Pilotprojekt für schnelleres Impfen - In Brandenburg wird ab jetzt in Arztpraxen geimpft

Mi 03.03.21 | 17:47 Uhr
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Pressetermin in Senftenberg zum Impfauftakt in Hausarztpraxen. Landrat Siegurd Heinze im Interview mit Journalisten vor der Hausarztpraxis. (Quelle: rbb/P. Manske)
Audio: Radioeins| 03.03.2021 | Interview Ursula Nonnemacher | Bild: rbb/P. Manske

Brandenburg hinkt beim Impftempo hinterher. Nun will das Land gegensteuern und startet einen Modellversuch. Ab Mittwoch soll auch in Arztpraxen gegen das Coronavirus geimpft werden. Es gibt allerdings noch einen Hürde.

Am Mittwoch hat Brandenburg damit begonnen, die ersten Corona-Schutzimpfungen durch niedergelassene Ärzte in Praxen vorzunehmen zu lassen. Mit dem Modellprojekt will das Land im Kampf gegen das Coronavirus sein Impf-Ziel von 70 Prozent bis Ende des Sommers erreichen.

Für reguläre Impfungen in den Praxen und bei Hausbesuchen müsste allerdings die Corona-Impfverordnung des Bundes geändert werden. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sprach am Dienstag im rbb-Inforadio davon, dass Ende März oder Anfang April der reguläre Einsatz in den Praxen möglich sein werde. Das hatte bereits Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt. "Dann müssen wir mit allen Säulen, mit allen Beteiligten richtig doll loslegen", so Nonnemacher.

Zunächst vier Praxen, später 50

Zunächst sollen im Modellversuch vier Praxen in Brandenburg mit Impfungen an den Start gehen: in Bad Belzig (Potsdam-Mittelmark), Pritzwalk (Prignitz), Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz) und Wittenberge (Prignitz). Welche genau das sind, ist bisher nicht öffentlich.

Noch im März soll nach Angaben des Gesundheitsministeriums und der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBB) das Angebot auf rund 50 Praxen erweitert werden. Geplant ist, dass die Ärzte die Termine selbst an ihre Patienten vergeben. Nonnemacher sagte am Mittwoch bei Radioeins vom rbb, dass man "ab April endlich richtig voll in die Arztpraxen" gehen wolle und das sei "ein gutes Signal".

Brandenburg verfolgt damit das Ziel, 3,5 Millionen Impfungen bis zum kalendarischen Sommerende am 21. September zu tätigen, das heißt zwei Impfungen für 1,75 Millionen Brandenburger. Dafür müssten nach Angaben von Nonnemacher ab April über 400.000 Impfungen im Monat realisiert werden, ab Mai über eine halbe Million monatlich.

Eine erste Maßnahme sei, auch an Samstagen zu impfen, sagte die Gesundheitsministerin bei Radioeins und ergänzte: "Ich kann mir vorstellen, dass man unter Höchstlast auch das ganze Wochenende mitnimmt". In den Impfstraßen sei aber die Anwesenheit eines Arztes notwendig, so dass eine Rund-um-die-Uhr-Auslastung - etwa wie in den USA - unrealistisch sei.

Kassenärztliche Vereinigung: Vorteile durch Praxisimpfung

Uwe Weidlich war am Mittwoch in Senftenberg der erste, der sich impfen lassen durfte. Es sei für ihn auch deshalb eine Selbstverständlichkeit, "weil ich in einer Vorreiterrolle bin. Wir sind in einem Unternehmen in der Seniorenpflege tätig." Es gehe darum, die Patienten zu schützen, sagte er.

Das Impfen in Praxen hat aus Sicht von Peter Noack, dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, mehrere Vorteile. "Die impfenden Ärzte kennen ihre Patienten, damit kann man den Patienten viel Mühe, viele Wege abnehmen." Am Ende sei es auch der Schritt, "der dazu beitragen wird, dass wir eine hohe Durchimpfungsrate erreichen - und dann auch unsere Herdenimmunität", so Noack.

Nicht nur Mühe werde den Patienten genommen, zwischen ihnen und dem Hausarzt herrsche ein Vertrauensverhältnis, sagt Ärztin Claudia Richartz, die nun in ihrer Senftenberger Praxis impfen darf. Als Beispiel nennt sie den jüngsten Hausbesuch bei einem Ehepaar "die gesagt haben: Ach, da müssen wir erst unsere Tochter fragen." Die Ärztin habe dem Paar daraufhin erklärt, dass die Impfung wegen ihrer vielen Vorerkrankungen gut für sie sei. "Und sehen sie, sie kommen morgen hier in die Praxis.“

Die Impf-Priorisierung werde trotzdem beibehalten, junge gesunde Menschen müssen warten, sagt die Ärztin. "Das ist auch der Vorteil - wir kennen unsere Patienten, die Wege sind nicht weit. Dann fahre ich am Abend mit den Spritzen durch die Gegend und verimpfe auch die letzten."

Weitere Impfstofflieferungen zugesagt

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Dienstag [msgiv.brandenburg.de] wurden im Land bisher 184.111 Impfungen vorgenommen, davon 108.655 Erst- und 75.456 Zweitimpfungen. Zum Vergleich: Berlin hat nach eigenen Angaben [berlin.de] bisher insgesamt 311.102 Mal geimpft. Impfberechtigt in Brandenburg sind derzeit Personen über 80 Jahre, sowie Personal an Primar- und Förderschulen und in Kindertageseinrichtungen.

Vor allem der Mangel an Impfstoffen hat bisher zu Verzögerungen geführt. Laut einer Ministeriumsmitteilung vom Montag wurde aber bis Anfang April die Lieferung weiterer Impfdosen zugesagt: 148.590 von Biontech/Pfizer, 13.200 von Moderna und 127.200 Dosen Astrazeneca.

Sendung: Inforadio, 03.03.2021, 6 Uhr

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34 Kommentare

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  1. 34.

    " Durch- Führung von Impfungen qualifiziert und befugt werden "

    impfen ist ganz einfach, eine venöse Blutentnahme ist im Vergleich dazu schon etwas schwieriger und erfordert Erfahrung

  2. 33.

    in meinem Bundesland startete die Impfung für Prio 2 am 1.3. aaber: nur mit AstraZenica in allen Impfzentren , die Altersgruppe > 65 Jahre muß sich noch gedulden , danke an Merkel und vdL , da noch von " Impfmanagement" zu sprechen ist schon ein Euphemismus und Beleidigung . Die 1. Pandemie für alle Zeitgenossen , und die Beschaffung von entwickeltem u. verfügbaren Impfstoff wurde voll in den Sand gesetzt. Eine spätere Geschichtsschreibung wird darüber nur fast ungläubig berichten.

  3. 32.

    Liebe Ellen, mit so einem Unfug trauen Sie sich tatsächlich in die (se) Öffentlichkeit?

    Donnerwetter - Bild lässt grüßen....

  4. 31.

    "Ellen"- sie sollten nicht immer zum Heilpraktiker oder Quacksalber gehen. Unser Hausarzt impft nicht nur gegen viele Krankheiten, der findet auch die kleinste Frauenvene wenn er Blut abnimmt.

  5. 30.

    " Dann fahre ich am Abend mit den Spritzen durch die Gegend und verimpfe auch die letzten."

    mit einer Kühlbox für das Vakzin hoffentlich und bleibt bei jedem Impfling noch 30 Minuten zur Nachbeobachtung ?

  6. 29.

    Alter DDR-Spruch erlangt wieder Bedeutung: "So wie wir heute arbeiten werden wir morgen leben"- Zusatz war dann : Wir schuften wie die Schweine". Das Jahr 2021 wird hiermit zum "Jahr der Schnecke" erklärt. Zustimmung ?

  7. 28.

    @rbb24: "Impfberechtigt in Brandenburg sind derzeit Personen über 80 Jahre, sowie Personal an Primar- und Förderschulen und in Kindertageseinrichtungen." Wie jetzt?!? Was ist mit den anderen Personengruppen aus Prio-Gruppe 2?

    Sorry, aber medizinisches Personal aus Kliniken, die selbst impfen wollen, aber bisher keinen Impfstoff bekommen haben, fühlt sich langsam ver...äppelt. Kita- und Schulpersonal wurde letzte Woche in der Prorität hochgestuft (Ist auch wichtig und sinnvoll) und bekommt innerhalb einer Woche einen Termin zum Impfen. Wir haben die ganze Zeit mit Patienten zu tun, warten seit Beginn der Impfungen und haben immer noch keine Aussage, wann wir Impfstoff bekommen.

  8. 27.

    Sind Sie Schönheitschirurg? Oder FA im Ruhestand?

    Sorry, aber Biontech muss schon lange nicht mehr bei -70 Grad gelagert und transportiert werden und AZ schon gar nicht!
    Fragt sich echt, wer hier nicht informiert ist.

    Mein Hausarzt ist regelmäßig im Impfzentrum und möchte auch in der Praxis impfen.
    Leider fehlt es am Impfstoff beider Hersteller und dem Turbogang der Landesverantwortlichen!
    In Mecklenburg-Vorpommern läuft's schon seit Wochen ... sogar mit Biontech.

  9. 26.

    Selten so gelacht,Ellen!
    Danke, Sie haben meinen Tag gerettet, Danke dafür!

  10. 25.

    ...nicht zu vergessen,es muss erst mit mindestens 3 Lesungen vorher durch den Bundestag 'gepeitscht' werden und dann durch die Landtage ...aller Länder.
    Nicht zu vergessen die Europäische Lösung.
    Was mich etwas irritiert hatte,war die Adresse eines Herstellers" An der Goldgrube 12".
    Was soll ich nur davon halten...?

  11. 23.

    @Ellen

    Jede/r Facharzt/ärztin egal welcher Fachrichtung hat das Impfen im Rahmen der Facharztweiterbildung erlernt. Es hat halt nur niemand Kühlgeräte bis -70 Grad Celsius in der Praxis stehen. Ihr Kommentar zeugt von bemerkenswerter Unkenntnis und weist darauf hin, dass Sie wohl insgesamt schon ein Weilchen selbst nicht mehr geimpft wurden. Bisher war es immer üblich, dass Fachärzte vieler Fachrichtungen Grippeschutzimpfungen, Tetanusimpfungen und die Impfungen gegen Kinderkrankheiten in den Praxen verimpften. Das die Diskussion medial darauf hindeutet, dass wir das nicht können, ist absolut irreführend und schlichtweg falsch.

  12. 22.

    "Ich kann mir vorstellen, dass man unter Höchstlast auch das ganze Wochenende mitnimmt.... In den Impfstraßen sei aber die Anwesenheit eines Arztes notwendig, so dass eine Rund-um-die-Uhr-Auslastung - etwa wie in den USA - unrealsitisch sei."
    Wenn es nicht möglich ist Impfzentren am WE zu besetzen, wie soll das dann in den Arztpraxen passieren? Sollen die dann in der kommenden Woche schließen und ihren Praxisdienst einstellen?
    Außerdem sind Impfstraßen im "Stationsbetrieb" organisiert. Das machen mehrere Ärzte oder Fachangestellte. Unsere Praxis hat eine Ärztin, eine MTA und eine allgem. Sw. Die werden sich freuen.
    Und die 30 Minuten Nachbereitung/Beobachtung entfällt dann?
    Hat aber einen Vorteil: AZ für alle, oder doch nicht für ALLE?

  13. 21.

    Es wird mit jedem Tag deutlicher, wie dieser Staat versagt! Ich kann es nicht mehr hören... was Alles nicht geht, gerade (noch) nicht möglich ist, leider nicht klappt, aus Kapazitätsgründen länger dauert usw. und sofort.
    Schickt die Impfstoffe endlich zu den niedergelassenen Ärzte! Schluss mit Hotline, Online-Formular Pipapo. Wer sich impfen lassen möchte, sollte die Gelegenheit dazu bekommen und zwar sofort!
    Hoffentlich erleben die Verantwortlichen bei den nächsten Wahlen Pleiten&Pech&Pannen.

  14. 20.

    Bin in der selben Altersgruppe und kann ihnen nur raten an den Petitionausschuss der Bundesregierung Gesundheit zu schreiben und genau dieses Thema ansprechen. Desto mehr Feedback aus der Bevölkerung kommt, desto mehr haben wir die Chance, das es auf die Agenda kommt. Wenn das alle Impfwilligen machen würden, würde sich die wahre Situation in der Bevölkerung darstellen. Anschreiben und Impfung einfordern bzw. Konkrete Vorschläge machen. Wir verhalten uns beim Thema Impfung viel zu ruhig.

  15. 19.

    Wie # 15 Mario schon geschrieben hat: es wäre viel zu einfach!
    In Dtschl. planen wir erst einmal einen Plan, dann das Formblatt und die Zuständigkeit. Dann wird überlegt ob die Ärzte überhaupt impfen können und dürfen. Danach kommen die Presse- und Phototermine. Erst wenn diese Stationen alle durchlaufen sind wird ein Modellversuch gestartet und ausgewertet. Danach wird, wenn der Bürger Glück hat, das impfen genehmigt. Ironie off....

  16. 18.

    Dem ist echt nicht mehr hinzu zu führen. Es geht und geht in Brandenburg nicht vorwärts, jetzt fangen wir mit 4 Arztpraxen an, ich hab langsam den Eindruck in Brandenburg will man testen wie dumm die Bewohner und wie lange wir uns das noch gefallen lassen. Anders kann man sich dieses Desaster wirklich nicht mehr erklären.

  17. 17.

    So sieht's aus...reden reden reden,schaue gerade Bundestag live auf Phönix(wie auch sonst immer)...reden,reden,reden,nicht machen!
    Jedesmal wird eine andere Kuh durchs Dorf getrieben.

  18. 16.

    Warum nur 4 Praxen??? Das müssten jede Woche mehr sein.
    Vom Impfstoff soll doch mehr verfügbar sein. Die Praxen haben zudem auch ihr Tagesgeschäft. Frau Nonnemacher sollte mal (endlich) etwas auf die Tube drücken, dass der Impfstoff bei den Leuten ankommt.

    Jeder einzelne zählt, mit jeder Impfung kann das Risiko einer schweren Erkrankung verringert werden, egal welcher Impfstoff. Auch Astrazenika hilft. Hier sollte man ernsthaft überlegen, ihn an die Leute zu geben, die ihn haben wollen, wenn er in den Prio-Gruppen nicht anzuwenden oder gewollt ist.

  19. 15.

    Das wäre ja zu einfach, es muss kompliziert sein, vorher drüber reden oder zerreden und dann wird gar nichts... einfach nur traurig. Wer sich nicht impfen lassen möchte, einfach abtreten und den Nächsten den Vortritt lassen. Hoffe nur das diese Meinung durch geht, nachdem schon einige gecancelt wurden.

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