Interview | Berliner Abiturient - "Es ist schwierig zu arbeiten, wenn sich Lehrer gar nicht melden"

Mi 21.04.21 | 06:00 Uhr
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Schülerinnen und Schüler sitzen während einer Abiturprüfung mit dem vorgeschriebenen Abstand zueinander in der Aula eines Gymnasiums. (Quelle: dpa/Marijan Murat)
Video: rbb|24 | 21.04.2021 | Bild: dpa/Marijan Murat

Berliner Abiturienten schreiben ab Mittwoch ihre vorgezogenen Prüfungen. Einer von ihnen ist Nepomuk Biehl. Im Interview beklagt er, dass das Abitur nach gut einem Jahr Corona-Pandemie "nicht sehr fair" ablaufen werde. Es profitierten gut ausgestattete Schüler.

rbb|24: Herr Biehl, Sie schreiben ab Mittwoch Ihre Abiturprüfungen. Wie geht es ihnen damit?

Nepomuk Biehl: Insgesamt ist es eine unglaublich schwierige Situation. Es ist eine echte Ausnahmesituation. Sie ist auch, was das Abitur betrifft, nochmal anders als im letzten Jahr, denn letztes Jahr fing die Pandemie ja gerade erst an, als die Prüfungen begannen. Wir sind ja jetzt schon ein Jahr dabei. Es ist viel Unterricht ausgefallen oder wurde digital gegeben. Das ist schon eine wirklich sehr besondere Lage. Trotzdem muss ich sagen, dass die Maßnahmen der Senatsverwaltung und auch das Verständnis, dass die Lehrer und Lehrerinnen uns entgegenbringen, schon ziemlich groß sind. Deswegen habe ich gar nicht so ein schlechtes Gefühl, was die Abiturprüfungen betrifft.

Sie haben den Unterrichtsaufall und den Distanzunterricht schon angesprochen. Wie kann man sich Ihre Abiturvorbereitung in den vergangenen Monaten vorstellen?

Das zweite und das vierte Semester wurden zum Großteil online unterrichtet. Dabei geht schon relativ viel verloren, weil man nicht im direkten Austausch mit den Lehrerinnen und Lehrern ist. Jetzt in den letzten Wochen hatten wir Repetitorien in unseren Prüfungsfächern. Das hat mir – und bestimmt auch vielen anderen Schülerinnen und Schülern – echt geholfen. Das gibt es sonst auch nicht für die Abiturienten. Da hatten wir dann sogar vielleicht einen kleinen Vorteil. Aber es ist tatsächlich grundsätzlich viel Unterricht weggefallen. Das ist gerade für Schüler, die zu Hause nicht die optimale familiäre oder technische Situation haben, ein großer Nachteil für die Prüfungen.

Kennen Sie andere Abiturienten, bei denen alles total anders lief als bei Ihnen?

Ja, absolut. Die Diskrepanzen zwischen den Bezirken und auch den einzelnen Schulen sind sehr groß. Das liegt, glaube ich, daran, dass die Senatsverwaltung viele wichtige Entscheidungen, auf die Schulen abgewälzt hat. Und die Schulen somit während der Pandemie ganz oft selbst entscheiden mussten, wie sie was machen. Meine Schule hat beispielsweise relativ früh wieder Präsenzunterricht in den Prüfungsfächern für uns angeboten. Es gab aber auch Schulen, die früh wieder Präsenzunterricht in allen Fächern angeboten haben. Und es gab Schulen, die gar keinen Präsenzunterricht angeboten haben. Das führt dazu, dass manche Schüler besser auf die Abiturprüfungen vorbereitet sind als andere. Da fehlen dann die Vergleichbarkeit und auch irgendwie die Fairness.

Das wäre meine nächste Frage: Wie fair ist das?

Das ist nicht sehr fair. Letztendlich glaube ich aber, dass die Abiturprüfungen für Schülerinnen und Schüler, die jetzt viel Zeit im Distanzunterricht zu Hause verbracht haben, auch eine Chance darstellen, sich zu verbessern und jetzt die Leistung zu bringen, die sie davor vielleicht nicht gebracht haben. Aber die Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Abiturprüfungen zu erleichtern – wir haben ja jetzt mehr Wahlmöglichkeiten und mehr Bearbeitungszeit und es gab auch die erwähnten Repetitorien – stellen ja schon die Möglichkeit dar, die fehlende Chancengleichheit auszugleichen.

Welche Schüler profitieren von der jetzigen Situation?

Gut ausgestattete Schüler, Schüler, die zu Hause einen Ort haben, an dem sie gut lernen können. Und vielleicht auch Schüler, die schriftlich besser arbeiten als mündlich. Das ist genau ein Schülertyp – und die anderen Schüler wurden extrem benachteiligt. Ich beispielsweise bin, wie wohl die meisten, einer der Schüler, die schriftlich schlechter als mündlich sind. Das war im Online-Unterricht schwierig.

Haben Sie Sorge, lebenslang auf einem "besonderen" Abitur zu sitzen?

Die Sorge hätte ich gehabt, wenn wir ein Durchschnittsabitur bekommen hätten. Das hätte den Abschluss schon irgendwie entwertet. Dann hätten bestimmt alle gesagt, wir hätten ihn ohne Prüfung hinterhergeschmissen bekommen. Aber in der jetzigen Lage – wir haben dann schließlich während einer globalen Pandemie Abitur gemacht - muss das ja nicht nur negativ gesehen werden, sondern vielleicht auch als Leistung. Dass wir das geschafft haben, während dieser besonderen Situation diese Prüfung abzulegen.

Hätte es für Sie eine Exit-Strategie gegeben?

Ja, wir hatten ja ein Rücktrittsrecht vom Senat. Da wurde, glaube ich, auch die Frist verlängert. Und für die, die zurückgetreten sind, wird das Jahr, das sie wiederholen, nicht auf die maximale Verweildauer angerechnet. Das haben auch viele Schüler und Schülerinnen wahrgenommen.

Was hätte anders und besser laufen sollen?

Es waren mehrere Dinge echt schwierig. Einmal war der Online-Unterricht vor allem im ersten Lockdown echt nicht so gut, wie er hätte sein können. Es ist schon klar, dass da alle lernen mussten, aber das war in vielen Fächern echt unter aller Sau, was wir da bekommen haben. Das war im zweiten Lockdown dann besser, da hatten sich alle dran gewöhnt. Aber es ist echt schwierig zu arbeiten, wenn sich Lehrer gar nicht melden, sie kein Feedback geben, keinen guten Unterricht machen. Viele haben ja auch immer nur das gleiche gemacht – Blätter gesendet – und sich keine neuen digitalen Unterrichtsformen ausgedacht, die spannend waren.

Für uns gibt und gab es auch kaum Studienberatung oder überhaupt Beratung, was man jetzt machen kann. Normalerweise hätten wir die vergangenen Wochen ganz viel im Austausch mit irgendwelchen Centern und Beraterinnen und Beratern gestanden, die einem zeigen, was man alles machen kann. Die einem helfen dabei, was man für ein Stipendium und einen passenden Lebenslauf und so weiter machen muss. Das hat vollkommen gefehlt. Viele, das merke ich auch bei meinen Mitschülerinnen und Mitschülern, stecken in einer gewissen Orientierungslosigkeit.

Außerdem gab es entweder zu wenig Angebote oder Zugang zu Angeboten für die mentale Gesundheit. Wir selbst haben eine Umfrage zur mentalen Belastung im Home-Schooling gemacht. Die Ergebnisse waren echt schockierend. Viele Schüler wussten nicht, wohin sie sich bei psychischen Problemen wenden konnten. Und viele gaben auch an, unter dem Home-Schooling psychisch zu leiden. Das hätte man definitiv früher erkennen und digital zugängliche Angebote schaffen sollen.

Was zudem oft unterschätzt wird ist, wie sehr uns Freizeitangebote fehlen. Auch als Ausgleich zum dauerhaften Lernen und vor dem Computer sitzen. Das macht das alles noch deutlich schwieriger.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sabine Priess, rbb|24

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.04.2021, 15:20 Uhr

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20 Kommentare

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  1. 20.

    Phrasen sind Zeitverschwendung - da stimme ich Ihnen voll und ganz zu.

  2. 19.

    Kontrolliert wurde der geleistete (online) Unterricht meines Freundes genau ein Mal: als er sich neulich weigerte, 30 Berufsschüler in der 1. Stunde zu testen ohne jedes Equipment. Da kamen gleich Drohgebärden und er musste den Unterrichtsplan und Aufzeichnungen vorlegen... Ohne Worte, Senat!!

  3. 18.

    Ihr Beitrag ist ein Schlag ins Gesicht aller derer, dis sich engagiert für ihre Schülerinnen und Schüler einsetzen. In jeder Branche gibt es auch schwarze Schafe, aber das ist normal. Können Sie den Lehrkräften ihr Gehalt nicht! Wo sollen denn ihre heißgelobten Führungskräfte herkommen?

  4. 17.

    Gutes Interview, sehr abgeklärt und sachlich, da kann sich manch Erwachsener ein Beispiel daran nehmen.

    Nepomuk, ich wünsche dir und allen deinen Mitstreiter*innen für die nächsten Tage ganz viel Kraft, Konzentration und den bestmöglichen Erfolg! :-)

  5. 16.

    Das liegt daran, das "Lotte" nicht wissen kann, das ein Lehrer z.Z. 60-70 h/Woche arbeitet und was genau die machen/riskieren/ankämpfen. Ist auch nicht weiter schlimm, wenn manche nicht erkennen, dass ein "Fensterölgipfel" pure Zeitverschwendung ist. Die Elternschaft ist gespalten: 50% wollen Schule auf - unter welchen Eindämmungsvoraussetzungen sagen sie nicht: AHA-L-Regeln - da sind die Schulen alleine gelassen. Bürokratie gibt es viel: Lüftungsanweisungen, Testlisten verwalten, Lernstoff strecken/verteilen, Prüfungsordnungen umsetzen usw. Eindämmung sieht anders aus...Unterstützung, um effektiv einzudämmen = 0, geschweige denn Reinigung der Räume/Toiletten/Geländer usw. Sogar Türklinken werden von Lehrern desinfiziert...Und die Schulleiter wissen wie es geht, aber die will keiner hören, weil...

  6. 15.

    @Rbb, guter sachlicher und ausführlicher Artikel, in dem sich viele Parallelen zu eigenen Erfahrungen auftun. Einige Kommentare hier kann ich voll bestätigen. Auch im Wechselunterricht an unserem Gymnasium sind jeden 2. Tag quasi Ferien für die Schüler im Distanzunterricht, Hausaufgaben oder Aufgaben zur Vorbereitungen auf den nächsten Präsenztag gibt es so gut wie nicht. Videokonferenzen hatte mein Kind noch nie. Da läuft es an manchen Grundschulen und an privaten Schulen nach meiner Beobachtung besser. Für Schüler die an weiterführende Schulen wechseln, sollte künftig die Digitalisierung der jeweiligen Schule ein wichtiges Auswahlkriterium sein.

  7. 14.

    Ein beeindruckender junger Mann, wie ich finde. Für uns alle ist die derzeitige Situation ohne Frage schwer aber ich hätte sie auch nicht durchleben wollen, als ich in seinem Alter war. Es entfällt so vieles, so viele schöne Erfahrungen, die einen durchs Leben begleiten. Bei uns allen, natürlich. Aber gerade in dem Alter, so kurz bevor der "Ernst des Lebens" richtig losgeht, ist es schon besonders schade und vor allem nicht nachzuholen. Aber auch sein Erfahrungsbericht bestätigt immer wieder: Lehrer sein ist für die einen Beruf, für die anderen Berufung. Letztere werden derzeit leider nicht entsprechend gewürdigt. Aus meiner eigenen persönlichen Erfahrung aus 13 Schuljahren und 5 Ausbildungs-/Studienjahren sind das aber leider die wenigsten. Die wirklich guten Lehrer wirken dafür aber auch noch heute positiv nach.

  8. 13.

    Das klingt sehr gut, machen Sie bitte konkrete Vorschläge. Ich glaube, im Kern wollten Sie sagen, Beamte bekommen ihr Geld und machen nichts. Hier liegt das Kernproblem, der Lehrer wird von Ihnen zum Sündenbock, obwohl in diesem Artikel nichts davon transportiert wird. Hier geht es um Ungleichheit in den Elternhäusern und ja, es gibt furchtbar arme, aber auch unfähige Eltern. Übrigens, Lehrer, Studienräte, sind Menschen, die auch von Corona betroffen sind und erkranken. Kennen Sie den Krankenstand der Lehrer und die Bemühungen aller, online und daheim alle Prüfungsvorbereitungen zu organisieren? Hören Sie auf, mit Parolen die Gesellschaft zu spalten.

  9. 12.

    Lotte, aus welchem Webinar haben Sie diese Phrasenansammlung.Selbstverständlich wird Unterricht durch die Methode der Kollegialen Hospitation und Beratung "kontrolliert" . Ebenso durch die regelmäßige Lehrerbeurteilung( zwar nur alle 5 Jahre). Pünktliche Gehälter werden in allen Behörden und Unternehmen gezahlt ausser bei wirtschaftlichen Schieflagen mancher Firmen. Die Qualität der Arbeit ist meist nicht das Kriterium - siehe die extremen Unterschiede bei Handwerksbetrieben. Besonders Gewerkschaften fordern Tariflöhne unabhängig von der Qualität der Arbeit- "gute Arbeit" ist nicht definiert.
    Gestaltet wird Schule zudem von allen Beteiligten, an manchen Schule mehr als an anderen. Und verwaltet werden muss das ganze tatsächlich auch z.B. das Geld der Behörden für die Gestaltungsmöglichkeiten.
    Phrasen sind Zeitverschwendung.

  10. 11.

    So sieht es leider an vielen deutschen Schulen aus.

    Komischerweise wird nie die Qualität des Lehrers Informationen zu vermitteln überprüft. Mag sein das ein Lehrer theoretisch sein Fach hervorragend beherrscht, es nützt aber nix, wenn er es den Schülern nicht vermitteln kann, weil er quasi nur einen Weg dafür benutzt.

    Und was passiert wenn sich Schüler oder Lehrer beschweren, selbst wenn mehrere Schüler Beispiele bringen. Es passiert nix. Was aber durchaus passiert/passieren kann ist das schriftliche Bewertungen (in manchen Fächern wie Deutsch oder Englisch sehr einfach möglich)oder spätestens die mündliche Leistung spontan schlechter ausfällt.

    Liebste Aussage die immer verwendet wird, wenn auf einmal alle schlechter werden und der Lehrer natürlich gar nichts damit zu tun hat. "Das ist der schlechteste Jahrgang den wir je hatten". Hat auch der darauffolgende Jahrgang beim gleichen Lehrer gehört. Und wer weiß wie viele schon davor.

    Und ja, es gibt wirklich tolle Lehrer!!!

  11. 10.

    Endlich macht diese Pandemie eines der Grundprobleme deutscher Schulen offen: Unterricht als eigentliches Kerngeschäft von Schule wird nicht kontrolliert. Gehälter werden unabhängig von der Unterrichtsqualität stets pünktlich und vollumfänglich gezahlt. Es gibt für engagierte Lehrer keinen Entwicklungsanreiz und für die „Altbewährten“ keine Grund sich zu bewegen. Schule muss endlich professionell gemanagt werden. Dazu braucht es Führungskräfte, keine Leiter, weil Leitung verwaltet, Führung gestaltet.

  12. 9.

    Ich teile Ihre Auffassung nicht. Unsere Tochter besucht ein grundständiges Gymnasium. Paralleler Unterricht erfolgt nicht, sondern ausschließlich Wechselunterricht. An jedem 2. Tag gibt es für die Schüler nichts (!) zu tun. Sie haben frei. Und bevor Sie fragen: nein, noch nicht mal Hausaufgaben. Die Lehrer machen Präsenzunterricht für die halbe Klasse an einem Tag und am nächsten für die andere Hälfte. Die Gruppe, die zuhause ist, hat nichts zu tun. Die Lehrerstunden haben sich ja nicht verdoppelt und verdreifacht. Sie brauchen jetzt nur die doppelte Zeit, um die Hälfte des Stoffes zu unterrichten. Der Onlineunterricht in den letzten Monaten erschöpfte sich, genau wie der Abiturient es schildert, in vielen Fällen auf das Einstellen von Aufgaben in Teams mdBu Bearbeitung bis zum...Rückmeldung gab es kaum. Und ich meine jetzt nicht: ‚oh, das hast du aber schön gemacht!‘, ein simples Lösungsblatt zum Abgleich hätte vielen Schülern schon gereicht. Gab‘s aber nicht.

  13. 8.

    Sorry für die zu vielen Tippfehler. War parallel zum Einrichten der Technik zum Präs-unterricht und der zeitgleichen Viko- Teilnahme der anderen Klassenhälfte. Ist doch besser, nicht 3 Dinge gleichzeitig zu tun. Jetzt ist Pause, da brauch ich mich nur ums Lüften zu kümmern.

  14. 7.

    Ja sorry, bei uns sind es genau ZWEI Lehrer, die auch mal eine Videokonferenz machen, aber nicht zum Unterricht, sondern Vorbereitung für den MSA. Es ist also so, dass man pro Woche 2 oder 3 Tage frei hat, und in der Schulcloud irgendwann (!) eine Aufgabe findet zu dem Fach. Diese Aufgaben sprengen meist noch jeden Rahmen und sind für die Nebenfächer.

    Aber das Interview war sehr diplomatisch und überlegt. Respekt. So gefährdet er auch nicht die Abi-Zensur. Letztes Jahr war der Abi-Schnitt ja sogar besser ohne Präsenzunterricht und Videokonferenzen. Vermutlich, weil man als Schüler endlich Zeit zu Hause hatte, sich vorzubereiten... da stört Anwesenheit in der Schule nebst Hausaufgaben und Ringelpietz nur...Sollte man vielleicht immer so machen, ab Zeugnisferien zu Hause vorbereiten, Lehrer stehen für Fragen aber bitte bereit.

  15. 6.

    Sehr interessantes Interview und vor allem reflektierte Sichtweise. Ja, wie gut Homeschooling ist liegt vor allem an der Situation der einzelnen Schüler*innen und der Möglichkeiten, die die Lehrer*innen nutzen. Es fehlt allerdings eine Auseinandersetzung mit den individuellen Situationen der Lehrer*innen. Wie sieht deren familiäre Situation aus, rennen drei Kinder zu Hause rum, die auch beschult werden müssen, oder muss vielleicht auch die Lehrkraft und deren Partner in einer kleinen Einzimmer-Wohnung Homeoffice machen. Handelt es sich um eine ausgebildete Lehrkraft oder vielleicht Seiteneinsteiger, Quereinsteiger, Vertretungskraft. Wie technikaffin ist die Lehrkraft. Immerhin gibt es im Berliner Schuldienst noch Lehrkräfte die ihre Studienleistungen auf Schreibmaschine getippt haben. Für die ist das erstellen einer pdf-Datei schon ein Herausforderung. Zudem fehlt gerade in solchen Dingen der Austausch zwischen den Lehrkräften.

  16. 5.

    Die reflektierten Aussagen dieses Schülers zeigen, dass wir L offensichtlich nicht alles falsch gemacht haben. In meinem jetzigen LK gibt es viele kluge Abiturienten die durch Fleiß und Engagement durch die für sie als ältere Jugdndliche schwierige und unsichere Schulzeit gegangen sind. Sie haben unsere ersten knatterigen Videokonferenzen durchgehalten und wir haben ihre Nachfrage zum Arbeitsblatt am Samstagabend verziehen.
    Die Überschrift des Artikels enthält zwar eine richtige Aussage, ist aber subtil diskreditierend, da da der ungeneigte Leser hier ein Urteil über ale L impliziert und dies nicht den Hauptaussagen des I Interviews entspricht.
    Es ist auch schwierig zu arbeiten, wenn der /die Schüler/in sich gar nicht meldet. Auch das kommt vor.

  17. 4.

    Vielen Dank für Ihre Einschätzung, die ich im vollen Umfang unterstütze.
    So eine "Überschrift" würde in einer (Abitur)Prüfung als Thema verfehlt gewertet werden.
    Darüber sollte Frau Priess auch mal nachdenken, wenn es um die Auswahl einer passenden Schlagzeile geht.

  18. 3.

    Der angehende Abiturient spricht berechtigterweise eine Reihe möglicher Kritikpunkte an, aber als Titel wird "Es ist schwierig zu arbeiten, wenn sich Lehrer gar nicht melden" gewählt? Sicher gibt es Lehrerinnen und Lehrer, die wie beschrieben nur das Minimum machen. Sie über den Titel in den Fokus zu stellen, ist für die anderen, die ungeimpft 50, 60 Stunden pro Woche versuchen, parallel im Online- und im Präsenzunterricht ihren 100 bis 300 Schüler/innen vielseitigen, abwechslungsreichen, fachgerechten und schülerorientierten Unterricht anbieten, eine Beleidigung. Mit Blick auf die enthaltene Kritik an der Senatsverwaltung gibt der Titel die Hauptaussagen des Interviews zugleich nicht angemessen wieder.

  19. 2.

    Selten so ein ausgewogenes und reflektiertes Interview gelesen. Ich muss schon den Hut ziehen, er hat nicht gejammert und sachlich die aktuelle Lage beschrieben. Da brauchen wir uns um die Zukunft keine Sorgen machen, die Jugendlichen stehen scheinbar besser im Leben als mancher Erwachsener, Lehrer oder Politiker. Danke RBB, davon bitte mehr. Ich hoffe es lesen auch einige.

  20. 1.

    Bi meiner Tochter gibt es genau eine Lehrerin , die ordentlichen Onlineunterricht anbietet. Alle anderen senden pdfs. Meine Meinung zu diesem Beruf ist rapide gesunken.

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