"Nationale Kraftanstrengung" nötig - Bildungsministerin Ernst fordert Bundesmittel für Nachhilfe-Programm

Do 18.03.21 | 08:45 Uhr
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Symbolbild: Eine Frau gibt einem Kind Nachhilfe bei den Schulaufgaben. Beide tragen eine Mund-Nase-Schutzmaske. (Quelle: imago images/Panthermedia)
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Audio: Inforadio | 18.03.2021 | Britta Ernst | Bild: imago-images/Panthermedia

Der Vorschlag für ein bundesweites Nachhilfe-Paket steht im Raum, um Lockdown-bedingte Bildungsmängel bei Kindern und Jugendlichen zu beheben. Im rbb forderte die Brandenburger Bildungsministerin Ernst am Donnerstag, das Programm zügig aufzusetzen.

Wegen des massiven Schulausfalls in der Corona-Krise planen Bund und Länder ein umfangreiches Programm für Schüler, um entstandene Lernrückstände aufzuholen. Über ein solches Programm soll am Donnerstag auch auf der Kultusministerkonferenz gesprochen werden, bestätigte die amtierende Präsidentin des Gremiums, Britta Ernst (SPD), im Inforadio des rbb.

"Es braucht eine nationale Kraftanstrengung, um die Defizite vieler Kinder und Jugendlicher auszugleichen", forderte die Brandenburger Bildungsministerin am Donnerstagmorgen im rbb-Interview. Dabei gehe es ihr auch um Ferienangebote, also um Nachschulungsangebote, die während der Ferienzeit durchgeführt werden könnten. "Es muss schnell gehandelt werden, aber wir haben dafür das nächste Schuljahr im Blick", sagte Ernst.

Es geht offenbar um eine Milliarde Euro

Das Förderprogramm könnte einen Umfang von einer Milliarde Euro haben, wie bereits zuvor Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) angedeutet hatte. Nach den Vorstellungen der SPD-geführten Länder könnte mit dem Geld etwa jedem vierten oder fünften der rund elf Millionen Schüler in Deutschland ein Angebot für eine Lernförderung gemacht werden. Zum Einsatz kommen könnten Nachwuchslehrer im Studium, pensionierte Lehrkräfte, Volkshochschulpersonal oder auch private Anbieter von Nachhilfeunterricht.

Über die Notwendigkeit eines gemeinsamen Bund-Länder-Programms zur Unterstützung bestehender Fördermaßnahmen in den Ländern sind sich alle einig. Die Kultusministerkonferenz hatte dazu bereits Beschlüsse gefasst. Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte sich für ein "großes Nachholprogramm" ausgesprochen. Über die Details wird nun noch verhandelt - etwa, in welcher Höhe genau sich Bund und Länder daran beteiligen und welche Schüler konkret ein Förderangebot bekommen sollen

Ernst: "Wir gewöhnen uns an die Tests"

Britta Ernst äußerte sich im Inforadio auch zur aktuellen Situation in Brandenburgs Schulen. Sobald in Kommunen und Landkreisen eine hohe dreistellige Inzidenz erreicht werde, sei klar, dass dort reagiert werden müsse, so Ernst. Priorität solle aber weiterhin sein, dass Schulen als letztes geschlossen werden dürften. "Ich plädiere immer dafür, Kinder in die Schulen zu schicken und ansonsten Kontakte zu reduzieren", erklärte sie.

Bei der Belieferung der Brandenburger Schulen mit Schnell- und Selbsttests sei man einen guten Schritt vorangekommen, so Ernst. "Wir gewöhnen uns alle an die Tests. Die erste Testlieferung war etwas umständlich, jetzt kommen aber Tests, die auch zuhause durchgeführt werden können. Bei einem positiven Ergebnis ist dann das Kind zuhause und nicht in der Schule. Ende dieser Woche werden wir Bilanz ziehen", kündigte Ernst an.

Sendung: Inforadio, 18.03.2021, 7:25 Uhr

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20 Kommentare

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  1. 20.

    Merken Sie, wer es auch bildungstechnisch wieder mal richten soll : Richtig, die berühmten Anderen. In diesm Fall : " Zum Einsatz kommen könnten Nachwuchslehrer im Studium, pensionierte Lehrkräfte, Volkshochschulpersonal oder auch private Anbieter von Nachhilfeunterricht"
    Die Zielgruppe ist doch jetzt schon am Limit, schon durch den Lehrermangel in den Schulen. Und damit die Nachhilfe wirklich nachhaltig ist, müsste der Schüler auch wissen, was er nicht weiß...
    Nebenbei bemerkt : Frau Ernst hat bis heute nicht begriffen, dass es völlig sinnfrei ist, Entscheidungen am Freitag nachmittag offiziell zu machen, die dann ab Montag gelten. Regelmäßig kommen die tollen Schreiben aus Schnarchmanestan am Freitag nachmittag bei den Eltern an. ..

  2. 19.

    Offensichtlich ist die Sozialleistungsskala für einige Zeitgenossen nach oben offen. "Das Förderprogramm könnte einen Umfang von einer Milliarde Euro haben, wie bereits zuvor Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) angedeutet hatte. ".
    In der Realität ist eine Hartz4 Reduzierung denkbar.
    „Die Lohnentwicklung am aktuellen Rand weist auf eine rückläufige Entwicklung in 2020 und einen Anstieg in 2021 hin. Würde man die Regelsatzanpassung alleine an der Lohnentwicklung orientieren, wären Nullrunden oder gar Rückgänge des Regelsatzes möglich“, sagte der Vize-Chef des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB), Ulrich Walwei.

  3. 18.

    Doch - die Technik gibt es! Sie heißt einfach nur Skype. Der Schüler wmd kann ganz einfach unterrichtet werden - wenn der Datenschutzbeauftragte sich nicht quer stellt! Schau dir die Web-Schule in Bochum an, das läuft, ganz prima. Das Konzept ist super einfach, die Technikanforderungen lowest level. Das schafft jeder. Auch unambitionierte Eltern/Lehrer/Schüler wmd.

    Die Kinder sollen ja nicht an einer Art Playstation festgetackert werden zum Lernen, sie sollen nur online unterrichtet werden. Im outback in Australien funktioniert das seit Jahrzehnten. Das ist keine Neuerfindung!

    Und in der Zeit, wo kein Unterricht und keine Hausaufgaben sind, können die Kinder sich bewegen, gerne draußen, spielen, mit dem zugelassenen einen Freund, kreativ sein, alles wie sonst auch, nur leider nicht zu mehreren :-(

    Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen könnte! Außer der Datenschutzbeauftragte natürlich, denn Mathe-Ergebnisse sind noch sensibler als Englisch-Vokabeln!!!

  4. 17.

    Fernunterricht funktioniert ganz einfach - schaut euch die Web-Schule in Bochum an. Schulkumpel meines Kindes "geht" dort zur Schule, hat seit einem Jahr keinerlei Änderung erlebt, läuft einfach wie vorher weiter... hm... sollte uns das zu denken geben? Das Konzept ist so einfach, dass man es überall durchführen kann. Die Hardware ist völlig unstrapaziös - irgendein Gerät, wo Skype läuft. Man kann von überall aus am Unterricht teilnehmen (Künstler, Reisende, ...) und hat STÄNDIG Kontakt zum Lehrer, die Aufgaben werden je Unterrichtseinheit erledigt, korrigiert. Nix mit Versandt von Emails mit gescannten alten Arbeitsblättern ohne jede Rückmeldung! Diese Lehrer sind KEINE Soft-/Hardwarefreaks, einfach nur Lehrer.

    Es könnte so einfach sein - aber nicht in BerlinBrandenburg!

  5. 16.

    ... das soll dann der Ehemann übernehmen. ;)

  6. 15.

    Ich arbeite seit 20 Jahren als Entwickler. Ich habe an Videospielen, Mobile Apps und Lernsoftware gearbeitet, auch an Produkten für Kinder. Smartphones, Nintendo, PC, Virtual Reality.
    Ganz ehrlich: Ich halte diesen Wunsch für völlig unrealistisch. Die Technik, mit der (die Breite Masse der und nicht nur einzelne) Schüler ohne intensive Mitwirkung der Eltern, alleine, isoliert und selbständig lernen über längere Zeit, ist noch nicht erfunden.

    Soziale Bedürfnisse lassen sich nicht allein durch die Eltern abdecken, sie sind kein Ersatz für Lehrer, Mitschüler und Freunde. Das lässt sich nicht durch Bildschirme erfüllen, die Technik ist zu wenig motivierend, zu wenig emphatisch, zu anstrengend und bietet zu wenig Abwechslung. Die Interaktion zwischen den Menschen ist zu beschränkt. Bewegungsmangel und seine Folgen sind nur schwer zu bekämpfen.

  7. 14.

    Ach das Gequatsche. Überlegt Euch lieber, wie Fernunterricht auf Dauer funktionieren soll: Für Schüler, Lehrer und Eltern.

  8. 13.

    Kunst kann man mit geneigten Eltern oder allein zu Hause machen, Religion gehört nicht in die Schule sondern in die Kirche. Reli oder LER ist ein Pflichtfach. Sport machen ALLE gerade, die ganzen Kurzarbeiter. Müßiggänger. Die könnten tatsächlich ihre Kinder zum Laufen mitnehmen! Also nein, diese Fächer kann man durchaus als geneigtes Elternhaus daheim ohne Schule erledigen! Und in der Zeit kann man durchaus Mathe, Deutsch, Englisch machen.

  9. 12.

    Diese Frau hat aus meiner Sicht eine beneidenswerte Unfähigkeit für ihren Job. Noch vor wenn Wochen erklärte sie das der Unterrichtsstoff ohne zusätzliche Stunden den Schülern vermittelt werden kann. Kein Unterricht am WE und in den Schulferien. Nun die Kehrtwendung und der Ruf nach mehr Geld. Sitzen denn auch in diesem Ministerium nur hochbezahlte, unfähige Leute oder benutzen die auch mal das eigene Gehirn. Aber vielleicht braucht man auch hier erst mal eine Beraterfirma. Macht endlich den Job für den ihr jeden Monat ein üppiges Gehalt bezieht.

  10. 10.

    Frau Ministerin Ernst hat in den 3 Monaten der Schulschließung nichts für die Schulen getan. Weder Luftreiniger? "Brauchen wir nicht, wir lüften". Noch digital, was ist das? Aber sie fordert jetzt Hilfe vom Bund. Und auch dieses Programm wird sich in Wohlgefallen auflösen. "Es muss schnell gehandelt werden, aber wir haben das nächste Schuljahr im Blick". Wie bitte?

  11. 9.

    Dem ist nichts hinzuzufügen! Außer: Dies ist die Chance Lehrpläne gründlich zu entstauben. Es gilt nicht die Kinder (im Homeschooling) zu beschäftigen, sondern wichtigen Lehrstoff nachhaltig vermittelbar zu machen.

  12. 8.

    Die Einblicke können ja nicht sehr tief sein odre sind in anderen bereichen nicht sehr ausgeprägt. Nebenfächer sind ihrer Meinung nicht sehr wichtig. Manch ein Kind liebt Kunst, weil es kreativ ist. Was kann an Sport schlecht sein? Reli ist ja wohl ein Wahlfach. Egal nun welches Fach, jedes hat seine Daseinsberechtigung. Es gibt auch Schulen wo nicht soviele Hausaufgaben aufgegeben werden.

  13. 7.

    Frau Ernst hat es als Bindungsministerin und dank Förderalismus in der Hand in Brandenburg selbst die Möglichkeiten der Schüler zu gestalten. Aber wenn es schwierig wird, ist die Verantwortung schnell auf den Bund abgeschoben anstatt anzupacken und Entscheidungen zu treffen.
    Oder soll man das eher der Sparte Wahlkampf zuschreiben ?

  14. 6.

    Bin gespannt auf die praktische Umsetzung.

  15. 5.

    Die haben jetzt Monate mit Arbeitsblättern,Lehrvideos und Videokonferenzen verbracht.
    Alles, was sonst das (Schul-) Leben irgendwie erträglich, angenehm oder motivierend macht, hat man einfach gestrichen. Ersatzlos und gnadenlos. Viele waren über Wochen kaum außerhalb der Wohnung.
    Nein, spazieren gehen alleine und mit dem eigenen Haushalt oder Yoga vor der Glotze sind kein Ersatz. Jugendliche haben andere Bedürfnisse als Senioren.
    Glaubt ihr wirklich, irgendwas wird besser, wenn man die auch noch die Sommerferien durchpauken lässt?

    Besser wird es erst, wenn man den Kids wieder Abwechslung, Sport, Sozialleben und Lebensfreude ermöglicht. Der ein oder andere wird leider auch therapeutische Hilfe brauchen.

    Und die Schule muss endlich lernen, Kids individuell zu fördern und nicht nur ein -für alle gleiches - Programm abzuspulen.

  16. 4.

    Das mit den nationalen Kraftanstrengungen haben wir schon zu genüge gehört, nur Taten sind bisher nie auf solch vollmundige Ankündigungen erfolgt.

  17. 3.

    Wieder eine "Wahlkampfforderung" ähnl. dem "Woidschken Impfgipfel"? Diesmal wird sie sich zu Hause mit ihrem Mann, O. Scholz, abgesprochen haben, damit nichts schief läuft? Und Schulen immer auf ist nur dann richtig, wenn die bisher versagte BV die Voraussetzungen dafür ermöglicht. Da sind die Baumärkte viel weiter.
    An Tests kann man sich nicht gewöhnt haben, da manche Schulen gar nicht anfangen konnten, von Impfungen ganz zu schweigen. Was aber sofort geklappt hat: Lehrertests beim Arzt wurden sofort eingestellt obwohl die Selbsttest nicht verteilt sind. Erst Negativzeugnis, dann körpernahe Dienstleistung - sonst droht der Frau Ernst ein Bußgeld? Pandemieeindämmung bedeutet nicht, Meinung äußern wer AUF/ZU machen darf, sondern da sind andere Kraftanstrengungen nötig.

  18. 2.

    Völlig unklar, wieso Lücken auftauchen. Fangt doch einfach da wieder an, wo ihr vor Weihnachten aufgehört habt, vergesst die schlechten Kopien gescannt vermailt. Und lasst vor allem den Firlefanz weg! Prüfungsrelevante Themen intensiv, Füllstoff gar nicht. Fertig. Und ja, die Nebenfächerlehrer laufen im Lockdown/Teilungsunterricht zur HÖCHSTform auf und müllen Kinder mit unnötigen Präsentationen, die nie einer halten wir, Plakaten, etc zu. DAS könnte man auch seitens KMK für ein Jahr eingrenzen - Keine Aufgabenschwemme in LER, Reli, Kunst, Sport, PB! Niemals mehr, als im Unterricht nebst Hausaufgaben vermittelt werden könnte! Phasenweise könnte man in LER/Reli-Stunden auch Mathe machen... Ausgenommen Oberstufe, LK/GK fürs Abi.

    Wenn man mal auf den Kern der Informationen, die vermittelt werden MÜSSEN, zurückkäme, und Lehrpläne mal alle Jahre überarbeiten würde, bräuchte man keine Nachhilfe. Durchs Homeschooling kriegt frau tiefe Einblicke über unnötigen Füllstoff...

  19. 1.

    "Es braucht eine nationale Kraftanstrengung, um die Defizite vieler Kinder und Jugendlicher auszugleichen",
    Bei der Ansage ist eigentlich schon klar, dass es nicht mehr als heiße Luft sein wird...
    "Es muss schnell gehandelt werden, aber wir haben dafür das nächste Schuljahr im Blick"
    Morgen morgen nur nicht heute...…
    Wir dürfen gespannt sein.

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