Infektionszahlen "immer noch auf hohem Niveau" - Müller hält Debatte um Lockerungen für verfrüht

Di 02.02.21 | 20:22 Uhr
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Michael Müller (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister des Landes Berlin, gestikuliert bei der Senats-Pk. (Quelle: dpa/Britta Pedersen)
Video: Abendschau | 02.02.2021 | Bild: dpa/Britta Pedersen

Noch bis Mitte Februar soll der Lockdown dauern - mindestens. Denn noch immer sind die Neuinfektionen deutlich über dem Grenzwert, den Bund und Länder für Lockerungen vereinbart haben, betont der Berliner Regierungschef Müller. Zustimmung kommt aus Brandenburg.

Trotz sinkender Infektionszahlen hält der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) eine Debatte um mögliche Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen nach eigenen Angaben für verfrüht. "Ich bin da im Moment sehr zurückhaltend", sagte er am Dienstag nach einer Senatssitzung. Zwar freue er sich über sinkende Infektionszahlen und eine leichte Entlastung der Intensivstationen. "Aber das ist immer noch auf zu hohem Niveau."

Müller, der auch Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) ist, erinnerte daran, dass eine Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche Richtlinie für die bundesweiten Maßnahmen im Lockdown sei. "Wir haben in Berlin eine 30er-Inzidenz beschlossen als Warnlinie. Und sind jetzt bei gut 80", sagte er weiter. "Das heißt, ich kann im Moment noch nicht guten Gewissens von Öffnungsszenarien reden und von Lockerungen, weil wir noch einen Weg vor uns haben."

Ebenso äußerte sich die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Man sei noch weit von einer 7-Tage-Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern entfernt, sagte sie am Dienstagabend im rbb. "Wir müssen deutlich unter die 50 kommen." Für Lockerungsdiskussionen sei es zu früh, "ich halte das nicht für verantwortbar".

Virus-Mutationen sind "unbekannte Größen"

Der Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie ist bislang bis zum 14. Februar befristet. Am 10. Februar wollen Bund und Länder in einer weiteren Schalte mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beraten, wie es dann weitergeht. Sobald Öffnungsschritte möglich seien, müssten Schulen und Kitas besondere Priorität haben, so Müller. "Das A und O ist der Bildungsbereich." Danach spielten sicher Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie eine Rolle.

Müller machte deutlich, dass er Forderungen nach einem Fahrplan für Lockerungen und entsprechende Überlegungen in mehreren Bundesländern nachvollziehen könne. "Es ist gut und richtig zu versuchen, das so konkret wie möglich zu formulieren. Das ist unser Ziel", so der Politiker. "Aber so lange wir nicht genau wissen, was sich da gerade tut in der Pandemie, ist das verdammt schwer." Denn neben den guten Erfahrungen aus dem Frühjahr 2020 gebe es eben aktuell auch unbekannte Größen wie die Virus-Mutationen.

Müller: Keine Sonderrechte für Geimpfte

Einen Tag nach dem Impfgipfel von Bund und Ländern sprach Müller sich strikt dagegen aus, geimpften Menschen weitergehende Rechte einzuräumen als ungeimpften Menschen. Kontakt- und Infektionsketten müssten so lange durchbrochen werden, "bis große Gruppen geimpft sind und/oder unsere Inzidenzen wieder so niedrig sind, dass eindeutig Infektionsketten nachzuvollziehen sind."

Deshalb habe es keinen Sinn jetzt zu sagen, man gebe für Geimpfte etwas frei. Bis auf weiteres würden die Impfungen einhergehen mit anderen Maßnahmen wie Abstand, Maske oder Wechselunterricht. "Wir sind noch nicht in der Situation (...), wo wir in großem Umfang für viele vieles ermöglichen können."

Nach dem mehrstündigen Impfgipfel mit den Ministerpräsidenten der Länder, Pharmavertretern, Vertretern der EU-Kommission und Experten hatte Merkel am Montagabend das Ziel bekräftigt, allen Bürgern bis zum Ende des Sommers am 21. September ein Impfangebot zu machen. Müller erklärte aber am Dienstag, der Impfstoff werde im ersten Quartal weiter knapp bleiben.

Sendung: rbb 88.8, 02.02.2021, 17:40 Uhr

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78 Kommentare

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  1. 78.

    "warum fallen dann aber die Zahlen in England und Irland? Von 54.000 auf 16.000"

    Wirkungsvolle Maßnahmen. Muss man sogar das Naheliegendste, weil Logischste erklären?

    "Erst hieß es 50er Inzidenz nun soll erst unter 10 gelockert werden"

    Ja. Sie scheinen nicht auf dem neuesten Stand zu sein. Die britische Mutante ist wesentlich ansteckender, wenige Minuten Kontakt zu einem Infizierten genügen bereits. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Infektionsdynamik, die selbst bei der trägeren Ursprungsvariante unterschätzt worden ist. Mit einer Inzidenz von 50 kommt man nicht mehr weit, dann kann es nämlich bereits entgleisen.

  2. 76.

    Ich denke mal die geringere Infektionstrate im Frühjahr 2020 war dafür verantwortlich. Aber wir werden es in ein paar Monaten wissen ob das Wetter einen Einfluss hat. Dann kann man die Zahlen vergleichen. Zum Vergleich: die dritte Welle der spanischen Grippe traf die Menschheit im Frühjahr 1919! Damals waren die zweite und dritte Welle viel schlimmer als die erste!

  3. 75.

    Zuerst einmal die Zahlen sinken, trotz vorhanden Mutationen. Sie scheinen also beherrschbar zu sein. Wenn nach dem 14.2. weiter verlängert wird, wird dies nur akzeptiert werden, wenn klare stufenweise Oeffnungsdaten, z. Bsp. am 1.3. Friseure und Fitnessstudios, Tierparks und so stufenweise weiter. Eine weitere Verlängerung ohne tiefgreifende Begründung wird nicht mehr akzeptiert werden

  4. 74.

    Australien hat einen Lockdown wegen 1 Infizierten.
    In Brasilien oder Afrika …. kommen viele Menschen drinnen auf engem Raum zusammen gehen die Zahlen nach oben, vor allem wenn man sich dort zwischen Maske und essen entscheiden muss. Auch die Wasserversorgung soll nicht so dolle sein.
    Aber wenn es hier nicht so wäre, dass die Zahlen sobald sich alle draußen im warmen aufhalten nicht sinken bzw. unten bleiben, was hat denn im letzten Jahr im Frühling und Sommer den Ausschlag gegeben ?

  5. 73.

    Die Zahl der behandelten Coronapatienten auf Intensivstationen sinken seit dem 3. Januar kontinuierlich, sehr gut im Intensivregister nachzulesen.
    Viele scheinen zu vergessen, dass es auch noch Patienten mit anderen Erkrankungen gibt, die auch Hilfe brauchen. Und dass Intensivstationen im Winter voller als im Sommer sind, ist nichts Neues, war in den letzten 10 Jahren auch schon so, also kein Grund hier Panik zu verbreiten.

    Auf Divi kann man sehen, dass die Belegung in Deutschland immer relativ gleich bleibt.

  6. 72.

    Haben Sie bei sich zu Hause auch solche Erscheinungen und wenn ja, inwieweit können wir alle, die um Eindämmung kämpfen, denn etwas dafür? Und Ihre Zahlendeuterei ist falsch und sagt genau das Gegenteil dessen aus, was sie zu meinen glauben: nämlich das die weitaus überwiegende Mehrheit die Folgen eher sehr gut bewältigt, auch wenn es schwer ist.

    P.S. Steigerungsraten sind keine Absolutzahlen und wenn kleine Absolutzahlen sich verdoppeln (1x2) dann hat man schnell 100% mehr.

  7. 71.

    "Man findet immer wieder neue Gründe, um den Lockdown zu verlängern, wie jetzt mit dem Impfungen. Es reicht."
    Man kann über die Maßnahmen sicher streiten, aber das Sie suggerieren das die Regierung das macht um ihr Volk zu ärgern zeugt nicht von viel Intelligenz.

  8. 70.

    Kann Ihnen da nur beipflichten. Selbst meine Wenigkeit blieb nicht unversehrt während dieser Pandemie. Ich litt seit September letzten Jahres unter Appetitlosigkeit und nahm bis vor kurzem 10 Kilo ab. Der Arzt konnte nichts feststellen. Dann stellte ich meine Ernährung um und siehe da, es wirkt.

  9. 69.

    Sorry, dass ihr Argument nur bedingt gelten lasse. Die Theorie rund um die Mutation ist hier zweitrangig. Diese verfolgt uns medial und wir werden darauf getrimmt, ein Gefühl für spike-proteine und deren Wirkung/ Gefahren zu entwickeln.
    Es geht aber darum, dass die Zahlen sinken.Die krankenhäuser sich leeren und ab März kann man die Bevölkerung,vorausgesetzt die Zahlen entwickeln sich weiter nach unten,nicht mehr zu Hause lassen.
    Man kann nicht nur verlangen.Wir, als das Volk haben geliefert, wir reißen uns echt zusammen.Selbst in einer Großstadt wie Berlin ist kein Hotspot entstanden und die Zahlen sinken. Wir arbeiten mit und sind geduldig.
    Aber man braucht eine Perspektive, ein konzefür den wiedereintritt ins Leben.
    Österreich hat doch gute Vorschläge gebracht, Italien hat auch ein Konzept. Ich erwarte ähnliches von unserer Regierung.
    primär,sollten alle Lehrer/ Erzieher/ pfleger geimpft werden! Vor den Ü80, diese Gruppe ist nur schützenswert, aber nicht systemrelevant.

  10. 67.

    Realistisch für was? Den Garaus für die Kleinunternehmer? Das Wiederholen des Schuljahrs?
    Oder eine Inzidenz von 30? Da könnt ihr euch freuen: Die wird schon in gut zwei Wochen eintreten, wenn die bisherige Entwicklung sich fortsetzt.

  11. 66.

    "Aber die ITS sind noch proppevoll, was sogar im Artikel vergessen wird."

    Leute, sind die Zahlen denn so schwer zu verstehen? Diejenigen, die aktuell auf ITS liegen, oder gar sterben, haben sich vor 3-4 Wochen angesteckt. Der normale Verlauf: Symptome; nach drei Tagen zum Arzt; Test; Verschlechterung des Zustands nach drei Tagen > Krankenhaus; Versuch, die Sache "konventionell" in den Griff zubekommen (6 Tage); Wechsel auf ITS; Verweildauer dort zur Zeit ca. 30 Tage.
    Vor 3 Wochen aber war die Inzidenz bei den Alten noch bei 400 - jetzt liegt sie bei ca. 120. Das sollte bedeuten, dass es jetzt rapide abwärts geht mit den ITS-Zahlen.

  12. 65.

    Man findet immer wieder neue Gründe, um den Lockdown zu verlängern, wie jetzt mit dem Impfungen. Es reicht.

  13. 64.

    Moin, ich glaube nicht dass der Frühling allein eine Linderung bringt. Auch in Australien, Brasilien, Südafrika usw. ist es grad warm und trotzdem ist das Virus vorhanden. Helfen kann nur die Impfung oder der glückliche Umstand dass das Virus in eine verträglichere Form mutiert. Da Impfstoff in Dtschl. Mangelware ist müssen wir also auf das Virus hoffen.

  14. 63.

    Schauen Sie sich mal den Bericht von gestern in der ARD an - Farbe bekennen mit Fr.Merkel an, dann wissen sie was ich meine und warum sollte ich Ausreisen nach Portugal, das hört sich ja so an als ob sie mir den Tod wünschen. Schönen Dank dafür... ich hoffe das sie noch ein langes Leben haben.

  15. 62.

    Hinter der Übersterblichkeit steckt eine wilde Berechnung... wie auch jeder Tote der C19 positiv ist als Corona Toter zählt.
    Nimmt man mal einfach die rund gerechneten 60.000 C-Tote als mehr gestorben als sonst .... und sonst sind es im Jahr mal so 950.000. das relativiert das Ganze ein wenig.
    Und das persönliche Wohlbefinden über die Gefährdung der Allgemeinheit.... das ist eine zu pauschale Aussage.
    Treffen sich 5 Leute in einer 20qm Wohnung oder 5 Leute im Park... wird dieses als gleichermaßen schlimm bzw. derzeit als verboten gewertet, wobei die Gefährdung der Allgemeinheit erheblich unterschiedlich ist.
    Und jeder stellt sein Wohlbefinden nach vorn.... für den einen gehört das z.B. reisen dazu und bei dem anderen ist es die Gefahr einer Infektion gegen 0 zu drücken.
    Corona darf nicht der einzige Maßstab sein mit dem absolut alles bewertet wird
    https://www.wa.de/stars/marlene-lufen-sat1-instagram-corona-lockdown-gewalt-kinder-frauen-sorgen-video-moderatorin-hamm-90188522.html

  16. 61.

    was Müller sagt interessiert mich eigentlich nicht. Es werden von der Politik immer weitere künstlich Hürden in Form von Zahlen geschaffen um die Menschen weiterhin an der ganz kurzen Leine zu halten und ganze Branchen zu vernichten.. Ich war immer optimistisch aber langsam schleicht sich das Gefühl ein das unsere Politiker den Bürgern Ihr altes gesellschaftliches Leben mit allen Ecken und Kanten nicht mehr zurück geben werden. Maximal kurz vor der Wahl werden Sie es uns ein wenig vorspielen um danach die Zügel wieder drastisch anzuziehen. Leute lasst euch das nicht mehr dauerhaft gefallen. Die Bürger haben in der Mehrzahl das befolgt was angeordnet wurde. Die Hausaufgaben der Politik sind bis heute absolut fehlerhaft und es wird nicht geliefert. Wieder mal ist dann nur der Bürger schuld.

  17. 60.

    ... warum fallen dann aber die Zahlen in England und Irland? Von 54.000 auf 16.000 ...

    Es geht um die Verlängerung und das Reinziehen des Ganzen in den Frühling, dann hat die Politik Großes geleistet, da die Zahlen dann sinken. Vorher aber Angst verbreiten, damit alle fein mitmachen.

    Erst hieß es 50er Inzidenz nun soll erst unter 10 gelockert werden ...

  18. 59.

    Die Zahlen sinken und viele schreien nach Lockerungen. Verständlich. Aber die ITS sind noch proppevoll, was sogar im Artikel vergessen wird.
    Wer in letzter Zeit einen nahestehenden Menschen verlieren musste, wird das Ganze wohl anders sehen. Und wer möchte bitte am Anfang einer Infektionskette stehen, an deren Ende jemand stirbt?
    Wenn es Lockerungen gibt, werden die Zahlen steigen, dann sollte wenigstens jeder ein Recht auf nötige Behandlungen haben.
    Und Fakt: die britische Mutante wird sich freuen, auch die wird sich mit Lockerungen lustig verbreiten.
    Keine schöne Aussicht, aber Londoner Verhältnisse wünsche ich mir noch weniger.

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