Umfrage zum Lernen auf Distanz - Lockdown führt zu weniger Lernstunden bei Schulkindern

Di 20.04.21 | 15:29 Uhr
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Schülerinnen und Schüler einer Grundschule (Quelle: dpa/Marcel Kusch)
Bild: dpa/Marcel Kusch

Lockdown und Distanzunterricht führen zu klaren Defizite beim Lernen. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts widmet fast jedes vierte Kind dem Lernstoff nur zwei Stunden täglich. Täglicher Distanzunterricht findet nur für eine Minderheit statt.

Schulpflichtige Kinder haben laut einer Umfrage während der Schulschließungen Anfang 2021 mehr Zeit beim Fernsehen oder am Handy verbracht als mit Schulaufgaben. Das ist das am Dienstag veröffentichte Ergebnis einer Erhebung, die das Ifo-Institut unter Eltern vorgenommen hat.

Durchschnittlich 4,3 Stunden widmeteten demnach Schülerinnen und Schüler zu Hause dem Lernstoff. Das sei knapp eine Dreiviertelstunde mehr als während der ersten coronabedingten Schulschließungen vor einem Jahr, hieß es. Allerdings seien diese 4,3 Stunden insgesamt drei Stunden weniger Zeit für den Schulstoff als in den Zeiten vor Corona. Die Zeit, die Schülerinnen und Schüler der Umfrage zufolge beim Fernsehen, Computerspielen oder am Handy verbrachten, war dagegen mit 4,6 Stunden länger.

Nur ein Viertel hat täglich Distanzunterricht

"Besonders bedenklich ist, dass 23 Prozent der Kinder sich nicht mehr als zwei Stunden am Tag mit der Schule beschäftigt haben", sagte der Leiter des Ifo-Zentrums für Bildungsökonomik, Ludger Wößmann. "Die Corona-Krise ist eine extreme Belastung für die Lernentwicklung und die soziale Situation vieler Kinder."

Die Befragung ergab, dass nur rund ein Viertel der Schülerinnen und Schüler täglich gemeinsam mit der Klasse online unterrichtet wurden. 39 Prozent hatten hingegen nur einmal pro Woche Distanzunterricht. Circa jedes fünfte Kind (21 Prozent) nahm seit den ersten Schulschließungen Unterstützung wie Förder- oder Nachhilfeunterricht in Anspruch.

Schulschließungen belastender als in der ersten Welle

Für die Hälfte der Schülerinnen und Schüler waren die Schulschließungen im Frühjahr 2021 der Umfrage zufolge eine große psychische Belastung. Das sind deutlich mehr als während der Schließungen in der ersten Welle der Pandemie (38 Prozent). 76 Prozent litten besonders darunter, ihre Freunde nicht wie gewohnt treffen zu können.

Sendung: Inforadio, 20.04.2021, 12:20 Uhr

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21 Kommentare

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  1. 21.

    Sorry, aber welche Beweise brauchen Sie.
    Wie viele Infizierte brauchen Sie als Beweis an einer Schule?
    3 / 8 / 18 Schüler sowie Personal (persönliche Erfahrung)

    "... bei Sitzenbleiben kommt zum unbestreitbaren Schaden noch der Spott dazu. ..."
    Quark!
    1. Es gibt kein "Sitzenbleiben" - dieser Begriff ist veraltet und passt nun wahrhaftig nicht in die jetzige Situation
    2. Eltern und Lehrer MÜSSEN RICHTIG mit den Schülern (einzeln und im Klassenverband) sprechen, erklären und mit in die Entscheidung der Wiederholung einbeziehen.
    Viele Kinder begreifen mehr als gedacht, leider sind es oft die Erwachsenen, die das "Drama" machen.
    Siehe Tests an Schulen!

  2. 20.

    Das RKI hat vorbeugende Schulschließungen nie empfohlen => siehe Bundespandemieplan !
    die Idee kam NICHT von Fachleuten. Diese hätten Schulen vorübergehend geschlossen, FALLS ein Ausbruch dort beobachtet wird.

    Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass sie "groß" erscheint, Eindruck macht, man sich damit also "wichtig" machen kann, und nicht gefragt wird, wieviel es denn nütze? Ähnlich bei der Maskenpflicht: Psychologische Wirkung groß, medizinische unklar.

    Ich bin der Ansicht, keine Zeugnis des Schuljahrs 2020/21 sollte irgendeine rechtliche Wirkung haben dürfen - bei Sitzenbleiben kommt zum unbestreitbaren Schaden noch der Spott dazu.

    Schulpflicht mal andersrum gedacht:
    Hat nicht auch der Staat die Pflicht, Unterricht stattfinden zu lassen, außer er kann b e w e i s e n, dass es nicht anders geht?

  3. 19.

    Stimme zu, deshalb ist das Sozialleben der Kinder ja auch kaum eingeschränkt.

    Weiterhin frage ich mich, ob die Schulen sich regelmäßig mit dem Jugendamt in Verbindung setzen. Sie schreiben, dass es Eltern gibt, die keinen Bock haben ihre Kinder beim Lernen zu begleiten. Hier sehe ich eine ganz klare Kindeswohlgefährdung.

    Keine Zeit, das ist etwas anderes. Es gibt genug Eltern bei denen die Kinder rotieren. Da wird dann am Montag zu 6 in Familie A gelernt und an den anderen Wochentagen dann bei den anderen Familien, auch je nach Kompetenz der Eltern.

  4. 18.

    Sorry. Sie haben da etwas falsch verstanden. Sich mit 2, 3 oder 4 Freunden auf dem Spielplatz zu treffen ist etwas gänzlich Anderes als mit 23 anderen Kindern in einer Gruppe zu interagieren, den höflichen Umgang miteinander zu trainieren, wozu bspw. auch das Verhalten bzw. Agieren in Konfliktsituationen gehört.

  5. 17.

    Respekt, Herr E. , ehrlich. Die Kinder sind die GROESSTEN Verlierer. Ich bin Grundschullehrer und könnte jeden Tag heulen, wenn ich mehr oder weniger tatenlos zusehen muss, wie die Kinder auf der Strecke bleiben. Und Ihren Aufruf an den RBB verstehe und unterstütze ich voll und ganz. Früher gab es Bildungsfernsehen, wo wirklich Wissen vermittelt wurde. Aber WER WEIß DENN heute noch SOWAS ... ?

  6. 16.

    Die Zeit und die Möglichkeit, dem Kind / den Kindern zu helfen, müssen die Eltern haben. Das Wichtigste allerdings ist das Interesse der Eltern, sich ihres Kindes / ihrer Kinder anzunehmen. Das fehlt leider auch in sehr vielen Fällen. Leider. Es gibt leider (das darf auch nicht verschwiegen werden) sehr viele, die einfach keinen Bock haben, sich mit schulischen Dingen zu beschäftigen und froh sind, wenn die Kinder in der Schule sind. Einzelunterricht ist natürlich effizienter, logisch. Ist in der Schule genauso. Gemeinsames LERNEN kann man minimieren. Gemeinsames SPIELEN sollte man eher fördern. Soziales MITEINANDER ist Grundllage fürs Leben.

  7. 15.

    Danke an die Eltern, die hier mal schreiben, dass es bei Ihnen mit dem Lernen gut klappt. Ich kenne auch nur Kinder, die vom Homeschooling profitiert haben.

    Und btw, Kinder bis 14 Jahren dürfen sich uneingeschränkt treffen. Ich sehe da kein Isolationspotenzial.

  8. 13.

    Was für eine UNGLAUBLICHE Überraschung.

  9. 12.

    Das kann man aber nicht verallgemeinern. Mein Kind ist von Lockdown zu Lockdown besser geworden. Sie lernt bei Mama einfach effizienter als in der Schule. Ist ja auch logisch bei Einzelunterricht. Das setzt natürlich voraus das die Eltern auch die Zeit und die Möglichkeit haben, sich intensiv zu kümmern. Videounterricht hatten wir ganze drei mal während der gesamten Pandemie. Aber er war auch nicht wichtig. Für uns haben wir festgestellt das wir die Schule nicht so sehr brauchen als das wir Risiken für die Geundheit eingehen und das KInd in den Präsenzunterricht geben. Klar soziale Kontakte fehlen. Aber nach dem ersten Lockdown hat sich das Kind auch ganz schnell wieder an die anderen Kinder gewöhnt. Das sehe ich also auch lockerer während ich mir diesbezüglich im ersten Lockdown unglaublich Sorgen gemacht habe. Es ist sauanstrengend das stimmt, aber das ist es uns wert.....

  10. 11.

    Also ich finde die stellen sich mit dieser Aussage selber ein Bein. 4,3 Stunden sind gar nicht so wenig, wenn mal nachrechnet. Also eine Schulstunde 45 Minuten. Bei 6 Schulstunden sind wir bei 4,5 Stunden. Die Zeit alleine ist keine Aussage das die Kinder schlecht lernen.
    Und schon vorher muss man sich fragen, was von dieser Zeit wirklich gute lerntest in den Schulen für die Kinder war. Waren vorher auch schon nicht alle Lehrer sehr motiviert und spielen als Vertretung konnte man damals auch nicht als lernen bezeichnen. Das Schulsystem muss mal neu strukturiert werden und das ist nach Corona noch wichtiger als davor.

  11. 10.

    Es ist belastend für meine Kinder, aber nicht, weil sie nichts mit sich anzufangen wissen, sondern weil sie in allen Schulfächern Distanzunterricht bekommen, jeden Tag, meist in Form von zu erarbeiteten Lernstoffs inkl zu bearbeitender Aufgaben, punktuell ergänzt mit Videokonferenzen. Für manch einen mag das ein Wunsch sein, aber meine Kinder sind den ganzen Tag damit beschäftigt. Was jedoch fraglich ist, ob dabei wirklich was hängen bleibt, wenn nur abgearbeitet wird.

  12. 9.

    Echt jetzt? Das fällt euch schon auf?
    Mein Kind war dieses Jahr schon 5 Tage in der Lauch

  13. 8.

    2. Teil: ich glaube auch, dass das Fehlen der Kontakte mit Gleichaltrigen für die meisten Kinder längerfristige Auswirkungen haben könnte als weniger Lernstoff ...den holt man nach.
    Viele Kinder arbeiten ausserdem alleine schneller als in der Klasse, wo viel Organisations- , Warte- und "Disziplinierungszeit" stattfindet. Das ist keine Kritik an Schule, das ist in der Gruppe so. Der soziale Mehrwert von Gruppen- und Teamarbeit ist unbestritten, aber alleine ist man meist schneller - war doch in der eigenen Schul- und Studienzeit ebenso.

  14. 7.

    Wen wundert das? Vermutlich die Politiker.
    Alle andern, die es betrifft, wissen das doch schon lange.
    Auch nach einem Jahr gibt es keine klaren Ansagen an die Lehrer. Und durch das Testen gehen wieder zwei Unterrichtsstunden pro Woche verloren.
    Schade, dass die Bildung so vernachlässigt wird! Das lässt sich jetzt nicht mehr aufholen!

  15. 6.

    Schön wäre es, aber Lehrerinnen,Erzieher und Sozialpädagogen zählen bei den politisch Verantwortlichen nicht. Polizisten, die sich vom Dienstwagen aus das Gedrängel von 10 Eltern mit Maske am Handgelenk mit 20 Kindern an der Ecke vom Bäcker gegenüber der Kita anschauen schon eher. Die müssen sich auch ihren Kaffee dort holen., da können sie nicht auch noch.......Schade, dass die Polizei zur Zeit so ein Bild abgibt. Leider bei gutem Wetter fast täglich zu beobachten. Die L und Erz sind in direktem Kontakt mit der halben Klasse in ihrer Unterrichtszeit. Den online- U für die andere Hälfte machen sie zusätzlich....das werden dann nicht 2mal 100% ( dies als Info für 3.)
    Etwas mehr Fernsehen in dieser Zeit ist nicht so tragisch, wenn es das Richtige ist, es gibt ja gute Bildungsprogramme ,muss ja nicht nur Unterhaltung sein.

  16. 5.

    Statt hier immer nur zu berichten und ansonsten schön artig und bequem zu sein, sollte der RBB und all die anderen ÖR sich mal zusammensetzen und sich kurz besinnen ob nicht auch sie etwas dafür tun können das die Bildung der Kinder weiter geht.
    Nicht nur die Älteren sind in einer Notlage, unsere Kinder sind das auch!
    Warum nehmt ihr ÖR euch der Sache nicht an und macht Unterreicht via TV, das kann dich nicht so schwer sein!! Es finden sich ganz sicher Lehrer die sich bereit erklären würden.
    Das gab es auch alles schon mal, ist 30 Jahre her!
    Das ist inzwischen der 5 Aufruf an EUCH in den letzten 12 Monaten!!!
    Aber bleibt ruhig ganz "normal", macht weiter Quizzsendungen, oder berichtet vom Fußball, den ja eh nur noch die Profis spielen dürfen.
    Danke RBB & ÖR für euren Einfallreichtum!!!

  17. 4.

    Klingt das anklagend? Wem meinen Sie? Die Belastungen sind unstrittig und werden von ca. 80% gut gemeistert. Führen Sie mal die/Ihre Gedanken zu Ende, auch unter der Berücksichtigung eines eigenen Eindämmungsbeitrages, wer was besser machen kann unter welchen Voraussetzungen...

  18. 3.

    Das kann ich voll bestätigen. Wechselunterricht besteht zurzeit aus einem Tag Präsenzunterricht in der Schule und einem Tag "Ferien" - ich meine Distanzunterricht zu Hause, wo keinerlei Aufgaben von den Lehrern kommen, Videounterricht hatte mein Kind noch nie. Begründung der Schule: die Lehrer unterrichten ja schon die andere Klassenhälfte in Präsenz in der Schule, da können sie nicht doppelt arbeiten und noch die Kinder im Distanzunterricht betreuen.

  19. 2.

    Mein Kind hat sogar mehr gemacht als er machen sollte, das hat seine Lehrerin heute gesagt....

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