Bisher keine Stiko-Empfehlung - Brandenburger Bildungsministerin Ernst will Impfung für Kinder ab 12 Jahren

In gut einer Woche beginnt in Brandenburg das neue Schuljahr. Grundschüler sollen dann Masken tragen und es soll weiterhin kräftig gelüftet werden. Die Bildungsministerin sieht die Schulen gut aufgestellt - aber noch Handlungsbedarf beim Impfen.
Die Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) fordert, Kinder und Jugendliche schon ab 12 Jahren zu impfen. "Ich sehe das unbedingt so", betonte Ernst am Donnerstagmorgen im Inforadio des rbb. Zuvor hatte dies auch schon Ministerpräsident Dietmar Woidke, ebenfalls SPD, gefordert,
Bisher rät die Ständige Impfkommission (Stiko), 12- bis 16-Jährige nur bei bestimmten Vorerkrankungen zu impfen. Die europäische Arzneibehörde Ema hat bereits die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer für diese Altersgruppe freigegeben.
Ernst: "Stiko-Empfehlung wäre hilfreich"
Ernst forderte von der Stiko, eine klare Empfehlung für diese Impfungen auszusprechen. Das Gremium habe ja auch schon festgestellt, dass das Infektionsgeschehen unter Kindern nicht gefährlich sei und Erkrankungen unter Kindern nicht schwer verliefen. "Damit haben wir auch Rückenwind für offene Schulen", so Ernst. Eine klare Empfehlung der Stiko wäre aber in jedem Fall "hilfreich, weil viele Eltern natürlich unsicher sind, wie sie handeln sollen."
Ministerpräsident Woidke hatte sich am Mittwoch bei der Kabinettsitzung ebenfalls dafür ausgesprochen, Kinder und Jugendliche schon ab 12 Jahren zu impfen. Auch er appellierte an Stiko, ihre Empfehlung zu überdenken.
Impfquote unter Lehrkräften liegt bei bis zu 90 Prozent
Bildungsministerin Ernst kündigte im Inforadio-Interview an, dass Berufsschulen Impfungen für Schülerinnen und Schüler anbieten werden: "Wir müssen da näher an die Menschen ran und starten an den Oberstufenzentren mit mobilen Impfteams. Die Schüler an Berufsschulen werden ein Impfangebot bekommen."
Wie viele Lehrkräfte in Brandenburg zum Schulstart durchgeimpft sein werden, konnte Ernst mit Verweis auf den Datenschutz nicht sagen. Nach Umfragen unter den Schulleitungen im Land gehe man hier aber von einer Impfquote "zwischen 75 und 90 Prozent" aus. Ernst appellierte grundsätzlich an alle Erwachsenen in Brandenburg, sich impfen zu lassen: "Jeder geimpfte Erwachsene trägt dazu bei, dass Schulen nicht geschlossen werden müssen." Es gelte auch weiterhin, Präsenzunterricht zu ermöglichen.
Ernst verteidigt "zwei Schutzwochen" an Grundschulen
Die Bildungsministerin verteidigte im Inforadio die Entscheidung des Brandenburger Kabinetts, die Maskenpflicht auch in Grundschulen während der ersten beiden Schulwochen nach den Ferien aufrechtzuerhalten: "Das war keine leichte Entscheidung, aber wir wollen einen sicheren Schulstart." Man erwarte eine große Welle von Reiserückkehrern und wolle Infektionen in den ersten Wochen verhindern, daher habe man sich für "zwei Schutzwochen" an den Grundschulen entschieden.
Die Maskenpflicht gelte in jedem Fall in den Innenbereichen der Schulen, "im Hort während der pädagogischen Angebote nicht, so dass die Kinder Masken nicht den ganzen Tag tragen müssen", so Bildungsministerin Ernst.
Wie viele Luftfilteranlagen zum Schulstart in Brandenburger Unterrichtsräumen installiert sein werden, konnte Ernst derweil nicht sagen. Klar sei aber in jedem Fall: "Das regelmäßige Lüften ist durch nichts zu ersetzen, Luftfilter können hier nur eine Unterstützung sein."
Auch Testpflicht bleibt bestehen
Das Brandenburger Kabinett hat am Mittwoch eine zweiwöchige Maskenpflicht für Schüler aller Altersgruppen beschlossen, für zwei Wochen auch für Grundschüler und im Hort.
Bei langen Klausuren und während des Stoßlüftens sollen die Masken abgenommen werden dürfen. Ausgenommen ist auch der Sportunterricht. Zudem gilt die Maskenpflicht ab der 7. Klasse auch über die ersten zwei Wochen nach den Ferien hinaus und eine regelmäßige Corona-Testpflicht in allen Schulen. Die Schule darf nur betreten, wer sich zwei Mal die Woche einem Test unterzieht.
Sendung: Inforadio, 29. Juli 2021, 7:05 Uhr
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