EMA gibt grünes Licht - Berlin setzt Impfungen mit Astrazeneca ab Freitag fort

Do 18.03.21 | 21:22 Uhr
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Eine Ampulle des Corona-Impfstoffes von AstraZeneca (Quelle: dpa/Helmut Fohringer)
Video: Abendschau | 18.03.2021 | Kerstin Breinig | Gespräch mit Mario Czaja | Bild: dpa/Helmut Fohringer

Nach Berichten über gefährliche Blutgerinnsel stoppte Deutschland die Impfungen mit Astrazeneca. Nun hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA den Wirkstoff für sicher erklärt. Schon am Freitag können die Impfungen wieder aufgenommen werden.

Die Corona-Impfungen mit dem Astrazeneca-Wirkstoff werden in Berlin am Freitag fortgesetzt. Das kündigte die Senatsgesundheitsverwaltung am Donnerstagabend über Twitter an. "Alle Impfberechtigten werden ausdrücklich über mögliche Risiken aufgeklärt", hieß es. Termine ab Freitag, die zunächst abgesagt wurden, sind nun wieder gültig.

Zuvor hatte die Europäische Arzneimittelbehörde EMA eine Fortsetzung der Corona-Impfungen mit Astrazeneca empfohlen. Das Vakzin biete eine sichere Möglichkeit, die Menschen gegen eine Covid-19-Erkrankung zu schützen, sagte EMA-Direktorin Emer Cooke am Donnerstag. Der Nutzen liege deutlich über den Risiken.

Es sei keine Verbindung der Impfung mit der Erhöhung des Risikos von Blutgerinnseln bei Menschen festgestellt worden, so Cooke weiter. Zugleich habe eine Verbindung mit bestimmten Fällen aber auch nicht definitiv ausgeschlossen werden können. Die Prüfungen sollen fortgeführt werden. Der Sicherheitsausschuss der EMA empfiehlt aber, ein höheres Bewusstsein für Risiken zu schaffen und dass diese im Beipackzettel der Impfung berücksichtigt werden.

Spahn: Impfungen können schon Freitag fortgesetzt werden

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte daraufhin am Abend an, dass die Impfungen in Deutschland mit Astrazeneca bereits am Freitag fortgesetzt werden. Das sei in Abstimmung mit dem Paul-Ehrlich-Institut und der Ständigen Impfkommission entschieden worden.

Spahn sah sich aber durch die Entscheidung der EMA auch in seiner Entscheidung bestätigt, am Montag die Impfungen mit Astrazeneca in Deutschland vorsorglich auszusetzen. Viele Länder hätten Termine nur für wenige Tage abgesagt, das mache es möglich, die Impfungen nun reibungslos wieder aufzunehmen. Wann auch die Hausartzpraxen mit eingebunden werden, soll am Freitag von Bund und Ländern beraten werden

13 Fälle von Blutgerinnseln in Deutschland gemeldet

Nach Berichten über das Auftreten schwerer Blutgerinnsel bei einigen Geimpften hatten Deutschland und mehr als ein Dutzend weitere europäische Staaten die Impfungen mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers vorerst gestoppt. Hierzulande wurden die Impfungen am Montag ausgesetzt, wodurch die Planungen für die ohnehin schleppend laufende Immunisierungskampagne durcheinandergebracht wurden. In Berlin waren wegen des Impfstopps rund 6.000 Impftermine vorerst abgesagt und verschoben worden.

In Deutschland gibt es inzwischen 13 gemeldete Fälle solcher Thrombosen in Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zu Impfungen, wie das Bundesgesundheitsministerium in Berlin mitteilte. Demnach handelt es sich um zwölf Frauen und einen Mann im Alter zwischen 20 und 63 Jahren. Bis zum vergangenen Sonntag waren in Deutschland 1,65 Millionen Dosen Astrazeneca-Impfstoff verabreicht worden.

Zunächst abgesagte Termine in Berlin sind wieder gültig

Laut der Berliner Gesundheitsverwaltung wird der Neustart mit dem Impfstoff von Astrazeneca in den Zentren Tegel und Tempelhof wie folgt organisiert:

1. Die in der Zukunft liegenden Termine, die am vergangenen Montag abgesagt wurden, werden wieder eingesetzt. Dazu werden die Impfberechtigten per Mail und SMS kontaktiert, soweit die Kontaktdaten hinterlegt sind. Auch wenn sie keine Nachricht erhalten, können sie ohne Kontakt zur Hotline direkt zum ursprünglich vereinbarten Termin im Impfzentrum Tegel oder Tempelhof erscheinen.

2. Impfberechtigte, deren Termin durch den Impfstopp zwischen Montagnachmittag und Donnerstag nicht zustande gekommen ist, können diesen Samstag und Sonntag ohne Termin direkt zu den Öffnungszeiten in das ursprünglich für sie gebuchte Impfzentrum Tegel (9-18 Uhr) oder Tempelhof (14-18 Uhr) kommen. Sie müssen alle nötigen Unterlagen mitbringen. Sie können ihren ausgefallenen Termin aber auch ganztägig an einem beliebigen Werktag der kommenden Woche nachholen, indem sie sich bei der Impfhotline melden und einen Termin vereinbaren.

Bei Fragen steht die Impf-Hotline unter 030/9028-2200 zur Verfügung.

KV Berlin: Schnell mit Astrazeneca in Hausarztpraxen impfen

Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin forderte am Donnerstagabend nach der Wiederzulassung von Astrazeneca eine flächendeckende Impfung mit diesem Vakzin in Arztpraxen der Hauptstadt. Gerade mit Blick auf die derzeitige Verunsicherung der Bevölkerung solle der britisch-schwedische Impfstoff dort gespritzt werden, wo bereits ein Vertrauensverhältnis zwischen Ärzten und Patienten bestehe, teilte die Vereinigung mit. In den Praxen könne es auch eine intensive Aufklärung geben.

Mehr als 1.600 Berliner Praxen haben sich nach KV-Angaben bereits als Impfpraxen registrieren lassen und stünden in der Pandemie für die Impfkampagne zur Verfügung. Die KV forderte vom Berliner Senat eine zeitnahe Beauftragung der Vertragsarztpraxen. In einer ersten Phase könnten wegen Engpässen beim Astrazeneca-Impfstoff aber lediglich knapp 140 Praxen beliefert werden.

Müller und Söder für Einsatz von russischem Sputnik-Impfstoff

Die Runde der Regierungschefs tauschte sich mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) aus. Die Ministerpräsidenten hätten dabei deutlich gemacht, dass die Bundesländer Verlässlichkeit bei der Lieferung von Impfstoffen bräuchten, sagte der Vorsitzende der Runde, Berlins Regierungschef Michael Müller (SPD). Er sprach sich ebenso wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zudem dafür aus, Gespräche mit dem Hersteller des russischen Impfstoffs Sputnik V zu führen.

Es gehe jetzt zunächst um eine schnelle Zulassung, sagte Söder. Zudem müsse man sich bereits jetzt um Kaufverträge kümmern. Der Impfstoff sei offenbar teils besser als bereits zugelassene, sagt er. Auch Müller sagte, angesichts des fehlende Vakzine könne Sputnik ein Beitrag zum schnelleren Impfen sein. Der Impfstoff ist bislang nicht für die EU zugelassen.

Sendung: Inforadio, 18.03.2021, 17:30 Uhr

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88 Kommentare

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  1. 88.

    Es kann Entwarnung gegeben werden!

    Was der Gesundheitsminister Jens Spahn am Montag, dem 15.03.2021 zur vorläufigen Einstellung des Impfens mit Astrazeneca auf Empfehlung des Paul- Ehrlich-Institutes verkündete, zeugt von mangelndem Wissen zu inferenzstatistischen Prüfverfahren zu statistischen Daten! Der Schaden wird so noch gravierend vergrößert! Wenn beim Verimpfen von AstraZeneca in Deutschland vier Todesfälle von insgesamt 13 Fällen durch Blutgerinnsel-Bildung/Sinusvenenthrombosen der Hirnvenen bei 1,6 Millionen (ca. 8 auf eine Millionen) Impfungen auftraten (neueste Infos laut Medien, Internet – Deutsche Welle und Konferenz der EMA auf Phönix vom 18. März 2012), dann gibt es keinen Zusammenhang zwischen dem Impfen und der Blutgerinnsel-Bildung mit einem tödlichen Verlauf bei den vier Patienten, weil bereits 15 Fälle per eine Millionen unter normalen Bedingungen zu verzeichnen sind.

  2. 87.

    Ein junger Mensch hat aber nicht die gleiche Risiken wie ein alter Mensch schwer an einer Covidinfektion zu erkranken. Die Nutzen- Risiko Abwägung ist also für jeden Menschen individuell. Der Vergleich mit Xarelto ist völlig daneben gegriffen, dass sind Risiken die aufgrund einer Grunderkrankung entstehen. Hier wird übrigens auch mit einem Individuellen Score (ChadsVasc und Hasbled) errechnet ob die Nutzen der Einnahmen den Risiken überwiegen. Es ist nicht zu vergleichen mit der Impfung eines Gesunden, der dann eine schwere Nebenwirkung erfährt, obwohl kein bis wenig Risiko einer Erkrankung entsteht. Personal soll sich in erster Linie impfen, um Patienten nicht zu gefährden. Ich würde mir wünschen, dass es eine Auswahl gäbe!

  3. 86.

    Im Vorfeld hatte sich der Präs. des PEI so geäußert, dass die Zahl der registrierten Hirntrombosen über dem üblichen Durchschnitt liegt und man, da in der EMA vertreten, das dort auch vermitteln wird. Das Ergebnis war jetzt anders.
    Gestern Abend bei der PK mit Spahn fiel auf:
    - dem Präs. des PEI war sichtlich anzumerken, dass er vermutlich gekocht hat, bei dem was er verkünden mußte
    - er teilte auch mit, dass für das PEI das Thema noch nicht erledigt sei
    - beim Abgang mit Spahn war eine deutliche Distanzierung und Kühle spürbar
    Man kann also auf die weiteren Entwicklungen gespannt sein.

  4. 85.

    Guten Morgen Disputanten,
    ich stelle fest, dass das Thema noch nicht von alle hier versammelten Doktoren:_*/innin, Wissenschaftler:_*/innin, Immologen:_*/innin usw. ausgewertet ist.
    Hier mal ein neuer Aspekt: Corona und Astra als trinkbares Bier dazustehen, ist nun wirklich eine unhaltbare Aussage.

  5. 84.

    Es stimmt so nicht, es waren Frauen zwischen 24 und 64 Jahren, wobei zu beachten ist, das ältere damit eigentlich nicht geimpft wurden.

  6. 83.

    Medikamente werden eingenommen um Erkrankung zu behandeln, geimpft wird man damit man nicht erkrankt.
    Es ist also eine Vorbeugung, und keine Behandlung, dabei schwere Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen, das darf wohl gut überlegt werden.

  7. 82.

    Grundsätzlich richtig, aber falscher Adressat.
    Have a nice day

  8. 81.

    WAS EIN DESASTER....

    1. Wer hat denn ehrlich eine andere Empfehlung erwartet?
    2. Es wird allen ernstes dargestellt, dass man in 3 Tagen!!!! die Risiken extrem abgearbeitet hat, wo man bereits am Montag erklärte, man halte an seiner Empfehlung fest? - sehr glaubwürdig.
    3. Die Lösung ist also nun - mehr Hinweise auf der Packung - Thema erledigt? - ist der Pofalle-Effekt - "ich definiere.." es gibt kein Problem
    4. im letzten Jahr wurden die Maßnahmen damit erklärt, dass man den Einzelnen schützen muss. Das Motto lautete - "nur keinen Toten zu viel".... JETZT gilt dieses Prinzip also nicht mehr. Nun ist der Einzelne nur noch ein "statistischer Zufall"....

    Nein, das Desaster ist perfekt...

  9. 80.

    jede impfung hat nun mal risiken .
    jedes medikament hat nebenwirkungen-
    trosdemm lassen sich die meisten impfen und nehmen medikament den meist ist die alternative unerfreulicher und ab und an tötlich.
    vorsicht ist gut und richtig man muß aber abwegen ob das riesiko größer als der nutzen oder schutz ist
    also aufhören zu heulen und durch!

  10. 79.

    Ich würde mich freuen, wenn in einmal jemand über junge Ärzte und Pfleger nachdenken würde. Für uns überwiegt vielleicht nicht der Nutzen dem Risiko. Ich würde gerne ein Impfangebot mit einem anderen Impfstoff bekommen. Anscheinend waren vorallem junge Frauen betroffen. Wo bleiben wir in der Debatte?

  11. 78.

    Das ist eine leienhafte Antwort, die ist noch nicht mal für dieses Forum vom belang.
    Das es nun 18 Fälle von Betroffenen gibt, davon 17 Frauen wird wohl nicht nur am Geschlecht liegen und auch nicht an der Pille. Warten wir mal ab, ich gehe davon aus, das die Wissenschaft es herausfindet. Eins steht nun auch fest, so selten ist diese Nebewirkung wohl nicht.

  12. 77.

    Kurzer Nachtrag:
    Weitere Informationen zur EMA, möglichen Folgen, etc. in diesem Bericht:
    https://www.spektrum.de/wissen/impfstoff-was-ueber-den-stopp-der-astrazeneca-impfung-bekannt-ist/1848010

  13. 76.

    Lesen sie einfach mal den Beipackzettel von Xarelto , das ich wegen Vorhofflimmern nehmen muß.
    Kein Mensch würde das nehmen, wenn er vor Angst schlottert.
    Hier gilt : OHne Xarelto Schlaganfallwahrscheinlichkeit hoch, ohne deutlich besser.
    Bei AstraZeneca stirbt man normalerweise nicht. Kurzum fast Lottorisiko.
    Aber an Covid19 sterben und starben jede Woche jede Menge Leute.
    Und dieser Stopp von einer Woche kostet vermutlich ganz konkret etliche Dutzend Menschenleben.
    Bin 70+, wollte das Zeug schon immer, krieg aber noch garnichts. Neige zu Bremer Stadtmusikanten: Etwas besseres als den Tod....

  14. 75.

    Richtig. Wir sollten jetzt alles nehmen was geht.
    Die Zahlen sind katastrophal, die dritte Welle wird gewaltig werden.
    Das Krankenhauspersonal ist schon lange über dem Limit, ich weiß wovon ich rede, bin jeden Tag da. Klatschen für die Pflege hilft schon lange nicht mehr und war schon immer albern. Also, Ärmel hoch, Spritze rein. Bitte. Entlastend die KH. Danke.

  15. 74.

    Kann er eben nicht.
    Das ist ja das Problem.

    Es kann eben wegen der vollkommen willkürlich zusammengewürfelten Liste und der Einteilung aller Menschen (laut unserer Verassung alle gleich) in wichtige und weniger wichtige und vollkommen unwichtige gesellschaftliche Schichten durch ein nicht gesetzlich verbindliches Gremium was sich dann auch noch Ehtik Kommission nennt (erinnert mich an die neu geschaffene Peace Facility der EU. die Handfeuerwaffen und Kriegsgerät in Krisengebiete liefern will...) leider NICHT jeder entscheiden ob er sich impfen lassen möchte oder nicht.

    Der Staat ist unflexibel und behäbig.
    Bei der trägen deutschen Bürokratie werden die AZ Dosen eher ins Ausland verschenkt oder in den Rinnstein gegossen, bevor sich mal ein Politiker einen Zacken aus der Krone bricht und das endlich für ALLE freigibt, wenn man schon zu dämlich und /oder zu langsam war, andere Mittel zu bestellen.

    Offenbar geht es vielen Betrieben noch viel zu gut in diesem Land.

  16. 73.

    Das kleinere Übel ist dann, das Frauen (die Hormone nehmen)die seit einem Jahr an vorderster Front arbeiten (medizinisches Personal) und täglich dem Virus ausgesetzt sind...jetzt noch vielleicht ein kleines Thromböschen bekommen. Hoffentlich werden wir Frauen mit anderen Impfstoffen versorgt liebe Politiker!
    Vielen Dank auch

  17. 72.

    Nachdem ich gelesen habe das in Berlin die ursprünglich für die Woche vergebenen und dann stornierten Termine für Freitag, dem 19.3. nun wieder aktiviert wurden, frage ich mich ob eine solche Planung auch für Brandenburg vorgesehen ist. Ich finde jedoch nirgendwo einen Hinweis wie es in Brandenburg weitergeht oder wann und wie man gedenkt weiter zu impfen. Offensichtlich geht das Impf-Chaos hier weiter.

  18. 70.

    Sehr geehter Leo,
    Eben jeder kann selber entscheiden. Vielleicht sollten Sie sich mal über die Nebenwirkungen von Biotech im Internet schlau machen. Da werden Sie staunen.
    Ich habe mit keinem Impfstoff ein Problem.
    Allerdings mit einer Coronaerkrankung.

  19. 69.

    Da ich keine Medizinerin bin, kann ich dazu nur auf den Text im Bericht verweisen.
    Da zu meinem Job, neben IT, auch das Aushandeln rechtssicherer Verträge gehört und diese Problematik heute auch im öffentl. rechtl. Fernsehen kurz angesprochen wurde, habe ich mir erlaubt, hierzu was zu einfaches zu schreiben.
    Wo ist das Problem?

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