Kein Präsenzunterricht für siebte, achte und neunte Klassen - Weiter keine Schul-Perspektive für Berlins Mittelstufenschüler

Fr 05.03.21 | 17:30 Uhr
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Junge Leute sitzen im Februar 2021 in Gruppen am Landwehrkanal in Kreuzberg. (Quelle: imago images/Jürgen Held)
Audio: Inforadio | 05.03.2021 | Sabine Müller | Bild: imago images/Jürgen Held

Grundschüler und Abschlussklassen zuerst. Aber: Was ist mit den anderen Schülern? In Berlin warten die Siebt-, Acht und Neuntklässler bisher auf Präsenzunterricht. Es gibt nicht einmal eine Perspektive für sie. Obwohl die Kultusminister es anders wollen.

Alle Kinder sollen noch im März wieder in die Schule - so zumindest hat es die Kultusministerkonferenz beschlossen. In den meisten Bundesländern ist das auch geregelt. In Berlin allerdings gibt es für die rund 90.000 Schüler der siebten bis neunten Klassen bislang keinerlei Perspektive: Sie wurden bisher in keinem Öffnungsszenario [berlin.de] erwähnt.

Die Senatsbildungsverwaltung bestätigte dem rbb, dass noch immer offen sei, wann die Klassen sieben bis neun wieder in die Schulen können. Auf Nachfrage des rbb sagte die Grünen-Fraktionschefin Silke Gebel am Freitag, dass die politische Prämisse "Bildung first" auch bedeute, das man nun eine Perspektive für die Mittelstufe entwickeln müsse.

Mittelstufe bleibt zuhause, vieles andere wird geöffnet

Planungen sind geplant

Nachdem mit den Weihnachtsferien wieder ins Home-Schooling gewechselt worden war, konnten Schulen zunächst selbst entscheiden, ob sie Abschlussklassen in Teilen wieder vor Ort unterrichten [berlin.de]. Seit dem 22. Februar sind die Kinder der ersten drei Klassenstufen der Grundschule zumindest zum Teil zurück in der Schule - im Wechsel mit digitalem Lernen zu Hause und in verkleinerten Lerngruppen. Ab 9. März sollen auch die vierten bis sechsten Klassen wieder Wechselunterricht erhalten.

In einer Mitteilung vom 2. März heißt es lediglich: "In einem nächsten Schritt und vorbehaltlich der Infektionslage ist perspektivisch geplant, die Oberstufen mit einschließlich Jahrgangsstufe 10 wieder im Wechselunterricht in halber Klassenstärke in die Schulen zurückzuholen. Viele Bundesländer unterrichten bereits ihre Oberstufenschülerinnen und -schüler vor Ort im Wechselunterricht." [berlin.de] Bei einer Pressekonferenz sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Dienstag, der Senat "plane" ab 17. März weitere Schritte für die nächsten Jahrgangsstufen. "Da ist die Bildungssenatorin im direkten Austausch mit den Schulen, den Verbänden und Gewerkschaften, wie man das umsetzen kann."

"Hoher sozialer Preis"

Man müsse die Schulen dringend wieder öffnen, heißt es aus der Kultusministerkonferenz. Die Schulschließungen hätten "einen zu hohen sozialen Preis", betonte Britta Ernst. Kinder und Jugendliche litten stark unter der Beschränkung ihrer Kontakte - nicht nur durch schlechtere Bildungschancen, sondern auch psychisch. "Auch wenn wir durch die Virusmutation eine veränderte Situation haben, können wir nicht noch mal mehrere Wochen warten", so Ernst.

Der Kinderschutzbundes mahnte in den vergangenen Wochen mehrfach vor gravierenden Folgen der Schulschließungen. Es werde eine Gruppe von Kindern geben, die auch psychisch nachhaltig unter den Beeinträchtigungen leiden werde, sagte der Präsident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers , im Februar.

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29 Kommentare

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  1. 29.

    Erwünschte Eigeninitiative, ist natürlich von (deutschen) Berliner Behörden unerwünscht.
    In der Schweiz funktioniert dies, eigenartigerweise.
    "Peter Amacher, SVLW-Vizepräsident: «In unserem Schulzimmer an der Baugewerblichen Berufsschule Zürich haben wir mit unseren Schülern eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Jetzt stimmt die Luftqualität, das Corona-Ansteckungsrisiko wird reduziert und es friert niemand mehr.» "
    https://www.svlw.ch/805-corona-risiko-in-schulen-srf

    Einzelraumlüftungsgerät für Schulzimmer
    https://www.youtube.com/watch?v=Xq4tuIllQsA&t=2s

  2. 28.

    Danke dass wenigstens Sie vom RBB auf diese katastrophale Situation aufmerksam machen! Diese Jugendlichen mitten in der Pubertät tragen Langzeitschäden davon und niemanden in der Bildungsverwaltung scheint es zu interessieren. Hoffentlich gehen wenigstens die Eltern endlich auf die Barrikaden!

  3. 27.

    Genau richtig, wie unsere Ärztin so schön sagte im Alter von 12-15 ist gerade Baustelle im Kopf.

    Es ist gerade sehr schwer für dieses Alter

  4. 26.

    Ein sehr schöner Kommentar - vielen Dank dafür, Sie sprechen mir aus der Seele...

  5. 25.

    Bei allen gut oder weniger für gut befundene Situationen im Bereich Homeshooling,für die siebte bis neue Stufe, finde ich es tragisch, dass die persönlichen Bedürfnisse, nämlich das Leben an sich, für diese Altersgruppe aufs Eis gelegt wird.
    Seit einem Jahr hängen die quasi in der Luft und dieses Alter ist doch für die Entwicklung so wichtig. Da ist man das erste Mal verliebt, entliebt, eifersüchtig; Teil von einem Konflikt oder hat eine schlichtende Rolle inne; die Welt ist verhasst oder ein toller Ort; man diskutiert und taucht sich aus; man definiert sich und erfindet sich neu und findet sich dann auch irgendwann.. all diese Erfahrungen, können diese Kinder nicht machen. Und das ist doch so wichtig!

    Klar, für Eltern sind das subjektiv gesehen, brave lernende Kinder, ohne Ecken und Kanten. Für mich sind das alles kleine chinesische Kinder die den ganzen Tag nur zu Hause sitzen und lernen. Wohl dem, deren Kind aufbegehrt und Stress macht, die fühlen wenigstens noch.

  6. 24.

    13 oder 14 Jährige Kinder fallen ja auch bei den Lockerungen bezüglich Sport für Kinder durchs Raster (Altersgrenze: 12).
    Ich finde unrealistisch, mit 13 die Schule allein am Bildschirm erledigen zu sollen und für die (wichtige!) körperliche Fitness auf Joggingrunden alleine verwiesen zu werden.
    Und wie ich hier lese, gehen manche Eltern ja sogar noch weiter und ermöglichen nicht mal mehr, einen Freund, draußen zu treffen, was ja absolut erlaubt wäre: Auch dabei sollen sie sich noch mit dem Bildschirm abfinden.

  7. 23.

    Ja es ist sehr frustrierend für diese Kinder. Meine „Große“, 13 fühlt sich so langsam von allem ausgeschlossen, auch wenn sie mit dem Homeschooling an sich gut klar kommt. Aber seit 1 Jahr kein richtiges Training (sie trainierte vorher 3x pro Woche), nun seit fast 3 Monaten kein Präsenzunterricht, da kann ein Kind noch so stark sein, das macht die Psyche kaputt!

  8. 22.

    Ein Armutszeugnis der Politik so mit der Zukunft Deutschlands umzugehen und das Wohl der Kinder zu gefährden.

  9. 21.

    Meine Tochter ist 14 und bisher motiviert, organisiert und fleißig. Ich merke diese Woche aber, dass sie ausgelaugt und ein bisschen "down" ist. Ich hoffe daher, dass es für die Klassen 7-9 bald los geht - in Wechselunterricht.

  10. 20.

    Hmm, ok die Grundschulen öffnen nun alle Jahrgänge und was passiert?! Ansage von Klassenarbeiten in den nächsten drei Wochen. Von wegen es geht um soziale Kontakte...es geht um Noten und Vorbereitung auf die Leistungsgesellschaft. Richtig ist, dass familiäre Risikogruppen vergessen werden...bin gespannt wie ein Homeschooling für diese Kinder weiterläuft. Wahrscheinlich schleppender als eh schon

  11. 19.

    Das ist schön für sie, wenn sie so eine Tochter haben, die Schule ohne Probleme selber organisiert und der scheinbar an nix fehlt. Dies hätten einige Eltern auch gerne, Aber die Realität sieht bei den meisten anders aus. Auch haben nicht alle Familien genügend Platz usw..In jeder Familie sind die Bedingungen anders und durch die Aussetzung der Präsenzflicht ist doch allen geholfen, aber wenn erst gar keine Schule ist, für bestimmte Klassen, gibt es keine Wahlmöglichkeit. Deshalb wollen viele die Öffnung und wer nicht kann, darf, möchte bleibt zu Hause.

  12. 18.

    Genauso sehen wir das auch ! Unser Sohn (9. Klasse) fühlt sich gut im Homeschooling. Seine Schule bietet Videokonferenzen, es gibt Hausaufgaben auf und insgesamt schaffen sie teilweise mehr Stoff als im Präsenzunterricht.... Gleichzeitig warten wir Eltern ( mit Vorerkrankungen) dringend auf unsere Impfung ! Wir sind froh um jede Woche, die er noch nicht zur Schule geht. Unser Sohn trifft seine Freunde halt online. Unser Leben wird wesentlich stressiger, wenn er wieder zur Schule muss. Wir bringen und holen ihn mit dem Auto, denn mit der BVG soll er auf keinen Fall fahren...

  13. 17.

    Ich sehe gute und schlechte Beispiele, wie Berliner Schulen die aktuelle Lage bewältigen.
    Es reicht von "verlorenen" SuS vollkommen ohne Struktur bis zu sehr angagierten und selbständig sich auf Prüfungen vorbereitende SuS. Gleiches gilt für die LuL. Manche haben seit Monaten kein richtiges WE mehr, andere gehen eventuell für wenige Stunden zur Schule. So ist es eben in dieser Pandemie.
    Wir sollte alle gemeinsam daran denken, dass hier jeder sein Päckchen zutragen hat, manche größer andere kleiner.
    Nicht gegeneinander sondern miteinander wird uns diese Zeit überstehen lassen.
    Großen Dank an alle Eltern, LuL, sowie SuS die sich hier einbringen und nicht nur meckern, sondern machen.

    Gruß Frase

  14. 16.

    Das ist ja genau das Problem! Selbst Online Unterricht kann für die Hausgemeinschaft arg anstrengend sein, zumal ich wie sonst auch immer "Spätschicht" habe. Die Schüler haben ja Vormittag bis Nachmittag ihre Online Konferenzen mit der Regelschule, da kann ich den Instrumental-Unterricht erst späteren Nachmittag bis Abend anbieten. Und wenn man dann noch in einem völlig anderen Stadtteil wohnt, als arbeitet, können die Schüler eben auch nicht einfach mal so als Besucher zu Hause vorbei kommen.

  15. 15.

    Unsere Erfahrung ist, dass es in diesem Lockdown bis auf wenige Ausnahmen sehr gut klappt. Unsere Tochter besucht die neunte Klasse eines Gymnasiums, hat jeden Tag zwei bis drei Videokonferenzen und einen umfangreichen Wochenarbeitsplan. Was sich uns überhaupt nicht erschließt ist, dass es Lehrer gibt, die nichts anbieten, keine Videokonferenzen und keine Bewertung bzw. Korrektur der Aufgaben und dass das auch so geht. Laut Schulleitung kann man die Lehrer nicht zwingen. Wofür werden sie bezahlt ? Unfassbar !!! Im Übrigen finde ich eine Öffnung vor den Osterferien auch schwer nachvollziehbar. Die Zahlen steigen und, ganz ehrlich, die zwei Wochen machen keine Unterschied !

  16. 14.

    Aber am 3.3. wurde nicht über Schulöffnungen entschieden. Es wurde schon bei der letzten Ministerpräsidenten Runde mit Merkel entschieden, dass die Schulen öffnen dürfen und die Länder über den weiteren Ablauf entscheiden. Berlin ist aber bei Schulöffnungen bisher eher zurückhaltend.

  17. 13.

    Vielen Dank für Ihren Artikel. Die Perspektivlosigkeit für die Mittelstufe ist deprimierend. Sie sind bestimmt selbstständiger, als Grundschulkinder, aber 4 Monate Homeschooling (es ist ja unwahrscheinlich, dass sie vor den Osterferien noch Präsenzunterricht haben), ist sehr viel von den meisten 12 - 14-jährigen verlangt. Sicher gibt es welche, die sehr reif und selbständig sind oder welche, die sich trotz Vorschriften mit ihren Freunden treffen, aber das ist nicht die Mehrheit und das sollte man auch nicht vergessen. In Betracht dessen, kann man auch nicht behaupten, dass keine Rücksicht auf Risikopatienten genommen wird. Das wird schon seit dem 15.12. getan. Jetzt sollte man mal an die Kinder denken. Das Schuljahr ist am 23.06. zu Ende. Die letzten 2 Monate Unterricht vor den Sommerferien können nicht auch zu Hause stattfinden.

  18. 12.

    Es ist eine Zumutung. Ich kenne ein Kind, 7. Klasse, Gymnasium. Die Mutter kümnert sich nicht und der Junge lügt, drückt sich immer wieder vor Videokonferenzen weil er zunehmend den Anschluss verliert. Er vermisst die Klasse sehr.

  19. 11.

    Ich teile ihre Meinung. Leider nimmt niemand Rücksicht auf Risikogruppen bei den Eltern und den Kindern. Und solange die nicht der Impfung zugelassen sind müssen die Schulen zubleiben. Man redet immer nur von den teils gesunden Lehrern

  20. 10.

    Also wir selber Eltern von Mittelstufenschüker finden es gut das die Schulen noch nicht öffnen. Das wäre unverantwortlich. Unsere Kinder kommen auch damit zurecht, Homeschooling klappt gut. Es wird leider immernoch nicht auf die Risikogruppen im Elternhaus geachtet. Bevor diese Menschen nicht geimpft werden können die Schulen nicht geöffnet werden. Ansonsten sind das die nächsten Sterbefälle nach den Alten.

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