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Audio: Inforadio | 10.05.2021 | Peter Noack im Interview | Quelle: dpa/Britta Pedersen

Angebote in Arztpraxen bleiben knapp

Spitzentreffen sucht Ausweg aus Impfstoffmangel in Brandenburg

In Brandenburg haben bisher rund 28 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ihre Erstimpfung erhalten, knapp neun Prozent haben den vollen Impfschutz. Auf einem Landes-Impfgipfel soll nun über das Ziel beraten werden, das bis zum Herbst erreicht werden kann.

Wie soll es mit der Brandenburger Impfstrategie weitergehen? Um das zu besprechen, wollen sich am Montagabend Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), die Oberbürgermeister und Landräte, sowie Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin Brandenburg (KVBB) und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zu einem Landes-Impfgipfel treffen.

Viele Impfberechtige in Brandenburg müssen weiterhein auf einen Termin warten, auch weil Impfstoff fehlt. Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) wies am Sonntag darauf hin, dass wegen Impfstoffmangels immer noch nicht alle impfberechtigten Bürger schnell einen Termin bekommen könnten. Die Impfstoffmenge für Erstimpfungen sei weiterhin stark begrenzt, sagte der KVBB-Vorsitzende Peter Noack. So habe der Bund angekündigt, dass in der Woche ab dem 17. Mai maximal zwölf Impfdosen des Herstellers Biontech/Pfizer pro Arzt für Impfungen in den Praxen bestellt werden könnten. Gleichzeitig sei die Impfbereitschaft der Bevölkerung sehr groß.

Brandenburg liegt im Bundesvergleich auf dem vorletzten Platz, was die Erstimpfungen angeht. Bei den vollständig Geimpften liegt das Land im Mittelfeld. [impfdashboard.de]

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Noack: Bis zu 200.000 Impfungen pro Woche in Praxen möglich

Auf dem Impfgipfel wollen die Kassenärzte für einen geordneten Übergang vom Impfen in den Impfzentren zu den Arztpraxen werben. Aus ihrer Sicht ist die Versorgung in Praxen besser zu organisieren. Eine sofortige Schließung der Zentren lehnt die KVBB angesichts vieler noch vereinbarter Termine aber ab.

Der KV-Vorsitzende Noack warb am Montag im rbb-Inforadio erneut dafür, noch stärker in Praxen zu impfen und den Schwerpunkt hierhin zu verlagern: "Wir haben weitere Praxen, die ans Netz gehen werden, demnächst auch die Fachärzte, so dass wir davon ausgehen, dass weit über 2.000 Ärzte in Brandenburg impfen können", so Noack. Hochgerechnet seien so 100.000 bis 200.000 Impfungen in der Woche möglich. "Das heißt, es ist absehbar, dass wir das in Brandenburg schaffen können, wenn weiterhin genug Impfstoff kommt."

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Keine niedergelassenen Ärzte mehr für Impfzentren?

Allerdings könnten sich die Ärzte nicht teilen, so Noack. Daher könne das Nebeneinander von Impfzentren und Arztpraxen nur dann gehen, wenn es weitere ärztliche Ressourcen gebe. Das Impfen in den Zentren "müsste mit Ärzten geschehen, die nicht in den Arztpraxen arbeiten - zum Beispiel mit Ärzten, die in Rente sind und gern impfen wollen, mit Ärzten, die sich freiwillig zur Verfügung stellen, und durchaus auch mit Krankenhausärzten", so Noack.

Dass in Brandenburg einige Impfzentren, die bisher vom Land betrieben würden, von Landkreisen und Kommunen in Eigenregie über den 30. Juni hinaus offengehalten werden könnten, begrüße er grundsätzlich, aber: "Wir glauben, die braucht man gar nicht mehr, wenn alle Praxen ans Netz gehen." Klar sei, dass in solchen Impfzentren nicht auf niedergelassene Ärzte zurückgegriffen werden könne. "Wir wollen das partnerschaftlich klären. Von der Landesregierung wünsche ich mir beim Gipfel einen offenen Dialog", so der KV-Vorstandsvorsizende weiter.

In Brandenburg haben laut Bundesministerium für Gesundheit bisher 28,6 Prozent der Bürger mindestens eine Impfung gegen Corona erhalten. 9,3 Prozent sind vollständig geimpft (Stand: 8. Mai 2021).

Mediziner-Vertretungen planen eigenen Impfgipfel

Innenminister Michael Stübgen (CDU) hatte vergangene Woche im Gesundheitsausschuss des Landtags gesagt, um das Ziel des Impfangebots für alle bis September zu schaffen, müsse es im Durchschnitt 100.000 Impfungen pro Woche bei den niedergelassenen Ärzten geben. "Das ist eine enorme Belastung." In den Impfzentren müsse es mindestens 50.000 Impfungen pro Woche für Mai und Juni geben. Die Kassenärztliche Vereinigung habe allerdings angekündigt, sie sei wegen der Impfungen in Arztpraxen nicht in der Lage, langfristig alle Impfzentren offenzuhalten, so Stübgen.

Die Brandenburger Ärzte und Mediziner-Vertretungen kündigten in der vergangenen Woche an, einen eigenen Experten-Impfgipfel abzuhalten, um die Erfahrungen bei Impfungen gegen Corona weiter voranzubringen. Das Treffen soll voraussichtlich eine Woche nach dem Landes-Impfgipfel stattfinden.

Sendung: Inforadio, 09.05.2021, 13 Uhr

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