Hoffnung für Gastronomie? - Berlin setzt bei Kontaktverfolgung auf Luca-App

Di 16.03.21 | 17:03 Uhr
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Nutzung der Luca-App (Quelle: dpa/Bernd Wüstneck)
Video: rbb|24 | 16.03.2021 | Material: Abendschau | Bild: dpa/Bernd Wüstneck

Eine App zur Kontaktnachverfolgung im Falle einer Corona-Infektion - dafür ist auch der Bund. Welche App das sein soll, steht noch nicht fest. Der Berliner Senat will nicht länger auf eine bundeseinheitliche Regelung warten und hat eine eigene Entscheidung getroffen.

Die Berliner Gesundheitsämter sollen Kontakte von Corona-Infizierten künftig mit der Luca-App verfolgen können. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte nach der Senatssitzung am Dienstag, er wolle nicht mehr auf eine Verständigung auf Bundesebene warten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte in der vergangenen Woche gesagt, eine Smartphone-App zur Kontaktnachverfolgung könne in der Pandemie helfen, diese solle bundeseinheitlich ausgewählt werden. Eine Entscheidung für eine bestimmte App gibt es aber noch nicht. Müller sagte nun, Berlin werde dies in eigener Verantwortung organisieren, wie es auch Mecklenburg-Vorpommern bereits getan habe. Die App könne auch eine Öffnung der Außengastronomie ermöglichen.

Daten werden nur bei Infektionsfall freigegeben

In Mecklenburg-Vorpommern können seit Freitag Einrichtungen mit Publikumsverkehr die Luca-App nutzen, etwa Geschäfte, Kulturbetriebe und Behörden. Die Ämter können bei nachgewiesenen Corona-Fällen auf die verschlüsselten Daten zur Kontaktverfolgung zurückgreifen.

Am Luca-System sind drei Seiten beteiligt: Gast, Gastgeber und Gesundheitsämter. Für die Gäste ist es am bequemsten, sich die dazugehörige Luca-App auf ihrem Smartphone zu installieren. Damit kann vor Ort ein QR-Code eingelesen werden. Man kann aber auch über das Web seine eigenen Kontaktdaten eintragen. Die Daten werden nach Angaben der Entwickler anonym und verschlüsselt gespeichert. Von Betreibern und Veranstaltern können sie demnach nicht eingesehen werden.

Beckedahl: App macht nur Sinn, wenn Ämter digitalisiert arbeiten

Wettbewerber von Luca und Open-Source-Aktivisten kritisieren die App, unter anderem weil sie nicht quelloffen entwickelt wurde. Im Gespräch mit rbb|24 sagt Markus Beckedahl, Chefredakteur von "netzpolitik.org", dass es ein Problem sei, wenn man einer App vertrauen soll, die nicht öffentlich einsehbar ist. Die Entwickler haben inzwischen angekündigt, den Quellcode bis Ende März zu veröffentlichen. Zudem weist Beckedahl darauf hin, dass die App nur dann Sinn mache, wenn die Gesundheitsämter auch wirklich digitalisiert arbeiten. Das sei noch nicht überall der Fall.

Die Brandenburger Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg (Linke) sprach in Bezug auf das Interesse einiger Bundesländer an der Luca-App von "irritierendem Aktionismus". Sie würden "möglicherweise dem Irrglauben erliegen, eine App könne ihre Organisationsprobleme lösen", so Domscheit-Berg auf Twitter. Sie halte die Cluster-Erkennung bei Events oder in Restaurants zwar auch für relevant, allerdings hätte sie sich diese als Zusatzfunktion bei der Corona-Warn-App gewünscht: "Dort macht sie Sinn, denn die App ist bereits 26 Mio. Mal auf Smartphones installiert."

Sendung: Abendschau, 16.03.2021, 19:30 Uhr

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42 Kommentare

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  1. 42.

    Für Luca brauchst du keine App. Es gibt _kostenlose_ Schlüsselanhänger dafür. Die funktionieren schon an recht vielen Orten. Rostock ist seit ein paar Tagen auch dabei.
    Gut erklärt hier:
    https://rathaus.rostock.de/de/luca/318889

    Jetzt müssten _nur_ noch die Berliner Politpenntüten endlich real aus dem Knick kommen. Hallo Frau K. aus B. Ja sie sind gemeint!

    Zu deinem Einwand
    "„Kritiker befürchten, dass die sehr persönlichen Daten, die bei der Nutzung der App verarbeitet werden, nicht ausreichend geschützt sind und allzu leicht missbraucht werden könnten, wenn sie in falsche Hände gelangen.“ "
    Du hast einen PC oder ähnlich, eine Girocard, evtl. eine Kreditkarte, nutzt vll. Payblack oder ähnliche Rabattsysteme, eine Mailadresse, gehst in Netz, bezahltst Rechnungen via Lastschrift oder Dauerauftrag, bist im SchuFa-Bestand, hast ein Girokonto usw. UND machst dir wegen "Luca" über deine Daten sorgen. Wie passt das zusammen?
    Infos zur Luca Sicherheit: Link bei Post #17

  2. 41.

    Diesen Spruch aus dem Linuxbereich kennst du?
    Also den mit dem Pinguin, der was dazu sagt, wenn man keine Ahnung hat.
    Im Ernst, das Sicherheitskonzept liegt bei Github offen. Du kannst dich gern dran beteiligen. Link im Post #17.

  3. 40.

    Zu einer freiheitlichen Gesellschaft gehört m. E. auch, sich sowohl für den digitalen, als auch analogen Weg zu entscheiden. Eine Mobiltelefon und ein Smartphone kann daher immer nur eine Möglichkeit sein, nie aber etwas faktisch Auferlegtes jenseits analoger Alternativen.

    Denn Freiheit im eigentlichen Sinn des Wortes und die Erschaffung einer MÖGLICHkeit heißt in Bezug auf eine Mittelbenutzung

    a) voll und ganz von einem Mittel Gebrauch zu machen
    b) in mehr oder minder großen Teilen von einem Mittel Gebrauch zu machen
    c) nicht von einem Mittel Gebrauch zu machen.

    Es ist die Aufgabe einer Gemeinwesens, genau diese Möglichkeiten zu ermöglichen.

  4. 39.

    Was ist aber mit den Tausenden, die kein Smartphone haben?
    Geht's vielleicht noch umfassender?

    Erst die Corona-App, über die keiner mehr spricht, und jetzt "Luca"? Kann mir genauso gestohlen bleiben, wie die erste! Dieser ganze Smartphone-Quatsch geht mir langsam auf die Nerven!
    Kontaktnachverfolgung mit Luca: Mal wieder eine Corona-App, die es richten soll. Die Zettelwirtschaft bei der Kontaktnachverfolgung von Corona-Infektionen muss weg - das finden selbst Datenschützer.
    Die Kritik an Luca teile ich, aber mit der Corona-Warn-App hätte man es einfach machen können. „Kritiker befürchten, dass die sehr persönlichen Daten, die bei der Nutzung der App verarbeitet werden, nicht ausreichend geschützt sind und allzu leicht missbraucht werden könnten, wenn sie in falsche Hände gelangen.“








  5. 38.

    @Alice: Danke! Ich dachte, der Link wäre nur für Betreiber, aber für den Test, ob mein Gesundheitsamt schon damit arbeitet (negativ ausgefallen) , reicht er aus.

    @ Daniel W. und einige andere: Man braucht nicht unbedingt (s)ein Smartphone dabei zu haben, es gibt wohl auch die Variante, sich mit einem Schlüsselanhänger einzuloggen.

    @ Baerliner_60: Danke für den Link zu dem Artikel, der auch mich nachdenklich stimmt.

    Fazit: Erstmal abwarten ist bei mir angesagt. Aktuell bleibe ich angesichts der Infektionszahlen ohnehin meist daheim und bräuchte diese App nicht. Im Sommer möchte ich aber gerne nach Mecklenburg-Vorpommern reisen, und wenn die dort auf diese App bestehen, komme ich wohl nicht drum herum...

  6. 37.

    Dies dient alles nur zum Identitätsdiebstahl !

  7. 36.

    Mhh diese Apps haben alle was gemein, man braucht sein Telefon mit sich. Mein Knochen liegt eigentlich immer zu Hause. Kann man nicht einfach ein QR Code/Barcode drucken den ich mit in meine Geldbörse packe und dann einscanne wenn ich den brauche? Das erinnert mich immer alles an unser tolles Maut System... Ne Vignette wäre billiger gewesen...

  8. 35.

    Machen wir uns nichts vor, es geht um Kommerz. Was nutzt es hinterher wenn ich erfahre, dass ich mich bereits angesteckt haben könnte, in der Zwischenzeit aber schon 100 andere getroffen und mit noch 100 anderen im ÖPNV gefahren bin und diese wiederum 100 andere... usw., die keine App haben und selbst wenn.. bis zu welcher "Ebene" wird man denn "Verknüpft". Die, die von jemand angesteckt wurden, den ich angesteckt habe?
    Alle vergessen? Stay Home ! Nicht Party. Genau darum haben wir so hohe Zahlen, die gerade wieder durch die Decke gehen wo die Länder im öffnungswahn jede Vernunft ausblenden.

  9. 33.

    Ich stelle mich wohl mal wieder zu doof an... Wo genau kann ich auf der Webseit der Luca-App mittels Postleitzahl antesten, ob das zuständige Gesundheitsamt schon damit arbeitet? Ich finde die Funktion dort nicht.

  10. 32.

    "Welcher Bereich sollte das sein? Lebensmittel kaufe ich im Laden, alles andere geht online. Bus und Bahn brauche ich nicht, dafür gibt es ein Auto oder zwei gesunde Füße, Kochen und Trinken tut man mit Freunden daheim und Friseur und Kosmetik geht auch privat. Und Kunst und Kultur mit Maske macht mir eh keinen Spaß, dafür gibt es dann halt zu Hause Netflix und Co."

    ist doch schön, wenn sie das nicht betreffen würde. Andere bewerten diese Punkte aber anders. Arztbesuche haben sie (neben anderem) ansonsten noch vergessen aufzuzählen. Aber wahrscheinlich gehen sie dort auch nicht hin?

  11. 31.

    Fehlalarm ist ein Problem aber ein richtiger Alarm.....
    Gehen wir mal davon aus ich besuche eine Gaststätte.... fahre vorher mit ÖPNV hin und wieder zurück. Überall soll man sich ja per QR Code registrieren. Die Luca App kann keine Standorte ermitteln, bedeutet also alle die zur selben Zeit ÖPNV gefahren sind und in der Gaststätte waren sind Kontakte. Am nächsten Tag gehe ich ins Kaufhaus und zu Aldi und ins Cafe. Dann werde ich positiv getestet.... dann werden tausende "Kontakte" benachrichtigt.
    Da kann man auch gleich eine Radiodurchsage machen … alle die in dieser Woche bei Aldi waren bitte testen lassen.

  12. 29.

    Stellen Sie sich vor, es gibt eine Pandemie und Sie brauchen ein Jahr, um eine solche App zu entwickeln, bei der ihre Daten an eine Firma gehen, die so klingt, als würde sie Instagram-Influencer verwalten. So rückständig hat die Digitalisierung in Deutschland...

  13. 27.

    Mir macht eins seit Monaten Sorgen : Ständig soll das "eine" Nachverfolgungsprogramm eingesetzt werden, jetzt wünscht sich die Mutti die "eine" App. Das gibt juristisch immer Ärger, schon wegen dem Wettbewerb. Für die Innovation ist das auch nicht gut. Wenn die Leute mit ihren Ideen aufgehört hätten, nachdem die Corona-Warnapp fertig war, gäbe es jetzt kein Luca.
    Wann werden aber endlich einheitliche Datenaustauschformate eingefordert ? Dann könnten zum einen alle Apps / Programme miteinander reden und zum anderen muss der standard offen gelegt werden. Dann weiß jeder, was die GAs bekommen oder der andere. Und es können immer bessere Apps und Programme entwickelt werden - auch in Bezug auf Datenschutz. Man könnte z.B. eine ID beim zuständigen GA generieren lassen und nur die wird dann mit den anderen Systemen getauscht. Die App selbst bekommt eine eigene ID und fertig ist der Lack...

  14. 26.

    Ich hab zur Luca gefunden, was mich nachdenklich stimmt.
    https://www.zeit.de/digital/datenschutz/2021-03/luca-app-kontaktverfolgung-infektionsketten-corona-datenschutz

  15. 25.

    Hallo

    IN GB gibt es eine App, dort kann aber auch genauso wie hier ein Zettel ausgefüllt werden.
    Wenn ich aber schaue wie letzten Sommer mit meinen Daten auf der Zetterwirtschaft umgegangen wurde, ziehe ich mein Handy vor, immerhin können dann nicht alle zufällig vorbeikommenden meine Daten einsehen, und ich werde gleichzeitig Zeitnah gewarnt, falls ein Fall auftritt. In der Zeit wo ein Mitarbeiter eine Person versucht zu erreichen, schafft die App 1000 Personen zu erreichen.

  16. 24.

    Ist den Verantwortlichen eigentlich klar, dass Menschen ohne Smartphone nicht benachteiligt werden dürfen? Ein Smartphone als Voraussetzung für alltägliche Dienstleistungen ist nicht akzeptabel. Obwohl ich bereits über 30 Jahre Computer-Affin bin, habe ich mich bewusst gegen ein Smartphone entschieden.

  17. 23.

    "Am Luca-System sind drei Seiten beteiligt: Gast, Gastgeber und Gesundheitsämter."

    Das ist leider falsch. Es sind vier Seiten, denn den privaten Anbieter der Luca-App habt ihr leider 'vergessen', lieber rbb. Und genau bei diesem windigen Privatanbieter liegt das Problem...

    M.

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