Lehrpersonal vorhanden ist. Aus den Kitas rücken volle jahrgänge nach und es ist genauso unverantwortlich, die da noch ein Jahr länger zu lassen.

  7. 30.

    Ich verstehe nicht warum einige Leute sich hier beschweren.

    Jetzt jammern alle rum und bei der nächsten Wahl rennen die gleichen Leute dieser Partei wieder hinterher....

    Sollte man mal drüber nachdenken

  8. 29.

    Wer redet denn davon die Kinder hängen zu lassen?
    Ja es gibt Einzelfälle wo es gut läuft und klappt.
    Schuljahr wiederholen scheint ein absolutes Tabu zu sein. Qualität ist in der Bildung gefragt. Und wenn das nicht gesichert werden kann, bringt es doch nix auf Teufel komm raus durch zu ziehen nur um die Quote an jährlichen neuen Produktionsmitteln für die Wirtschaft zu halten.
    Lehrer sollten ihre Problemkinder und Härtefälle kennen und sich nun im Fernunterricht nur auf diese konzentrieren und die Lücken schließen die unser Bildungssystem schon länger den späteren Ausbildern überlasst.

  9. 28.

    Aktuelle, datenunterlegte Studie im renomierten Science Magazin --"Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die Schließung von Schulen und Universitäten und die Beschränkung von Treffen auf maximal 10 Personen den größten Effekt auf die Weiterverbreitung der Virus haben."--
    Es hat schon einen Grund warum in vielen Onkologischen Stationen und Einrichtungen schon seit Jahren vor Corona Kinder bis zu einem bestimmten Alter aus Infektionsgründen jeglicher Zutritt untersagt wird.

  10. 27.

    Das ist gottseidank nicht an allen Schulen so! Bei uns werden schon die Erstklässler am PC unterrichtet. Als Lehrerin darf ich Ihnen sagen, dass ich zur Zeit neben diesem Onlineunterricht, der deutlich mehr Vorbereitung bedarf als der "normale" Unterricht, meinen grossen Sohn beim Lernen unterstützen muss und den kleinen Sohn ebenfalls ganztags und alleine betreuen muss. Mein Mann ist nämlich nicht systemrelevant. Heisst, ich stehe um 5 auf, setze mich an den PC und schalte den gegen 22 Uhr aus. Wir bekommen viel Lob aus unserer Elternschaft und es freut mich auch sehr, meine Schüler täglich zu sehen und sie zu unterrichten, aber wie lange hält man das durch? Eltern sollten sich hin und wieder klar machen, dass auch Lehrer Familien haben und wir nicht von 8 bis 14 Uhr arbeiten, sondern ganztags mit Schule beschäftigt sind und zur Zeit nicht mal am Wochenende Erholung haben. Geht also auch anders als an Ihrer Schule, aber das ist enorm kraftraubend.

  11. 26.

    "Das ist eine gute Planungssicherheit für die Schulen, weil sie wissen, welcher Schritt als nächstes kommt. Wir können nur leider nicht sagen, wann es soweit ist..."

    Hört sich Fr. Ernst eigentlich selber zu? Oder geht sie davon aus, dass das gesamte Volk schon jegliche Fähigkeit zum Denken verloren hat?

    Wenn man jetzt noch die Verlässlichkeit der politischen Aussagen der letzten Monate (...wir machen kurz Lockdown und dann ist Weihnachten wieder schick) berücksichtigt, steigert sich diese doch irgendwie satirische Aussage in pure Volksverdummumg!

  12. 25.

    Ein Glück, dass am 11.01.21 die Schulen in Berlin für die Treiber der Infektion wieder geöffnet werden.
    Das sind die MSA-Prüflinge, 12/13 Abiturklassen und die Abschlussjahrgänge der Berufsschulen.

    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-senat-verlaengert-lockdown-neue-obergrenze-fuer-kontakte-schulen-oeffnen-schrittweise-ab-11-januar/26773838.html

    Wer versteht diesen Senat noch?

  13. 24.

    Gabi: Woher nehmen sie diese Kenntnis? Ich unterrichte an einer ‚Brennpunktschule‘ und konnte viele Kinder aus sozialschwachen/bildungsfernen Schichten eine Empfehlung für das Gymnasium als weiterführende Schule schreiben. Die Eltern waren sehr stolz, die Kinder arbeiteten hart, gingen in Bibliotheken und Lern-AGs und nun soll man diese Kinder einfach hängen lassen? Bitte überdenken Sie ihre sturen Vorurteile!

  14. 23.

    Sie haben verloren. Nicht weil sie es nicht verdienen. Sondern weil die Schulen in Berlin und Brandenburg verdammt schlecht sind und das was zu Hause passiert bzw. eben nicht passiert nicht auffangen können.

  15. 22.

    Durch den Lockdown im Frühjahr konnte den Kindern schon eine Menge Stoff nicht vermittelt werden. Dieser Wissensrückstand wird jetzt durch die erneuten Schulschließungen weiter vergrößert.
    Frau Ernst ist aber immer noch der Auffassung, dass diese Rückstände im normalen Unterricht aufgeholt werden können.
    Ich bin da anderer Meinung, da ja auch der digitale Unterricht nicht reibungslos läuft.
    Vor Corona waren die Brandenburger Schüler bei allen vergleichen auch nicht gerade Spitze.
    Frau Ernst wo ist das Konzept für die Entwicklung des Bildungswesens, Dieses sind Sie seit Amtsantritt schuldig. Früher haben Politiker bei schlechten Ergebnissen und Mißerfolgen noch die Verantwortung übernommen. Dies scheint aber aus der Mode gekommen zu sein und vom MP auch nicht erwünscht, leider.

  16. 20.

    "Brandenburger Bildungsministerin weist Kritik an Schulschließungen zurück". Selbstverständlich, sie ist ja auch nicht von den Auswirkungen betroffen.

  17. 19.

    Ernsthaft, Gabi? Kinder aus weniger intellektuellem oder sozialbenachteiligtem Haushalt haben eh verloren bzw. keine Bildung verdient? Chancengleichheit scheint ihnen ein Fremdwort zu sein. Ich kann das gar nicht fassen! Was für eine traurig bittere und egoistische Aussage!

  18. 18.

    So richtig kritisieren tut der Präsident der Kinterärzte die Entscheidung auch nicht, weil er sagt ja, nur dort öffnen, wenn die Werte nicht mehr sehr hoch sind, was momentan jedoch noch der Fall ist.

  19. 17.

    Na prima da entscheidet unser Land Brandenburg wieder am Freitag und macht um 17 Uhr eine Pressekonferenz. Wie bitte sollen die Eltern am Wochenende die Kinderbetreuung für den folgenden Montag regeln? Am Wochenende kann keine Notbetreuung beantragt werden, die Arbeitgeber sind nicht erreichbar....und dann wird hier von Planungssicherheit gesprochen? Das ich nicht lache. Eine Frechheit ist das ganze. Ich bin kein Coronaleugner, aber so langsam ist das Maß voll.

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