Kritik vom Fahrgastverband - Senat will mit mehr Bussen den ÖPNV in Berlin entzerren

Do 21.01.21 | 11:02 Uhr
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Fahrgäste, die eine Mund und Nasenbedeckung tragen, steigen in einen Bus (Quelle: dpa/Britta Pedersen)
Bild: dpa/Britta Pedersen

Die Politik erhofft sich von verbindlichen Home-Office-Vorgaben auch weniger Fahrgäste im Nahverkehr. Zusätzlich will der Berliner Senat das ÖPNV-Angebot um mehr Busse erweitern. Der Fahrgastverband fragt sich, wo die Fahrzeuge herkommen sollen.

Der Berliner Senat will das Angebot des Öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt wegen der Corona-Pandemie erweitern. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte am Mittwoch in der rbb-Abendschau, man werde versuchen, mit zusätzlichem Busverkehr die Situation weiter zu entzerren und so besser vor Infektionen zu schützen.

Eine zentrale Maßnahme, die Bund und Länder zur Eindämmung der Pandemie am Dienstag beschlossen hatten, war die Einführung der Pflicht zum Tragen einer FFP2- oder OP-Maske im Öffentlichen Nahverkehr. Laut Senatsbeschluss vom Mittwoch tritt diese Regelung am kommenden Sonntag in Kraft. Für Menschen mit geringem Einkommen werde es laut Michael Müller eine Grundausstattung mit medizinischen Masken geben. Die Verteilung erfolge über die Bezirke, dies habe bereits im Frühjahr gut funktioniert.

Fahrgastverband: BVG hat keine Fahrzeuge mehr

Auch der Berliner Fahrgastverband IGEB dringt darauf, dass Busse und Bahnen leerer werden müssen, damit die nötigen Abstände eingehalten werden können. Eine Ausweitung des Bus- und Bahnverkehrs sei aber nicht möglich. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hätten dafür keine Fahrzeuge mehr, sagte der IGEB-Vizevorsitzende Jens Wieseke dem rbb am Dienstag.

Wie der "Tagesspiegel" unter Bezug auf einen BVG-Experten am Mittwoch berichtete, sind wegen fehlender Schülerfahrten derzeit zwar einige Busse frei, aber deutlich zu wenig, um den Takt auf wichtigen Pendler-Linien zu verstärken.

Stattdessen forderte IGEB-Sprecher Wieseke im rbb von Politik und Wirtschaft eine Entzerrung der Arbeitszeiten. "Wenn Busse und Straßenbahnen weiterhin im Stau stehen und Arbeitszeiten sich immer noch auf den klassischen Berufsverkehr ballen, dann muss man fragen, wo die Politik die letzten zehn Monate gewesen ist", sagte Wieseke.

Bund und Länder hatten vereinbart, dass Arbeitgeber mehr Home-Office ermöglichen müssen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) plant die Einführung verbindlicher Home-Office-Vorgaben über eine neue Verordnung. Mit dieser wird in der kommenden Woche gerechnet.

Sendung: Abendschau, 20.01.2021, 19:30 Uhr

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29 Kommentare

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  1. 29.

    Ich schließe mich ihrem Kommentar an. Wo werden noch Masken verteilt? Selbst die OP Masken waren im Einzelhandel nicht mehr vorrätig.
    Warum verlangt die Politik, den Bürgern bei sowas zu schnell zu schalten?

  2. 28.

    Leider passt das 1 Jahr zu spät!!!!Aber wir Berliner sind das ja gewöhnt.

  3. 27.

    Doch, ein logischer Ansatz. Auch wenn die BVG nur noch wenig zusätzliche Kapazität dafür haben sollte, schmeißt sie rein. Es kann in der jetzigen Situation definitiv nicht schaden. +++ Und ein Glück verfügen ja viele Haushalte (noch) über einen eigenen PKW wegen Mistwetter, Nachtfahrten, Senioren- und Rollstuhltransport, größerer = weniger Einkäufen, Pflegebesuchen und Ehrenamt nach Feierabend weiter entfernt, und, und, und … und (seit Monaten) nun auch für eine infektionsgeschützte Fahrt während einer Pandemie.

  4. 26.

    RRG hat in den Regierungsjahren den ÖPNV nur noch weiter herunter gewirtschaftet. Das ist eine Armutserklärung und Frau Günther lässt sich feiern mit den Elektrobussen, die eigentlich Berlin sich gar nicht leisten kann.

  5. 25.

    Wow, 52 % sind Neuberliner? Stillstand hatten wir vorher, unter RRG geht es, zu langsam aber stetig aufwärts.

  6. 24.

    @rbb Die Lösung für einen effektiveren Takt (ohne Mehrkosten) ist bekannt: Busspuren :) Die "sollen" angeblich seit Jahren "jetzt sofort" eingerichtet werden. Passiert nur leider nicht :( "Wenn Busse und Straßenbahnen weiterhin im Stau stehen"
    Mit dem "schnellen" Ausbau klappt es leider nur bei den Autobahnen - auf die vielen neuen Straßenbahnlinien im Zentrum, warten wir weiterhin. So geht "Vorrang für den ÖPNV" nicht. Wieso eigentlich nicht? War sogar auf ein paar Kilometern mit Pop-Up-Bikelanes möglich.

  7. 23.

    Atmen konnte durch diese (inzwischen als ungenügend geltenden) "Behelfsmasken" bei uns in der Familie niemand.

  8. 22.

    Genau richtig, aber die neu Berliner werden wieder diese Regierung wählen ohne nachzudenken was das für Folgen hat, nehmlich den Stillstand. Denn hinbekommen sie das eine und das andere auch nicht. Lg

  9. 21.

    Tja, mit dem Personal ist das schon so ein Problem, vor der Krise hat die BVG gejammert, das er keine Fahrer gibt, heute könnte die BVG genug Fahrer haben, leider hat die BVG einen Einstellungsstopp für Fahrer verhängt. Viele ehemalige Reisebusfahrer würden sich gerne umorientieren, dürfen es aber nicht. So sieht die Realität aus. Abgesehen davon müssen die Zusatzleistungen ja auch bezahlt werden, da blockiert der Senat, weil die Kosten ins unermessliche laufen.

  10. 20.

    Tja, die Fahrzeugverfügbarkeit ist m.E. das kleinste Problem. Irgendwer muß die Fahrzeuge ja auch fahren. Und da wird es richtig happig. Das BVG-Fahrpersonal baut ja derzeit schon Mehrarbeitszeiten in Größenordnungen auf, weil für die zu leistenden Dienste nicht genug Personal da ist. Ich hoffe, der BVG-Vorstand kann auch mal "nein" sagen, wenn die Senatsideen schlicht nicht umsetzbar sind.

  11. 19.

    Wer regelmäßig mit offenen Augen in der Stadt unterwegs ist, sieht mittlerweile sehr viele neue Mercedes-Busse auf den Straßen. Die BVG bekommts dieses Jahr noch 291 neue Busse - alles Diesel. Darin enthalten ist das letzte Los der Großbestellung bei Mercedes und vielleicht 25 Doppeldecker. Bei denen hat der Senat verpennt, sich rechtzeitig um Ersatz für bereits ausgemusterten MAN DD zu kümmern. Von denen ist nur noch Hälfte unterwegs. Die BVG mustert ansonsten die Busse typischerweise nach rd. 12 Jahren aus, nicht acht.

    Sie haben zudem bestimmt einen Link zu Ihrer Behauptung bzgl. der klimafreundlichkeit der E-Busse. Bereits vor Jahren war das ansonsten schon anders. Es krankte damals an der Zuverlässigkeit der Busse auf der Linie 204.

  12. 18.

    Lieber RBB wissen Sie wann die Ausgabe der Masken an Bedürftige beginnt? Ich finde leider auch auf der Internetseite meines zuständigen Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf keine Informationen dazu. Danke.

  13. 17.

    Gute Frau nicht die BVG sondern der rot grüne Senat sind das Zünglein an der Waage! Umweltschutz auf Teufel oder Virus kom raus! E Busse sind genauso umweltfeindlich weil es keine Lösung für die Akkus gibt die am Ende sind! Rot Rot Grün denkt von 12 bis Mittag! Also beschweren sie sich bei Günther ,Pop und Co!

  14. 16.

    "Das ist effizienter und vor allen Dingen auch umweltschonender, als die lauten großen Dreckschleudern von der BVG."

    Stimmt. Zu viert in der Taxe ist für das Virus sehr effizient.

  15. 15.

    Nette Idee mit kleinen Schönheitsfehlern: Die Fernverkehrsbusse sind nicht für schnellen Fahrgastwechsel gebaut, haben meist nur eine Tür hinten, da die vordere nicht für den Fahrgastwechsel gedacht ist, da meist noch schmaler als die hintere. Der Mittelgang ist in der Regel schmaler, da wegen der Reisebequemlichkeit versucht wird, die Sitze breiter und den Reihenabstand größer zu machen. Außerdem besitzen sie in der Regel keinen ausreichenden Platz für mehr als einen Rollstuhl oder Kinderwagen. Auch fehlt Platz für Gepäck, das wird ja im Fernverkehr im Gepackabteil verladen. Und dann so Kleinigkeiten wie fehlende Entwerter, keine Haltewunschtasten etc. (kann man ja nachrüsten)...
    Man kann das mal als Notbehelf machen (z.B. Schülerverkehr); eine ganze Linie oder Taktfahrplan ist damit auf Dauer nicht zu fahren, da vor allem der Zeitbedarf zum Fahrgastwechsel schwer kalkulierbar ist. Und man sollte auch das Personal mit leasen.

  16. 14.

    Wenn es E-Taxis, frei nach Gusto eines Herrn A. Neu.... wären, dann wäre aber sowas von umweltfreundlich, dass einem vor Freude die Tränen kommen müssten.
    Bitte keine Dieselschleudern oder Benzengviertaktzerknaltreiblinge - nur die, als eizige die Umwelt heilenden Akkudinger.

  17. 13.

    Vielen Dank für die Rückmeldung.
    Ich beobachte hier in Schöneberg, dass z.b. der 119 teilweise leer fährt.
    Manchmal sitzen nur 2 Leute in einem Doppeldeckerbus. Wenn jetzt noch mehr Busse fahren, sitzen pro Bus noh weniger Fahrgäste in einem Bus, was ja die Idee ist.
    Aber einen solchen Riesenbus für eine Person einsetzen ?? Da ist ja ein SUV ein Waisenkanbe im Vergleich.
    Eine Taxe ist flexibler und könnte Fahrgäste an der Haltestelle aufpicken.

  18. 12.

    Seit wann sind Taxis, wo aktuell maximal 2 Fahrgäste reinpassen, umweltschonender und effektiver als Busse, die pro Fahrzeug viel mehr Menschen transportieren können? Zumal viele Taxis auch die Staugefahr erhöhen.

  19. 11.

    Grundsätzlich sicher eine gute Idee, aber wenn ich mir überlege, dass dann in einem Bus noch weniger Fahrgäaste sitzen, sollte man doch gleich den Auftrag an die vielen arbeitslosen Taxis in Berlin vergeben.
    Das ist effizienter und vor allen Dingen auch umweltschonender, als die lauten großen Dreckschleudern von der BVG.
    Senat.
    BVG und Taxibetreiber könnten doch sicher zu einem Konsens kommen.

  20. 10.

    wieder ein schönes Beispiel für etwas, was der Senat 'will', aber anscheinend auf Grund von fehlender Ausstattung (Busse & Bahnen & Personal)nicht umsetzbar ist...

  21. 9.

    Hier fehlt die Expertise eines Herrn Neumann - der weiß doch Rat auf alles.....ich bin gespannt, welche Ergüsse noch kommen.

  22. 8.

    Wenn man einen Takt von 10 auf 9 Minuten verstärken will, braucht man 11% mehr Fahrzeuge und Personal, um diese zu fahren; bei einer Verdichtung des Takts von 5 auf 4 Minuten sind es schon 25%. Die Politik muß sich überlegen, wo diese Kapazitäten auf einmal herkommen sollen. BVG und Bahn haben diese Zusatzkapazitäten sicher nicht irgendwo als Reserve geparkt.

  23. 7.

    Bei uns sind die Busse momentan total leer. Man könnte locker auf halb so große Fahrzeuge zurückgreifen statt der Ziehharmonikabusse und es wäre immer noch genug Atemluft für alle da. Bin letzte Woche selber zwei Mal gefahren, also, hier am Stadtrand ist echt tote Hose.
    Dass der IGEB-Sprecher andere Arbeitszeiten fordert, ist keine Sache der Politik. Das sind unternehmerische Entscheidungen, und oftmals hängt ein Riesenrattenschwanz hinten dran mit Betriebsrat und, und, und. Gerade in meinem Bezirk und Umfeld sind acuh viele AN nämlich sehr traditionell orientiert, man hängt an seinen Tagesabläufen und hat nicht unbedingt Interesse, abends zwei Stunden länger zu machen oder vor den Hühnern aufzustehen, nur damit der ÖPNV entlastet wird. Abgesehen davon ist dies auch in vielen Branchen nicht möglich. In der Produktion, wo Schritte Hand in Hand greifen müssen, der Stadtreinigung, wo Touren geschaftt werden müssen, der "von 8 bis 8" Polizei etc.

  24. 6.

    Was hat denn da bitteschön im Frühjahr gut funktioniert? Es gab 2 Behelfsmasken pro bedürftige Person für die gesamte Pandemiezeit bis jetzt! (Mal ganz abgesehen von dem Schlange stehen in Menschenmassen die sich mit ihrer Maske so sicher fühlten, das ihnen Abstand nicht so wichtig erschien!)

  25. 5.

    Würde der Senat nicht nur seinen Augenmerk auf Elektro Busse setzen und man hätte das Geld in Diesel Busse der neuesten Generation gesetzt, hätten die BVG genügend Busse in Reserve. Es ist ja mitlerweile auch bewiesen, das die E-Busse in der Produktion und im Betrieb mehr Co2 ausstoßen als gute Diesel Busse. Ein E-Bus rentiert sich erst nach 20 Jahren Betrieb. Aber ein normaler Bus wird nach spätestens 8 Jahren aussortiert. Geschweige denn der Strom, der aus dem Ausland hinzugekauft werden muss, natürlich Atom und Kohlestrom. Da wird eindeutig aufs falsche Pferd gesetzt.

  26. 4.

    Herr Wieseke, die Politik war die letzten 10 Monate im Home Office ohne Internetanbindung. Von daher kann da auch nicht all zu viel passiert sein. Noch Fragen?

  27. 3.

    Frau Popp ist auch der Meinung wir lassen mal etwas mehr fahren und dann klappt das schon,es gibt einen Verkehrsvertrag dser regelt die bestellten Leistungen zwischen BVG und Sednat,was bestellt wird wird gefahren . Der Plan ist jetzt schon so eng das manchmal nicht alle Leistungen erbacht werden! Also es fehlt an Fahrzeugen und Personal. Die BVG hat von einem Privaten einige Bufahrer übernommen.Allerdings kann der größte Teil werder Deutsch sprechen und natürlich auch nicht lesen! Bis diese Leute fittgfemacht sind,dauert es!
    Mein Vorschlag: da in Berlin so viele grüne Wundertüten leben sollten Sie sich doch gegenseitig mit Lastenrädern befördern! Da Auto total verpönt,brauchst auch keinen Autobus!

  28. 2.

    Hätte man alles schon ab November machen können. Da die Damen und Herren ja ihre Staatsknete weiter beziehen, und wenn der Lockdown noch Jahre dauern sollte, ebenso die vielen klugen Virologen und Ärzte, ist denen das Schicksal der vielen Kurzarbeiter und kommenden Arbeitslosen doch egal.
    Da die Insolvenzordnung bis April verlängert wurde, sieht es im Moment nicht ganz so schlimm aus.

  29. 1.

    Was ist mit reisebussen, die derzeit doch nicht in Gebrauch sind?

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