rbb24 Recherche - Corona-Leugner kehrt wieder an Schule zurück

Fr 05.02.21 | 11:12 Uhr | Von Olaf Sundermeyer
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Blick auf ein Oberstufenzentrum (OSZ KIM) im Stadtteil Wedding im November 2020. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Video: Abendschau | 05.02.2021 | Olaf Sundermeyer | Bild: dpa/Paul Zinken

Wochenlang war Berufsschullehrer Rüdiger Borrmann freigestellt. Auf Youtube hatte er Corona geleugnet und Masken zu "neuen Hakenkreuzen" erklärt. Seine Schüler sahen ihn als "Gesundheitsrisiko". Am Montag kehrt er in den Schuldienst zurück - zunächst aber nicht vor die Klasse. Von Olaf Sundermeyer

Rüdiger Borrmann hat seine Zeit als frei gestellter Lehrer produktiv genutzt. Sein Youtube-Kanal füllte sich zuletzt fast täglich mit neuen Videos, in denen er als "Borrmann, der Lehrer aus Berlin" auch nach seiner Abmahnung durch die Berliner Bildungsverwaltung die Verschwörungsideologie einer "Gesundheitsdiktatur" verbreitet. Seinem Publikum rät der Berufsschullehrer für Auszubildene in Medienberufen an einem Berliner Oberstufenzentrum, nicht für die "nicht systemrelevanten GEZ-Medien" zu arbeiten, sondern für die, die die "richtigen Fragen stellen". Damit verweist er indirekt, aber deutlich auf die Youtuber der rechten Gegenöffentlichkeit, die sich für die aktuellen Anti-Corona-Proteste einsetzen.

GEW hatte die Kündigung gefordert

Erst im Januar wurde ihm nach Abschluss einer dienstrechtlichen Prüfung attestiert, dass er durch seine öffentlichen Auftritte den "Schulfrieden" gestört und zu "Ordnungswidrigkeiten" aufgerufen habe, so die dem rbb vorliegenden Informationen. Nun ist er ein Berufsschullehrer auf Bewährung. Im Umfeld von Schule und Verwaltung heißt es: Borrmann stehe unter Beobachtung. Nach einer wochenlangen Freistellung kehrt er nach rbb-Informationen am Montag in den Schuldienst zurück.

Im November hatte der Berliner Landesverband der Gewerkschaft Erziehung Wissenschaft (GEW) seine Kündigung gefordert, die im Nachgang auch von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) betrieben wurde. Sie scheiterte nach rbb-Informationen jedoch vor allem am Veto des Personalrats der berufsbildenden Schulen. Auf Anfrage wollte sich weder die Senatorin noch der Personalrat in dieser Sache äußern.

Schüler sahen sich Gesundheitsrisiko ausgesetzt

Einige Schüler von Rüdiger Borrmann sahen sich durch ihn unzulässig politisch beeinflusst, und durch sein Verhalten - damals noch im Präsenzunterricht - einem Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Weil ihre entsprechenden Beschwerden beim Schulleiter, aber auch bei der zuständigen Schulaufsicht, folgenlos blieben, hatten sie sich an den rbb gewandt, der im November exklusiv berichtete. Im Interview mit dem rbb forderten einige der Schüler die Kündigung von Borrmann, andere wünschten sich ausschließlich, dass er seine Beeinflussung künftig unterlässt, und sich dem Infektionsschutz gemäß verhält.

Nach Bekanntmachung des Falls erhielten die Schüler Unterstützung von Teilen der Lehrerkollegiums. Ein langjähriger Lehrer bedauerte im anschließenden Interview mit dem rbb, dass man die Schüler "in gewisser Weise in die Notsituation gebracht habe". Unterdessen ließ der Schulleiter sämtliche Anfragen des rbb unbeantwortet. In einem Newsletter für die Schulöffentlichkeit schrieb er aber von der "wiederholt sachlich falschen Berichterstattung des rbb über unsere Schule: sehr ärgerlich, vor allem, wenn sich die Berichterstattung auch noch auf Aussagen einzelner Kollegen bezieht, die coronabedingt seit mittlerweile einem halben Jahr nicht mehr an unserer Schule präsent sind!"

Ursprünglich wollte der Schulleiter Rüdiger Borrmann ab Montag in so genannter "Doppelsteckung" seine Berufsschulklassen unterrichten lassen, also in Begleitung eines zweiten Lehrers, wie er nach rbb-Informationen in einer Videokonferenz vor den Winterferien mitgeteilt hatte. Aus diesem Schülerkreis wurde die Angelegenheit des Lehrers, der Corona leugnet, ursprünglich öffentlich gemacht. Bei Willkommensklassen, also Flüchtlingsklassen und integrierten Berufsvorbereitungsklassen, sollte er zunächst alleine unterrichten, ab kommenden Montag 9:50 Uhr. Das geht aus dem bislang noch gültigen Stundenplan hervor, der dem rbb vorliegt.

"Es fühlt sich an, als wäre das alles umsonst gewesen"

Auch die Schüler berichten, dass der Schulleiter ihnen bei der internen Untersuchung nach den Medienveröffentlichungen pauschal den Vorwurf gemacht habe, sich an die Medien gewandt zu haben. Damit hätten sie die Sache "viel zu hoch gehängt", zitiert ihn eine Schülerin aus ihrer Erinnerung. "Ihm ging es wohl vor allem darum, dass die Schule in keinem schlechten Licht steht", sagt sie rückblickend.

Drei Monate liegt zwischen diesem Interview und den ersten Gesprächen mit einzelnen Schülern im Herbst. Eine Schülerin reagiert jetzt mit Unverständnis, als sie erfährt, dass Rüdiger Borrmann nach den Ferien an ihre Schule zurückkehren soll: Sollte ihr Lehrer je wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren, will sie den Unterricht verweigern. Eine Mitschülerin stimmt ihr zu: "Es fühlt sich an, als wäre das alles umsonst gewesen", sagt diese. "Ich hätte eigentlich mehr erwartet von der Schule, und vom Senat. Auf jeden Fall mehr als nur eine Verwarnung."

Unterricht vorerst nicht geplant

Das sieht Regine Kittler (Die Linke) auch so. In dem bisherigen Verhalten der Schüler erkennt die schulpolitische Sprecherin der Linken als Berliner Regierungspartei dagegen "Rückgrat": "Wenn die nicht zusammen mit den Medien reagiert hätten, dann wäre wieder nichts passiert. Dann hätte man irgendwo im Stillen 'Du-Du' gemacht, was aber natürlich nicht ausreichend ist." Kittler hat sich zahlreiche Videos von "Lehrer Borrmann" angeschaut. Sie ist selbst von Beruf Lehrerin, und macht bei ihm eine Radikalisierung fest. Die Politikerin glaubt nicht, dass Borrmann sein Verhalten ändern wird, wie durch die erfolgte Abmahnung beabsichtigt: "Also ich würde den Mann jetzt nicht in die Schule lassen", sagt sie. "Vielleicht sollte sich ein Anwalt der Senatsbildungsverwaltung mit diesen Videos befassen", schlägt Kittler vor, dann wäre "die nächste Abmahnung impliziert. Und dann muss er gekündigt werden."

Nach diesen aktuellen Recherchen hat die Bildungsverwaltung die aktuellen Videos von Lehrer Borrmann erneut geprüft. Mit dem Ergebnis, dass er - anders als zunächst geplant - "bis auf Weiteres" nicht unterrichten wird, so die vorliegenden rbb-Informationen. Demnach soll er sich zunächst um technische Dinge an der Schule kümmern. Rüdiger Borrmann selbst möchte zu den Vorwürfen gegen ihn auch weiterhin nicht Stellung nehmen. Eine telefonische Anfrage des rbb beantwortete er mit den Worten: "Da lege ich gleich wieder auf! Wie man so einen Quatsch senden kann, ist mir unbegreiflich."

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Beitrag von Olaf Sundermeyer

63 Kommentare

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  1. 62.

    Der Lehrauftrag hat auch keine Meinung zum Inhalt sondern die Meinungsbildung zum behandelten Stoff. Da ist Neutralität gefordert, egal, welche oder wessen Meinung eine Lehrkraft auch vertreten mag; das ist privat, darf es bleiben und nicht in eine Schulklasse getragen werden.

  2. 60.

    So ein Lehrer sollte komplett aus dem System Schule entfernt werden. Kann doch nicht sein, dass man als Steuerzahler so jemanden noch finanziert.

  3. 59.

    Herr Borrmann sagt selbst, dass sein erwachsener Sohn letzten Sommer an Corona erkrankt war, mit mildem Verlauf.
    Wie kann er da die Existenz des Virus leugnen?

  4. 56.

    Wann habt ihr eure Kinder zuletzt gefragt, was denen noch alles für obskure sog. "Meinungen" im Unterricht aufgedrückt werden von Leuten, die vor 40 Jahren mal Lehrer wurden? Ich muss da fast täglich das Weltbild wieder korrigieren... weia..

    Der Rüdiger ist da keine Ausnahme, sondern die Regel. Jeder, der Lehrer wird, hat "Sendungsbewusstsein", oder wäre besser Missionar geworden. Nur hat Rüdiger halt einen öffentlichkeitswirksameren Kanal als alle die, denen man am Ende eines Tages oder Schuljahres nix nachweisen kann und die lustig weiter schlechte Zensuren verteilen an Schüler, die tatsächlich AUCH einen Meinung haben - und dann noch nicht mal die gleiche!

  5. 55.

    "Wenn der Lehrer künftig seine Maske trägt, sollte seine Meinung doch den Schüler*innen egal sein, wenn sie eine fundierte Ausbildung haben möchten."

    Aha. Das Oberstufenzentrum KIM (Kommunikations-, Informations- und Medientechnik)lässt einen Lehrer unterrichten der Corona leugnet und der seinen Azubis rät "nicht systemrelevanten GEZ-Medien" zu arbeiten und indirekt, aber deutlich auf die Youtuber der rechten Gegenöffentlichkeit, die sich für die aktuellen Anti-Corona-Proteste einsetzen als "Informationsquellen" hinweist.

    Auf deutsch, "Lügenpresse" skandiert und Verschwörungsthorien aus dem rechtsextremen Lager propagiert. Und das nennen sie dann eine "fundierte Ausbildung"?

  6. 54.

    Sie haben schon gemerkt, dass es sich um eine Berufsschule handelt, oder? Und wenn ein Lehrer so äußert, dass die „Kinder“ nicht zu „GEZ-Medien“ gehen sollen, dann ist das für Sie okay? Warum informieren Sie sich denn hier? Sind doch die „bösen“ öffentlichen rechtlichen ... Fehlt nur noch der Begriff „Lügenpresse“ und schon sind wir beim eigentlichen Problem. Lehrer sollen neutral sein. Er drückt den Schülern aber seine Meinung auf. Und zwar genau in der Fachrichtung, die er unterrichtet.

  7. 53.

    Sie danken also einem Corona- und Klimawandelleugner, der hier aus seiner Gesinnung keinen Hehl macht?

    Nunja, bei Rechtextremisten ist man das von ihnen gewöhnt und da ist es ja bekanntlich nur ein kleiner Schritt zu Reichsbürgern und anderen Verschwörungsheinis wie Coronaleugnern.

    Merk... nein, denkwürdigerweise interessiert sie die Vernichtung einer (beruflichen) Existenz bei ihren politischen Gegnern nicht die Bohne.

  8. 52.

    Welche Toten haben Coronaleugner zu verantworten? Bitte um Beweise. Ich kann keinem Coronaleugner auch nur einen Toten nachweisen der auf deren Konto geht. Nennen Sie mir einen Coronaleugner und sagen Sie mir wessen Tod er verursacht hat. - Diese ganzen Disskusionen führen nur zu noch mehr Hass, Gewalt usw.. Wo sind wir nur wieder gelandet? Nur weil jemand eine andere Meinung hat wird gleich eine Hetzjagd ungeahnten Ausmasses veranstaltet. Haben wir nicht genug aus der Geschichte gelernt? Die Lösung heisst: Zivilisiert, kultiviert und repektvoll miteinander umgehen und diskutieren aber nicht jeden andersdenkenden der eine andere Meinung hat verachtend behandeln. Das hatten wir alles schon - weltweit (nicht nur in Deutschland) - und haben es leider immer noch.

  9. 51.

    Wenn es nicht mal gelingt solche Typen raus zu schmeißen......
    Kein Wunder das die Menschheit immer mehr verblödet.

  10. 50.

    Lehrauftrag ist aber nicht gleichzusetzen nur eine einzige Meinung (die der Politik / des Bildungsministeriums) zuzulassen (Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden). Lehre / Lehren bedeutet meiner persönlichen Meinung nach die unterschiedlichen Sichtweisen, Lehren, Argumentationen usw. den Schülern vollständig und lückenlos zu erklären sowie zum logisch-rationalen Denken anzuhalten. Möglicherweise hat der Lehrer sich hier etwas "dumm" angestellt und seine persönliche Meinung zu Corona sowie der Corona-Politik als einzig richtige dargestellt. Wenn dem so war hat er sich wahrlich nicht "diplomatisch" verhalten und die - von Leuten wie mir - gewünschte Neutralität in der Schule ggü. Schülern vernachlässigt.

  11. 49.

    Entgegen dem Empfinden einiger Kommentatoren ist nicht das Bauchgefühl entscheidend, sondern an welche schriftlich fixierten Regeln und Gesetze der hier zur Diskussion stehende Lehrer sich im Rahmen seiner Dienstpflichten zu halten hat, ganz egal es einem Bürger das passt, oder nicht. Das Lesen von Rechtstexten ist auch nicht jedermanns Sache, da viele dort im Text aufhören zu lesen, wo das aufgelistete ist, was sie hören/lesen möchten, statt auch etwaige Querverweise und/oder Fußnoten mit zu beachten. Wer sich wirklich wasserdicht schlau machen will, liest auch die Kommentare zu den Gesetzen, die Ausführungsbestimmungen ebenbürtig sind und auch dem entsprechde Grundsatzurteile. Eine wahrlich trockene Materie, fast keiner hat Bock drauf, aber mit "ich habe gehört..." und "der/die hat gesagt..." liegt man meistens daneben

  12. 48.

    Natürlich gibt es eine Qualitätskontrolle : Sie können Anfragen stellen, die innerhalb von 14 Tagen zu beantworten sind, Sie haben alle 4 Jahre die Möglichkeit zur Wahl und natürlich auch das Recht selbst zu kandidieren. Also wo ist das Problem ?

  13. 47.

    An den Pragner hat er sich selbst gestellt. Und seine Aufgabe als Lehrer ist zu lehren - und zwar das Thema seines Unterrichts und nicht seine eigene Meinung anderen zu oktruieren und zu versuchen Schüler/innen zu versuchen zu manipulieren - das ist der kleine und feine Unterschied, Und wenn er das nicht kann, ist er als Lehrkraft nicht geeignet.
    Wir hatten in Geschichte (Berlin West - 70´er Jahre) einen tiefroten Lehrer, der zwar aus seiner Haltung keinen Hehl gemacht hat, dies aber im Unterricht außen vor ließ und uns immer sagte, wir sollten uns unsere Meinung selbst bilden und uns explizit keine Publikationen empfahl oder vorgelegt hat, sondern lediglich Hinweise auf Bibliotheken und ganz allgemein auf Medien aller Couleur gab, sondern den Unterricht gemäß Plan und seinem Auftrag abgehalten hat - das war wahre Größe.

  14. 46.

    "Gleichgeschaltete Systeme haben noch nie was Großes hervorgebracht, nur Unheil." Coronaleugner und Covidioten auch und haben Tote zu verantworten. Mal von der Verlängerung des Lockdowns abgesehen.

    Aber wer schon von "Gleichgeschaltete Systeme" faselt, gehört mit Sicherheit zu dieser Gruppe. Wenn nicht gar Schlimmeres.

  15. 45.

    Er sagt den Schülern, dass die Infektionszahlen quatsch sind, dass es Corona nicht gibt und das er nur die Wahrheit kennt. Das ist keine Meinung haben, sondern Beinflussung von Schülern. Vorallem selber lässt er die Meinung der Schüler nicht zu und benutzt seinen Status als Lehrer aus. Und sie sehen, der Personalrat erkennt indirekt auch das Problem an, weil sonst könnte er ja wieder unterrichten, was er nicht mehr darf.

    Übrigens er sagt, dass es Corona nicht gibt, wie man in seinen Videos hören kann. Er sagt wörtlich "der HNO stellt fest, man hat einen Schnupfen, und macht dann einen Test, wenn dieser positiv ist, geht das als Infizierter durch." Das ist leugnen. Man muss halt die deutsche Sprache verstehen.

  16. 44.



    Danke!!!

    PS.: bei dem Verfasser des Beitrages kein Wunder - Olaf Sundermeyer -> wettert immer gegen Meinungsäusserungen, die ihm nicht ins Bild passen.

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