Entwurf für Corona-Stufenplan - Senat plant deutliche Lockerungen erst unter 35er-Inzidenz

Di 23.02.21 | 10:28 Uhr
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Tausende Menschen geniessen die ersten waermenden Sonnenstrahlen auf dem Tempelhofer Feld (Bild: imago images/Jochen Eckel)
Audio: Inforadio | 23.02.2021 | Sabine Müller | Bild: imago images/Jochen Eckel

Der Berliner Senat hat einen Stufenplan für Lockerungen entwickelt, der deutlich macht: Erst unter einer 7-Tage-Inzidenz von 35 wird sich im Alltag spürbar etwas verändern. Und: Tourismus, Kultur und die Clubs müssen sich sehr weit hinten anstellen.

Der Berliner Senat hat einen Stufenplan für mögliche Lockerungen der Corona-Maßnahmen erarbeitet, der dem rbb vorliegt. Zunächst hatten darüber der "Tagesspiegel" und die "B.Z." berichtet.

Über den Stufenplan, der offenbar schon am 16. Februar entworfen worden ist, wird voraussichtlich am Dienstag der Senat beraten. Zudem soll der Stufenplan auch bei der nächsten Bund-Länder-Konferenz am 3. März als Diskussionsbeitrag miteinfließen.

Der Stufenplan-Entwurf sieht vier "Cluster", also vier Stufen vor, die einerseits an 7-Tage-Inzidenzwerte gekoppelt sind. Zugleich spielen aber auch "dynamische Faktoren" wie der Reproduktionswert (R-Wert), die Auslastung der Intensivbetten mit Corona-Patienten sowie perspektivisch auch die Impfquote eine Rolle. Bleiben die Inzidenzwerte 14 Tage am Stück unter 35, greifen im Berliner Stufenplan weitere Öffnungsschritte.

Die Lockerungsschritte im Einzelnen

7-Tage-Inzidenz über 100: Es gilt im Prinzip der Lockdown, wie wir ihn seit Mitte Dezember kennen: In Kitas gibt es Notbetreuung, die an die Systemrelevanz der Eltern geknüpft ist. In der Schule gilt Distanzunterricht (ausgenommen Abschlussklassen). Der eigene Haushalt darf sich mit höchstens einer weiteren haushaltsfremden Person treffen, Kinder nicht miteingerechnet. Bis auf die Grundversorgung bleibt der Einzelhandel geschlossen. Gastronomie, Kultur und Tourismus sowie alle körpernahen Dienstleistungen bis auf medizinisch notwendige sind verboten.

7-Tage-Inzidenz über 50: In Schulen gibt es Wechselunterricht, dabei jahrgangsbezogen nur in Grundschulen und für Abschlussklassen. Weitere Schulformen und Jahrgänge können schrittweise ebenfalls zum Regelbetrieb zurückkehren, dabei gilt der Stufenplan der Kultusministerkonferenz. Kitas kehren schrittweise zum Regelbetrieb zurück. Kinder bis zwölf Jahre dürfen mit Abstand zueinander wieder Sport in Gruppen ausüben, allerdings höchstens zehn Kinder gemeinsam.

7-Tage-Inzidenz unter 50 (7 Tage am Stück unter Berücksichtigung der dynamischen Faktoren): Sport mit Abstand darf in Gruppen bis zu zehn Personen ausgeübt werden. Steigt der R-Wert über 0,9, wird das wieder verboten. Sport ohne Abstand darf wieder zu zweit ausgeübt werden, ab einem R-Wert von 0,9 nicht mehr. Friseure dürfen öffnen.

Tourismus darf ab Cluster 2 wieder öffnen

Cluster 1: 7-Tage-Inzidenz unter 35 (7 Tage am Stück, R-Wert unter 0,8): Musikschulen und Kunstschulen dürfen wieder schrittweise öffnen. Bibliotheken können ihren Leihbetrieb wieder aufnehmen, für Haus- und Abschlussarbeiten von Studierenden dürfen sie öffnen.

Museen und Gedenkstätten können mit Zugangsbeschränkungen wieder öffnen. Der Einzelhandel kann wieder über die Grundversorgung hinaus öffnen. Dabei gelten Zugangsbegrenzungen: 10 qm pro Kunde müssen gewährleistet sein, ab 800 qm 20 qm pro Kunde. Solarien können wieder öffnen, Wellness und Massage bleiben aber noch geschlossen.

Die Gastronomie kann schrittweise öffnen - für maximal vier Personen aus zwei Haushalten, es gilt eine Sperrstunde. Sobald der R-Wert über 0,8 steigt, müssen sie wieder schließen. Kantinen und Mensen können mit Hygienekonzept öffnen. Veranstaltungen im Freien und Outdoor-Freizeitangebote sind grundsätzlich wieder möglich. Die Kontaktbeschränkungen werden gelockert. Es dürfen sich fünf Personen aus zwei Haushalten treffen.

Cluster 2: Inzidenz unter 35 für weitere 14 Tage stabil oder sinkend, der R-Wert liegt stabil unter 0,8: Bibliotheken können mit Hygienekonzept wieder für alle öffnen. Theater, Opernhäuser und Kinos können mit Zugangsbeschränkungen und Hygienekonzept öffnen. Kulturveranstaltungen sind im Freien mit bis zu 250 Personen möglich, in geschlossenen Räumen mit bis zu 150 Personen.

Kneipen können wieder öffnen, zunächst dürfen sich dort aber nur höchstens vier Personen aus zwei Haushalten treffen. Es gelten Sperrstunde und feste Sitzplatzwahl.

Touristische Übernachtungen sind wieder möglich. Flohmärkte können wieder öffnen. Weitere körpernahe Dienstleistungen dürfen wieder angeboten werden, aber nur mit Maske. Die Kontaktbeschränkungen werden auf sechs Personen aus drei Haushalten gelockert.

Clubs dürfen ab Cluster 3 wieder öffnen

Cluster 3: Inzidenz unter 35 für weitere 14 Tage stabil oder sinkend: In Theatern, Opernhäusern und Kinos müssen Menschen einen Meter Abstand zueinander haben, die Sitzplätze müssen im Schachbrettmuster besetzt werden. Kulturveranstaltungen im Freien sind für bis zu 500 Personen möglich, in geschlossenen Räumen für bis zu 250 Personen.

Clubs dürfen mit Hygienekonzept und Personenobergrenze öffnen. In der Gastronomie dürfen sich bis zu sechs Personen aus beliebig vielen Haushalten treffen, es gibt keine Sperrstunde mehr; Fitness – und Wellnessangebote dürfen öffnen.

Cluster 4: Inzidenz unter 35 für weitere 14 Tage stabil oder sinkend: Kulturbetriebe dürfen ihre gastronomischen Bereiche wieder öffnen. Bei raumlufttechnischer Anlage muss im Theater, Opernhaus und Kino keine Maske am Platz getragen werden. Unter freiem Himmel gibt es bezüglich der Personenobergrenze bei Kulturveranstaltungen keine Einschränkungen mehr. In geschlossenen Räumen dürfen höchstens 500 Personen im Publikum sitzen. Für Clubs entfällt die Personenobergrenze.

Müller hofft auf steigende Akzeptanz in der Bevölkerung

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) betonte am Dienstagmorgen im ZDF, mit Regeln könne man auch verantwortungsvoll solche Schritte einleiten. "Was uns schon in der letzten Ministerpräsidentenkonferenz wichtig war, muss jetzt miteinander verabredet werden - nämlich die Perspektive 'Wann passiert was'", sagte Müller am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Sehr viele Menschen würden es akzeptieren, wenn sie "wissen, was in drei oder vier Wochen ermöglicht wird".

Insbesondere die Wirtschaft könne sich dann auf die Öffnung einstellen. "Es geht darum zu verabreden, ab welchen Zahlen oder Schutzmaßnahmen man sich etwas zutrauen kann", sagte Müller. Dinge von heute auf morgen einfach zu öffnen sei ein Risiko, das niemand eingehen könne, "solange wir nicht wissen, wie sich die Mutanten verhalten", sagte Müller.

Sendung: Inforadio, 23.02.2021, 10 Uhr

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101 Kommentare

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  1. 101.

    "Ist das ein Irrtum oder ernst gemeint: Kneipen öffnen vor Fitness Studios?
    Also Leuten unter Alkoholeinfluss traut man mehr Abstand halten zu als Leuten, die Sport machen? "

    Das lese ich, mit Unglauben, ebenso.

    Vll. denken die Politclowns, das man die Wirkung von zehn Corona mit acht Astra neutralisieren kann. Ich bin echt dabei auch den letzten Glauben an die Politik in diesem Lande zu verlieren. Der Senat hat doch was am Cluster.

  2. 100.

    Baumärkte decken einen (nahezu) täglichen Bedarf, die Abstände können eingehalten werden; da sie außerdem sehr groß und vor allem hoch sind, dürfte eine bedenkliche Stauung von Aerosolen ausgeschlossen sein. Friseure gehören zur Grundversorgung, Abstände können zwar nicht eingehalten werden, dafür dürfte sich der Aerosolausstoß im normalen Rahmen halten, sodass eine Maske ausreichen sollte. Jeder kann sich zuhause fit halten, einfach googeln. Es gibt jede Menge Übungen für zuhause. :-)

  3. 99.

    Eine Hälfte nach Brandenburg, die andere nach Polen. Wetten? Hat auch was für sich. Wenn alle dortbleiben , kommt Berlin unter "35".

  4. 97.

    Was ein Witz...
    Jetzt macht jedes Land seine eigene Strategie, dazu das RKI...

    Und Müller philosophiert "hofft auf steigende Akzeptanz der Bevölkerung"

    Die Akzeptanz hat noch nie wirklich bestanden. Deshalb hat der Staat ja auch Geldbußen eingeführt.

    Man kann festhalten: der Förderalismus zeigt weiterhin, wie fatal er in einer solchen Zeit ist.

  5. 96.

    "Meine Güte! Geht es noch komplizierter????" Sie haben doch gesehen wie wenig sich Leute an sich selbsterklärende Regeln halten oder sogar "erfinderisch" Maßnahmen zu umgehen, die uns schützen sollen.

    Also, was soll man machen? Plädiert man an den Verstand, geht's in die Hose. Lässt man Spielräume, geht's in die Hose.

  6. 95.

    Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Es gibt immer noch zu viele Vollpfosten, die ihr ganz wichtiges Bedürfnis nach Spass der Gesundheit Vieler voranstellen..Dazu kommen dann noch die Impfverweigerer, unbelehrbar und viele, die dagegen sind, wogegen wissen sie auch nicht klar zu artikulieren. Na ja, dann schaun mer halt mal, Optimismus soll in solcher Zeit helfen ,

  7. 94.

    Es gibt ja ordentlichen Impfstoff. Nur halt eben in homöopathischen Dosen.

  8. 93.

    Ist das ein Irrtum oder ernst gemeint: Kneipen öffnen vor Fitness Studios?
    Also Leuten unter Alkoholeinfluss traut man mehr Abstand halten zu als Leuten, die Sport machen?

    What ever: wo stehen Bäderöffnungen? (Bevor eine*r schreit: ich halte die Schließung für richtig. Ich möchte nur wissen, wann die Öffnung geplant ist.)

  9. 92.

    Das Kreuz an der richtigen Stelle machen....?! Welche Stelle ist den die Richtige in Deiner Welt?! Egal wo mein sein Kreuz macht, es bleibt immer das Gleiche. Dahinter stehen Menschen die Fehler machen, aber auch daraus lernen sollten. Das können aber Politiker nicht egal welcher Partei sie angehören. Es geht immer um Macht und der Parteimaxime. Der Oberbürgermeister von Rostock hat es vorgemacht wie es geht. Und der rennt keinem Parteibuch hinter her.

  10. 90.

    dem kann ich nur zu stimmen,
    lieber Theater,Museen,Zoo,Tierpark,Caffees,Gastro aufmachen,
    blos nicht diese Centers,das was es im Center gibt,kann man auch im Internet bestellen,

  11. 89.

    Na toll mit den Plänen darf ich mich erst 2022 wieder mit meiner Schwester, meiner Mutter u.a. treffen. Dafür aber schoppen gehen. Alles für den Kapitalismus. Aber impfen lassen wer sich impfen lassen will gilt als unetlhisch!

  12. 88.

    Eine Maske zu tragen, um andere zu schützen, finde ich ok.

    Aber eine Maske tragen, um mich selbst zu schützen, ist meine eigene Angelegenheit.
    Mal ganz abgesehen davon, dass ich Corona Anfang des Jahres hatte, es überlebt habe und mich jetzt für immun halte, so wie das bei Viruserkrankungen immer war, z.B. bei Windpocken.

  13. 87.

    Senat plant deutliche Lockerung erst unter 35er Inzidenz, das heißt mit anderen Worten :Zum Jahresende, wenn fast alle geimpft wurden, wird die Öffnung aller Bereiche uns als Weihnachtsgeschenk verkauft. Ich hoffe nur das der Großteil der Bevölkerung ruhig bleibt.

  14. 86.

    "Ich freue mich schon auf die Bundestagswahl,da gibt es die Abrechnung!!!!!"

    Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Bundestagswahl kurzfristig einfach mal "verschoben" wird - coronabedingt, natürlich.
    So, wie man coronabedingt mal so eben einige Grundrechte außer Kraft setzen konnte, wobei mich wundert, dass das alle so einfach hinnehmen - meine Meinung.

  15. 85.

    #Neuwahlen ;)

  16. 83.

    Es ist mehrfach in 2021 erwähnt worden, dass die Corona-Impfstoffe nicht so wirken, wie einst in 2020 erträumt. Nach der impfung ist vor der Impfung, die Maßnahmen sind komplett beizubehalten, dadurch entsheht KEIN 100%iger Infektionsschutz, ob man als Geimpfte/r das Virus eiter verbreiten kann, ist nicht abschließend geklärt. Körperliche Reaktionen (auch heftige) nach der Impfung sind keine Nebenwirkung, sondern zeigen damit beabsichtigt an, dass das Immmunssytem des/des Geimpften anfängt zu arbeiten. Ansonsten gibts wohl auf unabsehbare Zeit jedes Jahr das Gleiche: (Zu frühe) Lockerungen im Frühjahr, (zu lasche) Lockdowns im Herbst und Winter uswuswusw. Haben wir ja schon in der Schule lernen können: Was im Frühjahr gepflanzt wirdwird im Herbst geerntet. Die Politiker sind nicht böse, aber der Großteil der Weltbevölkerung hält sich böse konsequent nicht an die Regeln. Na denn happy Beerdigung der ehemaligen Steuerzahler, damit geht die Wirtschaft auch endgültig den Bach runter......

  17. 82.

    Eben so kompliziert wie dämlich manche Leute sind oder "erfinderisch" eigentlich selbsterklärende Regeln zu umgehen.

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