Umfrage zum Lernen auf Distanz - Lockdown führt zu weniger Lernstunden bei Schulkindern
Lockdown und Distanzunterricht führen zu klaren Defizite beim Lernen. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts widmet fast jedes vierte Kind dem Lernstoff nur zwei Stunden täglich. Täglicher Distanzunterricht findet nur für eine Minderheit statt.
Schulpflichtige Kinder haben laut einer Umfrage während der Schulschließungen Anfang 2021 mehr Zeit beim Fernsehen oder am Handy verbracht als mit Schulaufgaben. Das ist das am Dienstag veröffentichte Ergebnis einer Erhebung, die das Ifo-Institut unter Eltern vorgenommen hat.
Durchschnittlich 4,3 Stunden widmeteten demnach Schülerinnen und Schüler zu Hause dem Lernstoff. Das sei knapp eine Dreiviertelstunde mehr als während der ersten coronabedingten Schulschließungen vor einem Jahr, hieß es. Allerdings seien diese 4,3 Stunden insgesamt drei Stunden weniger Zeit für den Schulstoff als in den Zeiten vor Corona. Die Zeit, die Schülerinnen und Schüler der Umfrage zufolge beim Fernsehen, Computerspielen oder am Handy verbrachten, war dagegen mit 4,6 Stunden länger.
Nur ein Viertel hat täglich Distanzunterricht
"Besonders bedenklich ist, dass 23 Prozent der Kinder sich nicht mehr als zwei Stunden am Tag mit der Schule beschäftigt haben", sagte der Leiter des Ifo-Zentrums für Bildungsökonomik, Ludger Wößmann. "Die Corona-Krise ist eine extreme Belastung für die Lernentwicklung und die soziale Situation vieler Kinder."
Die Befragung ergab, dass nur rund ein Viertel der Schülerinnen und Schüler täglich gemeinsam mit der Klasse online unterrichtet wurden. 39 Prozent hatten hingegen nur einmal pro Woche Distanzunterricht. Circa jedes fünfte Kind (21 Prozent) nahm seit den ersten Schulschließungen Unterstützung wie Förder- oder Nachhilfeunterricht in Anspruch.
Schulschließungen belastender als in der ersten Welle
Für die Hälfte der Schülerinnen und Schüler waren die Schulschließungen im Frühjahr 2021 der Umfrage zufolge eine große psychische Belastung. Das sind deutlich mehr als während der Schließungen in der ersten Welle der Pandemie (38 Prozent). 76 Prozent litten besonders darunter, ihre Freunde nicht wie gewohnt treffen zu können.
Sendung: Inforadio, 20.04.2021, 12:20 Uhr